Die Niederlande (niederlĂ€ndisch Nederland und friesisch NederlĂąn, Singular, informell Holland) sind eines der vier autonomen LĂ€nder des Königreiches der Niederlande. Das gröĂtenteils im nördlichen Westeuropa liegende Land wird dort durch die Nordsee im Norden und Westen, Belgien im SĂŒden und Deutschland im Osten begrenzt. Der europĂ€ische Landesteil Niederlande umfasst 41.543 Quadratkilometer und zĂ€hlt 18.045.532 Einwohner (1. Januar 2025). Die Hauptstadt der Niederlande ist Amsterdam, der Regierungs- und Parlamentssitz ist Den Haag. Die offizielle Landesfarbe ist Orange (Oranje).
Zum Gebiet der Niederlande gehören, neben den zwölf Provinzen des europĂ€ischen Teils, die Karibikinseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba (einschlieĂlich ihrer jeweiligen Nebeninseln), die Besondere Gemeinden des Landes sind. Weitere niederlĂ€ndische karibische Gebiete sind kein Teil des Landes Niederlande, sondern autonome LĂ€nder im Königreich der Niederlande. Dies sind die LĂ€nder Aruba, Curaçao und Sint Maarten.
Nach Zugehörigkeit zum Mittelreich, Ostfrankenreich und zum Heiligen Römischen Reich gilt das Jahr 1581 mit dem Plakkaat van Verlatinghe als Geburtsstunde der Vereinigten Niederlande, die 1648 mit dem Frieden von MĂŒnster endgĂŒltig anerkannt wurden. Die Niederlande wurden zu einer Handels-, Kolonial- und SeegroĂmacht. Das 17. Jahrhundert wird als Goldenes Zeitalter beschrieben. In dieser Epoche waren die Niederlande das âLabor des Kapitalismusâ und entwickelten Institutionen und Techniken wie etwa Aktiengesellschaften, Börsenhandel und bargeldlosen Zahlungsverkehr. âDie NiederlĂ€nder können mehr als die meisten anderen Nationen beanspruchen, die Globalisierung erfunden zu habenâ (Christoph Driessen). Die Verfassung der Niederlande geht auf die Zeit des Wiener Kongresses 1814/1815 zurĂŒck.
Zusammen mit Belgien und Luxemburg bilden die Niederlande die Benelux-Union. Die Niederlande sind GrĂŒndungsmitglied der Montanunion von 1951, aus der sich mehrere Nachfolger und 1992 die EuropĂ€ische Union (EU) entwickelten.
Der offizielle Name des Landes heiĂt auf NiederlĂ€ndisch Nederland. Das ist auch der Name, der in der Umgangssprache fĂŒr NiederlĂ€nder selbstverstĂ€ndlich ist. Im Deutschen hingegen heiĂt das Land Niederlande (Plural); in der deutschen Umgangssprache wird oft â fĂ€lschlicherweise â von âHollandâ gesprochen; die Einwohner werden daher hĂ€ufig als âHollĂ€nderâ statt âNiederlĂ€nderâ bezeichnet. Der Name Holland bezieht sich auf eine frĂŒhere Grafschaft im Westen der Niederlande. 1815 wurde das Königreich der Niederlande gegrĂŒndet. Holland war zunĂ€chst eine Provinz, bis es 1840 in die Provinzen Noord-Holland (Hauptstadt Haarlem) und Zuid-Holland (Hauptstadt Den Haag) aufgeteilt wurde.
Im NiederlĂ€ndischen ist der Ausdruck Holland oder hollĂ€ndisch durchaus ĂŒblich, wenn dies ironisch oder zur Betonung niederlĂ€ndischer Volksart gemeint ist. Auch beim FuĂball lautet die Selbstbezeichnung Holland, zum Beispiel im Schlachtruf Hup Holland Hup. FĂŒr den Tourismus in den Niederlanden wird meist das international bekanntere Holland in der Vermarktung auf Englisch, Deutsch und in anderen Sprachen genutzt. Der Internetauftritt der Tourismus-Branche ist daher unter holland.com erreichbar.
Im Jahr 2019 haben Regierung und Wirtschaft beschlossen, dass das Land sich als Niederlande prĂ€sentieren soll. Es wird befĂŒrchtet, dass der Ausdruck Holland mit Klischees wie Tulpen und WindmĂŒhlen verbunden wird, wĂ€hrend das Land sich lieber als modern und weltoffen sieht. Zudem wird beabsichtigt, die Besucherströme in die ĂŒbrigen Gegenden abzuleiten und damit die Hauptstadt Amsterdam zu entlasten.
Der Landesname Niederlande (im Plural) ergibt sich aus der Geschichte der Niederlande. Die Niederlande waren am Ende des Mittelalters ein Teil des Herrschaftsgebietes des Hauses Burgund. Deren LĂ€ndereien gliederten sich im 15. Jahrhundert unter Karl dem KĂŒhnen in die oberen Lande (das Herzogtum sowie die Freigrafschaft Burgund und NebenlĂ€nder) und die niederen Lande (Flandern, Artois mit einem Teil der Picardie, Brabant, Holland, Luxemburg u. a. m.). 1482 gelangte das burgundische Erbe an das Haus Habsburg. Dessen Erblande gliederten sich seinerzeit in Nieder-, Inner- und Oberösterreich (um Wien, Graz bzw. Innsbruck), die KĂŒstenlande (an der Adria) und Vorderösterreich (in Schwaben). So ergab sich einigermaĂen konsequent die Bezeichnung (burgundische oder habsburgische) Niederlande (zunĂ€chst Spanische Niederlande, seit 1714 Ăsterreichische Niederlande). Das burgundische Oberland â das Herzogtum um Dijon, das schon immer auĂerhalb der Reichsgrenzen gelegen hatte, also die frĂŒhere gleichnamige Region â ging 1493 an Frankreich verloren, ebenso 1678 die Freigrafschaft um Besançon, die heutige Franche-ComtĂ©.
Im NiederlĂ€ndischen sagt man zu den historischen Regionen auch de Lage Landen, also die tief oder niedrig liegenden LĂ€nder, da es in den Niederlanden kein Gebirge und nur wenige Erhöhungen gibt. Die nordniederlĂ€ndischen Provinzen der Utrechter Union (Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland, Overijssel, Groningen und FryslĂąn) erklĂ€rten sich am 26. Juli 1581 unabhĂ€ngig vom Landesherrn Philipp II. von Spanien. Im Frieden von MĂŒnster im Rahmen der WestfĂ€lischen Friedensverhandlungen 1648 erreichte es die UnabhĂ€ngigkeit von Spanien und verstand sich endgĂŒltig als separat vom Heiligen Römischen Reich, das Gebiet entsprach in etwa den spĂ€teren Niederlanden. Der sĂŒdliche Teil des Gebietes, inklusive Flandern, verblieb hingegen beim Reich; spĂ€ter entstand daraus der Staat Belgien. Man sprach dann von den nördlichen und den sĂŒdlichen Niederlanden.
Der Wiener Kongress vereinigte Norden und SĂŒden als unabhĂ€ngiges Königreich der Vereinigten Niederlande noch einmal fĂŒr kurze Zeit. Jedoch schon 1830 erklĂ€rten sich die sĂŒdlichen Niederlande unter der Bezeichnung Belgien fĂŒr unabhĂ€ngig. Belgica ist der Name einer alten römischen Provinz; seit der Renaissance wurde der Ausdruck als lateinischer Name der Niederlande, auch fĂŒr deren nördliche Provinzen, verwendet.
Im MittelniederlÀndischen bezeichnete das Adjektiv dietsc (entsprechend dem deutschen deutsch) die niederlÀndische Sprache. Daraus entstand die englische Bezeichnung Dutch.
Batavia ist ein frĂŒherer lateinischer Name fĂŒr die heutigen Niederlande und bezieht sich auf den beim Rheindelta siedelnden germanischen Stamm der Bataver. Die NiederlĂ€nder nannten die heutige Hauptstadt Indonesiens, Jakarta, wĂ€hrend ihrer Kolonialzeit ebenfalls Batavia.
UngefĂ€hr die HĂ€lfte des Landes liegt weniger als einen Meter ĂŒber, rund ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels (gemessen bei Amsterdam; siehe Bild rechts). Die flachen Gebiete werden in der Regel durch Deiche vor Sturmfluten geschĂŒtzt, die insgesamt eine LĂ€nge von etwa 3.000 km haben. Der höchste Punkt der Niederlande ist mit 877 Metern der Mount Scenery auf der Karibikinsel Saba. Der höchste Punkt des Festlandes, der Vaalserberg im Ă€uĂersten SĂŒden, in der Provinz Limburg im DreilĂ€ndereck zu Deutschland und Belgien, befindet sich 322,5 m ĂŒber dem Amsterdamer Pegel.
Teile der Niederlande, zum Beispiel fast die gesamte Provinz Flevoland, wurden durch Landgewinnung dem Meer abgewonnen. Sie werden als Polder (an der deutschen NordseekĂŒste Koog oder Groden) bezeichnet. Das gröĂte Projekt der Landgewinnung ist mit den Zuiderzeewerken verbunden. Im Jahr 1932 wurde der 29 km lange Abschlussdeich fertig, der die Meeresbucht Zuiderzee von der Nordsee abgetrennt hat. Auf dem Gebiet der ehemaligen Meeresbucht entstanden mehrere SĂŒĂwasserseen, von denen das IJsselmeer den gröĂten Teil ausmacht. Von den angelegten Poldern ist der Flevopolder am gröĂten. Er ist (je nach Berechnungsweise) die gröĂte kĂŒnstliche Insel der Welt.
Die wichtigsten FlĂŒsse der Niederlande (de grote rivieren â âdie groĂen FlĂŒsseâ) sind Rhein, Maas und Schelde. Sie teilen das Land in einen Norden und einen SĂŒden. Der Rheinstrom kommt aus Nordrhein-Westfalen (Deutschland) und ist fĂŒr ein kurzes StĂŒck Grenzfluss. Schon bald verzweigt er sich, auch dank KanĂ€len, die man zur besseren Verteilung der Wassermassen gegraben hat. Die Verzweigungen des Rheins verbinden sich schlieĂlich mit der Maas, die von Belgien her kommt. Nur streckenweise heiĂen die FlĂŒsse noch Rhein bzw. Nederrijn oder Oude Rijn. Die FlĂŒsse prĂ€gen den Westen der Niederlande, das Rhein-Maas-Delta. Ein wichtiger Arm flieĂt durch Rotterdam und dann bei Hoek van Holland in die Nordsee; weitere Arme verbinden die FlĂŒsse mit Amsterdam und dem IJsselmeer. In der Westerschelde, dem Ăstuar der Schelde, verlĂ€uft ein Teil der Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden.
Die Hauptwindrichtung ist SĂŒdwest, daraus resultiert ein gemĂ€Ăigtes maritimes Klima mit kĂŒhlen Sommern und milden Wintern. Besonders im Westen des Landes, an der NordseekĂŒste, ist das Klima stĂ€rker atlantisch geprĂ€gt (milde Winter, kĂŒhle Sommer). Nach Osten hin nimmt der atlantische Einfluss etwas ab, sodass man in der NĂ€he der Grenze zu Deutschland schon eher von subatlantischem Klima sprechen kann mit etwas kĂ€lteren Wintern (mild bis mĂ€Ăig-kalt) und leicht wĂ€rmeren Sommern.
Im Jahr 2023 lebten 93 Prozent der Einwohner der Niederlande in StÀdten.
