Die Republik Marshallinseln (marshallesisch AolepÄn AorĆkin áčajeáž·) ist ein Inselstaat im mittleren Ozeanien. Er umfasst die gleichnamige Inselgruppe, die zu Mikronesien gehört. Mit knapp 43.000 Einwohnern auf einer FlĂ€che von nur 181 Quadratkilometern gehören die Marshallinseln zu den kleinsten Staaten der Erde. Die Republik mit Majuro als Hauptstadt ist mit den Vereinigten Staaten durch ein Assoziierungsabkommen verbunden. Amtssprachen sind die marshallesische und die englische Sprache. Bis zur UnabhĂ€ngigkeit 1986 (Assoziierungsabkommen mit den USA) waren die Inseln ein von den USA kontrolliertes UN-Treuhandgebiet. Die ĂŒber 1000 Inseln ragen im Durchschnitt nur zwei Meter ĂŒber den Meeresspiegel hinaus, weshalb sie sehr anfĂ€llig fĂŒr den durch den Klimawandel bedingten Meeresanstieg sind. Zum Inselstaat gehören auch das Eniwetok-Atoll und das Bikini-Atoll, die fĂŒr Kernwaffentests genutzt wurden.
Der ursprĂŒngliche Name der Marshallinseln lautet jolet jen Anij, âGeschenke von Gottâ. Ihren europĂ€ischen Namen tragen sie nach KapitĂ€n John Marshall, der sie 1788 als erster EnglĂ€nder besuchte. Die Benennung erfolgte einige Jahre spĂ€ter durch den russischen Offizier Adam Johann von Krusenstern.
Die Marshallinseln liegen zwischen 4° und 15° nördlicher Breite sowie 160° und 173° östlicher LĂ€nge im westlichen Pazifik, etwa auf halbem Weg zwischen Hawaii und Australien. Sie gehören zum Inselgebiet Mikronesien. Benachbarte Staaten sind Nauru und Kiribati im SĂŒden sowie die Föderierten Staaten von Mikronesien im Westen. Nördlich liegt das Wake-Atoll, ein umstrittenes AuĂengebiet der USA, auf das die Republik der Marshallinseln Anspruch erhebt.
Die Marshallinseln bestehen aus zwei fast parallel verlaufenden Inselketten bzw. Atollketten: der Ratak-Kette (Sonnenaufgangsinseln) mit 14 Atollen und zwei Inseln im Osten sowie der Ralik-Kette (Sonnenuntergangsinseln) mit 15 Atollen und drei Inseln im Westen. Zusammen sind dies 29 Atolle, rund 1225 gröĂere und kleinere Inseln sowie 870 Riffe mit einer LandflĂ€che von insgesamt 181,48 kmÂČ. Die ausschlieĂliche Wirtschaftszone des Landes umfasst eine SeeflĂ€che von 1.990.530 kmÂČ.
In der Ralik-Kette liegt das gröĂte Atoll, Kwajalein, mit einer LandflĂ€che von 16,39 kmÂČ, die eine Lagune von 2174 kmÂČ GröĂe umschlieĂt. Damit ist es das weltgröĂte Korallenatoll mit der gröĂten umschlossenen Lagune. Das Atoll umfasst insgesamt 97 Inseln. Von ihnen ist die gleichnamige Insel Kwajalein die sĂŒdlichste und mit einer FlĂ€che von 3,1 kmÂČ die gröĂte. Ihr benachbart liegt Ebeye, die mit 9614 Einwohnern auf 31 Hektar am dichtesten besiedelte Insel der Marshallinseln (Stand 2011).
Die Eckpunkte der Marshall-Inseln sind:
Die Entstehung der Marshallinseln folgte dem ĂŒblichen Muster der westpazifischen Kleininseln: Ausbruch untermeerischer Vulkane (hier vor 70â80 Millionen Jahre im Mesozoikum), Wachstum von Tiefseebergen, Abklingen der vulkanischen AktivitĂ€t und Wachstum von Korallen in den flachen KĂŒstenwassern der inaktiven Vulkane, wĂ€hrend diese vulkanischen Kerne erodieren, der Meeresspiegel anstieg und damit auch die Korallen, die allmĂ€hlich Riffe ausbildeten.
Aufgrund der langfristigen Entwicklung der Koralle besteht die OberflÀche der Atolle im Wesentlichen aus von Korallen stammendem kalkigen Sand oder Kieseln, hÀufig in tieferen Schichten zu Kalkgestein verfestigt, gelegentlich ragt ein Kalkfels hervor.
Die 29 Atolle bestehen aus durch Korallen geschaffenen Inselringen bzw. durchgehenden LandgĂŒrteln um eine Lagune herum (die dort entstand, wo die Vulkanspitze erodierte), manchmal durchbrochen von gröĂeren LĂŒcken, die die Atolle mit dem Ozean verbinden. Es gibt 5 Inseln (ohne Binnenlagune).
Die LandflĂ€che ragt im Mittel zwei Meter und selten mehr als drei Meter ĂŒber den Meeresspiegel hinaus. Die höchsten Erhebungen liegen auf dem Likiep-Atoll mit 10 Metern und auf der Insel Airik im Maloelap-Atoll mit 14 Metern ĂŒber dem Meeresspiegel.
Die Böden der Marshallinseln gehören zu den nĂ€hrstoffĂ€rmsten der Welt. Zu ihnen gehören Sand, Kies, lehmiger Sand, saurer Torfboden, Sumpf oder hydromorphe organische Böden, âtaro mucksâ und kĂŒnstliche Böden.
