Myanmar, Vollform Republik der Union Myanmar (birmanisch ááŒááșáá±áŹááșá ᯠáááčáá ááŒááșááŹáááŻááșáá¶áá±áŹáș, Pyidaunzu ThanmÄda MyÄma Nainngandaw, [pjĂŹdĂ ÊÉŽzáč” ÎžĂ ÉŽmÉda̰ mjÉmĂ nĂ ÉȘÉŽĆĂ ÉŽdÉ]), oder Burma, in deutschsprachigen Texten auch Birma, ist ein Staat in SĂŒdostasien, der an Thailand, Laos, die Volksrepublik China, den Nordosten Indiens, Bangladesch und den Golf von Bengalen grenzt.
Seit 1948 gehört das Land nicht mehr zum Kaiserreich Britisch-Indien und ist somit seitdem auch unabhĂ€ngig vom Vereinigten Königreich. Das Land steht de facto seit 1962 unter einer MilitĂ€rherrschaft, die nur von 2011 bis 2021 ĂŒber einzelne demokratische Elemente verfĂŒgte. In einem Putsch am 1. Februar 2021 riss das MilitĂ€r die gesamte Staatsgewalt wieder an sich. Infolgedessen kam es zu einem BĂŒrgerkrieg zwischen dem vom MilitĂ€r beherrschten State Administration Council (SAC) und dem oppositionellen National Unity Government of Myanmar (NUG). Bis 2023 hatte das MilitĂ€r die Kontrolle ĂŒber groĂe Teile des Landes verloren.
Die MilitĂ€rregierung regiert autoritĂ€r, es kommt zu vielfĂ€ltigen MenschenÂrechtsÂverletzungen. Im Demokratieindex lag Myanmar deshalb 2021 und 2022 weltweit auf dem vorletzten Platz, noch hinter Nordkorea und lediglich vor Afghanistan.
Myanmar grenzt im Norden und Osten an die Volksrepublik China sowie weiter sĂŒdlich im Osten an Laos und Thailand und im SĂŒden an den Indischen Ozean. Der sĂŒdlichste Teil Myanmars liegt auf der Malaiischen Halbinsel. Das Andamanische Meer trennt Myanmar von den westlich gelegenen indischen Inseln der Andamanen und Nikobaren. Im Westen grenzt Myanmar an den Golf von Bengalen, an Bangladesch und an die indischen Bundesstaaten Mizoram, Manipur, Nagaland und Arunachal Pradesh.
Die Erdbeben heutiger Zeit in Myanmar und den angrenzenden Gebieten SĂŒdostasiens sind eine Folge der Plattentektonik und werden vor allem durch die nordwĂ€rtsgerichtete Bewegung der Indischen Platte verursacht, die mit der Eurasischen Platte kollidiert.
Im Norden liegt das Kachin-Bergland, ein sĂŒdlicher AuslĂ€ufer des Himalaya, und an der Grenze MyanmarâIndienâChina liegt der Hkakabo Razi. Mit seinen 5881 m ist er der höchste Berg SĂŒdostasiens. Entlang der KĂŒste am Golf von Bengalen erstrecken sich Sumpfgebiete, dahinter liegt das Arakan-Joma-Gebirge mit bis zu 3000 m hohen Bergen, das sich weiter im Norden entlang der Grenze zu Indien im Patkai-Gebirge fortsetzt. Im Osten des Landes liegt das Shan-Hochland mit Erhebungen von bis zu 2500 m. In der Mitte des Landes, entlang des Irrawaddy, liegt Zentralmyanmar mit seinen fruchtbaren Böden. Die bedeutendsten FlĂŒsse neben dem Irrawaddy sind Thanlwin, Sittaung, Chindwin und Mekong.
40 % der FlĂ€che werden von PrimĂ€rwald bedeckt, wobei die WaldflĂ€che jĂ€hrlich um 1,2 % abnimmt. Vor der WestkĂŒste der Malaiischen Halbinsel liegt eine abgesunkene Gebirgslandschaft, der Mergui-Archipel mit rund 800 Inseln, eine noch weitgehend unberĂŒhrte Inselgruppe.
Myanmar befindet sich â mit Ausnahme des Ă€uĂersten Nordens â im Einflussbereich des indischen Monsuns. Durch das Relief bedingt sind die AusprĂ€gungen des Monsuns in den einzelnen Landesteilen unterschiedlich.