Niederlande hatte 2023 17,9 Millionen Einwohner. Das jĂ€hrliche Bevölkerungswachstum betrug + 1,0 %. Trotz eines SterbeĂŒberschusses (Geburtenziffer: 9,5 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 9,6 pro 1000 Einwohner) wuchs die Bevölkerung durch Migration. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 1,5, die der EuropĂ€ischen Union betrug 1,5. Die Lebenserwartung der Einwohner der Niederlande ab der Geburt lag 2022 bei 81,7 Jahren. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 41,7 Jahren. Im Jahr 2023 waren 15,3 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre, wĂ€hrend der Anteil der ĂŒber 64-JĂ€hrigen 20,7 Prozent der Bevölkerung betrug.
Die Niederlande gehören mit ĂŒber 518 Einwohnern (2020) pro Quadratkilometer LandflĂ€che (33.718 kmÂČ) zu den am dichtesten besiedelten FlĂ€chenstaaten der Welt. UngefĂ€hr die HĂ€lfte der Bevölkerung wohnt in der Randstad, dem dicht besiedelten Westen des Landes.
Die NiederlĂ€nder sind statistisch das Volk mit den körperlich gröĂten Menschen der Welt, im Durchschnitt 1,83 Meter (MĂ€nner) und 1,72 Meter (Frauen).
In den Niederlanden leben zwischen 6000 und 10.000 Sinti und Roma sowie etwa 30.000 sogenannte woonwagenbewoners. Sie werden abschĂ€tzig auch kampers genannt, bevorzugen selbst die Bezeichnung reizigers. Sie leben ortsfest auf StandplĂ€tzen in stationĂ€ren Caravans. Viele ĂŒben ambulante ErwerbstĂ€tigkeiten aus. Ăberwiegend gehen sie auf verarmte niederlĂ€ndische Bauern, Landarbeiter und Torfstecher des 18. und 19. Jahrhunderts zurĂŒck. Ihre Zahl ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang mit Arbeitsmigration und Wohnkosten durch Zuzug aus der Mehrheitsbevölkerung erheblich angewachsen. Die gruppeninterne Sprache Bargoens ist eine niederlĂ€ndisch basierte Sondersprache, die mit dem deutschen Rotwelsch oder Jenisch vergleichbar ist.
In die Niederlande sind Menschen aus der ganzen Welt eingewandert. Abgesehen von vielen Zugezogenen aus den Nachbarstaaten (u. a. aus Deutschland, Belgien und England) leben heute viele Menschen aus anderen Erdteilen hier, wie u. a. aus Marokko und der TĂŒrkei, aus den ehemaligen Kolonien Indonesien, Suriname und aus der Karibik.
Die Amtssprache im gesamten Staat ist die niederlÀndische Sprache (StandardniederlÀndisch), die aus niederfrÀnkischen Mundarten in den Niederlanden (niederlÀndische Dialekte) entstanden ist. In der Provinz Fryslùn ist zusÀtzlich das verwandte Westfriesisch Verwaltungssprache.
In der sĂŒdwestlichen HĂ€lfte des Landes werden niederfrĂ€nkische Mundarten gesprochen. Die Ortsdialekte des SĂŒdostens gehören zum Ripuarischen und im Nordosten zum NiedersĂ€chsischen. NiederfrĂ€nkische, ripuarische und niedersĂ€chsische Mundarten werden im Dialektkontinuum staatsĂŒbergreifend auch in Deutschland gesprochen, niederfrĂ€nkische und ripuarische Dialekte auch in Belgien.
In den ĂŒberseeischen Reichsteilen (in der Karibik) ist NiederlĂ€ndisch Amtssprache, neben entweder Papiamento oder Englisch. Eine Abzweigung des NiederlĂ€ndischen, die inzwischen eine eigene Standardsprache darstellt, ist das Afrikaans in SĂŒdafrika und Namibia.
Die niederlĂ€ndische Bevölkerung gilt in Europa inzwischen als eine der am wenigsten religiös bzw. kirchlich gebundenen. Hunderte KirchengebĂ€ude wurden abgerissen, verkauft, profanen Zwecken zugefĂŒhrt. Zahlreiche Klöster wurden geschlossen, es gibt auch kaum mehr kirchliche SpitĂ€ler oder Schulen. Laut dem Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) waren im Jahr 2023 nur mehr 17 % der Bevölkerung Katholiken, zu den protestantischen Kirchen bekennen sich 13 %. Etwa 6 % der Bewohner der Niederlande sind mit muslimischen Gemeinden verbunden. Bei jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren betrĂ€gt der Anteil der GlĂ€ubigen 30 Prozent; bei den ĂŒber 75-JĂ€hrigen noch 63 Prozent. Auch die Teilnahme an den Gottesdiensten am Sonntag ist in den Niederlanden sehr schwach: 2021 nahmen 13 Prozent der Kirchenmitglieder wenigstens einmal im Monat an den Gottesdiensten teil, 2010 waren es noch 18 Prozent. Besonders gering ist die regelmĂ€Ăige Teilnahme an der Messe bei den Katholiken (1 %), bei den Protestanten nimmt mehr als die HĂ€lfte der Mitglieder an den Sonntagsgottesdiensten teil, heiĂt es in der Studie vom CBS. Der Mangel an Pastoren ist in der Protestantischen Kirche der Niederlande deutlich zu spĂŒren, das fĂŒhrt zu einem Zusammenschluss verschiedener Gemeinden. Andererseits gibt es schon erste Erfahrungen, Gemeindemitglieder, die nicht eine umfassende theologische Ausbildung haben, mit bestimmten AktivitĂ€ten der Liturgie zu betrauen, etwa in der Gestaltung und Leitung von Trauerfeiern und Bestattungen. Zeitgleich mit dem schnellen Niedergang der traditionellen kirchlichen Kultur scheint es neue Formen christlichen Glaubens zu geben und auch das Studium der katholischen Theologie durch Konfessionslose, Altkatholiken und Protestanten hat im Jahr 2019 deutlich zugenommen.
Die traditionell gröĂte Bevölkerungsgruppe war jene der Protestanten (1849 knapp 60 Prozent). Durch Entkirchlichung wurde sie jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts zahlenmĂ€Ăig von den Konfessionslosen und auch den Katholiken (1849 rund 38 Prozent) ĂŒbertroffen. Die Protestanten sind in den Niederlanden ĂŒberwiegend Calvinisten, nach dem vor allem in Genf wirkenden französischen Reformator im 16. Jahrhundert, Johannes Calvin. Die Niederdeutsch-Reformierte Kirche (Nederduits Gereformeerde Kerk), die 1571 in Emden gegrĂŒndet wurde, gilt als âUrkircheâ der Reformierten in den Niederlanden. Heute ist der Calvinismus institutionell mit den Lutheranern in der Protestantischen Kirche in den Niederlanden vereinigt (Unierte Kirche).
Im 19. Jahrhundert bildeten sich zwei unterschiedliche calvinistische Richtungen in den Niederlanden heraus, die gemĂ€Ăigteren und zahlenmĂ€Ăig stĂ€rkeren hervormden und die strengglĂ€ubigen gereformeerden. Beide Wörter bedeuten âreformiertâ und wurden ursprĂŒnglich unterschiedslos verwendet. Im Deutschen kann man den Unterschied nicht wiedergeben, daher liest man fĂŒr die gereformeerden manchmal âaltreformiertâ (obwohl es organisatorisch gesehen die jĂŒngere Richtung ist, eine Abspaltung der Nederlands hervormde kerk) oder âstreng-reformiertâ bzw. âstreng-calvinistischâ.
Seit einer Neuorganisation von 2004 gibt es die Protestantische Kirche in den Niederlanden, die beide Richtungen vereinen soll. Einige StrengglĂ€ubige sind allerdings eigenstĂ€ndig geblieben, wie die âbefreitenâ Reformierten, die zweitgröĂte protestantische Kirchenvereinigung.
Kleinere christliche Kirchen haben jeweils weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung als Mitglieder. Zu diesen gehören verschiedene evangelische Freikirchen wie die âbefreitenâ Reformierten oder Baptisten und Mennoniten (Doopsgezinde). WĂ€hrend der Reformation waren die Niederlande eines der Zentren der TĂ€uferbewegung (siehe Menno Simons). Weiterhin gibt es die im 18. Jahrhundert entstandene Altkatholische Kirche der Niederlande mit dem Sitz des Erzbischofs in Utrecht, von der die nach dem I. Vatikanischen Konzil entstandenen Alt-Katholischen Kirchen abstammen. Aufgrund von Verfolgung und Vertreibung der indigenen Assyrer aus dem Nahen Osten ist die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien mit ĂŒber 30'000 GlĂ€ubigen in den Niederlanden vertreten.
Der Norden und der Westen des Landes waren traditionell protestantisch, wĂ€hrend im SĂŒden und Osten die Katholiken die Bevölkerungsmehrheit stellten und teilweise noch stellen. In der Mitte des Landes gibt es einen sogenannten BibelgĂŒrtel (Bijbelgordel) mit erhöhtem Anteil von gereformeerden. Noch immer (Stand 2018) stellen Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung in manchen Gebieten sĂŒdlich dieses BibelgĂŒrtels, zum Beispiel in Limburg. Nördlich und westlich des BibelgĂŒrtels sind die Konfessionslosen deutlich in der Mehrheit. Eine Kirchensteuer wird in den Niederlanden nicht erhoben.
Der König ist reformierter Konfession (hervormden). Wegen der synodalen Organisation calvinistischer Kirchen hat der Monarch allerdings keine formale FĂŒhrungsrolle in der NiederlĂ€ndisch-reformierten Kirche inne, wie sie frĂŒher bei lutherischen Landesherren in Deutschland und Skandinavien anzutreffen war.
Eine reprĂ€sentative Umfrage im Auftrag der EuropĂ€ischen Kommission im Rahmen des Eurobarometers ergab 2020, dass fĂŒr 26 Prozent der Menschen in den Niederlanden Religion wichtig ist, fĂŒr 17 Prozent ist sie weder wichtig noch unwichtig und fĂŒr 57 Prozent ist sie unwichtig.
In den Niederlanden ist die Schulpflicht im Alter zwischen 5 und 16 Jahren obligatorisch. In der Praxis jedoch befreiten die Gerichte nach lÀngeren Verfahren hÀufiger einzelne Eltern von der Schulpflicht ihrer Kinder, um stattdessen Hausunterricht oder freilernen zu ermöglichen.
Ein gewichtiger Unterschied zum Schulsystem in Deutschland besteht darin, dass es jedem in den Niederlanden freisteht, aufgrund seiner Religion oder auf Basis bestimmter pĂ€dagogischer Grundlagen eigene â allerdings vom Staat finanzierte â Schulen zu grĂŒnden. Daher besuchen zwei Drittel aller SchĂŒler in den Niederlanden eine private Schule. Die meisten Schulen sind entweder openbaar (âöffentlichâ), katholisch oder protestantisch, obgleich die Niederlande zu einem der am stĂ€rksten entkonfessionalisierten LĂ€nder der Welt zĂ€hlen. TrĂ€ger der ânichtöffentlichenâ Schulen sind in der Regel Stiftungen.
Die Wahl der Unterrichtsmethoden steht den Schulen frei. Die Inhalte sind allerdings in staatlichen Richtlinien formuliert und fĂŒr alle Schulen verbindlich festgelegt. Ob die SchĂŒler den darin bestimmten Leistungsanforderungen gerecht werden, wird mittels landesweiter, staatlicher Tests regelmĂ€Ăig ĂŒberprĂŒft. Dies gilt auch fĂŒr Schulen, die von Minderheiten besucht werden. Seit Mitte der 1980er Jahre können Eltern ihre Kinder etwa auf islamische oder hinduistische Grundschulen schicken.