Die hydrogeographische Analyse zeigt, dass die Marshallinseln keine bedeutenden OberflĂ€chen-Wasserquellen haben, da die durchlĂ€ssigen kalkigen Böden den Niederschlag schnell versickern lassen. Auf manchen Inseln gibt es kleine linsenförmige Grundwasserreservoirs, die völlig vom Regenfall abhĂ€ngig sind, oberhalb von dichteren Salzwasserschichten liegen und unterirdisch ins Meer entwĂ€ssern. Sie können fĂŒr menschliche Nutzung angebohrt werden.
Das Klima ist feucht und warm bis heiĂ mit einer Regenzeit von Mai bis November, wobei die bestĂ€ndigen Winde Erleichterung verschaffen. Viele pazifische Taifune beginnen als TropenstĂŒrme im Gebiet der Marshallinseln und werden auf dem Weg nach Westen in Richtung Marianen und Philippinen stĂ€rker.
Der Niederschlag ist rĂ€umlich sehr ungleich verteilt: die sĂŒdlichen Atolle erhalten jĂ€hrlich 2500 mm, die nördlichen nur bis zu 1250 mm.
Der Niederschlag ist trotz des Vorhandenseins von Regenzeiten und Trockenzeiten aufgrund der Innertropischen Konvergenzzone ĂŒber das ganze Jahr gewĂ€hrleistet, wobei Monsune verstĂ€rkten Niederschlag mit sich bringen. Jedoch schwankt der Niederschlag aufgrund des ENSO-PhĂ€nomens von Jahr zu Jahr. Bei diesem natĂŒrlichen WetterphĂ€nomen des Pazifischen Ozeans wechseln sich zwei extreme Phasen ab: El Niño und La Niña, dazwischen eine neutrale Phase. El Niño bringt wĂ€rmere Regenzeiten und wĂ€rmere, trockenere Trockenzeiten mit sich.
Extreme Wetterereignisse der Marshallinseln sind vor allem Taifune, DĂŒrren und Sturmwellen. In El-Niño-Jahren ist die WasseroberflĂ€che wĂ€rmer und sind deshalb Taifune stĂ€rker. DĂŒrren treten normalerweise vier bis sechs Monate nach einem El-Niño-Jahr auf, Trockenzeiten können dann frĂŒher beginnen und spĂ€ter enden; der jĂ€hrliche Niederschlag kann dabei um bis zu 80 % reduziert werden.
Die Marshallinseln gehören neben anderen Inselstaaten wie Fidschi, Tuvalu, Kiribati und den Malediven zu den Regionen der Welt, die mit der Zunahme von Extremwetterereignissen und dem weltweiten Anstieg der Meeresspiegel zum Teil bereits mehr oder weniger stark vom globalen Klimawandel betroffen sind. Ein Hauptproblem ist die aufgrund mangelhafter Infrastruktur, durch Salzwasserintrusion und versalzende Brunnen zusÀtzlich kriselnde Trinkwasserversorgung.
Als Folge des Klimawandels wurden im Zeitraum von 1950 bis 2010 eine Erhöhung der Temperatur, eine Abnahme der jĂ€hrlichen NiederschlĂ€ge, ein Ansteigen des Meeresspiegels und eine Versauerung des Meereswassers beobachtet. Seit 1993 stieg der Meeresspiegel um jĂ€hrlich sieben Millimeter, das Doppelte des globalen Durchschnitts. Die langfristigen Prognosen globaler Klimamodelle (fĂŒr den Zeitraum bis zum Ende des 21. Jahrhunderts) sagen (wenn auch nicht einheitlich) fĂŒr die Marshallinseln eine allgemeine Temperatursteigerung und eine Zunahme besonders heiĂer Tage voraus, ebenso eine tendenzielle Abnahme der DĂŒrrezeiten, eine Zunahme besonders regenintensiver Tage und eine Abnahme der HĂ€ufigkeit von Taifunen.
Ăber 700 Pflanzenarten wurden auf den Marshallinseln beschrieben, etwa die HĂ€lfte davon sind einheimisch. Von diesen einheimischen Pflanzen wachsen etwa 80 auf dem Land, der Rest sind Algen und SeegrĂ€ser. Die meisten der einheimischen Pflanzen kommen im gesamten tropischen Pazifikraum vor. Ăber die HĂ€lfte der einheimischen Pflanzen tragen marshallesische Namen, nur ein kleiner Prozentsatz hat einen englischen Namen.
Es werden folgende Zonen der Vegetation (Pflanzengesellschaften) der Marshallinseln unterschieden:
Ăber 5000 Tierarten aus 19 verschiedenen StĂ€mmen wurden auf den Marshallinseln beschrieben.
Ein bedeutsamer Stamm sind die Arthropoden (GliederfĂŒĂer) mit 600 Spezies, davon sind die meisten Landtiere. In den terrestrischen Ăkosystemen spielen Insekten, Landkrabben, Spinnen, TausendfĂŒĂer und Skorpione eine wichtige Rolle. Im Meer kommt mit den MeerwasserlĂ€ufern die weltweit einzige ausschlieĂlich maritime Insekten-Familie vor.
Die 19 Eidechsenarten sind fast alle einheimisch, mit Ausnahme des weit verbreiteten Pazifikwarans (âtokakeâ, Varanus indicus), der auch schon im Meer beobachtet wurde.
Alle 9 Land-SĂ€ugetierarten wurden importiert. Verbreitet ist die Pazifische Ratte (Rattus exulans).
Vögel sind mit 106 Spezies die zweitgröĂte Gruppe von Landtieren, davon sind 19 einheimisch, 6 importiert und 78 wandernde Vögel, die hier nur kurz Rast machen.
Das Meeresleben zeigt eine groĂe Vielfalt.
KĂŒstennah finden sich ĂŒber 800 Fischarten. In den tiefer gelegenen Gebieten dĂŒrften mindestens 120 Fischarten leben, dieses Gebiet ist jedoch schwer zu erforschen. Im offenen Ozean sind bislang 67 Fischarten beschrieben worden.
