Italien (italienisch Italia [iËtaËlja]), amtlich Italienische Republik (italienisch Repubblica Italiana [reËpubblika itaËljaËna]), ist ein Staat in SĂŒdeuropa. Mit knapp 60 Millionen Einwohnern ist es das sechstbevölkerungsreichste Land Europas. Die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt ist Rom und das Wirtschafts- und Finanzzentrum ist Mailand.
Das italienische Staatsgebiet liegt zum gröĂten Teil auf der auf drei Seiten vom Mittelmeer umgebenen Apenninhalbinsel, der anschlieĂenden Norditalienischen Tiefebene sowie im sĂŒdlichen Alpenbogen. Dazu kommen die groĂen Inseln Sizilien und Sardinien sowie mehrere kleinere Inselgruppen. Landgrenzen bestehen zu Frankreich, der Schweiz, Ăsterreich und Slowenien sowie zu den Kleinstaaten Vatikanstadt und San Marino, die vollstĂ€ndig vom italienischen Staatsgebiet umschlossen sind.
In Italien wurden viele bedeutende BeitrÀge zum kulturellen und historischen Erbe Europas und der Welt geleistet. Das Gebiet des heutigen Italien war in der Antike die Kernregion des Römischen Reiches. Die Stadt Rom ist zudem seit der SpÀtantike bis heute eines der wichtigsten Zentren der Christenheit. Die Toskana und die rivalisierenden italienischen Stadtstaaten bildeten das Kernland der Renaissance. Auch in den Epochen des Barock und des Klassizismus war Italien ein kulturelles Zentrum. Italien ist das Land mit den meisten WelterbestÀtten der UNESCO (60) und mit rund 65 Millionen Touristen jÀhrlich eines der meistbesuchten LÀnder der Welt.
Mit dem Risorgimento entstand im 19. Jahrhundert der moderne italienische Nationalstaat: Von 1861 bis 1946 bestand unter dem Haus Savoyen das Königreich Italien, das rapide industrialisiert wurde, zu einer europĂ€ischen GroĂmacht aufstieg und ab den 1880er Jahren ein Kolonialreich in Nord- und Ostafrika errichtete. Die kostspielige und verlustreiche Teilnahme am Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 fĂŒhrte zwar zur VergröĂerung des Staatsgebietes, aber auch zu schweren sozialen Unruhen und ebnete den italienischen Faschisten den Weg zur Macht. Das faschistische Regime herrschte von 1922 bis 1943/45 ĂŒber Italien und fĂŒhrte das Land 1940 auf der Seite der AchsenmĂ€chte in den Zweiten Weltkrieg, welcher 1945 in einer Niederlage endete und zum Verlust der Kolonien sowie geringfĂŒgigen Gebietsabtretungen fĂŒhrte. Im Juni 1946 wurde die Monarchie durch eine Volksabstimmung abgeschafft und die heutige Republik ausgerufen.
Italien zĂ€hlt laut Index der menschlichen Entwicklung als Industriestaat zu den höchstentwickelten LĂ€ndern der Erde. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Italien die drittgröĂte Volkswirtschaft der EuropĂ€ischen Union (EU) und die achtgröĂte der Welt. Das Land genieĂt einen hohen Lebens- und Bildungsstandard und hat eine der höchsten Lebenserwartungen. Die italienischen StreitkrĂ€fte gehören zu den schlagkrĂ€ftigsten der Welt und werden innerhalb der NATO als die viertstĂ€rksten eingestuft.
Italien ist Mitinitiator der EuropĂ€ischen Integration und GrĂŒndungsmitglied der EU, des Europarates, der NATO und der Lateinischen Union. Das Land ist Mitglied der G7, der G20, der Vereinten Nationen (UNO), der Organisation fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Welthandelsorganisation (WTO).
FĂŒr die Herkunft des Wortes Italia existieren zahlreiche Hypothesen. Eine davon ist, dass der Name ĂŒber das Griechische aus dem oskischen VĂteliĂș (âLand der KĂ€lberâ von vitulus âKalbâ) entlehnt ist. Der griechische Historiker Dionysius von Halikarnassos stellt diese Behauptung zusammen mit der Legende auf, dass Italien nach Italos benannt wurde, der auch von Aristoteles und Thukydides erwĂ€hnt wird.
Nach Antiochus von Syrakus bezeichneten die Griechen mit dem Begriff Italien zunĂ€chst nur den sĂŒdlichen Teil der Halbinsel Bruttium, welcher der Region um die heutigen Gemeinden Reggio sowie zum Teil Catanzaro und Vibo Valentia entspricht. Zur Zeit Antiochus wurde die umfassendere Bezeichnung von Oinotria und âItalienâ jedoch synonym verwendet und der Name galt auch fĂŒr den gröĂten Teil von Lucania. Strabons âDie Geographieâ zufolge wurde der Name vor der Expansion der römischen Republik von den Griechen verwendet, um das Land zwischen der StraĂe von Messina und der Verbindungslinie zwischen dem Golf von Salerno und dem Golf von Tarent zu bezeichnen. Diese Abgrenzung entspricht in etwa der heutigen Region Kalabrien. Nach und nach kamen die Griechen dazu, den Namen âItaliaâ auf eine gröĂere Region anzuwenden. ZusĂ€tzlich zur Hypothese des âgriechischen Italienâ im SĂŒden haben Historiker die Existenz eines âetruskischen Italiensâ vorgeschlagen, das verschiedene Gebiete Mittelitaliens abdeckt.
Dagegen sind die Grenzen des römischen Italiens, Italia, besser festgelegt. Catos Origines, das erste in Latein verfasste Geschichtswerk, beschrieb Italien als die gesamte Halbinsel sĂŒdlich der Alpen. Nach Cato und mehreren römischen Autoren bildeten die Alpen die âMauern Italiensâ. Im Jahr 264 v. Chr. erstreckte sich das römische Italien von den FlĂŒssen Arno und Rubicon im nördlichen Zentrum der Halbinsel bis in den gesamten SĂŒden. Das nördliche Gebiet des Gallia cisalpina, des Galliens diesseits der Alpen, wurde in den 220er Jahren v. Chr. von Rom besetzt und galt geographisch und de facto als Teil Italiens. Es blieb jedoch zunĂ€chst politisch und de jure getrennt, bis es 42 v. Chr. durch den Triumvir Octavian als Umsetzung der unveröffentlichten Akte Caesars (Acta Caesaris) rechtlich in die Verwaltungseinheit Italiens eingegliedert wurde. Die Inseln Sardinien, Korsika, Sizilien und Malta wurden 292 n. Chr. durch Diokletian zu Italien hinzugefĂŒgt.
Der GroĂteil des Staatsgebiets liegt auf der von Nordwest nach SĂŒdost gerichteten Apenninhalbinsel, die in ihrer Form an einen Stiefel erinnert. Die maximale LĂ€nge der weitenteils vom Gebirgszug des Apennin geprĂ€gten Halbinsel betrĂ€gt rund 1000 km, die maximale Breite rund 240 km. Auf drei Seiten ist sie von Teilmeeren des Mittelmeers umgeben, nĂ€mlich vom Ligurischen, Tyrrhenischen, Ionischen und Adriatischen Meer. Im Mittelmeer liegen die zwei mit Abstand gröĂten italienischen Inseln Sardinien und Sizilien sowie mehrere kleinere Inselgruppen. Die gesamte KĂŒstenlĂ€nge betrĂ€gt 7600 km. Nördlich schlieĂt an die Halbinsel die Po-Ebene an, die den Hauptteil der dicht besiedelten Norditalienischen Tiefebene ausmacht. Den nördlichen Abschluss findet das Staatsgebiet in den Alpen, wo es teilweise den Alpenhauptkamm erreicht.
Intern wird Italien hĂ€ufig in Ober-, Mittel- und Unter-/SĂŒditalien (auch Mezzogiorno genannt) gegliedert.
Angrenzende Staaten sind Frankreich (LĂ€nge der gemeinsamen Staatsgrenze: 488 km), die Schweiz (734,2 km), Ăsterreich (430 km), Slowenien (232 km) sowie die Enklaven San Marino (39 km) und die Vatikanstadt (3 km). Die Landesgrenzen haben eine GesamtlĂ€nge von etwa 2000 km. Italien besitzt mit der Gemeinde Campione dâItalia eine von der Schweiz umgebene Exklave. Zu Kroatien besteht eine Seegrenze.
Italien ist gröĂtenteils gebirgig. Der Apennin durchzieht die nach ihm benannte Halbinsel entlang der LĂ€ngsachse und erreicht mit 2912 m s.l.m. seine gröĂte Höhe im Gran Sasso. Im Norden gehört ein groĂer Teil der Alpen zu Italien: Höchster Gipfel ist der Mont Blanc (Monte Bianco) mit 4805,59 m, welcher an der Grenze zu Frankreich liegt. (Der Grenzverlauf auf dem Mont Blanc ist allerdings umstritten. Nach französischer Auffassung ist der Mont Blanc de Courmayeur mit seinen 4748 m s.l.m. der höchste Gipfel Italiens.) Das höchste Bergmassiv, das vollstĂ€ndig auf italienischem Boden steht, ist der Gran Paradiso mit 4061 m s.l.m. in den Grajischen Alpen.
Die italienischen KĂŒsten sind speziell auf der Westseite durch zahlreiche Buchten gegliedert, darunter den Golf von Neapel.
Die Po-Ebene (ital. Pianura Padana) im Norden ist mit einer FlĂ€che von 50.000 kmÂČ die mit Abstand gröĂte Ebene Italiens.
Hydrografisch gehört Italien fast ausschlieĂlich zum Mittelmeer. Einzig das Tal des Lago di Livigno und der oberste Teil des Val dâUina entwĂ€ssern ĂŒber Inn und Donau ins Schwarze Meer. Dorthin entwĂ€ssert ebenfalls die Drau, die im Pustertal in SĂŒdtirol entspringt, sowie die Gailitz, die das Gebiet um Tarvis durchflieĂt. Ferner entwĂ€ssert das Tal des Lago di Lei ĂŒber den Rhein in die Nordsee. Die lĂ€ngsten FlĂŒsse sind der Po (652 km), die Etsch (410 km) und der Tiber (405 km), gefolgt von der Adda und dem Oglio. Zu den gröĂten italienischen Seen zĂ€hlen der Gardasee, der Lago Maggiore und der Comer See in Oberitalien sowie der Bolsenasee und der Trasimenische See in Mittelitalien.
Zu Italien gehören die groĂen Mittelmeerinseln Sizilien und Sardinien sowie die Inselgruppen der Liparischen und Ăgadischen Inseln nördlich sowie westlich von Sizilien. Rund um Sardinien liegen zahlreiche kleine Inseln, unter anderem der Sulcis-Archipel, Asinara und der La-Maddalena-Archipel. Die Pontinischen Inseln erstrecken sich vor der KĂŒste Latiums. Im Tyrrhenischen Meer befinden sich zudem der Kampanische Archipel (darunter die Inseln Capri und Ischia), der Toskanische Archipel (auch Elba) und die Liparischen Inseln. In der Adria liegen die Tremiti-Inseln. Die Pelagischen Inseln, zu denen auch Lampedusa gehört, und die Insel Pantelleria gehören geologisch bereits zu Afrika.
Aufgrund der geologischen VerhĂ€ltnisse kommt es immer wieder zu Erdbeben in Italien. Das heftigste Beben des 20. Jahrhunderts mit einer StĂ€rke von 7,2 auf der Richterskala ereignete sich im Jahr 1908 in Messina und Reggio Calabria. Es starben rund 120.000 Menschen. 1915 forderte ein Erdbeben bei Avezzano in den Abruzzen 30.000 Menschenleben. Die sĂŒditalienische Region Irpinia wurde 1980 von mehreren starken Beben getroffen, deren AuslĂ€ufer von Portici bei Neapel bis nach Potenza in der Basilikata reichten; dabei starben 3000 Menschen. Am 31. Oktober 2002 kam es zu einem starken Beben in San Giuliano di Puglia (Region Molise): 30 Menschen, davon 27 Kinder, wurden in den TrĂŒmmern eines eingestĂŒrzten SchulgebĂ€udes verschĂŒttet. Das Erdbeben im Friaul 1976 forderte 965 Menschenleben. Am 6. April 2009 ereignete sich in LâAquila ein schweres Erdbeben mit einer StĂ€rke von 5,9 auf der Richterskala, das 308 Opfer forderte, im August 2016 folgte im Gebiet von Amatrice ein Ă€hnlich folgenreiches Beben.
Neben dem 1281 Meter hohen Vesuv, der sich seit dem letzten Ausbruch 1944 in einer Ruhephase befindet, und den PhlegrĂ€ischen Feldern mit ihren zahlreichen Thermalquellen und Fumarolen auf dem Festland, stehen auf den italienischen Inseln mehrere weitere Vulkane. Bekannt sind vor allem der 3403 Meter hohe aktive Ătna auf Sizilien sowie der 926 Meter hohe stĂ€ndig aktive Stromboli. Italien ist das Land mit den meisten aktiven Vulkanen auf dem europĂ€ischen Kontinent.
Das Klima in Italien ist subtropisch mit teilweise sehr deutlichen Unterschieden in den verschiedenen Regionen. Norditalien wird von den Alpen und dem toskanisch-emilianischen Apennin umsĂ€umt; dort herrscht aufgrund der Höhenlagen ein meist kaltes Gebirgsklima, die Sommer dort sind ĂŒberwiegend mild. Die Winter sind kĂŒhl; in den StĂ€dten der Po-Ebene kommt es mitunter zu leichtem Frost, gelegentlich kann Schnee fallen, der ĂŒber Nacht oder wenige Tage liegen bleiben kann. Von November bis Januar gibt es in der Po-Ebene hĂ€ufig langanhaltende Perioden mit dichtem Nebel und Windstille. Die Sommer sind lang und heiĂ; die Luftfeuchtigkeit ist vielerorts hoch.
Mittelitalien hat durch den Einfluss des Mittelmeeres mildere Winter und trockene, warme bis heiĂe Sommer. Etwa sĂŒdlich des 45. Breitengrades gibt es verbreitet wilde PinienbestĂ€nde. Diese typische mediterrane Baumart vertrĂ€gt kaum Temperaturen unter 0 °C und beginnt darunter bald, von unten her abzusterben, was davon zeugt, dass in diesen Gebieten fast keine Fröste auftreten.
SĂŒditalien und die italienischen Inseln haben ein nahezu ganzjĂ€hrig warmes mediterranes Klima. Der Herbst setzt spĂ€t ein. Die Winter sind feucht, kurz und mild mit Tagestemperaturen von 10 bis 15 °C. Die MandelblĂŒte beginnt vielerorts Ende Januar. Im Sommer kann es sehr heiĂ werden, oftmals werden Temperaturen von ĂŒber 40 °C erreicht. Wegen der geringen Niederschlagsmengen in den Sommermonaten sind DĂŒrreperioden ein hĂ€ufiges Problem in SĂŒditalien.
Die mittlere jĂ€hrliche Sonnenscheindauer betrĂ€gt im Norden rund 1250 Stunden, in der Mitte etwa 1700 Stunden (Rom etwa 1680 Stunden) und steigt bis auf ĂŒber 2000 Stunden ganz im SĂŒden und auf Sizilien.
Auf der Pala di San Martino im Trentino wurde im Dezember 2010 mit â48,3 °C ein neuer italienischer KĂ€lterekord gemessen. Die Höchsttemperatur von 48,5 °C wurde am 10. August 1999 an der Wetterstation Catenanuova in der Provinz Enna auf Sizilien festgestellt. Dies ist zugleich die höchste bisher in Europa registrierte Temperatur.
Die seit 1980 beschleunigte globale ErwĂ€rmung trifft den Mittelmeerraum ĂŒberdurchschnittlich stark, auch in Italien. FĂŒr fĂŒnf weit gefasste und miteinander verbundene Wirkungsbereiche (Wasser, Ăkosysteme, ErnĂ€hrung, Gesundheit und Sicherheit) weisen aktuelle VerĂ€nderungen und Zukunftsszenarien auf substanzielle und zunehmende Risiken in den kommenden Jahrzehnten hin. In groĂen Teilen Italiens regnet es weniger als frĂŒher, die Temperaturen sind gestiegen und Extremwetterereignisse haben zugenommen. Besonders sichtbar sind die Folgen der VerĂ€nderungen in den Alpen. Auch in der Landwirtschaft zeigen sich die Folgen. Die Klimakrise bedroht zudem das kulturelle Erbe Italiens: 13 von 15 UNESCO-WelterbestĂ€tten in Italien sind von KĂŒstenerosion bedroht, weil sie in der niedrig gelegenen KĂŒstenregion liegen.
2014 gab es in Italien 24 Nationalparks mit einer GesamtflĂ€che von rund 15.000 kmÂČ. Der fĂŒr seine Alpensteinbock-Population bekannte Nationalpark Gran Paradiso in den Regionen Aostatal und Piemont, wurde als erster im Jahr 1922 eingerichtet. Die gröĂten Nationalparks sind der Nationalpark Pollino, der sich mit ĂŒber 1925 kmÂČ in den Regionen Kalabrien und Basilikata erstreckt und den Italienischen Wolf beheimatet, der Nationalpark Cilento und Vallo di Diano mit ĂŒber 1810 kmÂČ in Kampanien und der Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga mit ĂŒber 1413 kmÂČ in den Abruzzen. Auf seinem Gebiet liegt der Corno Grande, der höchste Gipfel des Apennin.