Im Wesentlichen lassen sich drei Jahreszeiten unterscheiden:
Im Jahr 2023 lebten 32 Prozent der Einwohner Myanmars in StĂ€dten. Die gröĂten StĂ€dte des Landes sind:
Myanmar hatte 2023 54,6 Millionen Einwohner. Das jĂ€hrliche Bevölkerungswachstum betrug + 0,7 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein GeburtenĂŒberschuss (Geburtenziffer: 16,8 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 8,7 pro 1000 Einwohner) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 2,1, die der Region SĂŒd-Asien betrug 2,2. Die Lebenserwartung der Einwohner Myanmars ab der Geburt lag 2022 bei 67,3 Jahren. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 29 Jahren. Im Jahr 2023 waren 24,4 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre, wĂ€hrend der Anteil der ĂŒber 64-JĂ€hrigen 7,0 Prozent der Bevölkerung betrug.
Bei der letzten VolkszĂ€hlung 2014 hatte Myanmar 51.486.253 Einwohner, die sich auf folgende ethnische Gruppen aufteilen: Bamar 69 Prozent, Shan 8,5 Prozent, Karen 6,2 Prozent, Rohingya 4,5 Prozent, Mon 2,4 Prozent, Chin 2,2 Prozent, Kachin 1,4 Prozent, Inder 1 Prozent, Han 1â2 Prozent. Insgesamt gibt es rund eine Million Umgesiedelte im eigenen Land. Mit nur 0,1 % der Bevölkerung zĂ€hlt die AuslĂ€nderquote zu den geringsten der Welt.
Die Shan, die zweitgröĂte Volksgruppe, leben hauptsĂ€chlich im Shan-Staat des Landes, in Gebieten ab etwa 1000 Metern Höhe. Die Karen sind ĂŒberwiegend Christen. Die Padaung gehören zur Sprachgruppe der Mon-Khmer und leben im sĂŒdlichen Kachin- und im Shanstaat.
HauptsĂ€chlich im Rakhaing-Staat leben etwa 730.000 Arakanesen. Andere Quellen geben ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung sogar mit 4 % an. Ebenfalls im Rakhaing-Staat leben die muslimischen Rohingya, denen der Status als Volksgruppe verwehrt wird. Die Rohingya werden vom Staat nicht als ethnische Gruppe anerkannt, erhalten nicht die myanmarische Staatsangehörigkeit und gelten laut den Vereinten Nationen als âam stĂ€rksten verfolgte Minderheit der Weltâ. Sie sprechen eine eng mit dem Bengali verwandte indogermanische Sprache. Viele von ihnen sind auf Grund der massiven Verfolgung nach Bangladesch geflohen.
Die einzelnen Völker sprechen ihre eigenen Sprachen, Englisch ist Handelssprache. Amtssprache ist die birmanische Sprache.
Anteile der Religionen an der Bevölkerung:
Die am weitesten verbreitete Religion in Myanmar ist der Buddhismus. Einige der berĂŒhmtesten buddhistischen Kunstwerke (Statuen) im asiatischen Raum befinden sich hier. Vorherrschend ist die frĂŒhbuddhistische Theravada-Schule, die im 20. Jahrhundert auch maĂgeblichen Einfluss auf die Buddhismus-Rezeption im Westen hatte. So fuĂen viele der Standardwerke der Vipassana-Meditation (zum Beispiel Nyanaponika: âGeistesschulung durch Achtsamkeitâ) auf den Lehren birmanischer Dharma-Meister wie Mahasi Sayadaw, Chanmyay Sayadaw U Janaka, Ledi Sayadaw oder Sayadaw U Pandita. Zu den wichtigsten HeiligtĂŒmern zĂ€hlen vor allem die Shwedagon-Pagode in Rangun, der Goldene Fels sĂŒdöstlich von Bago und der Mount Popa in der NĂ€he von Bagan.
In der buddhistischen Volksreligion ist der Geisterglaube an die Nats weit verbreitet. Nats haben menschliche ZĂŒge, GefĂŒhle, WĂŒnsche und BedĂŒrfnisse, sind gut, hilfreich oder böse und gehĂ€ssig, vor allem aber mĂ€chtig. Sie können, wenn erzĂŒrnt, groĂes Unheil bringen. WĂ€hrend der ihnen gewidmeten Feste werden sie durch Nat-Gadaw, weibliche Medien (hĂ€ufig auch Transvestiten) in Trance und Tanz verkörpert. Bei den niederen Nats ist der Bezug zu animistischen Vorstellungen deutlich, denn sie leben in oder bei alten BĂ€umen oder Steinen, auf Bergen oder an FlĂŒssen. HĂ€ufig haben sie nichtmenschliche Gestalt. Die an BĂ€umen, Feldern, GewĂ€ssern oder in Dörfern errichteten Nat-Schreine (nat-sin) Ă€hneln den GeisterhĂ€uschen (san phra phum) in Thailand.