Weiter können Eltern wĂ€hlen, ob sie ihre Kinder auf eine Kategorialschule schicken, an der nur eine Schulform gilt, oder sich fĂŒr eine Schulgemeinschaft entscheiden. Diese beherbergt mehrere Schularten. Die niederlĂ€ndischen Schulen sind in der Regel keine Gesamtschulen, allenfalls âkooperative Gesamtschulenâ mit mehreren Schulformen unter einem Dach. Seit Ende der 1990er Jahre haben viele Schulen aus finanziellen GrĂŒnden miteinander fusioniert, da so Direktorenstellen eingespart werden.
Die niederlĂ€ndische Grundschulen (basisschool) umfassen acht Klassen, die hier als groepen (Gruppen) bezeichnet werden. Groep 1 bezeichnet die VierjĂ€hrigen und groep 8 normalerweise die ZwölfjĂ€hrigen. Diese groepen umfassen also sowohl den Vorschulbereich (Kindergarten) als auch die weiterfĂŒhrende Schule. Der Unterricht vom vierten bis zum fĂŒnften Lebensjahr (groep 1â2) kann inhaltlich mit der KindergartenpĂ€dagogik in Deutschland verglichen werden. Allerdings ist er hier in der Regel verstĂ€rkt in den Grundschullehrplan integriert. Ab groep 3 fangen die Kinder an, das Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. In den beiden letzten Basisjahren beginnt der Englischunterricht; weitere Fremdsprachen werden allein in Schulversuchen angeboten.
Im letzten Grundschuljahr legen sie eine zentrale PrĂŒfung ab. Mit Eingang des 8. Schuljahres findet eine VorabprĂŒfung (entreetoets) statt, mit deren Ergebnis eine Vorbereitung auf den eigentlichen Test (eindtoets) möglich ist. Anders als in Deutschland, wo nur das Gutachten eines GrundschulpĂ€dagogen bei der Wahl einer weiterfĂŒhrenden Schule zu Grunde liegt, wird in den Niederlanden anhand des PrĂŒfungsergebnisses und eines Gutachtens durch die Grundschule, erstellt von den Klassenlehrern der letzten Schuljahre sowie eines nicht unterrichtenden Begleiters, eine bindende Empfehlung ausgesprochen, von der nur in begrĂŒndeten Ausnahmen abgewichen werden kann. Auch die Anmeldung zur weiterfĂŒhrenden Schule erfolgt in der Grundschule, die die Empfehlung und Testergebnisse direkt an die weiterfĂŒhrende Schule weiterreicht.
Im Anschluss an die Grundschule folgt eine weiterfĂŒhrende Schule fĂŒr SchĂŒler zwischen 12 und 18 Jahren. Die Sekundarbildung kann in folgenden Einrichtungen absolviert werden:
Das erste Jahr der Sekundarschulen aller drei Formen ist die sogenannte Ăbergangsklasse (âbrugklasâ). Sie dient vor allem der Orientierung des SchĂŒlers auf seine zukĂŒnftige Schullaufbahn.
Laut der weltweiten Rangliste fĂŒr Hochschulbildung â 2023 des Magazins Times Higher Education sind die besten Hochschulen in den Niederlanden die UniversitĂ€t Wageningen (Platz 59), die UniversitĂ€t Amsterdam (Platz 60), die Technische UniversitĂ€t Delft (Platz 70), die ReichsuniversitĂ€t Groningen (Platz 75), die UniversitĂ€t Leiden (Platz 77) und die Erasmus-UniversitĂ€t in Rotterdam (Platz 80).
In den PISA-Studien von 2018 erreichten die niederlĂ€ndischen SchĂŒler Platz 7 von 77 LĂ€ndern in Mathematik, Platz 12 in Naturwissenschaften und Platz 24 beim LeseverstĂ€ndnis und liegen damit ĂŒber dem Durchschnitt der OECD-Staaten.
In den Niederlanden gilt ab 2024 ein Handyverbot an allen Schulen.
Von 2005 bis 2018 waren die Niederlande auf den ersten drei PlĂ€tzen des Euro Health Consumer Index (EHCI), der die Gesundheitssysteme in Europa vergleicht. Das Land war 2018 zusammen mit der Schweiz in allen Indikatoren des EHCI besonders gut. Das Gesundheitssystem ist im Vergleich zu anderen westlichen LĂ€ndern recht effektiv, hingegen nicht das kostengĂŒnstigste.
Seit einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems im Jahr 2006 erhielt das niederlĂ€ndische System jedes Jahr mehr Punkte im Index. Nach Angaben des HCP (Health Consumer Powerhouse) gibt es in den Niederlanden ein âChaos-Systemâ, was bedeutet, dass die Patienten weitgehend frei sind, bei welchem Versicherer sie ihre Krankenversicherung abschlieĂen können und von welchem sie ihre medizinische Versorgung beziehen. Der Unterschied zwischen den Niederlanden und anderen LĂ€ndern besteht darin, dass das Chaos bewĂ€ltigt wird.
Die GesundheitsfĂŒrsorge in den Niederlanden kann auf verschiedene Weise aufgeteilt werden: in drei Stufen, in somatische und psychische GesundheitsfĂŒrsorge sowie in Kur (kurzzeitig) und Pflege (langfristig).
Das Gesundheitswesen in den Niederlanden wird durch ein duales System finanziert, das im Januar 2006 in Kraft getreten ist. Langzeitbehandlungen, insbesondere solche, bei denen ein halbpermanenter Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, sowie Behinderungskosten unterliegen einer staatlich kontrollierten obligatorischen Versicherung. Dies ist im Allgemeinen Gesetz ĂŒber auĂergewöhnliche Gesundheitskosten (Algemene Wet Bijzondere Ziektekosten) niedergelegt, die erstmals im Jahr 1968 in Kraft trat. Im Jahr 2009 deckte diese Versicherung 27 Prozent aller Gesundheitskosten. Zum 1. Januar 2015 wurde die AWBZ durch das Gesetz ĂŒber die Langzeitpflege (die Wet Langdurige Zorg, WLZ) ersetzt.
Die Krankenversicherung in den Niederlanden ist obligatorisch. Das Gesundheitswesen in den Niederlanden unterliegt zwei gesetzlichen Versicherungsformen:
WĂ€hrend niederlĂ€ndische Einwohner fĂŒr die AWBZ automatisch von der Regierung versichert sind, muss jeder eine eigene Grundversicherung (Basisverzekering) abschlieĂen, mit Ausnahme derjenigen unter 18 Jahren, die automatisch unter die PrĂ€mie ihrer Eltern fallen. Wer keine Versicherung abschlieĂt, riskiert eine Geldstrafe. Versicherer mĂŒssen fĂŒr alle ĂŒber 18 Jahre ein universelles Paket anbieten, unabhĂ€ngig von Alter oder Gesundheitszustand. Es ist verboten, einen Antrag abzulehnen oder besondere Bedingungen zu erlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen europĂ€ischen Systemen ist die niederlĂ€ndische Regierung fĂŒr die ZugĂ€nglichkeit und QualitĂ€t des Gesundheitssystems in den Niederlanden verantwortlich, jedoch nicht fĂŒr deren Verwaltung.
FĂŒr alle regulĂ€ren (kurzfristigen) medizinischen Behandlungen gibt es eine obligatorische Krankenversicherung bei privaten Krankenversicherungen. Diese Versicherungsunternehmen sind verpflichtet, ein Paket mit einer bestimmten Anzahl versicherter Behandlungen bereitzustellen. Diese Versicherung deckt 41 Prozent aller Gesundheitsausgaben ab.
Andere Quellen fĂŒr die GesundheitsfĂŒrsorge sind Steuern (14 Prozent), Eigenkosten (9 Prozent), zusĂ€tzliche optionale Krankenversicherungspakete (4 Prozent) und eine Reihe anderer Quellen (4 Prozent). Die Finanzierung wird durch ein System von einkommensbezogenen Zulagen sowie von individuellen und vom Arbeitgeber gezahlten einkommensbezogenen PrĂ€mien gesichert.
Im Jahr 2020 praktizierten in Niederlande 38,5 Ărztinnen und Ărzte je 10.000 Einwohner. 2016 waren 20,4 Prozent der Bevölkerung stark ĂŒbergewichtig, was unterhalb des europĂ€ischen Durchschnitts liegt. Die Sterblichkeit bei unter 5-jĂ€hrigen betrug 2022 3,9 pro 1000 Lebendgeburten. Die Lebenserwartung der Einwohner der Niederlande ab der Geburt lag 2022 bei 81,7 Jahren (Frauen: 83,2, MĂ€nner: 80,3). Die Lebenserwartung stieg von 78 Jahren im Jahr 2000 bis 2022 um 5 %.
Nach der Aufteilung des Frankenreiches gehörten die niederen Lande zum ostfrĂ€nkischen Königreich (Regnum Teutonicum) und danach zum Heiligen Römischen Reich. Unter Kaiser Karl V., der zugleich spanischer König war, war das Land in siebzehn Provinzen aufgeteilt und umfasste auch das heutige Belgien (mit Ausnahme des Hochstifts LĂŒttich) und Teile Nordfrankreichs und Westdeutschlands. Nach dem Tod Karls fiel das Gebiet als Spanische Niederlande an die spanischen Habsburger. Unter Karls Sohn Philipp II. kam es von 1566 an zu einer Serie von AufstĂ€nden. Diese hatten religiöse, politische und wirtschaftliche Ursachen. Philipp II. entsandte den Herzog von Alba in die Niederlande und versuchte, den Aufstand zu unterdrĂŒcken. Doch diese harte Politik bewirkte das Gegenteil: 1572 schlugen sich fast alle StĂ€dte der Provinz Holland auf die Seite von Wilhelm von Oranien, der den Widerstand gegen Alba anfĂŒhrte. In den nĂ€chsten Jahren schlossen sich auch die anderen niederlĂ€ndischen Provinzen diesem Aufstand an.
Wilhelm von Oraniens Ideal einer friedlichen Koexistenz der Konfessionen zerbrach jedoch rasch an den RealitĂ€ten. Der Graben zwischen spanientreuen Katholiken und radikalen Calvinisten war zu tief aufgerissen und fĂŒhrte dazu, dass sich die calvinistischen Provinzen Holland, Zeeland und Utrecht 1579 zu einem VerteidigungsbĂŒndnis zusammenschlossen, der Utrechter Union. Dieser Vertrag wurde zur GrĂŒndungsurkunde eines neuen Staates, der Republik der Vereinigten Niederlande. 1581 taten die Generalstaaten â die allgemeine StĂ€ndeversammlung â den letzten Schritt und erklĂ€rten ihre UnabhĂ€ngigkeit von der spanischen Krone. In dieser Abschwörungsakte wurde erstmals in der Geschichte ĂŒberhaupt ein von Gott inthronisierter König fĂŒr abgesetzt erklĂ€rt. Erst nach einem AchtzigjĂ€hrigen Krieg wurde die UnabhĂ€ngigkeit der Niederlande von Spanien im Frieden von MĂŒnster am 15. Mai 1648 anerkannt. Dieses Datum gilt als Geburtstag der heutigen Niederlande, die sich gleichzeitig mit der Schweiz vom Reich trennten. Die sĂŒdlichen Niederlande â das heutige Belgien â blieben hingegen bei Spanien, so dass die Niederlande fortan geteilt waren.