In den Korallenriffen leben ĂŒber 250 Korallenspezies und etwa 100 Spezies des Stamms der Nesseltiere.
Der gröĂte Stamm der Marshallinseln sind die Mollusken mit ĂŒber 1650 Spezies aus allen fĂŒnf groĂen Klassen.
Weitere TierstĂ€mme sind die IgelwĂŒrmer (Echiura) und BĂ€rtierchen (Tardigrada). Der Unterstamm Kiemenlochtiere hat weltweit nur 85 Spezies, davon leben mindestens zwei in den Marshallinseln. Eines davon, âjaiboâ (Pfeilwurm) ist in vielen Atollen ein beliebtes Nahrungsmittel.
Zu den beschriebenen MeeressÀugetieren gehören Buckelwal, Japanischer Schnabelwal, Blainville-Schnabelwal, Blauwal, Seiwal, Finnwal, Pottwal, Ostpazifischer Delfin, Borneodelfin, LangschnÀuziger Gemeiner Delfin und Zwerggrindwal.
Die Marshallinseln wurden weltweit bekannt durch zahlreiche Atombombentests der USA, die von 1946 bis 1958 auf dem Bikini-Atoll und auf Eniwetok durchgefĂŒhrt wurden. 1966 wurden die Inseln von den Amerikanern als vermeintlich wieder bewohnbar freigegeben. Mitte der 1970er Jahre mussten sie jedoch erneut evakuiert werden, da die Strahlenbelastung zu hoch war. Neben einer ausstehenden TraumabewĂ€ltigung weist die Bevölkerung der Marshallinseln bis heute signifikant erhöhte Krebsraten auf. AuĂerdem zeigt sie das gesamte Spektrum an Reproduktionsstörungen (Fehl- und Totgeburten, viele Kinder kommen mit Missbildungen zur Welt). Insbesondere die Bewohner von Eniwetok streiten um EntschĂ€digungen. 2021 wurden die Inseln in die UN-Liste der 50 schlimmsten Opferzonen aufgenommen.
Laut dem Zensus von 2021 leben auf den Marshallinseln 42.418 Einwohner, nachdem die Bevölkerungszahl im Jahr 2011 noch bei 53.158 Bewohnern gelegen hat.
Nach einer Phase der Stagnation in der ersten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts setzte ab den 1950er-Jahren ein starker Bevölkerungszuwachs mit Wachstumsraten um die vier Prozent ein, als dessen Folge sich die Einwohnerzahl bis zur Jahrtausendwende ungefĂ€hr vervierfachte. Die bereits ab 1988 beobachtete deutliche Abnahme der Wachstumsraten setzte sich zum Beginn des 21. Jahrhunderts mit einem RĂŒckgang auf ein durchschnittliches jĂ€hrliches Wachstum von 0,4 Prozent fort. Seit 2011 schrumpft die Bevölkerung, vor allem wegen einer starken Abwanderung in die Vereinigten Staaten, krĂ€ftig mit einer jĂ€hrlichen Rate von durchschnittlich rund 2 Prozent, sodass von 2011 bis 2021 ein RĂŒckgang der Bevölkerung um annĂ€hernd 20 Prozent zu verzeichnen war.
Die FertilitÀtsrate betrÀgt 2,76 Kinder pro Frau. Auf 1000 Einwohner kommen pro Jahr 22 Geburten und 4,28 TodesfÀlle. Die Lebenserwartung bei Geburt liegt im Durchschnitt bei 74,65 Jahren (Frauen: 77 Jahre, MÀnner: 72,4 Jahre). Alle genannten Daten sind SchÀtzungen und beziehen sich auf das Jahr 2022. Das Median-Alter betrÀgt 22 Jahre (Stand 2021).
UngefÀhr 92,1 % der Bevölkerung sind Marshaller, 5,9 % Marshaller mit gemischten Wurzeln und 2 % sind Sonstige.(Stand 2006)
Die Amtssprachen der Marshallinseln sind Marshallesisch mit den beiden Dialekten Ralik und Ratak, das (Stand 1999) von 98,2 % der Bevölkerung gesprochen wird, und Englisch.
90 % der Bevölkerung gehören der UnabhÀngigen Protestantischen Kirche der Marshallinseln an, weitere 8,5 % sind römisch-katholisch.
98,3 % der Bevölkerung können lesen und schreiben (Stand: 2011).
Das Land hatte eine der höchsten Raten an Fettleibigkeit in der Bevölkerung. 2016 waren 52,9 % der Bevölkerung adipös.
Seit etwa 2000 v. Chr. wurde der SĂŒdpazifik von mehreren Einwanderungswellen aus SĂŒdostasien besiedelt; die Marshallinseln wurden im Lauf des 2. Jahrtausends von Mikronesien aus erreicht. Auf einfachsten Booten, aber mit ausgefeilten Navigationskenntnissen erschlossen diese neue Siedlungsgebiete. Typisch sind die Stabkarten, mit denen die Navigatoren sich zurechtfanden. Sie nannten diese Inseln jolet jen Anij, âGeschenke Gottesâ.
Als erster EuropĂ€er fuhr der spanische Entdecker Alonso de Salazar 1526 die Inseln an, 1529 erreichte sie der spanische Seefahrer Ălvaro de Saavedra, 1530 der spanische Entdecker Miguel LĂłpez de Legazpi. Danach folgten viele weitere Besuche, zwecks Handel und Vorratsauffrischung. Da die Inselbewohner keine ImmunitĂ€t gegen europĂ€ische Krankheiten hatten, starben viele als Folge der Kontakte mit den Spaniern. Die Spanier machten jedoch keine AnsprĂŒche auf die Inseln geltend, so dass sie fĂŒr weitere zwei Jahrhunderte von den EuropĂ€ern unbeachtet blieben.