Es gibt 134 Regionalparks; sie haben eine FlĂ€che von insgesamt 13.000 kmÂČ. Zu den gröĂten Regionalparks zĂ€hlen der Parco dei Nebrodi auf Sizilien mit etwa 860 kmÂČ, der Naturpark Adamello-Brenta mit rund 621 kmÂČ in der Provinz Trient in den SĂŒdalpen, dessen Einrichtung auch dem Schutz des letzten italienischen Vorkommens von Alpen-BraunbĂ€ren dient, sowie der Parco dellâEtna um den Vulkan Ătna (ĂŒber 580 kmÂČ).
2010 listete das Umweltministerium 871 aree naturali protette auf.
Die Bevölkerung Italiens im Jahre 1861 wurde auf etwa 22 Millionen geschĂ€tzt. 1961 lag die Einwohnerzahl bei etwa 51 Millionen. Heute hat Italien etwa 60 Millionen Einwohner (Stand: Juni 2020) und rangiert damit in der Weltrangliste auf Platz 23, innerhalb der EuropĂ€ischen Union liegt das Land auf dem dritten Rang hinter Deutschland und Frankreich. Mit einer Bevölkerungsdichte von knapp 200 Einwohnern pro kmÂČ zĂ€hlt Italien innerhalb der EuropĂ€ischen Union zu den LĂ€ndern mit einer hohen Bevölkerungsdichte. Die Bevölkerung Italiens hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ungefĂ€hr verdoppelt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung Italiens sehr langsam.
Die COVID-19-Pandemie in Italien hat demografische Auswirkungen: 2020 starben 746.146 Menschen, etwa 100.000 mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 (Ăbersterblichkeit). Die Auswanderung hat zugenommen und die Immigration abgenommen. Das ISTAT beziffert den BevölkerungsrĂŒckgang auf 384.000 Menschen. Noch nie seit GrĂŒndung Italiens wurden so wenige Kinder geboren wie 2022 (392.598 Kinder). Bis Mai 2023 gab es ĂŒber 3.000 weniger Geburten als im Vorjahr.
Im Jahr 2023 lebten 72 Prozent der Einwohner Italiens in StĂ€dten. Vor allem von 1950 bis 1960 herrschte eine starke Landflucht. Seit den 1980er Jahren hat sich dieser Trend zu Gunsten der Vororte und KleinstĂ€dte umgekehrt (Suburbanisierung). In der Zeit von 1951 bis 1974 kam es darĂŒber hinaus zu einer starken Binnenwanderung nach Norditalien: etwa vier Millionen SĂŒditaliener wanderten in die Industriezentren im Norden ab.
Die Lebenserwartung der Einwohner Italiens ab der Geburt, eine der höchsten der Welt, lag 2020 bei 82,3 Jahren (Frauen: 84,7, MĂ€nner: 80,1). UngefĂ€hr 19 Prozent der Italiener waren Ă€lter als 65 Jahre und damit eine der Ă€ltesten Gesellschaften der Welt. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,2, einem der niedrigsten Werte in der EuropĂ€ischen Union. Zum BevölkerungsrĂŒckgang im Jahr 2020 trug ein SterbeĂŒberschuss (Geburtenziffer: 6,8 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 12,6 pro 1000 Einwohner) bei. Durch die COVID-19-Pandemie in Italien war die Sterblichkeit höher als gewöhnlich; 2021 betrug sie 12,0.
Die Sterblichkeit durch Herz- und Kreislauferkrankungen lag 2006 bei 33 pro 10.000 Einwohner; sie lag bei den MĂ€nnern bei 40,5, bei den Frauen bei 27,7. Dies ist eine der niedrigsten Raten in ganz Europa. Knapp hinter dieser Symptomatik folgen Krebserkrankungen. 2006 lagen diese Werte bei 26,6, wobei MĂ€nner (37,3) deutlich hĂ€ufiger daran starben als Frauen (19,4). Extremwerte wiesen Vibo Valentia (19,4) und Lodi (33,6) auf. Auch liegen die Metropolen ĂŒber dem Durchschnitt, vor allem Neapel (29); dann folgen Mailand (28,9), Rom (27,9), Genua (27,9) und Turin (27,2). Bei den MĂ€nnern lag die Rate besonders hoch im Aostatal und in der Region Friaul-Julisch Venetien, bei den Frauen im Trentino.
Die Kindersterblichkeit lag in Italien 2018 bei 3,0 Promille (OECD: 6,8 Promille). Bei der Kindersterblichkeit konnte die Rate seit Mitte der 1990er Jahre auf 3,4 Tote auf 1000 Geborene innerhalb des ersten Jahres halbiert werden. Der Durchschnitt in Europa lag in diesem Jahr 2006 bei 4,7. Finnland, die Schweiz, Slowenien und Luxemburg lagen zwischen 2,6 und 1,8, RumÀnien hingegen bei 11. Innerhalb Italiens hatte die Provinz Enna (7,4) den höchsten Wert, das Aostatal (0,8) den niedrigsten.
Auch in Italien lĂ€sst sich, wie in nahezu allen OECD-Staaten, ein Anstieg des Anteils fettleibiger Menschen beobachten. So stieg dieser Wert von 7,0 Prozent im Jahr 1994 auf 9,9 Prozent im Jahr 2005 (in Deutschland lag diese Quote im selben Jahr bei 13,6 Prozent). 2019 hatten 53 % der erwachsenen EU-BĂŒrger einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 oder mehr; in Italien waren es 46 % (37 % Frauen und 55 % der MĂ€nner).
Der Anteil tĂ€glicher Raucher fiel im Vergleichszeitraum 1990 bis 2005 von 27,8 Prozent auf 22,3 Prozent (OECD: 24,3 Prozent). Seit 10. Januar 2005 gilt ein generelles Rauchverbot in allen öffentlich zugĂ€nglichen GebĂ€uden. Auch der Alkoholkonsum ging zurĂŒck (siehe auch Liste der LĂ€nder nach Alkoholkonsum).
Italien verzeichnete seit dem Höhepunkt im Jahr 2002 einen RĂŒckgang der Zahl der Ărzte pro 100.000 Einwohner. 2004 waren es noch 416,7 Ărzte, 2007 waren es nur noch 363,5. Nur in Ligurien stieg ihre Zahl von 514,7 auf 581,9, womit dort die Versorgung am dichtesten war. Mit 511,1 Ărzten folgte Latium. Im SĂŒden lag nur Sizilien mit 425 ĂŒber dem nationalen Durchschnitt.
Das Schulwesen Italiens ist â was den Aufbau und die Gliederung betrifft â durch groĂe Einheitlichkeit gekennzeichnet. Die wesentlichen Bestimmungen fĂŒr Unterricht und Erziehung sind in Mailand nicht anders als in Palermo. Unterschiede gibt es lediglich im Bereich der beruflichen Bildung, die zum Kompetenzbereich der einzelnen Regionen gehört. Das Schulsystem gliedert sich in folgende Stufen: Vorschule (scuola dellâinfanzia, vormals scuola materna, drei Jahre, 3 bis 6), Grundschule (scuola primaria, vormals scuola elementare, fĂŒnf Jahre, 6 bis 11), Mittelschule (scuola secondaria di primo grado, vormals scuola media inferiore, drei Jahre, 11 bis 14) und Oberschulen (scuola secondaria di secondo grado, vormals scuola media superiore, fĂŒnf Jahre, 14 bis 19). Die staatlichen Oberschulen gliedern sich in Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsfachschulen. Im Bereich der Gymnasien gibt es einen humanistischen, einen naturwissenschaftlichen und einen neusprachlichen Zweig (liceo classico, scientifico, linguistico) sowie das sogenannte Kunstgymnasium (liceo artistico). Die Fachoberschulen (istituto tecnico), die zur allgemeinen Hochschulreife und auch zu einem berufsqualifizierenden Abschluss fĂŒhren, untergliedern sich in mehrere Ausbildungsrichtungen, in denen wiederum zahlreiche Spezialisierungen angeboten werden. Den Bereich der beruflichen Ausbildung decken einerseits die staatlichen Berufsfachschulen (istituto professionale) ab, an denen nach drei Jahren ein berufsqualifizierender Abschluss erlangt werden kann, nach zwei weiteren Jahren die Hochschulreife. Auf der anderen Seite stehen die von den italienischen Regionen unterhaltenen oder beaufsichtigten Berufsausbildungszentren (centro di formazione professionale).
Die Schulpflicht in Italien ist eine Bildungspflicht geworden, die schrittweise angehoben wurde. In der Vergangenheit betrug sie acht Jahre (6 bis 14), womit die Grund- und Mittelschule zur Pflichtschule (scuola dellâobbligo) wurde. Ende der 1990er Jahre erfolgte eine Anhebung auf neun Jahre. 2004 wurde dann eine zwölfjĂ€hrige Schul- und Berufsausbildungspflicht eingefĂŒhrt. Diese kann nach Abschluss der Mittelschule entweder durch den Besuch der staatlichen Oberschulen oder der regionalen Berufsschulen erfĂŒllt werden. Alternativ kann auch eine betriebliche Ausbildung durchgefĂŒhrt werden, wobei auch Kurse an regionalen Berufsschulen zu absolvieren sind. Werden die AusbildungsgĂ€nge an regionalen Berufsausbildungszentren mit einer StaatsprĂŒfung abgeschlossen, steht der Weg zum beruflichen Abitur frei. Wer vor Vollendung des 18. Lebensjahres einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss erreicht, ist von der zwölfjĂ€hrigen Schul- und Ausbildungspflicht freigestellt.
Italien hat in der Fremdsprachenausbildung bedeutende Fortschritte gemacht: Englisch wird bereits in der Grundschule unterrichtet, eine zweite lebende Fremdsprache kann ab der Mittelschule (ab dem 6. Schuljahr) zusĂ€tzlich erlernt werden. Die fĂŒnfjĂ€hrigen Gymnasien sehen daneben in der Regel Lateinunterricht vor, beim altsprachlichen Liceo Classico kommt noch Altgriechisch dazu.
Die PISA-Studien erteilten der italienischen Schule insgesamt ein relativ schlechtes Zeugnis. 2009 erreichte Italien in der Lesekompetenz 486 Punkte, in Mathematik 483 und in den Naturwissenschaften 489 Punkte. Allerdings besteht in Italien auch im Schulwesen ein scharfes Nord-SĂŒd-GefĂ€lle: So erreichte die Region Lombardei in den Naturwissenschaften 526 Punkte, Kalabrien hingegen nur 443. Im Jahr 2012 konnte sich Italien unwesentlich verbessern, die regionalen Unterschiede blieben jedoch weiterhin fast unverĂ€ndert. Die PISA-Ergebnisse an deutschsprachigen Schulen in SĂŒdtirol in Lesekompetenz (503), Mathematik (513) und Naturwissenschaften (530) waren ĂŒberdurchschnittlich.
Im Hochschulbereich gibt es, anders als in den deutschsprachigen LĂ€ndern, keine eigenstĂ€ndigen Fachhochschulen. In der Folge ist die Quote der Menschen mit Hochschulabschluss geringer als anderswo in der EuropĂ€ischen Union und liegt bei etwa 15 Prozent. Mit dem Bologna-Prozess entstand auch an italienischen UniversitĂ€ten die Unterteilung in ein dreijĂ€hriges Bachelorstudium (laurea triennale oder laurea breve) mit nachfolgendem zweijĂ€hrigem Masterstudiengang (laurea magistrale, vormals laurea specialistica). Jura wird als fĂŒnfjĂ€hrige laurea magistrale angeboten. Was die Hochschuleinrichtungen angeht, kann man folgende Unterscheidungen treffen:
67 der 95 UniversitĂ€ten in Italien sind staatlich. Bekannteste Privat-UniversitĂ€ten sind die UniversitĂ Commerciale Luigi Bocconi in Mailand und die Libera UniversitĂ Internazionale degli Studi Sociali in Rom. Die UniversitĂ€t Bologna ist die Ă€lteste Hochschule der Welt, sie wurde im Jahr 1088 gegrĂŒndet. Insgesamt sind 1.809.186 Studenten an italienischen Hochschulen eingeschrieben. 1960/61 waren es nur 217.000. Die UniversitĂ€t La Sapienza in Rom ist mit nahezu 114.000 Studierenden eine der gröĂten UniversitĂ€ten Europas.
Relativ neu ist auch der Ausbau der Alten- und Volkshochschulen (universitĂ per la terza etĂ ).
Eine reprĂ€sentative Umfrage im Auftrag der EuropĂ€ischen Kommission im Rahmen des Eurobarometers ergab 2020, dass fĂŒr 50 Prozent der Menschen in Italien Religion wichtig ist, fĂŒr 34 Prozent ist sie weder wichtig noch unwichtig und fĂŒr 15 Prozent ist sie unwichtig.
Italien ist ein römisch-katholisch geprĂ€gtes Land, das eine hohe Dichte an römisch-katholischen Institutionen aufweist. Im Jahr 2000 bestanden 227 Diözesen, es amtierten 252 Bischöfe, davon 224 Orts- und 26 Weihbischöfe. Artikel 7 der Verfassung Italiens regelt das VerhĂ€ltnis zwischen Staat und römisch-katholischer Kirche. Die römisch-katholische Kirche in Italien ist traditionell einflussreich, was frĂŒher mit einer hohen Zahl an Priestern korrelierte. Im Jahr 2002 gab es 34.300 Diözesanpriester und 21.450 Ordenspriester. Seit langem sinkt die Zahl der Priester. Lag sie 1871 noch bei 109.688, so sank sie allein zwischen 1991 und 2004 von 57.200 auf 51.600, die der OrdensmĂ€nner von 5.000 auf 3.500, die der Ordensfrauen von 125.800 auf 102.300.
51 Millionen (85 Prozent) der in Italien lebenden Menschen bekannten sich 2008 zum römisch-katholischen Glauben. Die zweitgröĂte christliche Glaubensgemeinschaft war demnach die Orthodoxe Kirche mit 1.187.130 AnhĂ€ngern. Deren Anteil ist durch die Einwanderung von RumĂ€nen deutlich gestiegen. Die drittgröĂte christliche Religionsgemeinschaft stellen die Zeugen Jehovas mit ĂŒber 251.000 aktiven (missionierenden, auch âVerkĂŒndigerâ genannten) Mitgliedern und knapp 2900 Versammlungen (Gemeinden) dar. Sie ist zugleich die gröĂte Gemeinde Europas dieser christlichen Sondergemeinschaft. Zu protestantischen Religionsgemeinschaften (u. a. Waldenser und Baptisten) fĂŒhlten sich circa 550.000 Menschen zugehörig.
In Italiens Hauptstadt Rom befindet sich die Enklave des Staates Vatikanstadt, die das Zentrum der römisch-katholischen Kirche ist. Der Papst ist zugleich dessen Staatsoberhaupt, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und der Bischof von Rom. Der Heilige Stuhl als nichtstaatliches, eigenstÀndiges, vom Staat Vatikanstadt zu unterscheidendes Völkerrechtssubjekt vertritt den Zwergstaat auf internationaler Ebene.
Unter den Nichtchristen waren Muslime, zum groĂen Teil Einwanderer aus muslimischen LĂ€ndern, mit 1.293.704 die gröĂte Glaubensgemeinschaft (siehe auch Islam in Italien).
Zudem lebten in Italien 197.931 Buddhisten und 108.950 Hindus.
Die jĂŒdische Gemeinschaft zĂ€hlt etwa 45.000, als unmittelbare Angehörige einer Gemeinde galten 2009 allerdings nur 24.400 Mitglieder.
Vier Millionen Menschen bekannten sich 2008 zu keiner Konfession.
Neben der staatlichen Amtssprache Italienisch gibt es die regionalen Amtssprachen Deutsch und Ladinisch in Trentino-SĂŒdtirol, Französisch im Aostatal sowie Slowenisch in Friaul-Julisch Venetien.
DarĂŒber hinaus sieht ein staatliches Gesetz aus dem Jahr 1999 den Schutz folgender Minderheitensprachen vor:
Bisher ist dieses Gesetz bis auf einige Ausnahmen nicht umgesetzt worden. Die Einrichtung von mehrsprachigen Ămtern, der muttersprachliche Schulunterricht und die Förderung von Radio- und Fernsehprogrammen, wie sie das Gesetz vorsieht, sind nicht verwirklicht worden. Nur in der Ortsnamensgebung sind einige Fortschritte gemacht worden: So tragen zahlreiche Verkehrsschilder im Friaul auch die furlanische Bezeichnung, wĂ€hrend auf Sardinien neben dem italienischen gegebenenfalls auch der sardische Ortsname steht. In den Schulen des Friauls ist es zudem möglich, Unterricht in furlanischer Sprache zu nehmen.
Fersentalerisch und Zimbrisch sind bairische Mundarten, die in einigen Sprachinseln in Nordostitalien verbreitet sind. Im Trentino werden sie als Minderheitensprachen geschĂŒtzt. In einigen AlpentĂ€lern im Nordwesten wird der höchstalemannische Dialekt der Walser gesprochen, der in der autonomen Region Aostatal anerkannt ist und gefördert wird.
DarĂŒber hinaus werden in Italien zahlreiche Dialekte des Italienischen gesprochen. Diese können in drei groĂe Dialektgruppen unterschieden werden, die zum Teil als eigenstĂ€ndige Sprachen eingestuft werden:
Die Anerkennung der Dialekte als eigenstÀndige Sprachen ist in der Sprachwissenschaft umstritten, ebenso in der Politik. Die Verkehrsbeschilderung einiger Gemeinden, besonders jener, die von der Lega Nord verwaltet sind, ist zum Beispiel um die mundartliche Bezeichnung des Ortes erweitert worden.