In der Folge wuchsen die Vereinigten Niederlande zur gröĂten Handels- und Wirtschaftsmacht des 17. Jahrhunderts heran. Diese Epoche ist als Goldenes Zeitalter bekannt. WĂ€hrend dieser Zeit wurden Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet. Dies ging jedoch nicht vom Staat aus, sondern von den beiden ersten Aktiengesellschaften der Geschichte, der NiederlĂ€ndischen Ostindien-Kompanie (VOC) und der NiederlĂ€ndischen Westindien-Kompanie (WIC).
Bekannt ist die GrĂŒndung von Neu Amsterdam (Nieuw Amsterdam), das spĂ€ter in New York umbenannt wurde. In Asien schufen die NiederlĂ€nder ihr Kolonialreich NiederlĂ€ndisch-Indien (Nederlands-IndiĂ«), das heutige Indonesien, das im Dezember 1949 unabhĂ€ngig wurde. Auch im Nordosten SĂŒdamerikas gewannen die Niederlande Kolonien. Suriname wurde 1975 unabhĂ€ngig. Bei den Niederlanden verblieben nur noch wenige Inseln in der Karibik. Ein dĂŒsteres Kapitel des Goldenen Zeitalters war der Sklavenhandel, an dem auch die NiederlĂ€nder maĂgeblich beteiligt waren. DafĂŒr bat König Willem-Alexander am 1. Juli 2023 um Verzeihung.
In Europa waren die Niederlande im 17. Jahrhundert eine GroĂmacht, angefĂŒhrt von bĂŒrgerlichen Politikern wie Johan van Oldenbarnevelt und Johan de Witt. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht behaupteten sie sich 1667 gegen England im Englisch-NiederlĂ€ndischen Krieg und hielten sogar die Expansion des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. auf. Die Innenpolitik war von einem stĂ€ndigen Abstimmungsprozess zwischen den StĂ€ndeversammlungen der einzelnen Provinzen geprĂ€gt. âDies war ein gravierender Unterschied zu fast allen anderen europĂ€ischen LĂ€ndern, in denen die Macht stark zentralisiert war und sich in der Hand eines Monarchen konzentrierteâ, urteilt der Historiker und Niederlande-Experte Christoph Driessen. Die âfrĂŒhe Demokratisierung der Niederlandeâ habe darin ihren Ursprung.
Die Expansion des kleinen Landes ging einher mit einer kulturellen BlĂŒtezeit, die Maler wie Rembrandt van Rijn und Johannes Vermeer, Philosophen wie Baruch de Spinoza und Wissenschaftler wie Antoni van Leeuwenhoek und Christiaan Huygens hervorbrachte.
Weitere Seekriege mit England um die Vorherrschaft im 17./18. Jahrhundert prÀgten den Kampf auf See.
1795 wurde mit französischer UnterstĂŒtzung die Batavische Republik gegrĂŒndet (benannt nach dem germanischen Stamm der Bataver, der das Gebiet zwischen Rhein und Maas ehemals besiedelt hatte); 1806 machte der französische Kaiser Napoleon I. daraus das Königreich Holland. König wurde Louis Bonaparte, ein Bruder des Kaisers.
Kaiser Napoleon I. war nicht zufrieden damit, wie sein Bruder das neue Königreich verwaltete. Im Juli 1810 löste er deshalb das Königreich Holland auf. Die Niederlande wurden dem napoleonischen Frankreich einverleibt.
Die Niederlande erlangten ihre UnabhĂ€ngigkeit im Jahre 1813 zurĂŒck. Wilhelm I. aus dem Haus Oranien-Nassau wurde souverĂ€ner FĂŒrst der Niederlande; 1815 wurde er König. Der Wiener Kongress fĂŒgte 1815 die sĂŒdlichen Niederlande, das heutige Belgien, dem Königreich hinzu. Man beabsichtigte damit, dass Frankreich in Zukunft im Norden von einem starken Staat begrenzt werde. Die damals verabschiedete Verfassung der Niederlande gilt heute noch, wenn auch mit zahlreichen Ănderungen. Die wichtigste, von 1848, fĂŒhrte die Ministerverantwortlichkeit ein und ebnete damit den Weg zum parlamentarischen System.
Der Wiener Kongress erhob auĂerdem das Herzogtum Luxemburg zum GroĂherzogtum Luxemburg und sprach Luxemburg Wilhelm I. persönlich zu, als EntschĂ€digung fĂŒr den Verlust seiner Gebiete in Deutschland (Nassau-Dillenburg, Siegen, Hadamar und Diez). Die sĂŒdlichen Niederlande erlangten nach der belgischen Revolution von 1830 ihre UnabhĂ€ngigkeit, die allerdings erst 1839 von Wilhelm I. anerkannt wurde.
Der niederlĂ€ndische König war seit 1815 auch GroĂherzog von Luxemburg, wo die Lex Salica kein weibliches Staatsoberhaupt zulieĂ. Als Wilhelm III. bei seinem Tod 1890 nur eine Tochter (Königin Wilhelmina) hinterlieĂ â seine Söhne waren verstorben â, ging der Luxemburger Thron auf eine andere Erbfolgelinie im Haus Nassau ĂŒber und Wilhelms Vetter Adolf von Nassau ĂŒbernahm dort die Regierung.
Die Niederlande blieben im Ersten Weltkrieg offiziell neutral und konnten sich auch aus dem Krieg heraushalten. Sie hielten ihre Truppen dennoch bis zum Kriegsende mobilisiert und hatten ĂŒberdies mit einer groĂen FlĂŒchtlingswelle aus dem von Deutschland besetzten Belgien zu tun. Nach dem Ersten Weltkrieg gewĂ€hrten die Niederlande dem bisherigen Deutschen Kaiser Wilhelm II. Exil.
Auch beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versuchte die niederlĂ€ndische Regierung zunĂ€chst, das Land aus dem Krieg herauszuhalten. Hitler jedoch befahl der Wehrmacht die Okkupation Belgiens und der Niederlande, u. a. damit Deutschland nach dem fĂŒr wahrscheinlich erachteten Sieg gut gelegene Flugbasen fĂŒr Luftangriffe auf GroĂbritannien hatte. Nach fĂŒnftĂ€gigem Kampf zwangen die deutschen Truppen am Abend des 14. Mai 1940 die Niederlande zur Aufgabe. Ausschlaggebend war hierfĂŒr das Bombardement von Rotterdam. Die königliche Familie war vorher nach England geflohen. Die Niederlande wurden von da an bis April 1945 von der Wehrmacht besetzt gehalten. Die Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) unter Anton Adriaan Mussert arbeitete mit den deutschen Besatzungstruppen zusammen, erlangte aber keinen relevanten Einfluss in der Bevölkerung und beim Besatzungsregime. Die Niederlande stellten das gröĂte Kontingent auslĂ€ndischer Freiwilliger in der Waffen-SS, seriöse SchĂ€tzungen reichen von etwa 25.000 bis 40.000 NiederlĂ€ndern, die sich im Verlauf des Krieges der SS anschlossen.
Nach der Invasion kam es zu Judenverfolgungen durch die deutschen Besatzer. Der Februarstreik 1941 gegen die Deportationen wurde blutig niedergeschlagen. Von den zu Beginn des Krieges 160.000 jĂŒdischen NiederlĂ€ndern und 20.000 jĂŒdischen FlĂŒchtlingen lebten am Ende des Krieges nur noch etwa 30.000. Symbol fĂŒr die Judenverfolgung ist der Fall der Anne Frank. Der Deportation in das KZ Auschwitz-Birkenau fielen auch Roma und Sinti (Manoesje) aus den Niederlanden zum Opfer. Der sĂŒdliche Teil der Niederlande wurde in der zweiten HĂ€lfte des Jahres 1944 von den vorrĂŒckenden Alliierten befreit; der Norden des Landes erst bei Kriegsende.
Am 11. Januar 1942 begann die japanische Invasion von NiederlĂ€ndisch-Indien. Die NiederlĂ€nder kapitulierten am 1. MĂ€rz 1942. Sofort nach der japanischen Kapitulation riefen die indonesischen Nationalisten am 17. August 1945 die UnabhĂ€ngigkeit aus. Erst nach Gewalt und militĂ€rischen Auseinandersetzungen, die als âPolizeiaktionenâ verharmlost wurden, wurde Indonesien am 27. Dezember 1949 formal in die UnabhĂ€ngigkeit entlassen. Bis 1954 bestand noch eine lose NiederlĂ€ndisch-Indonesische Union. Bei den Niederlanden verblieb bis 1962 der Westteil der Insel Neu-Guinea.
Von 1949 bis 1963 waren im Rahmen der niederlĂ€ndischen AnnexionsplĂ€ne nach dem Zweiten Weltkrieg westdeutsche Gemeinden aus dem Landkreis Geilenkirchen-Heinsberg (Selfkant) und die Gemeinde Elten (bei Emmerich) unter niederlĂ€ndische Verwaltung gestellt. Bestrebungen der niederlĂ€ndischen Regierung, Teile Niedersachsens sowie des westlichen MĂŒnster- und Rheinlandes an die Niederlande anzugliedern (Bakker-Schut-Plan), konnten sich nicht durchsetzen.
Die Erfahrung der Besatzungszeit bewirkte eine Neuorientierung der niederlĂ€ndischen AuĂenpolitik. Da die NeutralitĂ€tspolitik gescheitert war, schlossen sich die Niederlande der NATO an und grĂŒndeten 1952 zusammen mit Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Italien die EuropĂ€ische Gemeinschaft fĂŒr Kohle und Stahl (und damit die spĂ€tere EuropĂ€ische Union). Allerdings strebten sie dabei eine Wirtschaftsgemeinschaft an und keine politische Union. Zum einen fĂŒrchteten sie, die Politik eines so groĂen Staatengebildes als kleines Land nicht entscheidend mitbestimmen zu können, zum anderen betrachteten sie eine von Frankreich und Deutschland dominierte EuropĂ€ische Union als potenzielle Bedrohung ihres engen VerhĂ€ltnisses zu den Vereinigten Staaten. Traditionell sind die Niederlande eher atlantisch als zum Kontinent hin orientiert. Die Niederlande waren auch GrĂŒndungsmitglied der Benelux-Wirtschaftsunion (seit 1944 geplant, am 3. Februar 1958 festgelegt und am 1. November 1960 in Kraft getreten).
Die ersten Jahrzehnte der Nachkriegszeit waren von einem Ă€hnlichen Wirtschaftswunder geprĂ€gt wie in Deutschland. Schon 1950 lag das Nationaleinkommen höher als vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Niederlande zĂ€hlten damals zu den zehn gröĂten WirtschaftsmĂ€chten der Welt mit international operierenden Konzernen wie Royal Dutch Shell, Unilever und Philips. Dies ermöglichte den Aufbau eines groĂzĂŒgigen Sozialstaates.