1788 besuchte der englische KapitÀn John Marshall die Inseln.
1804 erkundete der deutsch-baltische russische Offizier Adam Johann von Krusenstern den Pazifik und benannte die Inseln nach Marshall; etwa 1820 zeichnete er Karten dieser Region.
1816 und 1817 erkundete der auf Empfehlung Krusensterns mit der Rurik-Expedition ausgesandte deutsch-baltische Otto von Kotzebue als Offizier der russischen Marine unter anderem den Pazifik, besuchte dabei mehrfach die Marshallinseln und kartographierte viele Inseln.
1822â1824 erkundete der französische Entdecker Louis Isidore Duperrey die Region und ĂŒbernahm Krusensterns Benennung in seinen Karten.
1824 meuterte die Mannschaft des US-amerikanischen Walfangschiffs Globe und die Mannschaft landete auf der von EuropĂ€ern so genannten Mulgrave Island. Ein Jahr spĂ€ter erreichte der US-amerikanische Schoner Dolphin die Insel und nahm zwei Jungen auf, die letzten Ăberlebenden eines Massakers durch die Einheimischen.
In den 1850er Jahren entstanden durch Missionare erste Schulen auf den Inseln.
1859 fand der erste dokumentierte deutsche Besuch der Marshallinseln statt; Adolph Capelle erreichte von Samoa aus Ebon.
1864 erreichte der portugiesische WalfÀnger Jose deBrum die Marshallinseln und richtete gemeinsam mit Capelle einen Handelsposten ein; beide heirateten einheimische Frauen.
In der Folge erreichten mehrere deutsche Handelsunternehmen die Marshallinseln. Dies waren vor allem Joh. Ces. Godeffroy & Sohn (Hamburg) ab 1873, die bereits in vielen Regionen des Pazifiks tÀtig waren und nun auf Ebon Kokosplantagen zur Gewinnung von Kopra anlegten. Auch das deutsche Unternehmen Hernsheim & Co richtete Handelsposten auf Jaluit, Maloelap, Mili, und Namorik ein. SpÀter stieg auch das Unternehmen Capelle-deBrum auf Likiep in die sehr profitable Kopra-Produktion ein. Diesen folgten spÀter weitere Unternehmen.
Nachdem am 15. Oktober 1885 als Zeichen der Inbesitznahme die deutsche Flagge auf der Insel Jaluit gehisst worden war, ĂŒbernahm 1886 der erste Kaiserliche Kommissar Wilhelm Knappe die Hoheitsrechte fĂŒr das Deutsche Kaiserreich. Von 1893 bis 1898 war Georg Irmer der erste Landeshauptmann der Marshallinseln. 1906 wurden die Inseln offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.
WĂ€hrend der separaten Verwaltung standen insgesamt folgende Kommissare und HauptmĂ€nner an der Spitze des âSchutzgebietesâ:
Von dieser Epoche zeugen nur noch wenige bauliche Ăberreste. Besonders eindrucksvoll ist das von 1904 bis 1905 von Joachim deBrum erbaute Haus deBrum auf Likiep, das heute das einzige erhaltene hölzerne GebĂ€ude aus der deutschen Kolonialzeit in ganz Mikronesien ist und noch Teile seiner originalen Ausstattung enthĂ€lt.
Die Kaiserlich Japanische Marine besetzte im Ersten Weltkrieg nach der KriegserklĂ€rung Japans an das Deutsche Reich am 23. August 1914 die unverteidigte Inselgruppe im September/Oktober 1914 und begann umgehend, MilitĂ€rbasen zu errichten und die Bewirtschaftung der Inseln zu ĂŒbernehmen. Nach dem Krieg wurde Japan im Rahmen des japanischen SĂŒdseemandats vom Völkerbund offiziell mit der Verwaltung der Inseln betraut. Dies nahm Japan zum Anlass, die Marshallinseln â wie alle ihre SĂŒdsee-Mandatsinseln â fast komplett von der Welt abzuschotten, um ungestört japanische Einwanderer anzusiedeln, die einheimische Bevölkerung weiter zu entrechten und auszubeuten und die MilitĂ€rprĂ€senz auszuweiten. In den 1930er-Jahren wurden auch erste FlugplĂ€tze fĂŒr die neue Luftwaffe der kaiserlichen Marine angelegt.
Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges waren die Marshallinseln wichtige StĂŒtzpunkte Japans, zumal sie dessen östlichste Besitzungen im Pazifik waren. Von dort aus wurden U-Boote und auch Flugboote in Richtung des wichtigsten US-amerikanischen HauptstĂŒtzpunktes Hawaii eingesetzt, ebenfalls in der Seeluftschlacht bei den Midwayinseln. Nach der dortigen japanischen Niederlage verlegte die kaiserlich japanische Marine 1942 und 1943 immer wieder gröĂere KriegsschiffverbĂ€nde in die Lagunen der Marshalls und verstĂ€rkte deren Verteidigung durch zahlreiche Soldaten, Bauarbeiter und auch durch die Marineluftwaffe, da nun eine amerikanische Offensive gegen die Inselgruppe zu erwarten war. Besonders stark verteidigt waren die Atolle Mili, Jaluit, Arno, Wotje und Kwajalein. Andere wie Majuro, Eniwetok, Bikini waren kaum bis gar nicht besetzt.
Nach ersten Luftangriffen von FlugzeugtrĂ€gern aus schon im MĂ€rz 1942 â noch mit geringer Wirkung â begann dann am 31. Januar 1944 die US-Offensive mit der Landung starker Marinetruppen unter dem Schutz einer groĂen FlugzeugtrĂ€ger-Flotte auf dem Kwajalein-Atoll, das wegen der strategisch guten Lage im Archipel ausgewĂ€hlt wurde und schon nach wenigen Tagen unter Vernichtung der gesamten japanischen Besatzungstruppen erobert war.