Die Anzahl der in Italien wohnhaften AuslĂ€nder nimmt seit den 1990er Jahren konstant zu. Laut dem nationalen Statistikinstitut ISTAT waren zum 31. Dezember 2021 5.030.716 auslĂ€ndische StaatsbĂŒrger in Italien wohnhaft, was ca. 8,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.
Zudem leben in Italien rund 120.000 Roma, von denen 70.000 StaatsbĂŒrger sind.
Die illegalen Einwanderer sind in der Statistik nicht berĂŒcksichtigt. Die OECD rechnet mit 500.000 bis 750.000, die Caritas geht davon aus, dass sich eine Million AuslĂ€nder ohne Aufenthaltsberechtigung im Land befinden. Damit wĂŒrden sich in Italien bis zu sechs Millionen AuslĂ€nder aufhalten.
Die meisten Einwanderer sind im Norden und im Zentrum Italiens angesiedelt, dort machen sie einen Anteil von 10,1 Prozent bzw. 9,7 Prozent an der Bevölkerung aus. In den sĂŒditalienischen Regionen liegt der AuslĂ€nderanteil bei 2,9 Prozent. Die StĂ€dte mit dem gröĂten Anteil an AuslĂ€ndern waren im Jahr 2009: Rom (242.725), Mailand (181.393), Turin (114.710), Genua (42.744), Florenz (40.898), Bologna (39.480), Verona (34.465), Brescia (31.512), Padua (25.596), Neapel (24.384), Reggio Emilia (24.401), Prato (24.153), Venedig (23.928) und Modena (22.857). Die Zahl der Araber in Italien wird auf 692.201 beziffert.
Zwischen 1876 und 1915 war Italien von einer der gröĂten Auswanderungswellen betroffen. SchĂ€tzungsweise 14 Millionen BĂŒrger verlieĂen das Land, um hauptsĂ€chlich in Amerika â in den Vereinigten Staaten als Arbeiter, in Argentinien und Brasilien als Landwirte â ihr GlĂŒck zu suchen. Bei einer Einwohnerzahl zur Jahrhundertwende von 33 Millionen entspricht dies fast einem Drittel der Bevölkerung. 1913 war das Jahr mit der höchsten aufgezeichneten Auswanderungszahl: Ăber 870.000 Italiener verlieĂen ihre Heimat.
Die faschistische Diktatur versuchte der Auswanderung entgegenzuwirken, konnte aber nicht verhindern, dass weitere 2,6 Millionen Italiener das Land verlieĂen. Vor allem Argentinien und Frankreich waren zwischen den Weltkriegen bevorzugte AuswanderungslĂ€nder, zumal die Vereinigten Staaten und Brasilien strengere Einwanderungsregeln eingefĂŒhrt hatten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich die Auswanderung zunehmend in Richtung europĂ€ischer Staaten. Viele, die vorĂŒbergehend als Gastarbeiter nach Belgien, Deutschland, Frankreich, in die Schweiz gegangen waren, lieĂen sich auf unbestimmte Zeit in ihren GastlĂ€ndern nieder.
Im konsularischen Personenregister sind nach wie vor 4.106.640 Auslandsitaliener registriert. Die folgende Tabelle weist jene LĂ€nder (auĂer Italien) aus, in denen die meisten italienischen StaatsbĂŒrger wohnhaft sind.
Im Ausland wohnende italienische StaatsbĂŒrger dĂŒrfen bei den Parlamentswahlen in Italien wĂ€hlen und sind durch zwölf Abgeordnete und sechs Senatoren vertreten. Zudem dĂŒrfen sie an den nationalen Volksabstimmungen teilnehmen.
Die Geschichte Italiens im Sinne einer hominiden Besiedlung der Apenninhalbinsel und der sie umgebenden Inseln lĂ€sst sich 1,3 bis 1,7 Millionen Jahre zurĂŒckverfolgen, wobei der moderne Mensch vor etwa 43.000 bis 45.000 Jahren in Italien auftrat und noch mehrere Jahrtausende neben dem Neandertaler lebte. Bis ins 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang und Sammeln die Grundlagen der Existenz.
Etwa 6100 v. Chr. brachten erste Gruppen von auĂerhalb der Halbinsel, wohl ĂŒber See aus SĂŒdkleinasien und dem Nahen Osten, die Landwirtschaft mit, die JĂ€ger und Sammler verschwanden. Im 2. Jahrtausend setzte eine Entwicklung ein, die aus den Dörfern frĂŒhe stadtĂ€hnliche Siedlungen machte, und die Gesellschaften wiesen erstmals deutliche Spuren von Hierarchien auf.
Die durch Schriftquellen belegte Geschichte Italiens beginnt erst nach der Besiedlung durch italische Völker. Neben ihnen erlebte die Kultur der Etrusker, deren Herkunft ungeklĂ€rt ist, um 600 v. Chr. ihre BlĂŒtezeit. Im 8. Jahrhundert v. Chr. hatte die griechische Kolonisation des sĂŒditalienischen Festlandes und Siziliens begonnen, an der WestkĂŒste der Insel siedelten Phönizier. Diese Kolonien gehörten spĂ€ter zu Karthago.
Schon in vorrömischer Zeit war Italien, vor allem Mittel- (Etrurien) und SĂŒditalien (Magna Graecia), ein wichtiges europĂ€isches Kulturzentrum. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. setzte die Expansion Roms ein, 146 v. Chr. wurden Korinth und Karthago zerstört, die Eroberung des Mittelmeerraums, spĂ€ter auch von Teilen Mittel- und Nordeuropas brachte kulturelle EinflĂŒsse und Menschen aus dem gesamten Reich und den angrenzenden Gebieten nach Italien. Die Halbinsel bildete das Zentrum des Römischen Reiches und blieb es mit EinschrĂ€nkungen bis zum Untergang Westroms um 476. Dabei verwandelte sich die agrarische Wirtschaftsbasis, die anfangs aus Bauern bestanden hatte, zu einem System weitrĂ€umiger Latifundien auf der Basis von Sklavenarbeit. Ein dichtes StraĂennetz verband die expandierenden StĂ€dte, dank dessen der Warenaustausch, aber auch die AbhĂ€ngigkeit von externen GĂŒtern, wie Weizen und Olivenöl aus Nordafrika, anwuchsen.
In der SpÀtantike erschienen neben der Sklaverei und den freien Bauern auf dem Land Formen der Bindung an den Boden, wie das Kolonat, wenngleich noch um 500 zwischen freien und unfreien Kolonen unterschieden wurde (Kolonenedikt des Anastasius). Im 4. Jahrhundert setzte sich das Christentum als Staatsreligion durch.
Ăber Jahrhunderte war es schlieĂlich der Mittelpunkt des Römischen Reiches. 41 v. Chr. wurde das italische Kernland, das zuvor bis zum Rubikon bei Rimini reichte, um die Provinz Gallia cisalpina erweitert. Sizilien und Sardinien (sowie Korsika) wurden erst im Zuge von Kaiser Diokletians Gebietsreform dem Mutterland Italien (Dioecesis Italiae) angegliedert.
Nach dem Einfall der Goten und der Langobarden (410 bzw. 568) zersplitterte das Land in eine Reihe von Herrschaftsgebieten. Im 8. und 9. Jahrhundert, besonders unter Pippin und Karl dem GroĂen, dominierten die Franken, doch entwickelte sich unter den Nachfolgern Karls ein eigenes Königreich Italien. Seit Otto dem GroĂen gehörte Italien ĂŒberwiegend zum Heiligen Römischen Reich (Reichsitalien), der SĂŒden blieb dabei lange byzantinisch. Jedoch eroberten zunĂ€chst Araber ab dem Jahr 827 Sizilien und Teile SĂŒditaliens.
Im 11. Jahrhundert erfolgte ĂŒber einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten die normannische Eroberung SĂŒditaliens. Durch den Aufschwung von Handel und Verkehr gewannen insbesondere die StĂ€dte Norditaliens im 11. Jahrhundert zunehmende SelbststĂ€ndigkeit. Die Normannen und zahlreiche StĂ€dte Oberitaliens unterstĂŒtzten wĂ€hrend des Investiturstreits zwischen 1076 und 1122 den Papst.
Mit dem Untergang der Dynastie der Staufer scheiterten 1268 deren Versuche, die schwindende Reichsgewalt in Italien zu erneuern, obwohl Heinrich VI. das unteritalienische Normannenreich durch Heirat gewonnen hatte. Den SĂŒden beherrschte ab 1268 die französische Dynastie der Anjou. Der Norden zerfiel in eine Reihe von formal dem Heiligen Römischen Reich zugehörigen, im Ăbrigen jedoch selbststĂ€ndigen StĂ€dten mit ihrem Umland.
Im Italien des spÀten 14. Jahrhunderts liegen die AnfÀnge der Renaissance; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt antiken Geistes, der Humanismus war die prÀgende Geistesbewegung. Hinzu kam eine Neuorientierung in der Wissenschaft, wo das theozentrische Weltbild des Mittelalters durch eine stÀrker anthropozentrische Sicht der Dinge abgelöst wurde.
Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden MĂ€chte mit enormem wirtschaftlichem und kulturellem Vorsprung. Dies galt vor allem fĂŒr die selbststĂ€ndigen MĂ€chte Italiens, also das Herzogtum Mailand, die Republiken Venedig und Florenz, das Königreich Neapel und den Kirchenstaat, aber auch fĂŒr die Höfe von Ferrara oder Mantua. Die StĂ€dte teilten sich in wechselnden Koalitionen politische Macht und Ressourcen der Apenninhalbinsel und boten relativ groĂe politische Freiheit, die zu neuen wissenschaftlichen und kĂŒnstlerischen Wegen anregten. Die groĂen Vermögen, die durch den Handel entstanden, machten es möglich, groĂe öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu geben. Zudem erlebte die Entwicklung zur pragmatischen Schriftlichkeit bereits im frĂŒhen 13. Jahrhundert einen Aufschwung, der Schriftverkehr der Kaufleute vertiefte und verbreiterte die LiteralitĂ€t, so dass die Zahl der Alphabetisierten zunahm.
Im 15. Jahrhundert gehörte Italien zu den am stÀrksten urbanisierten Regionen Europas.
Der Niedergang Italiens begann unmittelbar nach der Entdeckung Amerikas, mit der Verlagerung des Handels in die Ăberseekolonien westeuropĂ€ischer Staaten, auch angesichts der osmanischen Kontrolle ĂŒber das Mittelmeer. Politisch wurde Italien zum Spielball fremder MĂ€chte. Im 16. Jahrhundert kĂ€mpften Frankreich und Spanien um die Vormachtstellung auf der Halbinsel. Die Schlacht bei Pavia (1525) besiegelte die Vorherrschaft Spaniens, das sich die unmittelbare Kontrolle SĂŒditaliens und der Lombardei sichern konnte. 1797 wurde aus den Staaten der Cispadanischen Republik und der Transpadanischen Republik die Cisalpinische Republik gebildet, die bis 1805 bestand.
1796 ĂŒbernahmen französische Revolutionstruppen die Macht (Italienfeldzug). 1805 krönte sich Napoleon Bonaparte in Mailand zum König von Italien (Königreich Italien). Nach dem Ende seiner Herrschaft fiel Italien in den Einflussbereich des österreichischen Kaiserreiches. Vom 16. bis hinein ins 19. Jahrhundert stand der GroĂteil Italiens somit unter Fremdherrschaft.
Die italienische Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wird oft als Risorgimento bezeichnet. Unter FĂŒhrung der Dynastie der Savoyer, Könige von Sardinien-Piemont, angetrieben durch die FreiwilligenverbĂ€nde unter Giuseppe Garibaldi, gelang in drei UnabhĂ€ngigkeitskriegen (1848 bis 1870) die Vereinigung Italiens. Am 17. MĂ€rz 1861 wurde Viktor Emanuel II. in Turin zum König Italiens ausgerufen (Königreich Italien). 1865 wechselte die Hauptstadt nach Florenz. 1866 kamen mit dem dritten UnabhĂ€ngigkeitskrieg auch das bisher österreichische Venetien sowie das Friaul zum Königreich Italien.
Rom wurde im September 1870 eingenommen und 1871 zur Hauptstadt des Landes. DarĂŒber hinaus versuchte Italien als Kolonialmacht FuĂ zu fassen, am Horn von Afrika (Kolonie Eritrea ab 1890; Italienisch-Ostafrika) und in Italienisch-Libyen (siehe auch Italienische Kolonien). Viele andere europĂ€ische MĂ€chte blickten damals auf eine lange Kolonialgeschichte zurĂŒck; Italien dagegen hatte (wie auch das Deutsche Kaiserreich) 1871 noch keine Kolonien.
Italien trat â obwohl Mitglied des Dreibunds (mit dem Deutschen Reich und Ăsterreich-Ungarn) â 1915 der Triple Entente bei. Nachdem die Entente im Londoner Geheimvertrag territoriale Zugewinne zugesagt hatte (siehe Italiens Kriegsziele), konnte das Königreich auf der Seite der SiegermĂ€chte Julisch Venetien, Istrien, das Trentino sowie das deutschsprachige SĂŒdtirol annektieren.
Im Oktober 1922 ĂŒbernahmen Benito Mussolini und seine Gefolgsleute (Fascisti) nach dem Marsch auf Rom die Macht. Schritt fĂŒr Schritt wandelte Mussolini das Königreich in einen totalitĂ€ren Staat um und setzte sich selbst als Duce (FĂŒhrer) an die Spitze des Staates. Am 3. Oktober 1935 ĂŒberfiel Italien das Kaiserreich Abessinien (heute Ăthiopien) und annektierte das Land. Diese völkerrechtswidrige Besetzung war Teil von Mussolinis erklĂ€rtem Ziel, das antike Römische Reich wieder aufleben zu lassen. Durch verschiedene Abkommen verbĂŒndete Mussolini sich mit dem Deutschen Reich und Adolf Hitler, (z. B. im sogenannten Stahlpakt, Mai 1939). SchlieĂlich trat Italien am 10. Juni 1940 auf der Seite Deutschlands und Japans (Achse Berlin-Rom-Tokio) in den Zweiten Weltkrieg ein.
Am 10. Juli 1943 begann der Italienfeldzug der Westalliierten; unter dem Eindruck schwerer Niederlagen wurde Mussolini vom Faschistischen GroĂrat am 25. Juli 1943 mit einfacher Mehrheit abgesetzt und gefangen genommen. König Viktor Emanuel III. ĂŒbernahm den Oberbefehl ĂŒber die StreitkrĂ€fte und beauftragte Marschall Pietro Badoglio, eine MilitĂ€rregierung zu bilden. Badoglio erklĂ€rte die faschistische Partei und ihre Gliederungen per Gesetz fĂŒr aufgelöst. Am 8. September schloss die Regierung Badoglio mit den Alliierten den Waffenstillstand von Cassibile. Italien trat aus dem DreimĂ€chtepakt aus. Der Krieg hatte Italien seit 1940 etwa 198.500 Menschenleben gekostet.
Die folgende deutsche Besetzung Italiens (âFall Achseâ) stieĂ auf den Widerstand der Resistenza. Das Deutsche Reich versuchte, die Schwarzhemden wieder an die Macht zu bringen, und lieĂ dazu Mussolini am 12. September 1943 im Unternehmen Eiche befreien. Norditalien wurde bis nach Rom von deutschen Truppen besetzt und in diesem Gebiet eine Regierung unter Mussolini eingesetzt, die die Italienische Sozialrepublik (Republik von SalĂČ) proklamierte. Diese Parallelregierung blieb mit Deutschland verbĂŒndet, erklĂ€rte ihrerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg und fĂŒhrte in Norditalien Krieg gegen italienische Partisanen.
In der Folge wurde vor allem Mittelitalien durch schwere KĂ€mpfe entlang der vorrĂŒckenden Front verwĂŒstet. Die Zivilbevölkerung wurde Ziel deutscher Repressalien (â Deutsche Kriegsverbrechen in Italien). Daraufhin erklĂ€rte die Regierung Badoglio Deutschland am 13. Oktober 1943 den Krieg, der sich die letzten 18 Monate bis zum Ende des Krieges hinzog. Als sich die deutschen VerbĂ€nde im Juni 1944 bis zur Gotenlinie im Apennin zurĂŒckzogen und italienische Partisanen ihre ĂberfĂ€lle auf deutsche Soldaten verstĂ€rkten, kam es zu weiteren Massakern an der Zivilbevölkerung (z. B. dem Massaker von SantâAnna di Stazzema, dem Massaker von Marzabotto) und weiteren schweren Kriegsverbrechen durch die deutschen Besatzer und Truppen der faschistischen Sozialrepublik. Nach der alliierten FrĂŒhjahrsoffensive und dem Zusammenbruch der deutschen Front in Oberitalien kapitulierte die Heeresgruppe C am 29. April 1945 vor den Westalliierten. Bereits am 25. April hatte die Resistenza zum allgemeinen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die faschistische Sozialrepublik aufgerufen. Drei Tage spĂ€ter war der auf der Flucht befindliche Mussolini von der Resistenza verhaftet und am 29. April hingerichtet worden. Mit Inkrafttreten der Kapitulation am 2. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Italien beendet.