Gesellschaftspolitisch bildeten vor allem die 1960er Jahre eine tiefe ZĂ€sur. Die âVersĂ€ulungâ, also die strikte Trennung der gesellschaftlichen Milieus von Protestanten, Katholiken, Liberalen und Sozialisten, begann sich aufzulösen. MitgliederstĂ€rke und Einfluss der Kirchen schwanden. WĂ€hrend dieser Umbruch in LĂ€ndern wie Deutschland und Frankreich mit schweren gesellschaftlichen ErschĂŒtterungen einherging, vollzog er sich in den Niederlanden fast gerĂ€uschlos. So gab es keine Studentenunruhen â schon 1970 verabschiedete das Parlament in Den Haag ein Hochschulgesetz, das den Studentenvertretern weitgehende Mitbestimmungsrechte einrĂ€umte. Das Kabinett des sozialdemokratischen MinisterprĂ€sidenten Joop den Uyl wĂ€hlte sich von 1973 bis 1977 das Motto âDie Fantasie an die Machtâ. âDie Art, wie die Vertreter der Obrigkeit mit diesen kulturellen VerĂ€nderungen umgegangen sind, nötigt Respekt abâ, urteilt der Historiker James C. Kennedy. Das zuvor von sittenstrengem Calvinismus geprĂ€gte Land wurde nun zu einem Vorreiter von Liberalismus und gesellschaftlichem Pluralismus. So gehörten die Niederlande zu den ersten Staaten, die den Konsum kleiner Mengen von âweichen Drogenâ wie Haschisch tolerierten. Das VerhĂ€ltnis zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern war von einer Konsenskultur geprĂ€gt, die mit dem Begriff Poldermodell bezeichnet wird. Dieses Modell galt Ende der 1990er Jahre als niederlĂ€ndische Variante des von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem britischen Premierminister Tony Blair propagierten Dritten Weges. Die SĂŒddeutsche Zeitung bezeichnete die Niederlande 1993 als âdas fortschrittlichste Land Europasâ.
Seit April 2001 sind in den Niederlanden gleichgeschlechtliche Ehen möglich. Damit waren die Niederlande der weltweit erste Staat, der ĂŒber den Status der eingetragenen Partnerschaft hinauskam und einen rechtlichen Rahmen fĂŒr homosexuelle Beziehungen einrichtete.
Trotz aller wirtschaftlicher Erfolge war in der niederlĂ€ndischen Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein âuntergrĂŒndiger Strom der Unzufriedenheitâ (Christoph Driessen) wahrnehmbar. Das AusmaĂ der Unzufriedenheit wurde Ende 2001 unter dem Eindruck der TerroranschlĂ€ge am 11. September mit dem Erfolg des Rechtspopulisten Pim Fortuyn sichtbar. Fortuyn wurde am 6. Mai 2002, neun Tage vor der Parlamentswahl, von einem fanatischen TierschĂŒtzer erschossen. Zwei Jahre spĂ€ter wurden die Niederlande von einem weiteren Mord erschĂŒttert: Am 2. November 2004 schoss ein 26-jĂ€hriger gebĂŒrtiger Amsterdamer marokkanischer Herkunft den islamfeindlichen Regisseur Theo van Gogh nieder. Nach den Morden gab es heftige Debatten ĂŒber das SelbstverstĂ€ndnis der niederlĂ€ndischen Gesellschaft.
Am 1. Juni 2005 fand in den Niederlanden eine Volksabstimmung zum damals geplanten Vertrag ĂŒber eine Verfassung fĂŒr Europa statt. 63,3 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Volksabstimmung teil. 61,6Â % der Abstimmenden (39,0Â % aller Wahlberechtigten) lehnten den Verfassungsentwurf ab.
Am 22. November 2005 fand eine vorgezogene Parlamentswahl statt. Danach bildete Balkenende sein viertes Kabinett. Am 9. Juni 2010 fand eine weitere vorgezogene Parlamentswahl statt. Die PVV von Geert Wilders wurde mit 15,5 % (plus 9,6 Prozentpunkte) drittstÀrkste Partei. Mark Rutte bildete das Kabinett Rutte I. Es war eine Minderheitsregierung aus VVD und CDA, toleriert von der PVV. Rutte bildete nach der Wahl 2012 das Kabinett Rutte II (getragen von VVD und PvdA), nach der Wahl 2017 das Kabinett Rutte III (getragen von VVD, CDA, D66 und CU) und nach der Wahl 2021 das Kabinett Rutte IV (wieder getragen von VVD, CDA, D66 und CU).
Nach der Parlamentswahl am 22. November 2023 formierte sich das Kabinett Schoof (getragen von PVV, VVD, NSC und BBB). MinisterprÀsident Schoof ist parteilos, das Kabinett gilt als rechtsgerichtet.
Die Niederlande sind eine parlamentarische Monarchie. Das Staatsoberhaupt ist der Verfassung zufolge der König, zurzeit König Willem-Alexander. Er ernennt offiziell den MinisterprÀsidenten und die Minister, zusammen formen sie die Regierung.
Das Parlament, die Generalstaaten (Staten-Generaal), besteht aus zwei Kammern. Die erste wird von den Abgeordneten der Provinzparlamente, die zweite von den niederlĂ€ndischen BĂŒrgern nach Listen gewĂ€hlt. Damit ist die Zweite Kammer (Tweede Kamer) die wichtigere; sie entspricht dem Deutschen Bundestag oder dem Nationalrat in Ăsterreich und dem Nationalrat der Schweiz. Formell hat das Parlament nicht ĂŒber die Zusammensetzung der Regierung zu bestimmen, tatsĂ€chlich ernennt der König die Minister nach Konsultation der Fraktionen.
Die vier gröĂten Fraktionen in der Zweiten Kammer stellen die rechtspopulistische PVV, das grĂŒn-sozialdemokratische WahlbĂŒndnis GroenLinks-PvdA, die rechtsliberale VVD und der christdemokratische NSC. Nach der Parlamentswahl im November 2023 trat am 2. Juli 2024 eine von Dick Schoof gefĂŒhrte Koalitionsregierung aus PVV, VVD, NSC und BBB ihr Amt an.
Die Niederlande kennen keine umfassende gesetzliche Regelung ĂŒber Parteien, wie es sie in Deutschland mit dem Parteiengesetz gibt. Ein Gesetz speziell fĂŒr Parteien wurde 1997 mit dem Gesetz zur Subventionierung politischer Parteien beschlossen. Es definiert als Partei eine politische Vereinigung, die fĂŒr die Wahl zur Zweiten Kammer im vom Wahlrat gefĂŒhrten Register aufgenommen wurde. Eine Partei mit weniger als 1000 Mitgliedern erhĂ€lt jedoch grundsĂ€tzlich keine Staatssubvention, dafĂŒr ist sie nicht verpflichtet, die Herkunft ihrer Mittel wie zum Beispiel Spenden offenzulegen. Die Staatssubvention ist so ausgestaltet, dass eine Partei pro Mitglied einen bestimmten Betrag erhĂ€lt. In Wahljahren ist dieser Betrag höher.
In einer niederlĂ€ndischen Partei ist der Parteivorsitzende verantwortlich fĂŒr das Funktionieren des Parteiapparats, er ist vergleichsweise wenig prominent. Der politische FĂŒhrer (oder ParteifĂŒhrer, politieke leider oder partijleider) wird gesondert gewĂ€hlt und ist Spitzenkandidat bei Wahlen, also lijsttrekker.
Bei der Wahl 2023 kamen Abgeordnete der folgenden Parteien in die Zweite Kammer:
Ferner gibt es in der Ersten Kammer die 50PLUS sowie die Onafhankelijke Politiek Nederland (OPNL). Bei der OPNL handelt es sich um einen einzigen Abgeordneten, der vor allem kleinere Gruppierungen vertritt, die nur auf Provinzebene arbeiten. Bei der PVV handelt es sich nicht um eine Partei im Sinne der deutschen Mitgliedsparteien, da sie nur ein einziges Mitglied hat, nÀmlich Geert Wilders.
Der Staatshaushalt 2016 umfasste Ausgaben von umgerechnet 333,5 Milliarden US-Dollar, ihnen standen Einnahmen von 322,0 Milliarden US-Dollar gegenĂŒber; dies ergab ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Staatsverschuldung betrug 2016 482 Milliarden US-Dollar oder 62,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Anteile der Staatsausgaben ausgewÀhlter Bereiche am Bruttoinlandsprodukt:
Das niederlĂ€ndische Rechtssystem basiert auf dem französischen Zivilgesetzbuch (Code civil) mit EinflĂŒssen aus dem römischen Recht und dem traditionellen niederlĂ€ndischen Gewohnheitsrecht.
Die Niederlande wenden Zivilrecht an. Seine Gesetze sind schriftlich und die Anwendung des Gewohnheitsrechts ist auĂergewöhnlich. Die Rolle der Rechtsprechung ist theoretisch gering. In der Praxis ist es allerdings oft unmöglich, das Gesetz zu verstehen, ohne die einschlĂ€gige Rechtsprechung zu berĂŒcksichtigen.
Die im europÀischen Teil des Landes zentral organisierte Polizei (Nationale Politie) hat etwa 63.000 Bedienstete und unterteilt sich seit einer Reform im Jahr 2013 in eine landesweit eingesetzte nationale Einheit, ein Polizeidienstzentrum sowie in zehn regionale Polizeibezirke.
FĂŒr den karibischen Teil der Niederlande (Bonaire, Sint Eustatius, Saba) besteht ein eigenstĂ€ndiges Polizeikorps, das Korps Politie Caribisch Nederland.
Die Koninklijke Marechaussee mit ungefĂ€hr 6800 Mitarbeitern gehört organisatorisch als Teilstreitkraft zu den niederlĂ€ndischen StreitkrĂ€ften. Sie hat Aufgaben wie den Grenzschutz, die Bewachung der FlughĂ€fen und den Personenschutz fĂŒr die Königsfamilie.
Die niederlĂ€ndischen StreitkrĂ€fte sind formell eine Institution des Königreichs der Niederlande, nicht des Landes Niederlande. Da aber laut Verfassung die Regierung der Niederlande den Oberbefehl ĂŒber die StreitkrĂ€fte innehat, werden sie faktisch dem Land Niederlande zugerechnet. Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1996 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Niederlande verfĂŒgen damit ĂŒber eine Berufsarmee. Die StreitkrĂ€fte umfassen insgesamt 53.130 Personen, davon entfallen auf das Heer 23.150, auf die Luftwaffe 11.050 und auf die Marine 12.130 Soldaten. Daneben existiert noch die Koninklijke Marechaussee, seit 1998 als eigenstĂ€ndiger Teil der StreitkrĂ€fte. Die MilitĂ€rausgaben 2017 betragen 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (zum Vergleich: Deutschland 1,2 Prozent, Vereinigte Staaten 3,1 Prozent) oder knapp 10 Milliarden US-Dollar. Das niederlĂ€ndische Heer (Koninklijke Landmacht) ist auch durch das Erste Deutsch-NiederlĂ€ndische Korps mit der deutschen Bundeswehr verbunden.
Das Land stimulierte die EinfĂŒhrung des Euros im Jahre 1999 (Vertrag von Maastricht) als WĂ€hrungseinheit der EuropĂ€ischen Union. Seit dem 1. Januar 2002 ist der Euro die offizielle WĂ€hrungseinheit, die den HollĂ€ndischen Gulden ablöste.
In den Niederlanden haben unter anderem folgende internationale Institutionen ihren Sitz:
Die Niederlande sind ein dezentralisierter Einheitsstaat. Unterhalb der nationalen Ebene bestehen die Provinzen (niederlĂ€ndisch provincies). 1579 gab es zunĂ€chst sieben Provinzen. SpĂ€ter kamen die sogenannten GeneralitĂ€tslande (niederlĂ€ndisch Generaliteitslanden) als Provinzen Noord-Brabant und Limburg hinzu. Drenthe wurde ebenfalls eine eigene Provinz, und die dominierende Provinz Holland wurde 1840 in Noord-Holland und Zuid-Holland aufgespalten. Erst 1986 wurde Flevoland als jĂŒngste Provinz gegrĂŒndet, damit sind es jetzt zwölf.