Die japanische Marine griff nicht ein, auch wurde die regionale Luftwaffe nicht weiter verstĂ€rkt, so dass sie rasch der weit ĂŒberlegenen US-TrĂ€germacht unterlag. AnschlieĂend besetzten die US-StreitkrĂ€fte zahlreiche weitere Inseln, worauf vor allem das Atoll Majuro zu einer sehr groĂen Marinebasis ausgebaut wurde. Andere schwer befestigte Inseln wie beispielsweise Mili und Jaluit wurden nur aus der Luft und durch SchiffsbeschieĂungen niedergehalten, so dass dort bis zum Kriegsende japanische Truppen verblieben.
Nach dem Krieg verlangten die USA von der neu geschaffenen UNO, ihnen die Marshallinseln als Teil des Treuhandgebietes der Vereinten Nationen zu ĂŒbergeben. Zum einen wollten die US-MilitĂ€rs dort dauerhafte StĂŒtzpunkte behalten und zum anderen abgelegene Inseln fĂŒr Atombombentests nutzen.
Nach der Zwangsumsiedlung der einheimischen Bevölkerung wurden von 1946 bis 1958 zahlreiche Atom- und Wasserstoffbombentests auf dem Bikini-Atoll und auf Eniwetok durchgefĂŒhrt, die schwere SchĂ€den an den Inseln selbst und deren Flora und Fauna anrichteten. Vergeblich versuchen die ehemaligen Bewohner bis heute, auf ihre Heimatinseln zurĂŒckzukehren. Auf der Insel Runit wurde in den 1970ern das AtommĂŒlllager Runit Dome errichtet. Es handelt sich dabei um einen mit AtommĂŒll gefĂŒllten Explosionskrater, der mit einer Betonkuppel verschlossen wurde. Immer wieder auftauchende Risse in der Kuppel schĂŒren seit einigen Jahren die Sorge, dass radioaktives Material in den Ozean dringen könnte.
Unter der Verwaltung der USA wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht am 1. Mai 1979 garantiert und bei der Erlangung der UnabhÀngigkeit 1986 bestÀtigt.
Am 1. Mai 1979 trat die Verfassung der Republik Marshallinseln in Kraft.
Der Vertrag ĂŒber freie Assoziation mit den USA wurde am 7. September 1983 in einem Referendum gebilligt, 1985 vom US-Kongress und am 14. Januar 1986 vom US-PrĂ€sidenten unterzeichnet. Das Assoziierungsabkommen mit den USA trat am 21. Oktober 1986 in Kraft und wird nach eigenem VerstĂ€ndnis als UnabhĂ€ngigkeitsdatum verstanden.
Am 22. Dezember 1990 erklĂ€rte der UN-Sicherheitsrat auf Empfehlung des UN-Treuhandrats die Treuhandschaft fĂŒr beendet, womit der Schutzauftrag durch die UNO an die USA offiziell endete. Damit erreichte die Republik der Marshallinseln die völkerrechtliche UnabhĂ€ngigkeit und wurde am 17. September 1991 als Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen.
Die Bevölkerung der Marshallinseln ĂŒbernahm vieles aus der amerikanischen Lebensweise. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung soll sich verschlechtert haben, insbesondere nahmen Zivilisationserkrankungen aufgrund von Ăbergewicht stark zu. Hohe Arbeitslosigkeit ist ebenfalls ein Problem. Die Bevölkerung der Marshall-Inseln ist zudem von Lebensmittelimporten abhĂ€ngig. Eine RĂŒckkehr zu ihrer ursprĂŒnglichen Lebensweise ist schwierig, da der Boden vielerorts noch radioaktiv belastet und der Verzehr von lokalen landwirtschaftlichen Produkten sowie Tieren somit risikobehaftet ist. Hauptarbeitgeber auf den Inseln sind heute eine kĂŒnstlich vergröĂerte Verwaltung (vor allem auf dem stark ĂŒberbevölkerten Atoll Majuro) und der immer noch bestehende US-StĂŒtzpunkt auf Kwajalein. Zahlreiche BĂŒrger sind jedoch inzwischen als Seeleute bei auslĂ€ndischen Reedereien beschĂ€ftigt und tragen mit ihrem Einkommen zum Lebensunterhalt der Bevölkerung bei. Aus finanzieller Not heraus werden Fischfangrechte an asiatische Staaten verkauft, vor allem an China, sodass mittlerweile auch die ehemals sehr reichen FischbestĂ€nde eingebrochen sind.
Die gröĂte Bedrohung fĂŒr die Republik ist jedoch der steigende Meeresspiegel. Da die meisten Atolle nur wenige Meter ĂŒber dem Meeresspiegel liegen und Felseninseln ganz fehlen, besteht die reale Gefahr, dass zukĂŒnftig zahlreiche Atolle unbewohnbar oder gar verschwunden sein werden.
Die Geschichte der Marshallinseln, beginnend mit der deutschen Kolonie, kann auf Briefmarken des Postgebiets, zu dem unter anderem die Marken und Stempel von Nauru gehören, verfolgt werden. Insbesondere die modernen Ausgaben der Marshallinseln bilden Szenen aus der Geschichte des Inselstaates ab.
Die heutige Republik Marshallinseln besteht seit 1990, die Verfassung stammt aus dem Jahr 1979 (letzte Ănderungen 1990).
Es besteht ein Parlament (âNitijeáž·Äâ) mit 33 Abgeordneten, die alle vier Jahre gewĂ€hlt werden. Die Gesetzgebung ist vollstĂ€ndig dem Parlament vorbehalten, denn Staaten und Provinzen bestehen nicht. Das Parlament wĂ€hlt und kontrolliert den PrĂ€sidenten. Wird dem Kabinett zweimal hintereinander das Misstrauen ausgesprochen, kann der PrĂ€sident das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen.