Nach Kriegsende verlor Italien die eigenen Kolonien â eine Ausnahme bildete Italienisch-Somaliland insofern, als die Verwaltungskontrolle dieser ehemaligen Kolonie 1950 von der UNO noch einmal fĂŒr zehn Jahre an Italien gegeben wurde. Das italienische Mutterland blieb von gröĂeren Gebietsabtretungen verschont (abgetreten wurden der GroĂteil von Julisch Venetien an Jugoslawien bzw. das heutige Slowenien und Kroatien, der italienische Dodekanes an Griechenland, die Gemeinden Tende und La Brigue an Frankreich).
Eine verfassunggebende Versammlung beschloss die neue Costituzione della Repubblica Italiana am 22. Dezember 1947. Diese Verfassung trat zum 1. Januar 1948 in Kraft.
Die Nachkriegsgeschichte Italiens zeichnet sich innenpolitisch durch hĂ€ufige Regierungswechsel, allerdings bis 1990 vier Jahrzehnte unter FĂŒhrung oder Hauptbeteiligung der Democrazia Cristiana (Christdemokraten), auĂenpolitisch durch die GrĂŒndungsmitgliedschaft in der EuropĂ€ischen Wirtschaftsgemeinschaft (1957) und wirtschaftlich durch ein vorĂŒbergehendes Wirtschaftswunder (miracolo economico) aus.
Anfang der 1990er Jahre wurde die politische Elite des Landes vom Korruptionsskandal Tangentopoli und den AufklĂ€rungsmaĂnahmen der juristischen Untersuchungen der Mani pulite ausgetauscht.
Von etwa 1994 bis Ende 2011 wurde die Politik Italiens von ParteienbĂŒndnissen um Silvio Berlusconi sowie wechselnden Mitte-links-Koalitionen bestimmt. 2011 wurde Mario Monti sein Nachfolger, insbesondere infolge der seit 2009 schwelenden Eurokrise und der als zu hoch kritisierten Staatsverschuldung Italiens, und bildete ein Kabinett von parteilosen Fachleuten (Kabinett Monti). Ihm folgte das Kabinett Letta (28. April 2013 bis zum 22. Februar 2014) und diesem das Kabinett Renzi unter Matteo Renzi.
Im Jahr 2015 kulminierte die Flucht und Migration ĂŒber das Mittelmeer zu einer FlĂŒchtlingskrise in Europa 2015/2016, von der insbesondere Italien betroffen war und in dem Zusammenhang unter anderem wegen chaotischer ZustĂ€nde auf der Insel Lampedusa in die Schlagzeilen geriet. SpĂ€testens seit 2015 ist Italien fĂŒr nach Europa ziehende afrikanische Migranten beliebtes Ziel- und Transitland.
Eine von Renzi angestrebte VerfassungsĂ€nderung wurde am 4. Dezember 2016 durch das Volk in einem Referendum abgelehnt, infolgedessen trat Renzi zurĂŒck. Neuer MinisterprĂ€sident wurde Paolo Gentiloni. Nach den Wahlen 2018 wurde eine Koalitionsregierung der Parteien Movimento 5 Stelle und Lega Nord unter dem parteilosen MinisterprĂ€sidenten Giuseppe Conte gebildet, die am 1. Juni 2018 ihr Amt antrat. Nachdem die Lega Nord aus der Koalition ausgeschieden war, bildete Conte sein Kabinett um, das neben dem MoVimento 5 Stelle von Partito Democratico, Liberi e Uguali, Italia Viva und dem Movimento Associativo Italiani allâEstero unterstĂŒtzt wurde. Im Januar 2021 verlieĂ Italia Viva das RegierungsbĂŒndnis und Conte erklĂ€rte seinen RĂŒcktritt.
StaatsprĂ€sident Sergio Mattarella sprach sich gegen Neuwahlen wĂ€hrend der COVID-19-Pandemie in Italien aus und beauftragte Mario Draghi, den frĂŒheren PrĂ€sidenten der EuropĂ€ischen Zentralbank und frĂŒheren Gouverneur der italienischen Zentralbank, eine Regierung zu bilden, die am 13. Februar 2021 vereidigt wurde. Diese Regierung der nationalen Einheit wurde insbesondere von den Parteien Movimento 5 Stelle, Partito Democratico, Lega und Forza Italia getragen. Nach einer Vertrauensabstimmung, die Draghi zwar gewann, bei der aber mit der FĂŒnf-Sterne-Bewegung, Lega und Forza Italia drei Regierungsparteien nicht teilnahmen, reichte Draghi seinen RĂŒcktritt ein und PrĂ€sident Mattarella löste am 21. Juli 2022 beide Parlamentskammern auf. Aus den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 25. September 2022 ging die rechtsnationale Partei BrĂŒder Italiens unter FĂŒhrung von Giorgia Meloni als stĂ€rkste Partei hervor und konnte mit den Koalitionspartnern Lega und Forza Italia eine Regierung bilden. Giorgia Meloni wurde am 22. Oktober 2022 als MinisterprĂ€sidentin vereidigt, womit zum ersten Mal in der Geschichte Italiens seit der StaatsgrĂŒndung 1861 eine Frau dieses Amt bekleidet.
Am 2. Juni 1946 wurden die Italiener zum Referendum ĂŒber die Staatsform und zu den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung aufgerufen.
Wahlberechtigt waren 28.005.449 italienische BĂŒrger, von denen 24.946.878 zur Wahl gingen, was 89,1 % der Wahlberechtigten entsprach. Zum ersten Mal durften auch Frauen wĂ€hlen. Das amtliche Ergebnis wurde am 18. Juni 1946 vom Kassationsgerichtshof verkĂŒndet: 54,27 % der Stimmen fĂŒr die Republik, 45,73 % fĂŒr die Monarchie sowie 1.509.735 ungĂŒltige Stimmen (davon 1.146.729 leere Stimmzettel).
Hinsichtlich der regionalen MehrheitsverhĂ€ltnisse war Italien praktisch in zwei Lager gespalten: Im Norden hatte die Republik mit 66,2 % gewonnen, im SĂŒden dagegen kam die Monarchie auf 63,8 %.
Italien ist seit 1946 eine parlamentarische Republik. Die italienische Verfassung, Originalbezeichnung La Costituzione della Repubblica Italiana, wurde am 22. Dezember 1947 beschlossen, trat am 1. Januar 1948 in Kraft und ist geprĂ€gt durch einen Kompromisscharakter, der aus der unmittelbaren Nachkriegsgeschichte herrĂŒhrt: Aus der Erfahrung des gemeinsamen Widerstandskampfes gegen den Faschismus (Resistenza) entschlossen sich die im âNationalen Befreiungskomiteeâ zusammengeschlossenen antifaschistischen (liberale, sozialistische, kommunistische und katholisch geprĂ€gte) Parteien, gemeinsam die neue Verfassung auszuarbeiten.
Besonderheiten der italienischen Verfassung sind die zentrale Rolle, die dem Parlament (Zweikammersystem, bicameralismo perfetto) zugestanden wird, die vergleichsweise geringen formalen Einflussmöglichkeiten des MinisterprĂ€sidenten, die starke Betonung plebiszitĂ€rer Elemente (VerfassungsĂ€nderungen mĂŒssen eventuell durch Referendum bestĂ€tigt werden, auĂerdem besteht fĂŒr die BĂŒrger die Möglichkeit, von Volksabstimmungen und Gesetzesinitiative Gebrauch zu machen), der mĂ€chtige Verfassungsgerichtshof und die Dezentralisierung im Zuge von Reformen in den 1990er und Anfang der 2000er Jahre.
Italien ist Mitglied in mehreren ĂŒberstaatlichen Organisationen. Mit dem 4. April 1949 erfolgte der Beitritt zur NATO. Seit dem 14. Dezember 1955 gehört Italien den Vereinten Nationen an. Zudem ist das Land GrĂŒndungsmitglied der EuropĂ€ischen Union am 1. Januar 1952.
Staatsoberhaupt ist in Italien der StaatsprĂ€sident (eigentlich: PrĂ€sident der Republik, italienisch: Presidente della Repubblica). Laut Verfassungsnorm nimmt er vorwiegend reprĂ€sentative Funktionen wahr, beteiligt sich an der Regierungsbildung und ist Oberbefehlshaber ĂŒber die StreitkrĂ€fte. In der Verfassungswirklichkeit kommt ihm nicht selten eine entscheidende Rolle bei der BewĂ€ltigung von Regierungskrisen zu, die in der Italienischen Republik in der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts wesentlich hĂ€ufiger waren als in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern.
Seine wichtigste Befugnis ist die Auflösung des Parlaments (einer Kammer oder beider). Er darf diese aber in den letzten sechs Monaten seines Mandats nicht ausĂŒben, es sei denn, sie stimmen mit den letzten sechs Monaten der Legislaturperiode zur GĂ€nze oder zum Teil ĂŒberein.
Eine weitere wichtige Funktion steht ihm in Zusammenhang mit der Gesetzgebung vor. Da jedes Gesetz vor seiner VerkĂŒndung die Unterzeichnung des StaatsprĂ€sidenten benötigt, kann er zumindest vorlĂ€ufig dessen Inkrafttreten verhindern. Wenn das Parlament das Gesetz nĂ€mlich erneut billigt, zwingt ihn die italienische Verfassung, dieses zu unterzeichnen. Ein echtes Veto-Recht besitzt er also nicht.
Der StaatsprĂ€sident wird von den vereinigten Kammern des Parlaments (parlamento in seduta comune) und Vertretern der 20 Regionen gewĂ€hlt: drei pro Region, mit Ausnahme des Aostatals, das nur einen Vertreter entsenden darf. Die Wahl des PrĂ€sidenten findet durch geheime Abstimmung mit Zweidrittelmehrheit der Versammlung statt. Nach dem dritten Wahlgang genĂŒgt die absolute Mehrheit. GewĂ€hlt werden kann jeder StaatsbĂŒrger, der das 50. Lebensjahr vollendet hat. Der Amtssitz des StaatsprĂ€sidenten ist der Quirinalspalast in Rom. Amtierender PrĂ€sident der Italienischen Republik ist seit dem 3. Februar 2015 Sergio Mattarella.
Offiziell heiĂt die Regierung Ministerrat (italienisch: consiglio dei ministri oder einfach nur consiglio), der MinisterprĂ€sident firmiert als PrĂ€sident des Ministerrats, auf Italienisch also presidente del consiglio (dei ministri). Spricht man nur vom âPrĂ€sidentenâ, kann damit also sowohl der StaatsprĂ€sident als auch der MinisterprĂ€sident gemeint sein.
Die Minister sind gemeinsam fĂŒr die Handlungen des Ministerrates und einzeln fĂŒr die Handlungen ihres GeschĂ€ftsbereiches verantwortlich. Die Minister werden auf Vorschlag des MinisterprĂ€sidenten vom StaatsprĂ€sidenten ernannt. Der MinisterprĂ€sident hat nicht die Befugnis, Minister selbstĂ€ndig zu ernennen oder zu entlassen.
Der MinisterprĂ€sident bestimmt die allgemeine Politik der Regierung und ĂŒbernimmt dafĂŒr die Verantwortung. Er wahrt die Einheitlichkeit der Ausrichtung in Politik und Verwaltung, indem er die TĂ€tigkeit der Minister fördert und koordiniert. Wegen der AbhĂ€ngigkeit von den oft instabilen politischen MehrheitsverhĂ€ltnissen wird der MinisterprĂ€sident als âVorsitzender des Ministerratesâ oft nur als primus inter pares betrachtet.
Als Kollegialorgan nimmt der Ministerrat im italienischen Verfassungssystem hingegen eine herausragende Rolle insbesondere im Gesetzgebungsprozess ein:
Der Amtssitz des italienischen MinisterprĂ€sidenten ist der Palazzo Chigi in Rom. Dort unterstĂŒtzt ihn das MinisterratsprĂ€sidium. Amtierende MinisterprĂ€sidentin von Italien ist seit dem 22. Oktober 2022 Giorgia Meloni.
Das italienische Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Senat (Senato della Repubblica) und der Abgeordnetenkammer (Camera dei deputati). Beide Kammern sind im Gesetzgebungsverfahren absolut gleichberechtigt und unterscheiden sich nur hinsichtlich Anzahl, Zusammensetzung und Wahlmodus ihrer Mitglieder. Beide Kammern tagen unabhĂ€ngig voneinander. In jeder Kammer gibt es stĂ€ndige AusschĂŒsse und Sonderkommissionen, die ebenfalls unabhĂ€ngig voneinander sind.
Die Abgeordnetenkammer ist die gröĂere Parlamentskammer, deren 400 Abgeordnete (darunter 8 Vertreter der Auslandsitaliener) alle fĂŒnf Jahre gewĂ€hlt werden.
Dem Senat der Republik gehören 200 gewĂ€hlte Senatoren an (darunter 4 Vertreter der Auslandsitaliener). Sie werden ebenfalls (gleichzeitig mit den Abgeordneten) auf fĂŒnf Jahre gewĂ€hlt, allerdings nicht auf nationaler Ebene, sondern auf regionaler Basis. Jede der 20 Regionen stellt eine festgelegte Anzahl an Senatoren, die je nach Bevölkerungszahl in der Region variiert.
Hinzu kommen maximal fĂŒnf vom StaatsprĂ€sidenten ernannte Senatoren auf Lebenszeit. Zudem sind auch die StaatsprĂ€sidenten nach dem Ende ihrer Amtszeit von Rechts wegen Senatoren auf Lebenszeit. Zurzeit (Oktober 2022) sitzen im Parlament sechs Senatoren auf Lebenszeit, davon fĂŒnf vom StaatsprĂ€sidenten ernannte Senatoren und ein ehemaliger StaatsprĂ€sident.
Das italienische Rechtssystem wird dem römisch-germanischen Rechtskreis zugeordnet und kann auf eine ĂŒber das Mittelalter bis ins römische Recht zurĂŒckreichende Geschichte zurĂŒckblicken.
Die wichtigsten Rechtsquellen neben der italienischen Verfassung (Costituzione della Repubblica Italiana, 1948) sind das Zivilgesetzbuch (Codice civile, 1942), die Zivilprozessordnung (Codice di Procedura Civile, 1940), das Strafgesetzbuch (Codice penale, 1930) und die Strafprozessordnung (Codice di Procedura Penale, 1988). Daneben bestehen zahlreiche Kodifizierungen (Codici) und Einheitstexte (Testi Unici) in einzelnen Rechtsbereichen (vom Arbeitsrecht bis zum Verwaltungsrecht).
Höchstes Organ der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Italien ist der Kassationsgerichtshof (Corte Suprema di Cassazione), fĂŒr die Verfassungsgerichtsbarkeit ist der Verfassungsgerichtshof (Corte Costituzionale) zustĂ€ndig.
Das allgemeine aktive Wahlrecht fĂŒr MĂ€nner galt schon seit 1919. Im Geist feministischer Reformen stimmte das Unterhaus (Camera dei deputati) 1919 mit 174 zu 55 Stimmen auch fĂŒr das aktive Frauenwahlrecht, aber der Senat (Senato del Regno) weigerte sich, die MaĂnahme zu befĂŒrworten. Am 15. Mai 1925 erschien Mussolini persönlich im Parlament, um einen Gesetzentwurf zu unterstĂŒtzen, der Frauen das lokale Wahlrecht verschaffen sollte. Noch im selben Jahr aber schaffte er alle Lokalwahlen ab. 1945 brachten die Christdemokraten und die Kommunisten einen Gesetzentwurf fĂŒr die EinfĂŒhrung des allgemeinen Wahlrechts ein. Alle anderen Parteien unterstĂŒtzten ihn und er wurde am 1. Februar 1945 Gesetz. Im folgenden Jahr wurde gewĂ€hlt. GemÀà Artikel 3 des Dekrets 23 vom 30. Januar 1945 waren aber sichtbare Sexarbeiterinnen (also die, die ihr Gewerbe auĂerhalb genehmigter Bordelle ausĂŒbten) vom Wahlrecht ausgeschlossen, sodass das Wahlrecht fĂŒr Frauen eingeschrĂ€nkt war. Das passive Frauenwahlrecht wurde ebenfalls am 1. Februar 1945 eingefĂŒhrt, es galten die EinschrĂ€nkungen wie beim aktiven Frauenwahlrecht. Artikel 7 des Dekrets 74 vom 10. MĂ€rz 1946 bestĂ€tigt die WĂ€hlbarkeit von BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern, die am Wahltag 25 Jahre alt sind, also ohne BeschrĂ€nkungen.
Das Gesundheitssystem in Italien ist auf regionaler Ebene strukturiert. Die lokalen SanitĂ€tsbetriebe (Aziende Sanitarie Locali) unterstehen den jeweiligen Regionalregierungen. Die regionale AusprĂ€gung fĂŒhrt dazu, dass die QualitĂ€t der Dienstleistungen von Region zu Region sehr unterschiedlich ist. Es ist ein scharfes Nord-SĂŒd-GefĂ€lle zu verzeichnen, das einen starken Gesundheitstourismus, vor allem in Richtung Venetien, Lombardei und Emilia-Romagna verursacht.
Die ausgezeichneten Leistungen dieser Regionen haben die WHO im Jahr 2000 dazu veranlasst, Italien nach Frankreich auf den zweiten Platz in der Weltrangliste der Gesundheitssysteme zu stellen. Als negativ werden die langen Wartezeiten (oft mehrere Monate) auf stationÀre Behandlung gesehen.