Es gab wiederholt PlĂ€ne fĂŒr eine Ănderung der Provinzeinteilung, die alle aufgegeben wurden. Zuletzt wurde 2014 eine vom damaligen Innenminister Ronald Plasterk vorgeschlagene Reform zurĂŒckgestellt.
Die Provinzen wiederum gliedern sich in 342 Gemeinden (gemeenten; Stand: 1. Januar 2023). Eine Einteilung in Landkreise unterhalb der Provinzebene existiert nicht. Die 342 Gemeinden gehören jeweils einer der zwölf Provinzen an. Ferner gibt es die waterschappen, die sich mit Deichschutz und Wasserwirtschaft beschÀftigen.
Die Provinzen haben jeweils ein Parlament (Provinciale Staten) und eine Regierung (Gedeputeerde Staten). Das College besteht aus dem Kommissar des Königs (Commissaris van de Koning) und vom Provinzparlament gewĂ€hlten Deputierten. Ăhnlich gibt es in den Gemeinden einen Gemeinderat und einen Magistrat (College van burgemeester en wethouders), der aus dem BĂŒrgermeister und vom Rat gewĂ€hlten Beisitzern (wethouders) besteht.
Die Kommissare des Königs und die BĂŒrgermeister werden mit königlichem Beschluss von der Regierung ernannt, im Allgemeinen auf Vorschlag der Staten oder des Gemeinderates. Bei den Provinzen und groĂen StĂ€dten wird die politische Machtverteilung im nationalen Parlament berĂŒcksichtigt. Viele BĂŒrgermeister machen eine Karriere im BĂŒrgermeisterberuf, in der sie nacheinander in unterschiedlichen Gemeinden Dienst tun (fĂŒr eine jeweils sechsjĂ€hrige Periode, die erneuert werden kann). Ein BĂŒrgermeister ist also nicht der gewĂ€hlte Vertreter des Gemeinderates oder der lokalen Bevölkerung. Seit Jahren gibt es Diskussionen, einen gewĂ€hlten BĂŒrgermeister einzufĂŒhren. Eine Voraussetzung hierfĂŒr wurde 2018 durch eine VerfassungsĂ€nderung geschaffen, mit der die Ernennung des BĂŒrgermeisters durch den König aus der Verfassung gestrichen wurde.
Seit 1986 bestand das Königreich der Niederlande aus drei LÀndern: den Niederlanden, den NiederlÀndischen Antillen und Aruba. Das zuvor zu den NiederlÀndischen Antillen gehörige Aruba hatte 1986 den Status eines einzelnen Landes erhalten. Mit der Auflösung der NiederlÀndischen Antillen erhielten die Karibikinseln am 10. Oktober 2010 eine neue Einteilung:
Die Niederlande haben ein gut funktionierendes, eher liberales Wirtschaftssystem. Seit den 1980er Jahren hat die Regierung ihre ökonomischen Eingriffe weitgehend zurĂŒckgenommen. Mit Zustimmung von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Staat erfolgte im Land eine LohnmĂ€Ăigung. Lange vor seinen europĂ€ischen Nachbarn sorgte das Land fĂŒr einen ausgewogenen Staatshaushalt und bekĂ€mpfte erfolgreich die Stagnation im Arbeitsmarkt.
Die Arbeitslosenquote betrug im Juni 2018 3,9 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt der EuropĂ€ischen Union. Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 8,8 Prozent. 2015 arbeiteten 1,2 Prozent aller ArbeitskrĂ€fte in der Landwirtschaft, 17,2 Prozent in der Industrie und 81,6 Prozent im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der BeschĂ€ftigten wird fĂŒr 2017 auf 7,67 Millionen geschĂ€tzt; davon sind 46,1 Prozent Frauen.
Beim produzierenden Gewerbe dominieren Lebensmittel (Unilever, Heineken), chemische Industrie (AkzoNobel, DSM), Erdölraffinerie (Shell) und die Herstellung von ElektrogerĂ€ten (Philips, TomTom, OcĂ©) sowie LKW (DAF). Dienstleistungen sind auĂergewöhnlich wichtig. Die groĂen Finanzdienstleister (ING, Fortis, AEGON), die WelthĂ€fen Rotterdam und Amsterdam und der Flughafen Schiphol (Amsterdam Airport) gehören zu den fĂŒnf gröĂten Dienstleistern in Europa.
Die hoch technologisierte Landwirtschaft ist auĂerordentlich produktiv: neben Getreide-, GemĂŒse-, FrĂŒchte- und Schnittblumenanbau â die TulpenzĂŒchtung beeinflusste sogar die Geschichte des Landes â gibt es noch Milchviehhaltung in groĂem MaĂstab. Letztere liefert die Grundlage fĂŒr KĂ€se als wichtiges Exportprodukt. Die niederlĂ€ndische Landwirtschaft beschĂ€ftigt nur knapp ĂŒber 1 Prozent der Arbeitnehmer, trĂ€gt jedoch erheblich zum Export bei. Die Niederlande sind nach den Vereinigten Staaten der weltweit zweitgröĂte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Mit ĂŒber 15,8 Millionen Touristen standen die Niederlande 2016 auf Platz 21 der meistbesuchten LĂ€nder der Welt. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im selben Jahr auf 14 Milliarden US-Dollar. Wichtigstes Touristenziel in den Niederlanden ist die Stadt Amsterdam. Im Land bestehen zehn UNESCO-WelterbestĂ€tten.
Als MitbegrĂŒnder der Euro-Zone wurde in den Niederlanden fĂŒr BankgeschĂ€fte am 1. Januar 1999 die vorherige WĂ€hrung, der Gulden, durch den Euro ergĂ€nzt. Drei Jahre spĂ€ter, am 1. Januar 2002, ersetzten die EuromĂŒnzen und -banknoten fĂŒr die Konsumenten den Gulden als Zahlungsmittel.
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EuropĂ€ischen Union ausgedrĂŒckt in Kaufkraftstandards erreichen die Niederlande einen Index von 129 (EU-28: 100) im Jahr 2015. Die Niederlande haben mehrere Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland abgeschlossen.
Die Niederlande standen, laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahre 2019, auf Rang 15 weltweit beim nationalen Gesamtvermögen. Der Gesamtbesitz der NiederlÀnder an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich auf insgesamt 3.719 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsene Person betrÀgt 279.077 Dollar im Durchschnitt und 31.057 Dollar im Median (in Deutschland: 216.654 bzw. 35.313 Dollar). Der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag 2019 bei 90,2, was auf eine hohe Vermögensungleichheit hindeutet und die höchste aller gelisteten LÀndern ist.
Das Bruttoinlandsprodukt des Landes betrug im Jahr 2016 702,6 Milliarden Euro. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im selben Jahr 39.217 Euro. Nach der Finanzkrise 2007 und dem damit verbundenen RĂŒckgang der Wirtschaftsleistung wĂ€chst die Wirtschaft nunmehr wieder. 2016 wuchs die Wirtschaft mit 2,2 Prozent, womit die niederlĂ€ndische Wirtschaft zum dritten Mal in Folge ein Wachstum verzeichnete.
Die Niederlande haben eine der wettbewerbsfĂ€higsten Exportwirtschaften der Welt. Trotz seiner verhĂ€ltnismĂ€Ăig geringen Einwohnerzahl war es 2016 der fĂŒnftgröĂte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit. Die Niederlande zĂ€hlen zu den am stĂ€rksten in den Welthandel integrierten Staaten der Welt. GröĂter Handelspartner war 2016 Deutschland.
Im globalen Index fĂŒr Wachstumschancen belegen die Niederlande Platz 4 von 137 LĂ€ndern (Stand 2017/2018). Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 15 von 180 LĂ€ndern.
Unter Teilen der Niederlande befinden sich groĂe Erdgasfelder. Das bedeutendste Gasfeld liegt in der Provinz Groningen. Gefördert wird auch in der Nordsee. 1996 betrug die niederlĂ€ndische Erdgasförderung 75,8 Milliarden Kubikmeter (nach BP) und stand im LĂ€ndervergleich auf Platz fĂŒnf, nach Russland (561,1 Milliarden Kubikmeter), den Vereinigten Staaten (546,9 Milliarden Kubikmeter), Kanada (153,0 Milliarden Kubikmeter) und dem Vereinigten Königreich (84,6 Milliarden Kubikmeter). Die Förderung ist rĂŒcklĂ€ufig und betrug 2016 noch 48,7 Milliarden Kubikmeter. Die Niederlande begannen, Erdgas aus Russland zu importieren; dieses deckte 2020/21 etwa ein Siebtel des Bedarfs. Der Energiemix der Niederlande ist stark auf Erdgas ausgerichtet; es deckt etwa 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Im Jahre 2018 wurde beschlossen, die Förderung im Groninger Gasfeld zu reduzieren, weil diese zahlreiche Erdbeben auslöst, die SchĂ€den an GebĂ€uden verursachen. Sie soll bis 2030 eingestellt werden.
Am 24. Februar 2022 begannen russische Truppen auf Befehl von StaatsprĂ€sident Putin den russischen Ăberfall auf die Ukraine. Der Gaspreis stieg stark. Die Niederlande kĂŒndigten an, bis Jahresende 2022 unabhĂ€ngig von russischen Gaslieferungen werden zu wollen. Russland stoppte am 30. Mai 2022 die Gaslieferungen an die Niederlande.
Es gibt kleinere Erdölreserven im Meer sowie in den Provinzen Drenthe und Zuid-Holland, auĂerdem gröĂere SalzlagerstĂ€tten bei Delfzijl und Hengelo. 1974 wurde der Steinkohlenbergbau im sĂŒdlichen Limburg in der Umgebung von Heerlen (Bergbaurevier âOostelijke Mijnstreekâ) eingestellt, weil die Förderkosten zu hoch waren. Abgesehen von Torf (u. a. im Bourtanger Moor) haben die Niederlande keine weiteren nennenswerten BodenschĂ€tze.
siehe Wirtschaft der Niederlande#Landwirtschaft
Die Niederlande besitzen ein gut ausgebautes StraĂennetz mit einer GesamtlĂ€nge von 116.500 Kilometern. Das Schienennetz ist mit einer GesamtlĂ€nge von 2808 Kilometern das dichtest befahrene in Europa. Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegte das Land 2018 den sechsten Platz unter 160 LĂ€ndern. Besonders gut schnitten die Infrastruktur und der logistische Zeitaufwand ab. Das wichtigste Verkehrsunternehmen ist die niederlĂ€ndische Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS). Vom gesamten Transportaufkommen der Niederlande werden etwa 44 Prozent auf der StraĂe und 30,5 Prozent auf der Schiene verfrachtet. Die NiederlĂ€nder nutzen meist BrĂŒcken vom Typ HollĂ€nderbrĂŒcke mit ihrem hoch aufgehĂ€ngten Gegengewicht. Aber auch einige SchubbrĂŒcken, DrehbrĂŒcken und HebebrĂŒcken sind noch in Betrieb und bei Kanal- und Grachtquerungen im Einsatz.
Die FlĂŒsse Rhein, Maas und Schelde, welche aus dem europĂ€ischen Ausland durch die Niederlande in die Nordsee flieĂen, machen die Niederlande zu einem Knotenpunkt der europĂ€ischen Binnenschifffahrt. Der Hafen von Rotterdam war jahrzehntelang der gröĂte Hafen der Welt. Diese Position verlor er jedoch im Jahre 2004 an den Hafen von Shanghai. Der Rotterdamer Hafen bleibt jedoch weiterhin der gröĂte Hafen Europas. Weitere wichtige HafenstĂ€dte innerhalb der Niederlande sind Amsterdam, Eemshaven, Vlissingen/Terneuzen.