Zum Christentum bekennen sich nach offiziellen Angaben 4 % der Bevölkerung, vor allem in den Volksgruppen der Chin und der Karen, die einem im Jahre 2007 bekannt gewordenen Regierungsprogramm âzur Zerstörung der christlichen Religion in Myanmarâ zufolge, systematisch vertrieben werden sollen.
Dem Islam gehören vor allem die Rohingya an, die massiver Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt sind.
Die Alphabetisierungsrate betrug 2016 geschĂ€tzt 75,6 %. Der Bildungssektor ist in Myanmar, das eine ausgesprochene Bildungstradition hat, unter dem MilitĂ€rregime besonders stark geschrumpft. Mehrere Hochschulen wurden vorĂŒbergehend oder ganz geschlossen, vor allem aus Angst vor StudentenaufstĂ€nden und vor der Kritik einer intellektuellen Elite. Lernfreiheit und freie FĂ€cherwahl bestehen nicht, dafĂŒr ist es möglich, gewisse FĂ€cher per Fernkurs zu studieren. Auch die Verbreitung von BĂŒchern im universitĂ€ren Bereich ist stark beschrĂ€nkt, so kann etwa ein Medizinstudent keine GeschichtsbĂŒcher ausleihen. 2015 konnten 93,1 % der Bevölkerung lesen und schreiben. In den letzten Jahren stieg der Bildungsgrad an und die mittlere Schulbesuchsdauer ĂŒber 25-jĂ€hriger konnte von 2,4 Jahren im Jahr 1990 auf 4,7 Jahre im Jahr 2015 gesteigert werden. Im Jahr 2021 lag die Schulbesuchserwartung der aktuellen Generation bei 10,9 Jahren.
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 5,6 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 2017 praktizierten in Myanmar 8,8 Ărzte je 10.000 Einwohner. Die Sterblichkeit bei unter 5-jĂ€hrigen betrug 2022 40,1 pro 1000 Lebendgeburten. Die Lebenserwartung der Einwohner Myanmars ab der Geburt lag 2022 bei 67,3 Jahren (Frauen: 70,5, MĂ€nner: 64,2). Die Lebenserwartung stieg von 60,2 Jahren im Jahr 2000 bis 2022 um 12 %.
Myanmar ist seit einigen Jahren eines der LĂ€nder mit besonders hoher AIDS-Zuwachsrate, die von der Junta lange bestritten wurde, was das Problem verschlimmerte. Ursachen sind vor allem die Prostitution, besonders in Rangun, und die verbreitete, traditionelle DrogenabhĂ€ngigkeit, die infolge der durch den jahrzehntelangen BĂŒrgerkrieg eingetretenen gesellschaftlichen ZerrĂŒttung noch verschĂ€rft wird. Bei der ErnĂ€hrung der Bevölkerung konnten starke Fortschritte gemacht werden. WĂ€hrend im Jahr 2000 noch 48,1 % der Bevölkerung unterernĂ€hrt waren, waren es 2015 noch 16,9 %.
In Myanmar galt offiziell noch bis 2013 das angloamerikanische MaĂsystem, das weltweit sonst nur von den USA und Liberia verwendet wird. 2013 wurde der Ăbergang zum metrischen System beschlossen.
Zur Aussprache von Myanmar gibt der Duden [ËmiÌŻanmaËÉÌŻ] an, also Betonung auf dem ersten a. Im Deutschen ist jedoch die Betonung auf dem zweiten a ĂŒblich. Im Englischen variiert die Aussprache von Myanmar erheblich. Myanmar ist im deutschen Sprachraum auch unter der frĂŒheren Bezeichnung Birma (in Deutschland und Ăsterreich â Adjektiv birmanisch) resp. Burma (in der Schweiz â Adjektiv burmesisch) und im Vereinigten Königreich, in Australien und den USA nach wie vor auch als Burma bekannt.