HausĂ€rzte erhalten in Italien eine Kopfpauschale fĂŒr die Patienten, die in einer Liste registriert wurden. ZahnĂ€rztliche Leistungen mĂŒssen ĂŒberdies von den BĂŒrgern vollstĂ€ndig selbst getragen werden.
Die gesamten Gesundheitsausgaben betrugen im Jahr 2019 8,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und entsprachen damit exakt dem OECD-Durchschnitt. Der ĂŒberwiegende Anteil dieser Ausgaben (75 Prozent) wird vom öffentlichen Sektor getragen (OECD: 71,7 Prozent).
Das italienische Polizeiwesen ist mehrgliedrig und teilweise militĂ€risch organisiert. Die einzelnen Polizeiorganisationen unterstehen verschiedenen Ministerien oder den unteren Gebietskörperschaften. Dieses althergebrachte System hat sich aus GrĂŒnden der Tradition erhalten, aber auch, um zu verhindern, dass zu viel polizeiliche Gewalt in einer Hand bzw. in einem Ministerium gebĂŒndelt wird. Auf der nationalen Ebene gibt es die zivile Polizia di Stato (Staatspolizei), die dem Innenministerium unterstellt ist. Sie ĂŒbernimmt hauptsĂ€chlich polizeiliche Aufgaben innerhalb der groĂen StĂ€dte.
Die Staatspolizei wird ergĂ€nzt durch die Carabinieri, einer Gendarmerietruppe, die dem Verteidigungsministerium untersteht und nach Weisung des Innenministeriums Polizeidienst versieht, vor allem auch auf dem Land. Vergleichbare Strukturen finden sich auch in Frankreich (Gendarmerie nationale) und in Spanien (Guardia Civil). Daneben verfĂŒgt das italienische Finanzministerium ĂŒber die Guardia di Finanza (Finanzwacht), eine Finanz- und Zollpolizei, die auch Grenzschutzaufgaben ĂŒbernimmt. Auf lokaler Ebene gibt es unter anderem die Gemeindepolizeien (Polizia Municipale), die sich vorwiegend um den örtlichen StraĂenverkehr kĂŒmmern.
In Italien ist der MinisterprĂ€sident seit 2007 unmittelbar fĂŒr die Nachrichtendienste verantwortlich und legt in Zusammenarbeit mit dem interministeriellen Steuerungskomitee Comitato interministeriale per la sicurezza della Repubblica (CISR) deren operative PrioritĂ€ten fest. Das dem Regierungschef unterstellte Dipartimento delle Informazioni per la Sicurezza (DIS) koordiniert die Arbeit des Auslandsnachrichtendienstes Agenzia Informazioni e Sicurezza Esterna (AISE) und des Inlandsnachrichtendienstes Agenzia Informazioni e Sicurezza Interna (AISI). Daneben gibt es noch den beim Generalstab angesiedelten militĂ€rischen Fachdienst Centro Intelligence Interforze (J2). Die Nachrichtendienste werden seit 1977 von einem besonderen parlamentarischen Ausschuss kontrolliert.
In der Feuerwehr in Italien waren im Jahr 2019 rund 28.900 Berufs- und rund 20.000 freiwillige Feuerwehrleute organisiert, die in ĂŒber 900 Feuerwachen und FeuerwehrhĂ€usern, in denen 2.330 Löschfahrzeuge und 307 Drehleitern bzw. Teleskopmasten bereitstehen, tĂ€tig sind. Der Frauenanteil betrĂ€gt drei Prozent. In den Jugendfeuerwehren sind viele Kinder und Jugendliche organisiert. Der nationale Feuerwehrverband Corpo nationale dei Vigili del Fuoco reprĂ€sentiert die italienische Feuerwehr im Weltfeuerwehrverband CTIF.
Die italienische Sicherheitspolitik ruht unverĂ€ndert auf der Einbindung in NATO, EU und UN. Italien sieht sich als der Hauptakteur in der erweiterten Mittelmeerregion (âmediterraneo allargatoâ). Die italienische Marine wird als Hochseemarine eingestuft und ist in der Lage weltweit zu operieren. Sicherheitspolitisch stehen fĂŒr Italien die Lage in Libyen und die FlĂŒchtlingskrise im Mittelpunkt. Italien setzt sich im Bereich AbrĂŒstung fĂŒr die weltweite Beachtung der VertrĂ€ge ein, so auch fĂŒr das Verbot von Streubomben. Es unterstĂŒtzt die Initiative zur Schaffung einer atomwaffenfreien Welt.
Die italienischen StreitkrÀfte bestehen aus den TeilstreitkrÀften Esercito Italiano (Heer), Marina Militare (Marine) und Aeronautica Militare (Luftwaffe) sowie aus den Carabinieri. Derzeit (2021) dienen rund 163.000 Soldaten in den StreitkrÀften, dazu kommen rund 110.000 Carabinieri und etwa 30.000 zivile Mitarbeiter.
Die allgemeine Wehrpflicht ist in Italien seit dem 1. Juli 2005 ausgesetzt. Bei der Umstellung auf eine Berufs- und Freiwilligenarmee wurde der Personalumfang von Heer, Marine und Luftwaffe auf insgesamt 190.000 Soldaten festgelegt. Wegen der folgenden Finanz- und Wirtschaftskrise mussten auch im Bereich der StreitkrĂ€fte KĂŒrzungen und Verkleinerungen vorgenommen werden. Im Jahr 2021 beliefen sich die Verteidigungsausgaben auf rund 25 Milliarden Euro, was 1,41 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprach.
Bis 2024 soll die PersonalstĂ€rke der StreitkrĂ€fte (ohne Carabinieri) auf 150.000 Soldaten und 20.000 zivile Mitarbeiter sinken. Die Ausrichtung der StreitkrĂ€fte auf AuslandseinsĂ€tze im Rahmen der EU, der NATO und der Vereinten Nationen wurde mit dem VerteidigungsweiĂbuch 2015 etwas eingeschrĂ€nkt.
Der Bestand an US-amerikanischen Kernwaffen auf italienischem Territorium wurde seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich verringert. Die Vereinigten Staaten lagern in Aviano noch Atombomben, weitere sind im Rahmen der Nuklearen Teilhabe einem italienischen Geschwader in Ghedi zugeteilt.
Italien ist sowohl GrĂŒndungsmitglied der EuropĂ€ischen Union als auch des Europarates. Als EU-Mitglied ist die Italienische Republik 1990 auch der EuropĂ€ischen WĂ€hrungsunion beigetreten und Teil des EuropĂ€ischen Binnenmarktes. Neben wirtschaftlichen Interessen ist man auch auf weiteren Politikfeldern der EU aktiv, so ist Italien Teil des Schengenraums, der justiziellen und polizeilichen Zusammenarbeit in Europa mithilfe von Europol und Eurojust. Italien gehört zu den besonders integrationsfreundlichen Mitgliedstaaten der EU. Der Prozess der EU-Erweiterung um neue Mitglieder (besonders der westlichen BalkanlĂ€nder und der TĂŒrkei) wird von Italien aktiv unterstĂŒtzt. Italien setzt sich fĂŒr eine weitere Vertiefung der europĂ€ischen Union ein. Ein besonderes europapolitisches Anliegen Italiens ist die Etablierung eines tragfĂ€higen, auf dem SolidaritĂ€tsprinzip beruhenden Mechanismus zur nachhaltigen BewĂ€ltigung der FlĂŒchtlingskrise.
Zu den regionalen Schwerpunkten der italienischen AuĂenpolitik zĂ€hlen die Mittelmeerregion, der Westliche Balkan, der Nahe Osten, das Horn von Afrika mit besonderem Fokus auf die ehemaligen Kolonien, daneben Lateinamerika mit seiner hohen Zahl italienischer Emigranten und deren Nachfahren (Argentinien, Brasilien, Uruguay, Venezuela). Aufgrund seiner zentralen Lage versteht sich Italien zudem als BrĂŒcke zwischen Europa und den sĂŒdlichen Mittelmeeranrainern, namentlich zu Libyen, Ăgypten und Tunesien. GroĂe Sorge bereitet Italien dabei die groĂe Zahl von FlĂŒchtlingen, die zumeist ĂŒber Libyen Italien und die EU erreichen.
Italien hatte bisher dreizehnmal den Vorsitz im Rat der EuropÀischen Union inne, zuletzt im zweiten Halbjahr 2014.
Italien ist Truppensteller von UN-Friedensmissionen und gehört zu den gröĂten Beitragszahlern.
Italien ist politisch in 20 Regionen (regioni) mit jeweils eigener Regierung gegliedert. Diese Regionen sind in insgesamt 90 Provinzen (province) und 15 MetropolitanstÀdte (città metropolitane) unterteilt. Provinzen und MetropolitanstÀdte untergliedern sich in insgesamt 7904 Gemeinden (comuni).
Die italienischen Regionen verfĂŒgen ĂŒber eine als Statut bezeichnete Landesverfassung. FĂŒnf Regionen haben ein Sonderstatut (statuto speciale), das ihnen einen unterschiedlichen Grad an Autonomie gewĂ€hrt; diese sind in der folgenden Liste mit einem Stern (*) markiert.
Nachfolgend sind die zehn bevölkerungsreichsten StÀdte aufgelistet.
Die Provinz Sassari (Sardinien) ist mit 7.678 kmÂČ die flĂ€chenmĂ€Ăig gröĂte Provinz Italiens.
Die Provinzen Bozen (SĂŒdtirol) und Trient (Trentino) nehmen in der Verfassung eine Sonderstellung ein. Sie sind Autonome Provinzen und den italienischen Regionen gleichgestellt.
Italien ist ein Industriestaat mit einer vormals stark gelenkten Volkswirtschaft: Der staatliche Konzern IRI (1933â2002) unterhielt zwischenzeitlich 1000 Tochtergesellschaften und zĂ€hlte bis zu 500.000 BeschĂ€ftigte. Im Laufe der 1990er Jahre wurden die Staatsunternehmen nach und nach privatisiert, auch um die Schulden der öffentlichen Hand zu bedienen, die MĂ€rkte wurden geöffnet und dereguliert.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens betrug im Jahr 2019 (vor der COVID-19-Pandemie) insgesamt 1,8 Billionen Euro. Dies entspricht rund 30.000 Euro pro Kopf. Damit war Italien hinter Deutschland und Frankreich die drittgröĂte Volkswirtschaft der EU (ohne GroĂbritannien) und (2019) die achtgröĂte Volkswirtschaft der Welt.
Das Wirtschaftswachstum Italiens hat ĂŒber die Jahrzehnte stetig abgenommen: Zwischen 1970 und 1979 wuchs das BIP um 40 %, zwischen 1980 und 1989 um 25 Prozent, zwischen 1990 und 1999 um 13 Prozent. Von 2000 bis 2009 wuchs das BIP nur noch um 1,2 Prozent. Die GroĂe Rezession bzw. Eurokrise haben zu einem RĂŒckgang des BIP gefĂŒhrt (â5,3 Prozent 2009; â3,0 Prozent 2012; â1,8 Prozent in 2013), das höchste Wachstum zwischen 2010 und 2019 wurde mit 1,7 Prozent jeweils 2010 und 2017 erzielt. Im Rahmen der COVID-19-Pandemie ging das BIP Italiens 2020 um 8,9 Prozent zurĂŒck.
Italien war 2022 die siebtgröĂte Exportnation der Welt und die drittgröĂte in Europa. Wichtigster Handelspartner ist Deutschland, mit einem Exportanteil von 12,7 Prozent und einem Importanteil von 15,9 Prozent, gefolgt von Frankreich, mit 11,2 Prozent bzw. 8,5 Prozent. Zu den wichtigsten AusfuhrmĂ€rkten fĂŒr italienische Produkte gehören auch Spanien (6,5 Prozent), die Vereinigten Staaten (6,2 Prozent) und das Vereinigte Königreich (5,2 Prozent). Die meisten Einfuhren bezieht Italien des Weiteren aus China (6,2 Prozent), den Niederlanden (5,3 Prozent), Libyen (4,6 Prozent) und Russland (4,2 Prozent).
Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegt Italien Platz 30 von 141 LĂ€ndern (Stand 2019). Der Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit 2024 des Landes war der 80 höchste von 176 LĂ€ndern.
Die Schattenwirtschaft ist in Italien hoch. Das Ministerium fĂŒr Wirtschaft und Finanzen schĂ€tzt einen Anteil von 9,5 Prozent des BIP (2021).
Italien verfĂŒgt ĂŒber verschiedenste Rohstoffvorkommen. Bedeutende BodenschĂ€tze des Landes sind Fluorit, Kohle, Quecksilber, Sylvin und Zink. In den Apuanischen Alpen um Carrara und Massa wird der weltbekannte Carrara-Marmor gebrochen. Es gibt groĂe Erdgas- (Po-Ebene, Adria) und Erdölvorkommen (Basilikata, Sizilien).
Die Energieversorgung Italiens ist durch eine sehr hohe ImportabhÀngigkeit gekennzeichnet, ca. 79 Prozent des Energiebedarfs wird importiert.
2011 wurden in Italien 334,6 TWh Strom verbraucht. Mehr als 10Â Prozent wurde durch Wasserkraft produziert.
Heute produziert Italien seinen Strom vor allem in thermischen Kraftwerken, wobei 64,4 Prozent davon mit Erdgas, der Rest mit Erdöl und weiteren Brennstoffen produziert wird. Das gröĂte Kraftwerk Alessandro Volta liegt in Montalto di Castro und hat eine Leistung von 3600 MW. Das Kraftwerk lief 2009 aber nur noch an 2000 bis 3000 Stunden (von 8760 möglichen), weil der produzierte Strom zu teuer ist.
2023 erreichte die installierte Photovoltaikleistung 30,30 GW, ihre Jahresproduktion 2023 war 30,70 TWh (2017: 19,7 TWh, 2022: 28,12 TWh). Die Windkraftanlagen (vor allem in Apulien und dem restlichen SĂŒden) lieferten 2017 rund 10 TWh. Geothermische Energie wird insbesondere in Mittelitalien, zum Beispiel in Larderello, gewonnen und brachte 4,3 TWh. Im Jahre 2011 lieferte Italien unter den Mitgliedstaaten der EuropĂ€ischen Union mit seiner Wasserkraft einen erheblichen Anteil zur Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen: Es wurden 45,2 TWh erzeugt â das entsprach damals rund 15 Prozent der insgesamt in den EU-LĂ€ndern erzeugten Energie aus Wasserkraft.
Italien hatte seit 1982 drei aktive Kernkraftwerke (zwei alte mit je einem kleinen Kernreaktor und das Kernkraftwerk Caorso mit einem 860-MW-Siedewasserreaktor). Nach der Tschernobyl-Katastrophe in der Ukraine (April 1986) fand am 8. November 1987 eine Volksabstimmung statt; Italien stieg aus der Kernenergie aus.
Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima in Japan beschloss das italienische Kabinett im MÀrz 2011, einen Wiedereinstieg in die Kernenergie ein weiteres Jahr auszusetzen; am 12. und 13. Juni 2011 lehnten bei einer Volksabstimmung mit 57 Prozent Wahlbeteiligung 94,1 Prozent der Abstimmenden den Wiedereinstieg ab.
Italien ist heute der gröĂte Stromnettoimporteur der Welt, in der ersten HĂ€lfte 2014 wurden etwa 15 Prozent des Bedarfs importiert (22,3 TWh bei einem Gesamtbedarf von 153 TWh); ein GroĂteil davon stammt aus französischen Atomkraftwerken. Im Jahre 2012 wurden netto insgesamt 43,104 Mrd. kWh importiert, davon 24,668 Mrd. aus der Schweiz und 11,37 Mrd. aus Frankreich. Die Strompreise in Italien sind fĂŒr Industriekunden mit die höchsten in der EU.
Die gröĂten Energieproduzenten sind Eni, Enel, Edison, ERG, A2A und Sorgenia, wĂ€hrend fĂŒr das Verteilungsnetz Terna zustĂ€ndig ist.
Die Landwirtschaft spielt zwar volkswirtschaftlich nur noch eine geringe Rolle (ca. 2 Prozent), bringt jedoch einige wichtige Erzeugnisse hervor. Bedeutend sind neben dem WeinbauâItalien ist mit rund 49 Millionen Hektolitern vor Frankreich der gröĂte Weinproduzent der Welt (Stand: 2015)âauch die KĂ€seherstellung (Parmesan, Mozzarella, Pecorino oder Ricotta) sowie die Erzeugung von Olivenöl. Italien ist hier der weltweit zweitgröĂte Produzent (nach Spanien), mit 442.000 Tonnen im Jahr 2013. Auch werden ZitrusfrĂŒchte wie Orangen und Zitronen, NachtschattengewĂ€chse wie Tomaten und Auberginen, KĂŒrbisgewĂ€chse wie Zucchini, Wasser- und Honigmelonen, Salatpflanzen wie Rucola und Radicchio sowie HĂŒlsen- und NussfrĂŒchte angebaut und exportiert.
Eine StĂ€rke der italienischen Wirtschaft liegt im verarbeitenden Gewerbe, vor allem in kleinen und mittelstĂ€ndischen familiengefĂŒhrten Unternehmen. Laut zentralem Statistikinstitut ISTAT zĂ€hlen 95,2 Prozent zu den Kleinstunternehmen mit weniger als 10 BeschĂ€ftigten. Von allen LĂ€ndern Europas hatte Italien im Jahr 2022 mit 1,7 Prozent (nach Deutschland mit 4,6 Prozent und Russland mit 1,8 Prozent) den dritthöchsten Weltmarktanteil im verarbeitenden Gewerbe (Spitzenreiter waren China und die Vereinigten Staaten mit 31,2 bzw. 16,3 Prozent). Im Jahr 2021 verzeichnete Italien innerhalb der EuropĂ€ischen Union mit 16 Prozent den zweithöchsten Wert der verkauften Industrieproduktion (nach Deutschland mit 27 Prozent und vor Frankreich mit 11 Prozent, Spanien mit 8 Prozent und Polen mit 6 Prozent).