Die Niederlande haben zwei internationale FlughĂ€fen: Schiphol und Rotterdam-Den Haag. Schiphol, der gröĂte Flughafen in den Niederlanden, spielt auch eine wichtige internationale Rolle. Er zĂ€hlt zu den gröĂten FlughĂ€fen in Europa und rangiert, was die Anzahl der Passagiere betrifft, auf Platz 13 der gröĂten FlughĂ€fen weltweit.
In den Niederlanden haben drei StĂ€dte ein U-Bahn-System, nĂ€mlich Rotterdam, Den Haag und Amsterdam. Alle StraĂenbahnen in den Niederlanden, etwa in Amsterdam, Den Haag-Zoetermeer (Zoetermeer: RandstadRail) oder Rotterdam, verwenden die Normalspur. StĂ€dtische Busse dĂŒrfen offiziell den Gleiskörper mit straĂenĂ€hnlichem Belag mitbenutzen, um nicht im Verkehr steckenzubleiben.
In den Niederlanden ist das Fahrrad (fiets) weit verbreitet. Den Radlern stehen oft eigene Verkehrsstreifen oder ein gesondertes Radwegenetz zur VerfĂŒgung. Mit durchschnittlich 37 Verkehrstoten pro eine Million Einwohner im Jahr (2017) ist der Verkehr in den Niederlanden einer der sichersten im EU-Raum. Deutschland kommt (Stand 2017) ebenfalls auf durchschnittlich 37 Verkehrstote pro eine Million Einwohner. Nordrhein-Westfalen, das neben der Einwohnerzahl auch bei der Bevölkerungsdichte mit den Niederlanden vergleichbar ist, kommt im Durchschnitt auf 25 Verkehrstote pro eine Million Einwohner.
In der Feuerwehr in den Niederlanden waren im Jahr 2019 landesweit rund 4.400 Berufs- und 19.600 freiwillige Feuerwehrleute organisiert, die in 969 Feuerwachen und FeuerwehrhÀusern, in denen 1.070 Löschfahrzeuge und 130 Drehleitern bzw. Teleskopmasten bereitstehen, tÀtig sind. Der Frauenanteil betrÀgt 6 Prozent. Die niederlÀndischen Feuerwehren wurden im selben Jahr zu 143.500 EinsÀtzen alarmiert, dabei waren 38.900 BrÀnde zu löschen. Hierbei wurden 22 Tote von den Feuerwehren bei BrÀnden geborgen. Der nationale Feuerwehrverband Nederlandse Vereniging voor Brandweerzorg en Rampenbestrijding reprÀsentiert die niederlÀndische Feuerwehr im Weltfeuerwehrverband CTIF.
UrsprĂŒnglich unterscheidet sich die niederlĂ€ndische KĂŒche nicht sehr von der deutschen, in der auch Kartoffeln, GemĂŒse und WĂŒrste eine groĂe Rolle spielen (zum Beispiel im stamppot). Am bekanntesten sind frieten oder patat, niederlĂ€ndisch fĂŒr Pommes frites, mit verschiedenen SoĂen, wobei die wohl bekannteste Kombination aus Mayonnaise und ErdnusssoĂe (mit Zwiebeln) besteht, das patatje oorlog. Andere SpezialitĂ€ten sind Goudse kaas (GoudakĂ€se) und Hollandse Nieuwe; bei diesen Matjes handelt es sich um junge, noch nicht geschlechtsreife Heringe. Durch die Vergangenheit der Niederlande als Seemacht kamen kulinarische EinflĂŒsse aus den ehemaligen Kolonien ins Land, zum Beispiel der nasibal oder bamibal. Dabei handelt es sich um Nasi Goreng oder Bami Goreng in Frikadellenform. Ăber die Landesgrenzen hinaus bekannt sind auch der niederlĂ€ndische Pudding Vla und die Bratrollen, die frikandel genannt werden, wie auch die frittierten Fischhappen Kibbeling, deren Zubereitung der von HĂ€hnchennuggets Ă€hnelt. Typisch sind auch die sĂŒĂen stroopwafels, eine WaffelspezialitĂ€t und Poffertjes.
In den Niederlanden wird der Koningsdag als Nationalfeiertag gefeiert. Im Gegensatz zu fast allen anderen europÀischen LÀndern ist der 1. Mai kein Feiertag. An das Ende des Zweiten Weltkriegs wird am 5. Mai (nicht am 8. Mai) erinnert, da die deutsche Wehrmacht in den Niederlanden gesondert kapitulierte. Ob Arbeitnehmer an einem niederlÀndischen Feiertag einen arbeitsfreien Tag haben, wird nicht durch den Gesetzgeber, sondern durch Tarif- und ArbeitsvertrÀge bestimmt.
Eine hervorragende Strömung der Renaissance war die NiederlĂ€nder Schule, die jedoch wesentlich von Flamen, Hennegauern und Franzosen getragen wurde. Der Organist und Komponist Jan Pieterszoon Sweelinck ĂŒbte im 16. und 17. Jahrhundert von Amsterdam aus groĂen Einfluss auf die barocke Norddeutsche Orgelschule aus. Das niederlĂ€ndische Musikleben war im Bereich der klassischen Musik lange Zeit nicht auf dem Niveau anderer europĂ€ischer Staaten organisiert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand eine Professionalisierung statt und es bildeten sich zahlreiche Orchester und Kammerensembles. Bekanntester Violinist und Orchesterleiter ist seit etwa 1995 AndrĂ© Rieu.
Wichtige niederlĂ€ndische Komponisten um 1800 waren beispielsweise der gebĂŒrtige Deutsche Johann Wilhelm Wilms sowie Carel Anton Fodor, die sich beide an der Wiener Klassik orientierten. Im 19. Jahrhundert dominierten lange Zeit von der deutschen Romantik beeinflusste Strömungen das Musikleben, u. a. reprĂ€sentiert durch Richard Hol. Bernard Zweers versuchte als erster eine spezifisch niederlĂ€ndische Nationalmusik zu entwickeln. Ihm folgten Julius Röntgen und Alphons Diepenbrock, mit denen die niederlĂ€ndische Musik den Anschluss an die internationale Musikentwicklung fand. Wichtige Komponisten im 20. Jahrhundert sind Willem Pijper, Matthijs Vermeulen, Louis Andriessen, Otto Ketting, Ton de Leeuw, Theo Loevendie, Misha Mengelberg, Tristan Keuris und Klaas de Vries (Liste niederlĂ€ndischer Komponisten klassischer Musik).
Die wohl bekannteste niederlĂ€ndische Rockband Golden Earring hatte in den 1970er Jahren ihren gröĂten Hit mit Radar Love. Ebenfalls weltbekannt waren in den 1970er Jahren die Classic-Rock-Bands Ekseption um Rick van der Linden und Focus sowie Shocking Blue mit ihrem Hit Venus. In den Niederlanden sind auch Eddie Van Halen und Alex Van Halen geboren, die Bandmitglieder der US-amerikanischen Hard-Rock-Band Van Halen sind.
International bekannte niederlÀndische Musiker sind zum Beispiel Herman van Veen, Robert Long, Nits, Candy Dulfer, Anouk Teeuwe, Ellen ten Damme und Tiësto. Das jÀhrlich veranstaltete North Sea Jazz Festival in Ahoy Rotterdam (vorher Den Haag) gehört zu den wichtigsten Jazz-Ereignissen weltweit.
Seit einigen Jahren ist nederlandstalige muziek, Musik in der Landessprache, sehr erfolgreich. Nestor dieser Gattung ist Peter Koelewijn, der seit 50 Jahren Rock ânâ Roll in seiner Muttersprache singt. SpĂ€ter kam Liedermacher Boudewijn de Groot auf. Am Anfang der 1980er Jahre kam ein kurzfristiger Kult der niederlĂ€ndischen Popmusik auf, deren wichtigste Vertreter Doe Maar, Het Goede Doel und Frank Boeijen waren. Nach 1984 ging die PopularitĂ€t dieser Gattung stark zurĂŒck, um sich zehn Jahre spĂ€ter wieder zu erholen, diesmal aber nicht nur fĂŒr einige Jahre.
Die berĂŒhmtesten Pop-/Rockbands der neuen Ăra sind BlĂžf, die meistgespielte Band im niederlĂ€ndischen Radio der vergangenen Jahre, und Acda en de Munnik, ein Duo, das mit Kleinkunstprogrammen bekannt geworden ist. Noch höhere Plattenverkaufszahlen erzielen SchlagerkĂŒnstler, wie Marco Borsato, Jan Smit und Frans Bauer. Bekannte niederlĂ€ndische Rapper sind Ali B und Lange Frans. DarĂŒber hinaus sind diverse Arten des Metals in den Niederlanden sehr beliebt. Bekannte niederlĂ€ndische Metalbands sind beispielsweise Heidevolk, Epica, Within Temptation, Delain, The Gathering oder After Forever.
Seit den Neunzigern ist eine neue Musikrichtung in den Niederlanden entstanden, die sich in ganz Europa und Amerika immer gröĂerer Beliebtheit erfreut: Hardcore Techno oder Gabber entstand in Rotterdam, Trance wanderte von Deutschland in die Niederlande und hat dort seine weltweit gröĂte PopularitĂ€t. Bekannte Vertreter sind Angerfist, Neophyte oder DJ Buzz Fuzz. Seit einigen Jahren sind auch die erweiterten Musikrichtungen Jumpstyle, Hardstyle und Speedcore sehr beliebt.
Auch viele international erfolgreiche DJs kommen aus den Niederlanden, z. B. Armin van Buuren, Hardwell oder Martin Garrix.
Die Niederlande gewannen bisher fĂŒnfmal den Eurovision Song Contest (1957, 1959, 1969, 1975, 2019).
Im âGoldenen Zeitalterâ (De Gouden Eeuw) des 17. Jahrhunderts blĂŒhte neben der Malerei auch die Literatur, als bekannteste Vertreter wĂ€ren Joost van den Vondel und Pieter Corneliszoon Hooft zu nennen.
Anne Frank verfasste 1942 bis 1944 ihr weltbekanntes Tagebuch, wÀhrend sie und ihre Familie in Amsterdam untergetaucht waren, um der Festnahme bzw. der Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen.
Als die drei wichtigsten Autoren der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts gelten Harry Mulisch (Das Attentat, Die Entdeckung des Himmels, beide auch verfilmt), Willem Frederik Hermans (Die Dunkelkammer des Damokles, auch verfilmt; Nie mehr schlafen) und Gerard Reve (Die Abende, Der vierte Mann, beide auch verfilmt). Zu den auch in Deutschland bekannteren zĂ€hlen auch Maarten ât Hart, Cees Nooteboom, Jan Wolkers und Hella Haasse.
Diese Kunstform hat einen sehr hohen Stellenwert bei den BĂŒhnenkĂŒnsten in den Niederlanden und wird von der Bevölkerung sehr geschĂ€tzt (Redewendungen mit âgrapjeâ (Witzchen) durchsetzen vielfach die niederlĂ€ndische Konversation). GroĂmeister dieses Faches waren nach dem Zweiten Weltkrieg Wim Kan (politisches Kabarett), Wim Sonneveld, Toon Hermans (de grote drie) und Jahrzehnte auch in Deutschland Rudi Carrell.