Daneben gibt es einen âRat der StammesfĂŒhrerâ (âCouncil of Iroijâ) mit zwölf Mitgliedern. Er berĂ€t den PrĂ€sidenten und das Kabinett und prĂŒft Gesetzesvorlagen auf ihre VertrĂ€glichkeit mit traditionellem Gewohnheitsrecht, insbesondere das der Landnutzung.
Diese beiden Institutionen werden auch als âUnterhausâ und âOberhausâ eines Zweikammer-Parlaments bezeichnet.
Das Justizsystem der Marshallinseln hat folgende Stufen:
Das Rechtssystem basiert auf einer Mischung aus Recht aus der US-Mandatszeit, vom Parlament verabschiedeten Gesetzen, kommunalem, allgemeinen und Gewohnheitsrecht. Wahlrecht haben alle BĂŒrger ab 18 Jahren.
Die Regierung besteht aus dem PrÀsidenten, der Staats- und Regierungschef ist, und seinem Kabinett mit 10 Ministern, denen diverse Ministerien unterstehen.
Von Januar 2016 bis Januar 2020 war Hilda Heine PrÀsidentin, von Januar 2020 bis Januar 2024 David Kabua. Seither ist es erneut Hilda Heine.
Zwei Drittel der Bevölkerung leben auf den Inseln des Majuro-Atolls und auf Ebeye im Kwajalein-Atoll. Die anderen Inseln sind wegen fehlender Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten nur dĂŒnn besiedelt oder unbewohnt.
Es gibt 24 bewohnte Inseln und Atolle mit je einer eigenen Verwaltung.
Hauptstadt ist die Gemeinde (Local Government Council, frĂŒher municipality) Majuro, die das gleichnamige Atoll umfasst.
Der Staatshaushalt belief sich 2019 auf rund 150Â Mio. US-Dollar, was etwa 62Â % des BIP ausmachte. Darin enthalten waren mehr als 70Â Mio. US-Dollar an Budgethilfen.
Anteil der Staatsausgaben 2019 in ausgewÀhlten Bereichen (in % des BIP, SchÀtzungen):
Die Einkommensteuer betrÀgt je nach Höhe des Einkommens 8 % oder 14 %, die Körperschaftsteuer belÀuft sich auf 11,5 %, die Umsatzsteuer auf 6 %. Eine Grundsteuer wird nicht erhoben.
Am 28. Januar 2016 legte die EU-Kommission ein MaĂnahmenpaket zur BekĂ€mpfung von Steuerflucht vor, bei dem unter anderem die Marshallinseln auf der schwarzen Liste der Steueroasen auftauchen.
Eine SĂ€ule der Wirtschaft des Landes ist die UnterstĂŒtzung aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Rahmen eines 1983 geschlossenen freien Assoziierungsvertrags stellten die USA â durch das Abkommen auch mit der Verteidigung der Marshallinseln betraut â bis 2013 jĂ€hrlich 57,7 Millionen US-Dollar, von 2014 bis 2023 jĂ€hrlich 62,7 Millionen US-Dollar UnterstĂŒtzungsleistungen bereit. Nachfolgend wird aus einem gemeinsam von den USA und dem Inselstaat gebildeten Treuhandfonds unbefristet eine jĂ€hrliche Zahlung flieĂen.
Die Ronald Reagan Ballistic Missile Defense Test Site, besser bekannt als Kwajalein Missile Range oder Reagan Test Site, ist eine Raketen-Teststation mit Raketenstartanlagen unter anderem auf dem zu den Marshallinseln gehörenden Kwajalein-Atoll. Die Vereinigten Staaten entrichten hierfĂŒr Zahlungen an die Marshallinseln. AuĂerdem sind zahlreiche einheimische ArbeitskrĂ€fte auf der Basis beschĂ€ftigt.
2014 reichten die Marshallinseln gegen die AtommĂ€chte USA, Russland, GroĂbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea vor dem Internationalen Gerichtshof Klage ein; GroĂbritannien, Indien und Pakistan akzeptierten dessen ZustĂ€ndigkeit. 2015 wurde das Volk des Inselstaates fĂŒr sein Engagement in der Anti-Atombewegung mit dem Ehrenpreis des Right Livelihood Award bedacht.
Der Journalist Giff Johnson setzte sich in seinen BĂŒchern mit den Folgen der Tests auseinander. In Don't ever whisper: Darlene Keju, Pacific health pioneer, champion for nuclear survivors (2013) setzt er seiner Frau, der Gesundheitsaktivistin Darlene Keju ein literarisches Denkmal. Sie hatte die gesundheitlichen Folgen der Experimente weltweit publik gemacht und vor allem auf die zahlreichen Totgeburten und Missbildungen bei Neugeborenen hingewiesen.
Im Oktober 2011 erklĂ€rte die Regierung ihre HoheitsgewĂ€sser zu einem Hai-Schutzgebiet. Es ist das weltgröĂte Hai-Schutzgebiet, durch dessen Einrichtung sich die GesamtflĂ€che aller Hai-Schutzgebiete weltweit von ca. 2,7 Millionen Quadratkilometer auf 4,6 Millionen Quadratkilometer vergröĂerte. In solchen Schutzgebieten ist der Fang von Haien verboten und Beifang muss wieder ausgesetzt werden. Beobachter Ă€uĂerten jedoch Zweifel, dass die Regierung der Marshallinseln dieses Verbot auch durchsetzen könne.
Das Land ist Mitglied im Climate Vulnerable Forum.