Zu den wichtigsten Industrien zĂ€hlen der Maschinen-, Luftfahrzeug- (Leonardo), Schiff- (Fincantieri) und Automobilbau (Alfa Romeo, Ferrari, Fiat, Iveco, Lamborghini, Lancia, Maserati, Pagani, Piaggio und der Reifenhersteller Pirelli), die Chemieindustrie (Mapei), Baustoffe (Buzzi Unicem) und Kabel (Prysmian). Die Textilindustrie ist sehr stark vertreten und steht mit ihren bekannten Markennamen (Armani, Dolce & Gabbana, Gucci, Prada oder Versace) fĂŒr den Inbegriff des Made in Italy. Luxottica ist der weltgröĂte Brillenhersteller. Zu den wichtigsten italienischen ExportgĂŒtern zĂ€hlen auch die Erzeugnisse der Nahrungsmittelindustrie (Barilla, Campari, Cremonini, Ferrero, Lavazza, Parmalat). Die italienischen Unternehmen mit den höchsten UmsĂ€tzen sind der Ăl- und Gaskonzern Eni und der Energiekonzern Enel.
Im Dienstleistungssektor ist Italien vor allem durch GroĂbanken wie Intesa Sanpaolo und Unicredit international vertreten. Die Assicurazioni Generali ist eine der gröĂten Versicherungsgesellschaften der Welt, Nexi einer der gröĂten Anbieter fĂŒr bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Die Tourismusbranche gehört seit Jahrzehnten zu den bedeutenden Einnahmequellen Italiens. Italien gehört zu den klassischen Reisezielen der Welt. Beliebte Ziele sind die Alpen, die KĂŒstengebiete am Ligurischen und Adriatischen Meer, zahlreiche historische StĂ€dte, Museen, archĂ€ologische AusgrabungsstĂ€tten und traditionelle BrĂ€uche wie der Karneval in Venedig, Palio di Siena oder Calcio storico.
Italien, das in den 1970er Jahren noch das meistbesuchte Land der Welt war, befindet sich heute mit seinen rund 65 Millionen Touristen (2019) an 5. Stelle (hinter Frankreich, Spanien, den Vereinigten Staaten und China).
Von 1970 bis 1998 stieg die Arbeitslosenquote von 5,4 % auf 12,1 %, worauf ein RĂŒckgang der Arbeitslosenzahlen bis Mitte der 2000er folgte (Tiefstand 6,1 % in 2007). Nach dem Ausbruch der GroĂen Rezession und der darauffolgenden Eurokrise stieg die Arbeitslosenquote Italiens aufgrund der Wirtschaftskrise an und markierte 2014 mit 12,7 % einen Höchststand. Seitdem ist die Quote gesunken und lag 2021 bei 9,5 %. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt um ein Vielfaches höher bei 23,1 % im Juni 2022.
Die OECD hat darĂŒber hinaus festgestellt, dass die Erwerbseinkommen zu den niedrigsten unter den industrialisierten LĂ€ndern gehörten. Auf nur 19.861 Dollar belief sich das durchschnittliche Nettoeinkommen der Italiener, die somit auch von Griechen und Spaniern ĂŒberholt werden. Der OECD-Schnitt liegt bei 24.660 Dollar (Daten aus 2007). Die SelbststĂ€ndigenquote ist in Italien umso höher. Sie liegt bei etwa 33 Prozent der Erwerbspersonen (zum Vergleich 17 Prozent in Spanien und 10 Prozent in Deutschland).
Die Gesamtzahl der ErwerbstĂ€tigen wird fĂŒr Ende 2023 auf 23,7 Millionen geschĂ€tzt. Die BeschĂ€ftigungsquote lag 2023 bei 62,1 %. 2022 arbeiteten 3,8 % aller ArbeitskrĂ€fte in der Landwirtschaft, 26,9 % in der Industrie und 69,3 % im Dienstleistungssektor.
Nord-SĂŒd-GefĂ€lle
Charakteristisch fĂŒr Italien ist die wirtschaftliche Zweiteilung des Landes. Der stark industrialisierte Norden steht dem unterentwickelten SĂŒden gegenĂŒber.
Mit dem Nachkriegsboom bildete sich in Nordwestitalien das Industriedreieck Mailand, Turin und Genua heraus (triangolo industriale). In der Folge weitete sich der Boom auf Nordostitalien und Mittelitalien mit ihren traditionell stark vernetzten und verstĂ€dterten Strukturen aus: In Abgrenzung von Nordwestitalien (âerstes Italienâ) und von SĂŒditalien (âzweites Italienâ) wurden die Industriedistrikte in diesem Gebiet unter dem Fachterminus âDrittes Italienâ zusammengefasst. Inzwischen sind das erste und das dritte Italien zusammengewachsen und auch die Grenzen des Industriedreiecks haben sich verschoben (Mailand â Bologna â Treviso).
Der gesamte oberitalienische Raum verfĂŒgt ĂŒber einen gut entwickelten Dienstleistungssektor und gehört als Teil der sogenannten Blauen Banane zu den wirtschaftlich starken Gebieten Europas.
Mittelitalien verfĂŒgt ĂŒber eine Wirtschaft, die auf Unternehmen im Textil-, Schuh- und Möbelsektor und besonders auf Tourismus basiert. Zudem ist Rom Sitz sĂ€mtlicher Verwaltungen, vieler GroĂunternehmen wie Eni (Erdöl und Gas), Enel (Energieversorgung), Leonardo (RĂŒstung), Poste Italiane (Logistik), TIM (Telekommunikation), Unicredit (Bankwesen), Mundys, Ferrovie dello Stato Italiane und Autostrade per lâItalia (Infrastruktur), Webuild (Bauwirtschaft) und Organisationen (FAO) sowie Herz der italienischen Filmindustrie (CinecittĂ ).
Der SĂŒden des Landes, auch Mezzogiorno genannt, gehört zu den strukturschwĂ€cheren Regionen Europas. Dies geht einher mit einer erhöhten KriminalitĂ€tsrate und dem organisierten Verbrechen, das insbesondere in Kampanien, Kalabrien und auf Sizilien in vielen Wirtschaftszweigen Einfluss ausĂŒbt.
Die wirtschaftliche Teilung des Landes schlĂ€gt sich auch in den Arbeitslosenzahlen nieder: 2021 lag die Arbeitslosenquote in Nordwestitalien bei 6,6 %, in Nordostitalien bei 5,4 % (SĂŒdtirol 3,9 %), in Mittelitalien bei 8,8 %, in SĂŒditalien (einschlieĂlich Inseln) bei 16,7 %.
Italien ist ein Land, das nicht nur von starken lokalen Unterschieden geprĂ€gt ist, sondern auch eine relativ ungleiche Einkommensverteilung aufweist. In der Liste der LĂ€nder nach Einkommensverteilung liegt Italien mit einem Gini-Koeffizient von 35,9 an 97. Stelle. Zum Vergleich liegt Deutschland an 139., Ăsterreich an 149. und die Schweiz an 135. Stelle (je höher die Stelle, desto geringer die Ungleichheit).
Italien war, laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahre 2017, das Land mit dem siebtgröĂten nationalen Gesamtvermögen weltweit. Der Gesamtbesitz der Italiener an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich auf insgesamt 10.853 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsene Person betrĂ€gt 223.572 US-Dollar im Durchschnitt und 124.636 US-Dollar im Median (Deutschland: 203.946 bzw. 47.091 US-Dollar). Der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag 2016 bei 71,9 was auf eine mittlere Vermögensungleichheit hindeutet.
Die italienische Lira war mit der GrĂŒndung des Königreiches Italien 1861 bis Anfang 2002 die offizielle UmlaufwĂ€hrung Italiens.
Seit 2002 ist der Euro in Italien gesetzliches Zahlungsmittel und löste die italienische Lira ab. In der Exklave Campione dâItalia ist nicht der Euro, sondern der Schweizer Franken gesetzliches Zahlungsmittel.
Die Geld- und WĂ€hrungspolitik wurde bis zur EinfĂŒhrung des Euros von der Bank von Italien und wird seitdem von der EuropĂ€ischen Zentralbank unter Mitwirkung auch der Bank von Italien bestimmt.
WĂ€hrend des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach konnte Italien seine Staatsschulden durch sehr hohe Inflation stark reduzieren, was 1947 zum Tiefstand der Schulden im VerhĂ€ltnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 25,8 % fĂŒhrte. Nach Inkrafttreten der republikanischen Verfassung 1948 entwickelte sich die italienische Staatsverschuldung wie folgt:
Bis Anfang der 1960er Jahre ermöglichte eine Kombination aus zeitweise hohem Wirtschaftswachstum im Zusammenhang mit der Kontrolle der Staatsausgaben bzw. in den 1970er Jahren eine Kombination aus Steuererhöhungen und hoher Inflation, die Staatsverschuldung unter Kontrolle zu behalten. In diesem Zeitraum war die Bank von Italien zudem verpflichtet, am Markt nicht gezeichnete Staatsanleihen aufzukaufen. Im Jahr 1981 wurde diese Verpflichtung aufgehoben (sog. divorzio, d. h. Scheidung zwischen Notenbank und Staatshaushalt). Seitdem ist bei hohen Staatsausgaben und geringen Inflationsraten ein stetiger Anstieg der Staatsverschuldung zu verzeichnen, die nach einem Zwischenhoch von 120,1 % im Jahr 1994 bis zum Ausbruch der GroĂen Rezession bzw. Eurokrise etwas zurĂŒckgefahren werden konnte. Seit 2008 hat sich der prozentuale Schuldenstand auch wegen des niedrigen bzw. negativen Wirtschaftswachstums wieder erhöht und erreichte im Rahmen der COVID-19-Pandemie ein neues Allzeithoch mit 154,3 % (2020):
Die TragfĂ€higkeit der immer höheren Schuldenlast wird auch durch die seit der Eurokrise betriebenen Geldpolitik der EuropĂ€ischen Zentralbank (EZB) sichergestellt, mit der Staatsanleihen wieder aufgekauft werden (diesmal im Rahmen des Eurosystems): So hatte die EZB gegen Ende 2018 360 Milliarden Euro italienische Staatspapiere erworben (zum Vergleich deutsche Staatsanleihen im Wert von mehr als 515 Milliarden Euro, da sich die KĂ€ufe nach dem KapitalschlĂŒssel richten, also dem Kapitalanteil, den die Euro-LĂ€nder an der EZB halten).
Der Staatshaushalt Italiens umfasste im Jahr 2023 Ausgaben von 1.144Â Milliarden Euro und Einnahmen von 992Â Milliarden Euro.
Der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) betrug in folgenden Bereichen laut Weltbank:
Der Anteil Steuern und BeitrÀge zu den Sozialversicherungen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei 42,4 Prozent (Stand 2019); zum Vergleich: Deutschland 38,8 Prozent.
Die Steuerquote liegt bei 29,2Â Prozent (Stand 2019); zum Vergleich: Deutschland 24,1Â Prozent.
Wichtigste Steuern sind (Stand 2021):
Italien war 2020 nach Deutschland, GroĂbritannien und Frankreich mit ĂŒber vier Milliarden Euro der gröĂte Nettobeitragszahler der EuropĂ€ischen Union.
Aus dem Wiederaufbaufonds der EuropĂ€ischen Union, der zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie verabschiedet wurde, erhĂ€lt Italien voraussichtlich ZuschĂŒsse in Höhe von 68,9 Milliarden Euro, mehr als alle anderen LĂ€nder mit Ausnahme von Spanien.
Die LĂ€nge des StraĂennetzes betrug im Jahr 2009 182.136 km. Davon waren 6.621 km Autobahnen, die gröĂtenteils in privater Hand und mautpflichtig sind. Alle anderen StraĂen sind Eigentum der öffentlichen Hand. Man unterscheidet zwischen Staats-, Regional-, Provinzial- und KommunalstraĂen. Die meist befahrenen Autobahnen sind die A1 von Mailand nach Neapel, die A4 von Turin ĂŒber Mailand und Verona nach Venedig, die A14 von Bologna bis Tarent und auch die Brennerautobahn A22, die von Modena bis zur Grenze mit Ăsterreich fĂŒhrt. Nach vier Jahren Bauzeit wurde 2013 die A34 zwischen Görz und Villesse in Slowenien fertiggestellt. Sie hat eine LĂ€nge von 17 Kilometern und ersetzt die alte R17.
Der StraĂenverkehr des Landes gilt als weitestgehend sicher. 2013 kamen in Italien insgesamt 6,1 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit 3750 Personen im StraĂenverkehr ums Leben. Das Land hat im weltweiten Vergleich eine hohe Motorisierungsrate. 2016 kamen im Land 707 Kraftfahrzeuge auf 1.000 Einwohner (in Deutschland waren es im Vergleich 610 Fahrzeuge).
Die LĂ€nge des Schienennetzes betrug im Jahr 2019 rund 20.000 km, von denen etwa zwei Drittel elektrifiziert waren. Sowohl das Netz als auch der Transport sind in den HĂ€nden des Staates, bis auf wenige Ausnahmen (vgl. Vinschgaubahn, Ferrovia TrentoâMalĂš). Im GeschĂ€ftsjahr 2023 beschĂ€ftigte das Staatsunternehmen Ferrovie dello Stato Italiane rund 90.000 Mitarbeiter und erzielte 2,2 Milliarden Euro Gewinn. Seit 2012 bietet auch die private Eisenbahngesellschaft Italo â Nuovo Trasporto Viaggiatori Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen einigen GroĂstĂ€dten an.
Im europĂ€ischen Vergleich liegen die Preise fĂŒr das Bahnfahren in Italien niedriger. Eine einfache Fahrt von Mailand nach Venedig (267 km) mit dem Frecciarossa kostet derzeit (2018) 45 Euro, wĂ€hrend eine Fahrkarte fĂŒr die Strecke Paris-Saint-Pierre-des-Corps (253 km) mit dem TGV 57 Euro kostet, fĂŒr die Bahnstrecke FrankfurtâGöttingen (240 km) mit dem ICE 66 Euro.
Mit der Eröffnung der letzten noch fehlenden Streckenabschnitte zwischen Novara und Mailand sowie zwischen Bologna und Florenz im Dezember 2009 verfĂŒgt Italien ĂŒber eine gut 1.000 km lange durchgehende Schnellfahrstrecke von Turin ĂŒber Mailand, Bologna, Florenz, Rom und Neapel bis nach Salerno. Neben der genannten Nord-SĂŒd-Achse befindet sich eine West-Ost-Achse zwischen Genua, Mailand, Brescia, Verona, Venedig und Triest in Planung, wovon die Abschnitte Mailand-Brescia 2016 und Padua-Venedig 2007 fertiggestellt wurden, wĂ€hrend die Eröffnung der Strecke Genua-Mailand fĂŒr 2022[veraltet] geplant ist. FĂŒr SĂŒditalien sind mittelfristig Neu- und Ausbaustrecken zwischen Palermo, Catania und Messina sowie zwischen Neapel und Bari vorgesehen Langfristig soll eine Verbindung zwischen Neapel und Kalabrien entstehen. Die ursprĂŒngliche Planung mit einer Verbindung vom Festland nach Sizilien, wofĂŒr der Bau der BrĂŒcke ĂŒber die StraĂe von Messina notwendig gewesen wĂ€re, wurde aus finanziellen GrĂŒnden verworfen, ist jedoch weiterhin Gegenstand von Diskussionen. AuĂerdem sind verschiedene internationale Verbindungen nach Frankreich (Mont-Cenis-Basistunnel mit Anschluss an das TGV-Netz, Eröffnung voraussichtlich 2030) sowie via Schweiz (NEAT) und via Ăsterreich nach Deutschland (Brennerbasistunnel, Eröffnung voraussichtlich 2026) sowie nach Slowenien angedacht. Das Regelgleis befindet sich, wie in Frankreich, auf der linken Seite.
Die MailÀnder U-Bahn bietet mit einer StreckenlÀnge von 98,6 km das am besten ausgebaute U-Bahn-Netz Italiens. Weitere U-Bahn-Systeme befinden sich in Rom, Neapel, Turin, Genua, Catania und Brescia.
Die GesamtlÀnge der schiffbaren Wasserwege betrÀgt 2400 km.
Den höchsten Passagierfluss verzeichnen die HĂ€fen von Messina und Reggio Calabria, zumal es sich um die wichtigste Verbindung zwischen Sizilien und dem Festland handelt, aber auch La Spezia. SĂ€mtliche Verbindungen im Mittelmeer werden von der Reederei Tirrenia di Navigazione mit Sitz in Neapel gewĂ€hrleistet. Italien verfĂŒgt ĂŒber ein ausgedehntes Containerhafennetz, wobei der Hafen Gioia Tauro 2007 rund 3.445.337 Container beförderte. Neben diesen sind die HĂ€fen Genua, Triest und Tarent weiter wichtig, wobei letzterer sich auf den Eisenhandel spezialisiert hat.
Die wichtigsten Marinearsenale befinden sich in Augusta, Brindisi, La Spezia und Tarent.