Burma und Myanmar sind eigentlich zwei Varianten derselben Bezeichnung. Die Schreibweisen Burma (englisch ausgesprochen: [ËbÉË(r)mÉ]) und davon abgeleitet Birma (in Deutschland) entsprechen dem birmanischen Namen Bama ['bÉma] mit verhĂ€ltnismĂ€Ăig dumpfem âaâ als erstem Vokal. Bama und Myanma sind seit jeher die einheimischen Bezeichnungen der gröĂten Bevölkerungsgruppe, der Bamar, fĂŒr sich selbst und fĂŒr ihr Land. Der Ăbergang von âBâ zu âMâ ist flieĂend. Dazu kommen weitere Varianten je nach Dialekt. Die Form Myanma(r) entstammt der Schriftsprache und findet sich daher eher in historischen Dokumenten, wĂ€hrend Bama umgangssprachlich verwendet wird. Vermutlich entstand Bama durch vereinfachte Aussprache aus Myanma.
Das -r in Myanmar wird im Birmanischen nicht gesprochen und auch nicht geschrieben: Myanma. Das -r wurde fĂŒr die Schreibung im Englischen hinzugefĂŒgt, um die LĂ€nge der letzten Silbe gemÀà der nicht-rhotischen Standardaussprache im Britischen Englisch anzuzeigen. Auch in Burma (englisch ausgesprochen) reprĂ€sentiert das r keinen zusĂ€tzlichen Konsonanten, vielmehr Ă€hnelt ur dem Schwa. Die Aussprache von Burma (englisch) ist tatsĂ€chlich sehr Ă€hnlich wie die von Bama (birmanisch).
Die Etymologie des Namens ist ungeklĂ€rt. Als Bezeichnung des Volkes taucht der Name bereits in Inschriften aus dem 12. Jahrhundert auf: zuerst in einer Mon-Inschrift aus dem Jahr 1102 (dort in der Form Mirma), dann im Jahr 1190 erstmals in einer burmesischen Inschrift (dort schon in der aktuellen Form Mranma [ááŒááșááŹ], die auch heute noch benutzt wird â der scheinbare Wechsel von r zu y betrifft nur die Transkription, nicht die birmanische Rechtschreibung).
Seit den 1920er Jahren hatte es Bestrebungen gegeben, einen einheitlichen Begriff fĂŒr alle im jetzigen Myanmar beheimateten Volksgruppen zu finden. So wurde mehrmals Bama durch Myanma ersetzt und umgekehrt.
Die offizielle Umbenennung des Landes in âRepublik der Union Myanmarâ (Pyidaunzu ThanmÄda MyÄma Nainngandaw) durch das MilitĂ€r erfolgte durch das Gesetz Nr. 15/89 vom 18. Juni 1989. Dies war in erster Linie ein Vorhaben mit AuĂenwirkung. Das Land sollte sich als selbstbewusster Staat prĂ€sentieren, der die Kolonialzeit endgĂŒltig ĂŒberwunden hat. Durch das Gesetz Nr. 15/89 wurde auch die offizielle Schreibweise vieler Ortschaften neu bestimmt. HierfĂŒr wurden die Namen in ihrer ursprĂŒnglichen Form, also ohne VerĂ€nderungen durch kolonialen Einfluss, und nach ihrer Aussprache ins lateinische Alphabet transkribiert. So wurde z. B. die Freihandelszone am sĂŒdlichsten Festland-Ort Victoria Point in Kawthaung umbenannt.
Die Vereinten Nationen ĂŒbernahmen den neuen Namen des Staates wenige Tage nach der VerkĂŒndung durch das MilitĂ€r. Dem sind mittlerweile viele Staaten gefolgt. Die Vereinigten Staaten, Australien sowie weitere Staaten und nichtstaatliche Organisationen halten als Zeichen ihrer Missbilligung des Regimes am Namen Burma fest. Auch die FriedensnobelpreistrĂ€gerin Aung San Suu Kyi sprach sich 1996 in einem Interview fĂŒr das Magazin Marie Claire fĂŒr die Beibehaltung von Burma aus, zum einen wegen der fehlenden Mitwirkung des Volkes, zum anderen, da der Begriff Myanmar eben nicht die Vielfalt der Volksgruppen im Lande widerspiegele.
Die deutschschweizerischen und österreichischen Zeitungen verwenden vorwiegend Burma, wĂ€hrend sich die deutschsprachigen Agenturen auf die Bezeichnung Birma geeinigt haben (Stand 2007). Mehrere deutsche Medien, darunter Spiegel und FAZ, verwenden dennoch ĂŒberwiegend die Variante Burma (neben Birma und Myanmar). In der DDR wurde die Namensform Burma verwendet.