Anfang 2013 appellierten die Marshallinseln an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, den Klimawandel als Gefahr fĂŒr die internationale Sicherheit anzuerkennen. Im Mai 2013 veröffentlichte der AuĂenminister der Marshallinseln, Phillip Muller, einen Appell in der Washington Post, in dem er die aktuelle Notlage beschrieb. 2012 habe eine anhaltende und jahreszeitunabhĂ€ngige DĂŒrreperiode begonnen, die Folge seien Wasserknappheit und Infektionserkrankungen. Seit Januar 2013 mĂŒsse Trinkwasser importiert werden, was auf Dauer jedoch die finanziellen Ressourcen ĂŒbersteige. Bereits jetzt mache sich der Meeresspiegelanstieg bemerkbar. Daher wĂŒrden die Marshallinseln ihren Umstieg auf erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Solarenergie, beschleunigen sowie vielversprechende Techniken zur Gewinnung von Meeresenergie erproben. Da der Hauptanteil der weltweiten CO2-Emissionen jedoch von anderen LĂ€ndern ausgehe, appellierte er an diese, mehr zum Klimaschutz beizutragen als bisher.
Zum Start des UN-Klimagipfels COP26 in Glasgow warnte die Klima-Botschafterin der Marshallinseln Tina Stege vor dem drohenden Untergang der Inseln binnen 50 Jahren aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels und bat um internationale UnterstĂŒtzung.
Im 21. Jahrhundert wuchs das Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich 1 % jĂ€hrlich. FĂŒr dieses eher geringe Wachstum sind im Wesentlichen ein Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung, DĂŒrreperioden, ein Umsatzeinbruch im Baugewerbe und ein RĂŒckgang des Tourismus verantwortlich. Auch die Auslandsinvestitionen waren infolge der Finanzkrise in Asien rĂŒcklĂ€ufig. SchlieĂlich nahmen auch die Einnahmen aus der Erneuerung von Fischereilizenzen ab. In der Ausgabe 2007 des von der Weltbank edierten âDoing Businessâ werden die Marshallinseln hinsichtlich der dort vorherrschenden rechtlichen Rahmenbedingungen und der geringen Kosten bei der Einstellung und Entlassung von Arbeitnehmern als âBest Performerâ unter den dargestellten Wirtschaftsgebieten bezeichnet. In Bezug auf Investitionssicherheit und Durchsetzungsmöglichkeiten von Vertragsrechten erhielten die Marshallinseln in der gleichen Studie eine Ă€uĂerst schlechte Bewertung. In der LĂ€nderrangordnung des Reports aus dem Jahre 2010 (Datenbasis 2008) liegen die Marshallinseln im gewichteten Mittel aller herangezogenen Kriterien auf Platz 98 von 183 gelisteten Staaten.
Im Jahre 2007 traten die Marshallinseln der Internationalen Arbeitsorganisation bei. Damit gelten auch hier arbeitsrechtliche Bedingungen, die einen internationalen Mindeststandard erfĂŒllen.
Die Marshallinseln haben formal die US-Dollar-WĂ€hrung. Im Umlauf sind jedoch nur Banknoten, keine eigenen KursmĂŒnzen. MĂŒnzen mit der Marshall-Dollar-WĂ€hrung existieren ausschlieĂlich fĂŒr den Sammlermarkt in Form von GedenkmĂŒnzen.
Die landwirtschaftliche Produktion konzentriert sich auf kleine Betriebe. Die wichtigsten Agrarprodukte sind Kopra, gefolgt von KokosnĂŒssen, BrotfrĂŒchten, Pandanus, Bananen, Taro und Pfeilwurzel. Daneben werden auch Tomaten, Melonen u. a. angebaut.
Die Viehhaltung besteht v. a. aus Schweinen und HĂŒhnern.
Die Fischerei ist seit Jahrtausenden eine wesentliche Nahrungsquelle der Bevölkerung. Sie fing in 2016 nach offiziellen Zahlen 64.795 Tonnen Fisch, dazu kommen 5 Tonnen aus der gering entwickelten Aquakultur, in der Summe sind das 64.800 Tonnen; damit stehen die Marshallinseln weltweit auf Platz 95. Im Jahr 1998 trug die Fischerei zu 7,40 % zum BIP bei.
Diese offiziellen Daten sind jedoch in der Wissenschaft umstritten. Neben der industriell betriebenen, exportorientierten Fischerei gibt es die Kleinfischerei, wobei beide aus verschiedenen GrĂŒnden nur unzureichend statistisch erfasst werden, insbesondere die Kleinfischerei, die deshalb teilweise dem informellen Sektor zuzurechnen ist. Vor dem Hintergrund des Klimawandels hat sie im Sinne der ErnĂ€hrungssicherheit in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine 2020 veröffentlichte Untersuchung prĂŒfte die Zahlen von 1950 bis 2017 und kommt auf folgende Zahlen:
Zahlen zur Industriellen Fischerei:
Zahlen zur Kleinfischerei:
Ein Beispiel fĂŒr Selbstversorgungsfischerei: Gefischt wird nicht nur nach Fischen. Zum Beispiel werden mit der traditionellen Methode âkajiaboâ die âjaiboâ (PfeilwĂŒrmer) gefangen, Hemichordates, die in mancher Hinsicht mehr mit Fischen als mit WĂŒrmern gemein haben. Sie leben im Schlamm und Sand vieler Lagunen. Sie werden gefangen mittels einer ânokâ (einer Mittelrippe eines Kokosblatts), die geschickt in das Loch eingefĂŒhrt wird, um das Tier aufzuspieĂen. Die âjaiboâ roh zu essen gilt als Delikatesse.