Von Triest, Bari und Ancona gibt es direkte Verbindungen zur albanischen Hafenstadt DurrĂ«s (ital. Durazzo). Ebenfalls gibt es eine direkte Verbindung von Brindisi nach VlorĂ« (Valona) in SĂŒdalbanien.
GröĂte Fluggesellschaft ist die ITA Airways, ihre beiden Drehkreuze befinden sich an den FlughĂ€fen Rom-Fiumicino und Mailand-Linate. Auch die Lufthansa ist auf dem italienischen Flugmarkt tĂ€tig: Air Dolomiti, eine Tochter der deutschen Fluggesellschaft, bedient hauptsĂ€chlich FlĂŒge zwischen Norditalien, MĂŒnchen und Frankfurt.
Der italienische Beitrag zum kulturellen und historischen Erbe Europas und der Welt ist beachtenswert. Als Kreuzweg der Zivilisationen des Mittelmeerraumes, Zentrum des Römischen Reiches, Sitz des Papsttums und Wiege der Renaissance spielte Italien eine entscheidende Rolle und wurde zum Ausgangsland der europÀischen Kunst, Kultur und Forschung.
Die Auswanderung zahlreicher Italiener im 19. und 20. Jahrhundert trug auch dazu bei, die italienische Kultur zu etablieren.
Italien hat insgesamt schĂ€tzungsweise 100.000 DenkmĂ€ler jeglicher Art (Museen, Schlösser, Statuen, Kirchen, Galerien, Villen, Brunnen, historische HĂ€user und archĂ€ologische Funde). Es ist das Land mit den meisten WelterbestĂ€tten der UNESCO (60), darunter 54 StĂ€tten des Weltkulturerbes und sechs StĂ€tten des Weltnaturerbes. Die in Italien befindlichen WelterbestĂ€tten reichen von einzelnen GebĂ€uden ĂŒber ganze KernstĂ€dte bis zu thematisch ĂŒbergreifenden Gruppen wie den Felsbildern des Valcamonica, prĂ€historischen Pfahlbauten, den mit der Herrschaft der Langobarden verbundenen Orten oder einer Gruppe spĂ€tbarocker StĂ€dte.
Die ZustĂ€ndigkeit fĂŒr die staatliche Kulturförderung hat das Ministerium fĂŒr KulturgĂŒter, kulturelle AktivitĂ€ten und Tourismus (Ministero dei Beni e delle AttivitĂ Culturali e del Turismo). Die Schwerpunkte der italienischen auswĂ€rtigen Kulturpolitik sind die kulturelle Programmarbeit (geleistet durch 83 staatliche Kulturinstitute weltweit) und die Förderung der italienischen Sprache (durch die weltweit 489 Zweigstellen der Dante-Alighieri-Gesellschaft, davon 401 im Ausland und 88 in Italien).
In Italien gibt es zahlreiche historische und folkloristische Traditionen verschiedener Art, die auch international bekannt und berĂŒhmt sind. ErwĂ€hnenswert sind hier das Pferderennen Palio di Siena, der Calcio storico in Florenz und die Regata storica in Venedig. Die Karnevalsfeste in Venedig, Viareggio, Ivrea, Mamoiada, Acireale, Sciacca, Florenz und Rom. Die Riten der Heiligen Woche in einigen Gemeinden sowie verschiedene Traditionen wie der Infiorata di Genzano, das Giostra del Saracino in Arezzo, das Festa dei Ceri in Gubbio und das Giostra della Quintana in Foligno.
Die UNESCO zÀhlt die Prozessionen mit Schulter-Turmschreinen (Macchina di Santa Rosa in Viterbo, Varia di Palmi in Palmi, Gigli di Nola in Nola und Faradda di li Candareri in Sassari) seit 2013 und das Sizilianische Marionettentheater seit 2001 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit.
Die italienische KĂŒche (Cucina italiana) gilt als eine der einflussreichsten LandeskĂŒchen der Welt.
International bekannte Produkte sind zum Beispiel italienisches Olivenöl, Pesto, Speiseeis, Panettone, Tiramisu, diverse KĂ€sesorten wie Parmesan, Mozzarella oder Gorgonzola, Wurst und Fleischerzeugnisse wie Mortadella, Salami, San-Daniele-Schinken oder Parmaschinken und natĂŒrlich Pasta und Pizza. Dazu kommt das reichhaltige einheimische Weinangebot wie Chianti und Barolo.
Das Essen ist in Italien ein wichtiger Aspekt des tĂ€glichen Lebens und die Pflege der KĂŒche ein unverzichtbarer Bestandteil der nationalen Kultur. Die Italienische KĂŒche wurde 2010 als immaterielles Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt.
1953 wurde in Mailand die Accademia Italiana della Cucina gegrĂŒndet. Diese möchte das Wissen um die italienische KĂŒche und Tischkultur bewahren und an die folgenden Generationen weitergeben. Hierzu organisiert sie Versammlungen und Tagungen, hat das Studienzentrum Franco Marenghi eingerichtet und verleiht Preise sowie Auszeichnungen. Die Akademie gibt die monatlich erscheinende Zeitschrift CiviltĂ della Tavola heraus. Ein weiteres Projekt um zunĂ€chst unter anderem die italienische Kochkunst zu erhalten, die Associazione Slow Food, wurde 1986 in Bra von Carlo Petrini gegrĂŒndet.
Die italienische KĂŒche galt bei einer 2013 durchgefĂŒhrten Umfrage des Goethe-Instituts nach Ansicht von 42 Prozent der Teilnehmer als die beste KĂŒche Europas. Die in 24 Sprachen und 30 LĂ€ndern durchgefĂŒhrte Umfrage stand unter der Ăberschrift âWas bedeutet Europa persönlich fĂŒr Sie?â.
Gelegentlich wird die hohe Lebenserwartung auf die mediterrane Kost zurĂŒckgefĂŒhrt, die beispielsweise viel Fisch, Olivenöl, Obst und GemĂŒse enthĂ€lt. Die italienische KĂŒche besteht aus einer Vielzahl von RegionalkĂŒchen und kann auf eine Vielzahl von Zutaten und SpezialitĂ€ten zurĂŒckgreifen.
Der vielleicht berĂŒhmteste Universalgelehrte und Humanist in der Geschichte, Leonardo da Vinci, hat mehrere BeitrĂ€ge zu einer Vielzahl von Bereichen wie Malerei, Bildhauerei, Architektur, Anatomie, Mechanik, Ingenieurwissenschaften und Naturphilosophie geleistet. Einer der wichtigsten BegrĂŒnder der neuzeitlichen exakten Naturwissenschaften, Galileo Galilei war Astronom, Physiker, Mathematiker, Ingenieur, Kosmologe, Philosoph und setzte eine wissenschaftliche Revolution in Gang.
Weitere namhafte italienische Wissenschaftler der Renaissance waren Leon Battista Alberti, Schriftsteller, Mathematiker, Kunst- und Architekturtheoretiker sowie Architekt und Medailleur. Pietro Bembo, wegweisend war seine Theorie der italienischen Literatursprache. Sie trug dazu bei, dass der âSprachenstreitâ um die Frage, welche Variante des Italienischen sich am besten als Literatursprache eigne, zugunsten des Toskanischen entschieden wurde.
Hier ein kurzer Ăberblick ĂŒber weitere namhafte Persönlichkeiten der Wissenschaft: der Astronom und Mathematiker Giovanni Domenico Cassini; der Physiker Alessandro Volta, Erfinder der elektrischen Batterie und MitbegrĂŒnder der ElektrizitĂ€tslehre, die Mathematiker Lagrange (geborener Giuseppe Lodovico Lagrangia), Fibonacci und Cardano; Guglielmo Marconi, NobelpreistrĂ€ger fĂŒr Physik, Miterfinder des Radios; der Physiker Enrico Fermi, ebenfalls NobelpreistrĂ€ger, bekannt fĂŒr die Nuklearforschung; der Seefahrer Christoph Kolumbus, der im Jahr 1492 Amerika entdeckte; Luigi Luca Cavalli-Sforza, Populationsgenetiker und BegrĂŒnder des Human Genome Projects (HGP).
Zwischen 995 und 1087 entwickelte sich mit der medizinischen Lehr- und Forschungsanstalt Schola Medica Salernitana, eine der ersten und wichtigsten medizinischen Einrichtungen des Mittelalters. Mit der Sammelhandschrift Trotula wird im 12. Jahrhundert die systematische Frauenheilkunde begrĂŒndet.
ErwĂ€hnenswerte medizinische Wissenschaftler und Entdeckungen der folgenden Jahrhunderte: im 16. Jahrhundert beschreibt Gabriele Falloppio die Struktur der Eileiter; 1665 beschreibt Marcello Malpighi, der als BegrĂŒnder der Pflanzenanatomie und vergleichenden Physiologie sowie mikroskopischen Anatomie gilt, den Kapillarkreislauf, die Theorie der Funktionsweise der Lungen und der Struktur der Nierenkörperchen; Giovanni Battista Morgagni, BegrĂŒnder der modernen Pathologie; Giovanni Maria Lancisi, zu dessen wissenschaftlichen Leistungen Erkenntnisse zur Hygiene, Grippe, Rinderpest und vor allem Malaria zĂ€hlen; 1854 entdeckt Filippo Pacini das Bakterium Vibrio cholerae als Erreger der Cholera; 1893 isoliert Bartolomeo Gosio aus einem Schimmelpilz das erste Antibiotikum; sowie Lazzaro Spallanzani, dessen wegweisende Entdeckungen auf dem Gebiet der Physiologie liegen.
Im 20. und 21. Jahrhundert wurden namhafte Mediziner wie Camillo Golgi (Entdecker des nach ihm benannten Golgi-Apparats), Daniel Bovet, Salvador Luria, Renato Dulbecco, Rita Levi-Montalcini und Mario Capecchi mit dem Nobelpreis fĂŒr Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.
Der Hymnus Sonnengesang von Franz von Assisi gilt als Ă€ltestes Zeugnis italienischer Literatur. Der Florentiner Dante Alighieri schuf mit seinem Werk die Göttliche Komödie die Grundlagen der modernen italienischen Sprache und eines der gröĂten Werke der Weltliteratur. Der Dichter Francesco Petrarca war der eigentliche BegrĂŒnder des Renaissance-Humanismus und machte das Sonett als Gedicht-Form bekannt. Er verfasste zahlreiche lateinische Werke. Sein in italienischer Sprache verfasster Gedichtzyklus Canzoniere, gilt als die bedeutendste nachantike Gedichtsammlung der europĂ€ischen Literatur. Giovanni Boccaccio schrieb das Decamerone, eine Sammlung von 100 Novellen, die in eine Rahmenhandlung eingebettet sind. Diese drei, nĂ€mlich Dante, Petrarca und Boccaccio, wurden auch als die drei Florentiner Kronen (Le tre corone fiorentine) bezeichnet.
Die Enciclopedia Italiana di scienze, lettere ed arti (kurz Enciclopedia Italiana oder Enciclopedia Treccani genannt) wurde in erster Auflage, bestehend aus 35 TextbĂ€nden und einem Indexband, zwischen 1929 und 1937 vom Istituto dellâEnciclopedia Italiana herausgegeben und ist eine mehrbĂ€ndige UniversalenzyklopĂ€die in italienischer Sprache. Der 1925 gegrĂŒndete Verlag ist auch Herausgeber der Nationalbiografie Dizionario Biografico degli Italiani.
Zu den groĂen Literaten Italiens zĂ€hlen auch Ludovico Ariosto, Giambattista Basile, Umberto Eco, Carlo Goldoni, Giacomo Leopardi, Alessandro Manzoni, Giambattista Marino, Torquato Tasso und Emanuele Tesauro.
Italienische LiteraturnobelpreistrÀger sind der Dichter GiosuÚ Carducci (1906), die Schriftstellerin Grazia Deledda (1926), der Theaterautor Luigi Pirandello (1936), die Dichter Salvatore Quasimodo (1959) und Eugenio Montale (1975) sowie der Satiriker, Theaterautor und -schauspieler Dario Fo (1997).
NiccolĂČ Machiavelli gilt aufgrund seines Werks Il Principe (Der FĂŒrst) als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit. Il Principe gilt als eines der ersten â wenn nicht als das erste â Werk der modernen politischen Philosophie. Zusammen mit den gleichzeitig entstandenen Discorsi stellt es das Hauptwerk Macchiavellis dar. Von ihm leitet sich sowohl der Begriff des Machiavellismus als auch der des Antimachiavellismus her.
Zu den prominentesten Philosophen aus Italien gehören auch Giordano Bruno, Francesco Patrizi da Cherso, Marsilio Ficino, Cristoforo Landino, Giovanni Pico della Mirandola, Marsilius von Padua, Coluccio Salutati und Giambattista Vico.
Die italienische Malerei genoss ĂŒber Jahrhunderte eine wichtige Stellung in Europa, von der romanischen zur gotischen Epoche, von der Renaissance bis zum Barock.
In der Malerei der Gotik nahm Italien eine Sonderstellung ein, da dort die Architektur groĂe WandflĂ€chen erhielt. Den Höhepunkt der Fresken in der Gotik lieferte Giotto di Bondone mit seinem vorher noch nie da gewesenen Naturalismus. SpĂ€ter blieb fĂŒr lange Zeit die Buchmalerei vorherrschende Form der Malerei und nahm so groĂen Einfluss auch auf die Entwicklung der Tafelmalerei. Auch hier nahm Italien wiederum eine Sonderrolle ein, da dort die Tafelmalerei schon zu Beginn der Gotik eine Vorrangstellung innehatte. Die Gotik in ihrem reinsten Stil verkörperte in Italien Simone Martini mit seiner höfischen Eleganz. Seit der zweiten HĂ€lfte des 14. Jahrhunderts nahm die Tafelmalerei durch den Einfluss der Italiener auch nördlich der Alpen eine vorrangige Stellung zu der Buchmalerei ein, nicht zuletzt durch Martini, aber auch wegen des weitgereisten Gentile da Fabriano und Pisanellos.
Die Malerei der Renaissance hat ihren Ursprung in den Arbeiten einiger ungewöhnlich begabter VorlĂ€ufer im Italien des spĂ€ten 13. Jahrhunderts und setzte in der FrĂŒhrenaissance um 1420 in Florenz ein, erreichte ihren Höhepunkt in der Hochrenaissance zu Anfang des 16. Jahrhunderts und wirkte in ihrer SpĂ€tzeit neben dem um 1520 aufkommenden Manierismus fort. Zu den bedeutendsten Malern der Renaissance zĂ€hlen Fra Angelico, Bellini, Botticelli, Giotto, Mantegna, Masaccio, Michelangelo, Raffael, Tintoretto, Tizian und Leonardo da Vinci.
In der Malerei des Barocks gingen die Anregungen ebenso von Italien aus. Die GebrĂŒder Agostino und Annibale Carracci, Michelangelo Merisi da Caravaggio, Guido Reni und in der Kunst der Fresken- und Deckenmalerei u. a. Pietro da Cortona, Luca Giordano, Andrea Pozzo, Giovanni Battista Piazzetta und der auch in Deutschland wirkende Giovanni Battista Tiepolo gehören zu den Hauptmeistern.
Mit dem Ende des Barock erlebte die Malerei in Italien einen empfindlichen Niedergang. Erst im 20. Jahrhundert mit dem Futurismus konnte Italien wieder in die kĂŒnstlerische Avantgarde vorstoĂen, vor allem durch die Werke von Giacomo Balla, Umberto Boccioni, Carlo CarrĂ und Gino Severini.
Giorgio de Chiricos Pittura metafisica gilt zudem als VorlÀufer des Surrealismus.
Einige der bedeutendsten Bauwerke der westlichen Welt, wie das Kolosseum in Rom, der MailÀnder Dom, die Kathedrale von Florenz, der Schiefe Turm von Pisa und die PalÀste Venedigs, befinden sich in Italien.
Schon die alten Römer setzten MaĂstĂ€be im architektonischen Bereich und fĂŒhrten den Bau von Bögen und Kuppeln ein. Die Renaissance wurde von italienischen Architekturtheoretikern wie Leon Battista Alberti und Architekten wie Filippo Brunelleschi geprĂ€gt.
Das Werk des Venetianers Andrea Palladio inspirierte einen klassizistisch geprĂ€gten Baustil. Vom spĂ€ten 17. bis ins frĂŒhe 20. Jahrhundert beeinflusste der Palladianismus die Architektur der ganzen Welt, insbesondere in GroĂbritannien, Australien und den Vereinigten Staaten.
Wichtige Architekten der Gegenwart sind Renzo Piano (Genua), Flavio Albanese (Vicenza) und Massimiliano Fuksas (Rom).
Bildhauer aus der italienischen Halbinsel prĂ€gten die Kunst sĂ€mtlicher Epochen: beispielsweise die Magistri Comacini die Romanik, Arnolfo di Cambio und andere die Gotik (wo aber Frankreich fĂŒhrte), Donatello die FrĂŒhrenaissance; Michelangelo die Hochrenaissance; Giovanni Lorenzo Bernini das italienische Barock; Antonio Canova den Klassizismus.
Aufgrund seines kulturellen Reichtums besitzt Italien die weltweit höchste Museumsdichte. Die Museen bilden eine wichtige Grundlage fĂŒr den Tourismus. Seit 1974 besteht das Ministerium fĂŒr KulturgĂŒter und -aktivitĂ€ten unter wechselnden Namen. Dem Ministerium sind 157 Staatsarchive, 298 archĂ€ologische StĂ€tten, 58 Bibliotheken, 244 Museen, insgesamt 1052 staatliche Institutionen zugeordnet, hinzu kommen 2119 nicht-staatliche (Stand: 26. Februar 2012).