Viele weltberĂŒhmte Maler waren NiederlĂ€nder. Einer der bekanntesten frĂŒhen KĂŒnstler war Hieronymus Bosch. Die BlĂŒtezeit der Republik im 17. Jahrhundert, das sogenannte Goldene Zeitalter, brachte groĂe KĂŒnstler wie Rembrandt van Rijn, Jan Vermeer, Frans Hals, Carel Fabritius, Gerard Dou, Paulus Potter, Jacob Izaaksoon van Ruisdael oder Jan Steen hervor. Im Goldenen Zeitalter arbeiteten in den Niederlanden circa 700 Maler, die jĂ€hrlich etwa 70.000 GemĂ€lde fertigstellten. Ein derartiger GemĂ€ldeausstoĂ ist in der gesamten Kunstgeschichte beispiellos und wurde weder in der italienischen Renaissance noch im Frankreich zur Zeit des Impressionismus erreicht. BerĂŒhmte Maler spĂ€terer Epochen waren Vincent van Gogh und Piet Mondrian. M. C. Escher und Otto Heinrich Treumann waren bekannte Graphiker.
NiederlĂ€ndische Architekten gaben wichtige Impulse fĂŒr die Architektur des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind vor allem Hendrik Petrus Berlage und die Architekten der De-Stijl-Gruppe (Robert van ât Hoff, Jacobus Johannes Pieter Oud, Gerrit Rietveld). Johannes Duiker war ein Vertreter des Neuen Bauens. Mart Stam baute in Deutschland am Neuen Frankfurt und an der WeiĂenhofsiedlung. Die sogenannte Amsterdamer Schule (Michel de Klerk, Het Schip) leistete einen bemerkenswerten Beitrag zur expressionistischen Architektur.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg traten innovative niederlĂ€ndische Architekten hervor. Aldo van Eyck und Herman Hertzberger prĂ€gten die Architekturströmung Strukturalismus. Piet Blom wurde durch seine eigenwilligen BaumhĂ€user bekannt. Unter den Gegenwartsarchitekten zĂ€hlt Rem Koolhaas mit seinem BĂŒro Office for Metropolitan Architecture zu den einflussreichsten Vertretern einer zeitgenössischen, auf urbanistischen Erfahrungen beruhenden Architekturrichtung (zeitweise zum Dekonstruktivismus zugeordnet), die weitere weltweit bekannte BĂŒros wie MVRDV, Mecanoo, Erick van Egeraat, Neutelings-Riedijk beeinflussten (groĂenteils SchĂŒler oder ehem. Mitarbeiter bei OMA). NiederlĂ€ndische Architektur hat seit den 1990er Jahren und immer noch fortdauernd einen erheblichen Einfluss auf die weltweite Architekturentwicklung genommen.
Aus den Niederlanden stammten bedeutende Wissenschaftler wie Erasmus von Rotterdam, Baruch Spinoza, Christiaan Huygens und Antoni van Leeuwenhoek. RenĂ© Descartes verbrachte den GroĂteil seiner Schaffenszeit in den Niederlanden. Ăberhaupt fanden seit der frĂŒhen Neuzeit zahlreiche verfolgte Wissenschaftler in den Niederlanden Asyl und Wirkungsmöglichkeiten.
Die fĂŒhrenden Forschungsbereiche der Niederlande sind: Biomedizin, Kognitionswissenschaften, Global Studies, Sprachwissenschaften, Medizin, Nanotechnologie, Sozialpsychologie, Sozialwissenschaften und Wassermanagement.
Die moderne Soziologie verdankt ihrem niederlĂ€ndischen BegrĂŒnder S. Rudolf Steinmetz bedeutende Anregungen. FĂŒr die Medizin der frĂŒhen Neuzeit waren die Bildungseinrichtungen in der Stadt Leiden (insbesondere die UniversitĂ€tsbibliothek Leiden) ein relevantes Zentrum, von dem wichtige Impulse ausgingen. Heute gibt es 14 staatliche UniversitĂ€ten in den Niederlanden und zahlreiche Hochschulen. In Noordwijk ist die EuropĂ€ische Weltraumorganisation angesiedelt.
Die Verwaltung der Top-Level-Domain der Niederlande, .nl, ĂŒbernimmt die Stichting Internet Domeinregistratie Nederland (SIDN) seit 1996 als Nachfolger des Centrum Wiskunde & Informatica. Das RIPE NCC hat seinen Sitz in Amsterdam.
Die modernen Niederlande zÀhlen zu den weltweit innovativsten LÀndern und Volkswirtschaften. Im globalen Innovationsindex 2017, der die InnovationsfÀhigkeit einzelner LÀnder misst, belegt das Land Platz 3 unter 130 untersuchten Volkswirtschaften.
Die bedeutendsten Traditionszeitungen sind De Telegraaf, AD, de Volkskrant, NRC Handelsblad und Trouw. Eine historisch wichtige ĂŒberregionale Tageszeitung war Het Parool, die spĂ€ter zu einer Amsterdamer Stadtzeitung umkonzipiert wurde. 1999 erschienen mit metro und Sp!ts die ersten Gratiszeitungen in den Niederlanden, mittlerweile sind DAG und De Pers hinzugekommen. Diese und das Internet haben den TraditionsblĂ€ttern zum Teil erhebliche Marktanteile abgenommen. Mit De Groene Amsterdammer, Elsevier, HP/De Tijd, Vrij Nederland erscheinen vier politische Wochenzeitschriften.
Wie in vielen europĂ€ischen LĂ€ndern, unterscheidet man auch in den Niederlanden die Hörfunk- und Fernsehlandschaft in öffentlich-rechtliche und private Sender. Zu den öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen gehören die Programme des Nederlandse Publieke Omroep (NPO Radio 1, NPO Radio 2, NPO 3FM, NPO Klassiek und NPO Radio 5). Ăffentlich-rechtliche Fernsehprogramme sind NPO 1, NPO 2 und NPO 3 sowie fĂŒr NiederlĂ€nder im Ausland BVN. Die Programme werden groĂteils ĂŒber Steuern finanziert, teilweise jedoch auch durch das Mitgliedssystem. Denn ursprĂŒnglich waren die Rundfunksender von weltanschaulich orientierten Vereinen errichtet worden. So gab es das katholische oder das Arbeiterradio. Das meistgehörte Hörfunkprogramm ist NPO Radio 2.
In den Niederlanden gibt es auch einige private Hörfunk- und Fernsehsender, z. B. RTL 4, RTL 5, SBS 6, RTL 7, RTL 8, NET 5 und Veronica. MarktfĂŒhrer ist die RTL Group mit RTL 4.
Die auslĂ€ndischen TV-Inhalte, wie amerikanische Produktionen, welche einen GroĂteil des niederlĂ€ndischen Fernsehens ausmachen, werden nicht wie in Deutschland synchronisiert, sondern in der Originalsprache ausgestrahlt und untertitelt. Sendungen fĂŒr Kinder bilden durch ihre Synchronisationen eine Ausnahme.
FuĂball in den Niederlanden gilt als Nationalsport. Der VorlĂ€ufer des FuĂballverbands Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond (KNVB) wurde bereits im Jahr 1889 gegrĂŒndet.
Die niederlÀndische Frauen-Nationalmannschaft wird zu den besten Frauenmannschaften weltweit gezÀhlt. Sie gewann im Jahr 2017 die Europameisterschaft und erreichte bei der WM 2019 den zweiten Platz.
Die NiederlĂ€ndische FuĂballnationalmannschaft der Herren, kurz Nederlands elftal oder Oranje genannt, zĂ€hlte viele Jahre zu den stĂ€rksten Nationalmannschaften der Welt. Trainer ist seit Januar 2023 Ronald Koeman. Die Nationalmannschaft hat seit 1976 an elf FuĂball-Europameisterschaften teilgenommen und gewann 1988 den Titel. Bei FuĂball-Weltmeisterschaften waren sie seit 1934 elfmal vertreten und wurden 1974, 1978 und 2010 jeweils Zweiter, bei der WM 2014 Dritter. In der ewigen WM-Tabelle stehen die Niederlande auf Platz 8, in der ewigen EM-Tabelle auf Platz 5.
Cricket war frĂŒher eine beliebte Sportart, steht mittlerweile aber im Schatten des FuĂballs, in den letzten Jahren wurde der Sport jedoch wieder beliebter. Die niederlĂ€ndische Cricket-Nationalmannschaft qualifizierte sich bisher fĂŒr fĂŒnf Cricket World Cup (1996, 2003, 2007, 2011 und 2023). Die Niederlande waren auĂerdem Co-Gastgeber beim Cricket World Cup 1999, nahmen jedoch selbst nicht daran teil. Ihnen gelang auch die Qualifikation fĂŒr sechs T20 World Cups (2009, 2014, 2016, 2021, 2022 und 2024). Dabei sind besonders die Siege ĂŒber England beim 2009-Turnier und SĂŒdafrika sowohl beim 2022-Turnier als auch bei der Weltmeisterschaft 2023 erwĂ€hnenswert.
Die NiederlÀndische Hockeynationalmannschaft der Damen ist die erfolgreichste Nationalmannschaft bei Hockey-Weltmeisterschaft und gewann dieses Turnier bisher neunmal (1974, 1978, 1983, 1986, 1990, 2006, 2014, 2018 und 2022). Die NiederlÀndische Hockeynationalmannschaft der Herren gewann die Weltmeisterschaft bisher dreimal (1973, 1990 und 1998).
Rugby Union wird ebenfalls in den Niederlanden gespielt. Der niederlĂ€ndischen Nationalmannschaft gelang jedoch noch nicht die Qualifikation fĂŒr eine Rugby-Union-Weltmeisterschaft. Die Niederlande sind einer der Teilnehmer bei der Rugby-Union-Europameisterschaft und treffen dort auf andere aufstrebende Nationalmannschaften.
Die Niederlande waren bereits Gastgeber groĂer Sportturniere wie den Olympischen Sommerspielen 1928 und der FuĂball-Europameisterschaft 2000 (zusammen mit Belgien).
Im Motorsport sind die Motorrad-WM-Grand-Prix-Rennstrecke in Assen (Dutch TT), die Formel-1-Grand-Prix-Rennstrecke in Zandvoort und das Eisstadion De Bonte Wever in Assen mit seinen Eisspeedway-WM-Rennen weltweit ein Begriff. Der niederlÀndische Formel-1-Rennfahrer Max Verstappen gewann von 2021 bis 2024 viermal in Folge die Formel-1-Weltmeisterschaft.
Special Olympics Niederlande wurde 1993 gegrĂŒndet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.
Abk | Name | Lat N | Lat S | Lng W | Lng E | B | O |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Drenthe | 53.205 | 52.611 | 6.129 | 7.072 | |||
Flevoland | 52.839 | 52.264 | 5.095 | 6.02 | |||
Friesland | 53.514 | 52.789 | 4.879 | 6.434 | |||
Gelderland | 52.522 | 51.735 | 5.004 | 6.811 | |||
Groningen | 53.558 | 52.842 | 6.169 | 7.198 | |||
Limburg | 51.7785771 | 50.7503837 | 5.5660667 | 6.2268014 | ![]() |
||
Noord-Brabant | 51.835 | 51.217 | 4.186 | 6.049 | |||
Noord-Holland | 53.188 | 52.168 | 4.499 | 5.37 | |||
Overijssel | 52.853 | 52.109 | 5.785 | 7.048 | |||
Utrecht | 52.285 | 51.941 | 4.768 | 5.62 | |||
Zeeland | 51.748 | 51.206 | 3.349 | 4.281 | |||
Zuid-Holland | 52.326 | 51.638 | 3.862 | 5.183 |