Die Einwohner Myanmars bezeichnen ihren Staat meist kurz Myanma Naingngan (âMyanmarischer Staatâ).
Eine Person aus Myanmar wird Birmane oder Burmese (unĂŒblich Burmane) beziehungsweise Burmesin genannt.
Die Begriffe Myanmare beziehungsweise Myanmarin werden kaum verwendet.
Im 11. Jahrhundert grĂŒndete König Anawrahta das erste birmanische Reich.
Im 19. Jahrhundert fiel Birma nach mehreren Kriegen unter britische Herrschaft und wurde am 1. Januar 1886 Teil von Britisch-Indien. Der letzte König von Birma wurde mit seiner Familie durch die britische Besatzung ins Exil nach Indien geschickt, wo er auch starb.
1923 war Burma noch eine Provinz Indiens und unter britischer Herrschaft. MĂ€nner und Frauen, die Steuern zahlten, erhielten das aktive Wahlrecht. Das passive Frauenwahlrecht wurde jedoch nicht gewĂ€hrt. Da nur MĂ€nner dazu verpflichtet waren, eine Kopfsteuer zu zahlen, gab es viel mehr Steuerzahler als Steuerzahlerinnen, sodass Frauen in der Praxis immer noch am WĂ€hlen gehindert waren. Zu dieser Zeit kamen auf zwei Millionen WĂ€hler nur 125.000 WĂ€hlerinnen. 1927 gab es eine Vorlage in der gesetzgebenden Versammlung, die auch das passive Frauenwahlrecht einfĂŒhren wollte; doch die Briten lehnten sie ab. Dies fĂŒhrte zu Unmut bei den Frauen und einer Demonstration in Ragoon. Doch die EinschrĂ€nkung auf das aktive Wahlrecht wurden 1929 aufgehoben und somit das passive Frauenwahlrecht auf derselben Basis wie das passive MĂ€nnerwahlrecht erreicht. Auch die Koppelung an das Bezahlen von Steuern entfiel. Trotzdem saĂen nur sehr wenige Frauen in den kommunalen Gremien und der gesetzgebenden Versammlung.
Als 1935 der Government of Burma Act in Kraft trat, endete Burmas Zeit als Provinz Indiens. Obwohl es noch unter britischer Herrschaft stand, hatte es nun sein eigenes gesetzgebendes Gremium. FĂŒr dieses ReprĂ€sentantenhaus hatten Frauen nun das Wahlrecht, wenn sie einen Lese- und Schreibtest bestanden hatten. Auf diese Weise stieg die Zahl der WĂ€hlerinnen auf 750 000.
Mit der Japanische Besetzung Burmas (1942 bis 1945) wurde die Verfassung aufgehoben. 1943 garantierten die japanische Regierung und der Kaiser Hirohito dem Land die UnabhÀngigkeit.
Nach der erneuten Besetzung durch die Briten nach Kriegsende und die Entlassung in die UnabhÀngigkeit 1948 erhielten Frauen das allgemeine Wahlrecht.
Seit der UnabhĂ€ngigkeit halten bewaffnete Konflikte in verschiedenen Landesteilen an, wo ethnische Minderheiten gewaltsam fĂŒr mehr Autonomie oder UnabhĂ€ngigkeit kĂ€mpfen.
Nach einer kurzen demokratischen Phase bis 1962 wurde Birma von verschiedenen MilitÀrregimen kontrolliert.
Von 1961 bis 1971 war der birmanische Politiker Maha Thray Sithu U Thant der dritte GeneralsekretÀr der Vereinten Nationen. Als es wegen der Weigerung der Regierung Ne Win, ihm ein StaatsbegrÀbnis auszurichten, in Rangun zu Unruhen kam, wurden diese gewaltsam niedergeschlagen.
Am 18. Oktober 1965 verabschiedete der Revolutionsrat ein Gesetz, nach dem alle Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht wurden. Wenig spÀter wurden alle christlichen Missionare zum Ende des Jahres 1966 ausgewiesen.
Am 8. August 1988 gipfelten monatelange Unruhen (8888 Uprising) wegen der Wirtschaftspolitik des MilitĂ€rs unter FĂŒhrung von General Ne Win in der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der Hauptstadt Rangun mit mehreren Tausend Toten. Ein neues MilitĂ€rregime unter General Saw Maung etablierte sich als Staatsrat fĂŒr die Wiederherstellung von Recht und Ordnung (SLORC).
1989 wurde das Land in Myanmar umbenannt.