Einige der Museen sind Nationalmuseen. Zu diesen zĂ€hlen das ArchĂ€ologische Nationalmuseum in Ferrara sowie die von Florenz, das von Rom, das von Neapel und von Tarent sowie das Museo Nazionale Alinari della Fotografia in Florenz. Hinzu kommen das Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria in Reggio, das Museo Nazionale G. A. Sanna auf Sardinien ebenso wie das Nationalmuseum der Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom. Allerdings ist die Bezeichnung âNationalmuseumâ nicht genau abgegrenzt, so dass zahlreiche weitere, ĂŒberregional bedeutende staatliche Museen mitzurechnen sind.
Eine jĂ€hrlich vom italienischen Touring Club herausgegebene Studie zu den Besucherzahlen der 30 meistbesuchten Museen berechnete fĂŒr diese insgesamt etwa 23 Millionen Besucher fĂŒr das Jahr 2008. Dies entspricht rund einem Viertel aller Besucher der rund 3800 öffentlichen Museen und 1800 archĂ€ologischen StĂ€tten in Italien.
Italien zÀhlt auch namhafte Komponisten: Palestrina und Monteverdi in der Renaissance, Scarlatti, Corelli und Vivaldi im Barock, Paganini und Rossini in der Klassik, Verdi und Puccini in der Romantik sowie Einaudi und Albanese im Neoklassizismus.
Italien ist weithin bekannt als Geburtsort der Oper. Aus der Feder von Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi und Puccini stammen mit die berĂŒhmtesten Opern ĂŒberhaupt, die heute weltweit aufgefĂŒhrt werden, unter anderem an der Scala in Mailand. Klassische Interpreten wie Enrico Caruso, Alessandro Bonci, Beniamino Gigli, Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli haben sich um die Oper verdient gemacht.
Zu den bekanntesten italienischen SĂ€ngern der populĂ€ren Musik gehören Domenico Modugno, Adriano Celentano, Gigliola Cinquetti, Paolo Conte, Toto Cutugno, Lucio Dalla, Gianna Nannini und Eros Ramazzotti. Auch in weniger frequentierten Genres wie Power Metal (Rhapsody) und Punkrock (Vanilla Sky oder Evolution So Far) sind die Italiener vertreten. Das Sanremo-Festival ist Italiens gröĂter Musikwettbewerb und wird seit 1951 jĂ€hrlich in der ligurischen Stadt Sanremo abgehalten.
Die italienische Filmindustrie nahm bereits zwischen 1903 und 1908 konkrete Formen an. WĂ€hrend des Faschismus wurde das Kino auch zu Zwecken der Regime-Propaganda eingesetzt. Im SĂŒdosten Roms wurde sogar eine eigene Filmstadt errichtet, CinecittĂ .
Bedeutende Regisseure der Nachkriegszeit sind Vittorio De Sica, Roberto Rossellini, Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni, Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini, Sergio Leone und Bernardo Bertolucci. Unter den Schauspielern haben insbesondere Anna Magnani, Sophia Loren, Claudia Cardinale, Monica Vitti, Marcello Mastroianni, Giulietta Masina und Vittorio Gassman internationale Anerkennung erlangt. Zu den bekanntesten italienischen Filmproduktionen gehören Fahrraddiebe, Rom, offene Stadt, Der Leopard, La Strada â Das Lied der StraĂe, Das sĂŒĂe Leben sowie die Italowestern Spiel mir das Lied vom Tod und Zwei glorreiche Halunken.
In den letzten drei Jahrzehnten haben italienische Filme nur noch vereinzelt internationale Aufmerksamkeit bekommen, etwa Cinema Paradiso von Giuseppe Tornatore, Der Postmann mit Massimo Troisi oder Das Leben ist schön von und mit Roberto Benigni.
Die 1932 begrĂŒndeten Internationalen Filmfestspiele Venedig (Mostra internazionale dâarte cinematografica di Venezia) sind Teil der Biennale fĂŒr zeitgenössische Kunst und finden jedes Jahr von Ende August bis Anfang September auf dem Lido in Venedig statt. Die Filmfestspiele sind das Ă€lteste Filmfestival der Welt und gehören bis heute zu den bedeutendsten internationalen Filmfestspielen.
Italienische Mode hat eine lange Tradition. Mailand ist Italiens wichtigste Modemetropole, auch Rom, Turin, Neapel, Genua, Bologna, Venedig und Vicenza sind bedeutende Zentren. Zu den groĂen italienischen Modemarken gehören u. a. Armani, Benetton, Brioni, Dolce & Gabbana, Ermenegildo Zegna, Fendi, Ferragamo, Gucci, Max Mara, Missoni, Moschino, Prada, Valentino und Versace.
Italien ist auch fĂŒhrend im Bereich Design, insbesondere Innenarchitektur. Gio Ponti und Ettore Sottsass sind in diesem Zusammenhang erwĂ€hnenswert.
Zu den Tageszeitungen mit der gröĂten Reichweite gehören die Corriere della Sera (RCS MediaGroup), La Stampa und La Repubblica (GEDI Gruppo Editoriale) sowie der Il Messaggero (Caltagirone Editore). Il Sole 24 Ore ist die meistgelesene Wirtschaftszeitung und Eigentum des Arbeitgeberverbandes Confindustria. Die katholische Avvenire ist der Italienischen Bischofskonferenz zugehörig.
Eine Besonderheit der italienischen Presselandschaft stellen die tĂ€glichen Sportzeitungen dar. Derzeit existieren drei Tageszeitungen, die sich ausschlieĂlich mit Sport beschĂ€ftigen und allesamt relativ hohe Auflagen erreichen (La Gazzetta dello Sport, Tuttosport und Corriere dello Sport â Stadio).
Daneben gibt es zahlreiche regionale Tageszeitungen, deren wichtigsten Verleger die Caltagirone-Gruppe (Il Mattino und Il Gazzettino) sowie die GEDI Gruppo Editoriale (darunter Il Tirreno, La Nuova Sardegna, Messaggero Veneto â Giornale del Friuli) sind.
Die Bandbreite der italienischen Wochenzeitschriften ist vergleichbar mit der des deutschsprachigen Raumes. Dabei kann man auch die Unterscheidung zwischen Klatschpresse wie den Boulevardzeitungen Oggi und Gente und anspruchsvollen Magazinen erkennen. Zu den seriösen Nachrichtenmagazinen gehören der linksliberale LâEspresso und das zur Mondadori-Gruppe gehörende Panorama.
Seit der Umstellung auf DVB-T und der Abschaltung der Analogsignale im Jahr 2011 verfĂŒgt Italien ĂŒber ein vielfĂ€ltiges, frei empfangbares Fernsehangebot.
Neben den drei nationalen Radioprogrammen und den herkömmlichen Fernsehsendern Rai Uno, Rai Due und Rai Tre strahlt die staatlich kontrollierte Radiotelevisione Italiana siebzehn weitere Sender aus.
Daneben existiert eine Vielzahl an Privatsendern, die ihre Stationen in fast jeder gröĂeren Stadt haben. Diese finanzieren sich durch Werbung, das Programm besteht zu groĂen Teilen aus Musik und Shows. Dabei gibt es groĂe qualitative Unterschiede. Einige wenige etablierte Sender schlossen sich zu einem groĂen Sendernetz zusammen, andere hingegen beschrĂ€nken sich auf die Ausstrahlung von Filmen. Insgesamt existieren in Italien rund 1700 Fernsehsender, die rund 30 Millionen Zuschauer erreichen.
Unter dem Namen Mediaset sind die Privatsender Canale 5, Italia 1 und Rete 4 zusammengefasst. Sie erreichen tĂ€glich ein Millionenpublikum und strahlen populĂ€re Sendeformate wie Fernsehserien, Spielfilme, Dokumentarfilme, Reality-Shows und SportĂŒbertragungen aus. Durch die Umstellung auf DVB-T sind zehn weitere frei empfangbare Mediaset-Programme hinzugekommen.
DarĂŒber hinaus gibt es mit Sky Italia ein sehr umfangreiches Bezahlfernsehen, das im Juli 2016 4.740.000 Abonnenten zĂ€hlte.
Im Jahr 2023 nutzten rund 87 Prozent der Einwohner Italiens das Internet.
In den von Sprachminderheiten bewohnten Gebieten sind neben italienisch- auch anderssprachige Medien verbreitet. Die Dolomiten und die Neue SĂŒdtiroler Tageszeitung sind die zwei deutschsprachigen Tageszeitungen in SĂŒdtirol, Primorski Dnevnik ist die slowenischsprachige Tageszeitung fĂŒr die Region Friaul-Julisch Venetien. Die lokalen Redaktionen der Rai produzieren Fernsehsendungen in den Minderheitensprachen, die Rai SĂŒdtirol bietet ein Vollprogramm in deutscher Sprache. Dank internationaler Abkommen sind im Aostatal französische und Schweizer Sender empfangbar, wĂ€hrend in SĂŒdtirol die Rundfunk-Anstalt fĂŒr die Ausstrahlung auslĂ€ndischer Programme aus dem deutschen Sprachraum zustĂ€ndig ist.
Sport hat in Italien einen hohen Stellenwert. Das faschistische Italien nutzte diesen, um durch die Siege bei den FuĂballweltmeisterschaften 1934 und 1938 sowie den Olympischen Sommerspielen 1932 nationales und internationales Prestige zu erlangen. Das Comitato Olimpico Nazionale Italiano, das dem deutschen DOSB entspricht, wurde 1942 gegrĂŒndet.
Italien war Austragungsort der FuĂball-Weltmeisterschaften 1934 und 1990 sowie der FuĂball-Europameisterschaften 1968 und 1980.
In Italien fanden mehrmals Olympische Spiele statt: die Sommerspiele 1960 in Rom sowie die Winterspiele in Cortina dâAmpezzo 1956 und Turin 2006. Die Winterspiele 2026 sollen in Mailand und Cortina dâAmpezzo stattfinden.
Special Olympics Italien wurde 1983 gegrĂŒndet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.
In Italien ist FuĂball (Calcio) die populĂ€rste und meistbetriebene Sportart. Die höchste Spielklasse im italienischen ProfifuĂball ist die Serie A, welche zu den bedeutendsten europĂ€ischen Ligen zĂ€hlt. Die bekanntesten Vereine sind die AC Mailand, Inter Mailand und Juventus Turin, die zu den erfolgreichsten FuĂballklubs Europas gehören. Weitere bekannte Klubs sind die AS Rom, Lazio Rom, SSC Neapel und AC Florenz. Die italienische Nationalmannschaft zĂ€hlt zu den erfolgreichsten FuĂballnationalmannschaften der Welt. Bei den Weltmeisterschaften war Italien 18-mal vertreten und holte viermal den Titel (1934, 1938, 1982 und 2006). An den Europameisterschaften nahm die Auswahl elfmal teil und gewann 1968 im eigenen Land sowie 2021 den Titel. AuĂerdem wurde die Mannschaft einmal Olympiasieger. Die Ultra-Bewegung hat ihre Wurzeln im Italien der frĂŒhen 1950er und 1960er Jahre, als sich erstmals FuĂballfans (Tifosi) in Gruppen zusammenschlossen, um ihre jeweiligen Lieblingsmannschaften gemeinsam organisiert zu unterstĂŒtzen.
Auch Motorsport erfreut sich in Italien groĂer Beliebtheit, schon vor dem Zweiten Weltkrieg begrĂŒndeten Fahrer wie Tazio Nuvolari und die Hersteller Alfa Romeo und Fiat die italienische Rennsporttradition. Nach dem Krieg wurde Ferrari das bekannteste und erfolgreichste Team der Formel 1. Mit Giuseppe Farina (1950) und Alberto Ascari (1952 und 1953) stellte Italien zwei Formel-1-Weltmeister. Der GroĂe Preis von Italien wird seit 1950 ohne Unterbrechung bis heute (2025) ausgetragen; bis auf einmal (1980) auf dem Autodromo Nazionale Monza ausgetragen. Auch fĂŒr die Formel 1 homologiert ist das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola.
Es gibt von Nord bis SĂŒd eine Vielzahl von Bergrennstrecken. Der Bergrennsport genieĂt hohes Ansehen und ist bei StreckenlĂ€ngen zwischen 6 und 17 km sportlich hoch angesiedelt. In der Europa-Bergmeisterschaft kann Italien mehrere Strecken zur VerfĂŒgung stellen und eine Vielzahl von Meistern vorweisen.
Auch der Motorradrennsport ist sehr beliebt. Giacomo Agostini ist der erfolgreichste Fahrer in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft; heute wird diese Tradition vor allem von Publikumsliebling Valentino Rossi fortgesetzt. Auch die Hersteller Moto Guzzi, Gilera, MV Agusta, Ducati oder Aprilia sind in aller Welt fĂŒr ihre Erfolge bekannt. Zu den Formel-1- und Motorradrennen auf den Traditionsrennstrecken von Monza, Imola und Mugello strömen alljĂ€hrlich hunderttausende Zuschauer. In Lonigo, zwischen Verona und Vicenza gelegen und in Terenzano bei Udine findet alljĂ€hrlich im Rahmen der Speedway-Einzelweltmeisterschaft der Speedway-WM Grand Prix von Italien statt.
Des Weiteren gilt Italien auch als Radsportland. Der Giro dâItalia gilt nach der Tour de France als zweitbedeutendstes Radrennen der Welt. Wichtige Eintagesrennen, die zu den Klassikern gerechnet werden, sind MailandâSanremo und die Lombardei-Rundfahrt. Zu den wichtigsten Radsportlern gehören unter anderem Vincenzo Nibali und Mario Cipollini bzw. in der Radsportgeschichte Gino Bartali, Alfredo Binda, Ottavio Bottecchia, Giovanni Brunero, Fausto Coppi, Luigi Ganna, Carlo Galetti, Felice Gimondi, Costante Girardengo, Fiorenzo Magni, Gastone Nencini, Marco Pantani und Giovanni Valetti.
AuĂer in Apulien gibt es in allen italienischen Regionen gut ausgestattete Skigebiete, wobei bei Touristen vor allem die Skigebiete Dolomiti Superski und Sellaronda beliebt sind. Zwei der bekanntesten aktiven Skifahrer sind bei den Herren der Olympiasieger 2010 im Slalom, Giuliano Razzoli und bei den Damen Manuela Mölgg. Der erfolgreichste italienische Skifahrer ist Alberto Tomba.
Rugby Union ist ebenfalls eine beliebte Sportart, vor allem im Norden des Landes. Die italienische Nationalmannschaft nimmt an den jĂ€hrlichen Six Nations teil, zusammen mit England, Frankreich, Irland, Schottland und Wales, sowie an den vierjĂ€hrlichen Rugby-Union-Weltmeisterschaften. Italien qualifizierte sich bisher fĂŒr alle Weltmeisterschaften. Heimatstadion der Nationalmannschaft ist seit 2011 das Olympiastadion Rom.
Daneben gehören in Italien Wasserball, Basketball und Volleyball zu den beliebtesten Sportarten.
Abk | Name | Lat N | Lat S | Lng W | Lng E | B | O |
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Abruzzen | 42.8952075 | 41.6816666 | 13.0190573 | 14.7826901 | ![]() |
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AO | Aostatal | 45.9876787 | 45.4669522 | 6.8015322 | 7.939504 | ![]() |
|
Apulien | 42.2265572 | 39.7896208 | 14.934454 | 18.5203619 | ![]() |
||
Basilikata | 41.1393551 | 39.8943315 | 15.3364212 | 16.8676688 | ![]() |
||
Emilia-Romagna | 45.1395245 | 43.7308638 | 9.1980988 | 12.7558364 | ![]() |
||
Friaul-Julisch Venetien | 46.6479539 | 45.5808987 | 12.3213811 | 13.9186553 | ![]() |
||
Kalabrien | 40.143865 | 37.9157694 | 15.6298713 | 17.2062384 | ![]() |
||
Kampanien | 41.5070666 | 39.9905767 | 13.7618964 | 15.8064262 | ![]() |
||
Latium | 42.8396541 | 40.7848334 | 11.4482283 | 14.0288013 | ![]() |
||
Ligurien | 44.6769373 | 43.7757115 | 7.4948414 | 10.071559 | ![]() |
||
Lombardei | 46.6353523 | 44.6799091 | 8.4978518 | 11.4276477 | ![]() |
||
Marken | 43.9707029 | 42.687319 | 12.1856565 | 13.9168082 | ![]() |
||
Molise | 42.0701391 | 41.3638686 | 13.9421455 | 15.1613261 | ![]() |
||
Piemont | 46.4642213 | 44.0597158 | 6.6272658 | 9.2142404 | ![]() |
||
Sardinien | 41.3126294 | 38.8591785 | 8.1308411 | 9.8287953 | ![]() |
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Sizilien | 38.811895 | 35.492877 | 11.925692 | 15.652936 | ![]() |
||
Toskana | 44.4725475 | 42.2376428 | 9.6867915 | 12.3723258 | ![]() |
||
Trentino-SĂŒdtirol | 47.0921462 | 45.6728669 | 10.3817965 | 12.4779676 | ![]() |
||
Umbrien | 43.6174178 | 42.3648525 | 11.8921582 | 13.2645543 | ![]() |
||
Venetien | 46.6806162 | 44.7924256 | 10.6231032 | 13.1021703 | ![]() |