Industriebetriebe sind auf den Marshallinseln nicht vertreten. Verschiedene Handwerksbetriebe, Fischverarbeitungsbetriebe und die Kopragewinnung sind aber in dem Inselstaat weit verbreitet. Im Jahre 1999 entstand zwar ein Unternehmen zum Filetieren von Thunfisch, in dem mehr als 400 Mitarbeiter, meist Frauen, beschĂ€ftigt wurden. Die Anlage wurde allerdings bereits im Jahre 2005 wieder geschlossen, nachdem vergeblich versucht worden war, die Produktion auf Thunfisch-Steaks umzustellen â ein Produktionsvorgang, bei dem kaum die HĂ€lfte des beschĂ€ftigten Personals noch benötigt wurde. Dadurch ĂŒberschritten die Kosten bei weitem die Erlöse. Auch die BemĂŒhungen der Eigner des Unternehmens um eine staatliche Beteiligung scheiterten.
Die öffentliche Verwaltung ist mit 30,6 % der gröĂte Arbeitgeber auf den Marshallinseln.
Exporte beliefen sich 2018 auf 130 Mio. US-Dollar. 2019 waren die Hauptabnehmer Polen mit 28 %, DĂ€nemark mit 19 %, SĂŒdkorea mit 13 %, Indonesien mit 10 %, und Zypern mit 6 %. Hauptausfuhrprodukte waren 2019 Schiffe, Fisch, Freizeitboote, FunkgerĂ€te und Steinkohlenteer.
Importe beliefen sich im Jahr 2018 auf 170 Mio. US-Dollar (2016: 103,8 Mio. USD). Hauptlieferanten waren SĂŒdkorea mit 39Â %, China mit 27Â % und Japan mit 15Â % (2019). Haupteinfuhrprodukte waren Schiffe, raffiniertes Petroleum, Zentrifugen, Freizeitboote und Schiffspropeller (2019).
Infrastruktur:
Verkehrswirtschaft:
Das kleine Land unterhĂ€lt formal die drittgröĂte Handelsmarine der Welt. Schiffe mit einer Gesamtzahl von 90,3 Millionen Bruttoregistertonnen waren 2019 auf den Marshallinseln registriert. Die Marshallinseln sind eines der beliebtesten LĂ€nder fĂŒr die Ausflaggung europĂ€ischer Reeder in ein sogenanntes Offshore-Register. Neben erheblichen steuerlichen Vorteilen und lockeren arbeitsrechtlichen Regelungen profitieren die Betreiber von Kreuzfahrtschiffen auch von freien Regelungen fĂŒr das GlĂŒcksspiel in den Schiffscasinos.
Linienschiffe laufen regelmĂ€Ăig die Marshallinseln an, seltener Kreuzfahrtschiffe. Staatliche Wassertaxis verbinden die Inseln. Staatliche und private Unternehmen bieten Charterreisen an. Kleine Frachtschiffe verkehren zwischen den Atollen.
Im Tourismus, eine der wenigen Deviseneinnahmequellen, waren 2015 etwas mehr als 600 Menschen beschĂ€ftigt, etwa 5,5 % der ErwerbstĂ€tigen des Landes. In Majuro gibt es zwei Hotels (150 und 40 Zimmer), dazu Ferienwohnungen und zwei Backpacker-Hostels. Das gröĂere Hotel ist staatlich betrieben, hat eine Auslastung von nur 50 % und ist seit 2006 im Defizit. In den anderen Atollen stehen insgesamt ca. 100 Zimmer zur VerfĂŒgung, v. a. in Hotels und Ferienwohnungen; die Gesamtauslastung im Land lag 2006/2007 bei sehr niedrigen 23 %. Dazu gibt es diverse Anbieter fĂŒr touristische AktivitĂ€ten wie Angeln, Tauchen, Surfen und historische FĂŒhrungen. Nach offiziellen Angaben lagen die Besucherzahlen seit einer Spitze von ca. 7500 GĂ€sten im Jahr 2005 bei ca. 4000â6000. 2019 gab es eine Steigerung auf 10.771 GĂ€ste (gemessen in AnkĂŒnften im Luftverkehr), was einigen internationalen Konferenzen zugeschrieben wird. Der gröĂte Teil der GĂ€ste kam aus den USA und Kanada sowie aus dem Pazifik. Die Regierung unterstĂŒtzt den Tourismus u. a. mit eigenen Angeboten sowie Ausbildungs- und StudiengĂ€ngen in Bildungseinrichtungen. Probleme des Tourismus sind unzuverlĂ€ssige Luftverkehrsverbindungen, Wasserknappheit und defekte Abwasserleitungen bzw. mangelnde AbwasserklĂ€rung.
Nach einer anderen Quelle wurden 2019 lediglich 6100 Touristen verzeichnet. In absoluten Zahlen liegen die Marshallinseln damit auf dem weltweiten 200. Platz. In relativen Zahlen sind es 0,10 Touristen pro Einwohner, dort sind die Marshallinseln im weltweiten Ranking auf Platz 121 (zum Vergleich: innerhalb Mikronesiens liegt es auf Platz 5). Damit erwirtschafteten die Marshallinseln 20,10 Mio. US-Dollar und 8,2Â % ihres BIP.
Das Bildungswesen ist nach dem Vorbild des US-amerikanischen Systems gestaltet. Es wird zum gröĂten Teil vom US-Innenministerium und dem US-Bildungsministerium finanziert.
Das Bildungswesen untersteht dem Ministerium fĂŒr Bildung der Marshallinseln:
Es besteht eine Schulpflicht vom Alter von 6 bis 14 Jahren bzw. bis zur achten Klasse. Der Unterricht wird auf Marshallesisch und Englisch erteilt. Ein Teil der öffentlichen Schulen hat Reparaturbedarf und keinen elektrischen Strom.
Special Olympics Marshallinseln wurde 2018 gegrĂŒndet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil. Der Verband hat an den Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin teilgenommen. Die Delegation wurde vor den Spielen im Rahmen des Host Town Programs vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf betreut. Die Marshall Islands Soccer Federation ist der FuĂballverband der Marshallinseln.