Als 1990 bei demokratischen Wahlen die oppositionelle sozialistischen Nationale Liga fĂŒr Demokratie (NLD) einen deutlichen Sieg errang, wurden die Wahlen vom MilitĂ€rregime fĂŒr ungĂŒltig erklĂ€rt, und es kam zu einer blutigen Niederschlagung von friedlichen Studentenprotesten. Das Regime blieb an der Macht.
Im November 2005 begann die Regierung mit der Verlegung des Regierungssitzes von Rangun nach Naypyidaw in der NĂ€he der Stadt Pyinmana (Region Mandalay), dem frĂŒheren Sitz der Könige. BegrĂŒndet wurde der Schritt offiziell mit der gegenĂŒber Rangun zentralen Lage der neuen administrativen Hauptstadt. Inoffizielle Spekulationen reichten von der Furcht vor einer auslĂ€ndischen Invasion vom Meer aus, bzw. Eingreifen der USA wie in den Irak, ĂŒber EinflĂŒsse von Astrologen auf die MilitĂ€rmachthaber bis zur Abschottung des Regimes aus Furcht vor möglichen neuen VolksaufstĂ€nden. Regierungsangestellte, die sich weigerten, ihre Familie zurĂŒckzulassen und nach Naypyidaw zu ziehen, kamen ins GefĂ€ngnis.
In der Reihe der Kritiker des Regimes erschienen im Dezember 2005 erstmals auch die ASEAN-Staaten. Bereits im MĂ€rz 2005 hatte Myanmar auf die turnusmĂ€Ăige Ăbernahme des jĂ€hrlich wechselnden Vorsitzes innerhalb ASEAN zugunsten der Philippinen verzichtet. Ein von den USA im Weltsicherheitsrat eingebrachter Resolutionsentwurf, der das MilitĂ€rregime zur Einhaltung der Menschenrechte und zur Freilassung aller politischen Gefangenen auffordern sollte, wurde im Januar 2007 mit den Stimmen der VetomĂ€chte Volksrepublik China und Russland abgelehnt, obwohl diese der unterdrĂŒckten NLD politisch nahe stehen.
Die im August 2003 vom damaligen Premierminister Khin Nyunt verkĂŒndete âRoad Mapâ fĂŒr den Weg zur Demokratie nahm mit der erneuten Einberufung der Nationalen Versammlung, die eine neue Verfassung erarbeiten sollte, ihren Lauf. Nach knapp zehnmonatigen Beratungen zwischen dem 17. Mai 2004 und dem 3. September 2007 erklĂ€rte der Vorsitzende der Kommission fĂŒr die Einberufung der Nationalen Versammlung, Generalleutnant Thein Sein, dass man sich auf eine neue Verfassung geeinigt habe, die einen ersten Schritt zur Demokratisierung des Landes darstelle. Einen Termin fĂŒr ein Referendum ĂŒber den Verfassungsentwurf oder fĂŒr freie Parlamentswahlen nannte er jedoch nicht.
Am 15. August 2007 wurden sĂ€mtliche Subventionen auf Kraftstoffe gestrichen. Die hierdurch auf bis zu 500 Prozent ansteigenden Preise fĂŒr flĂŒssigen Treibstoff und Gas waren der AnstoĂ zu Protestdemonstrationen, die sich bis Ende September auf das ganze Land ausweiteten. Sie wurden am 26. September gewaltsam niedergeschlagen. Dabei wurden nach unterschiedlichen Angaben zwischen zehn und mehreren Tausend Mönche und Demonstranten getötet.
Im Februar 2008 setzte die MilitĂ€rjunta ein Referendum ĂŒber die neue Verfassung im Mai 2008 an. Nach dem Terminplan sollten demokratische Wahlen 2010 stattfinden.
In der Nacht zum 3. Mai 2008 wurden Teile des Landes durch den Tropensturm Nargis verwĂŒstet. Nach UNO-SchĂ€tzungen vom 9. Mai starben 63.000 bis 101.000 Menschen und rund eine Million wurde obdachlos. Nach Regierungsangaben vom 24. Juni starben 84.537 Menschen, 53.836 gelten als vermisst. Die MilitĂ€rjunta verweigerte Helfern den Zugang zum Irrawaddy-Flussdelta und beschlagnahmte HilfsgĂŒterlieferungen aus dem Ausland.
Ungeachtet der Katastrophe fĂŒhrte das Regime am 10. Mai 2008 das Verfassungsreferendum wie geplant durch. Lediglich in den am schwersten betroffenen Gebieten wurde der Termin um zwei Wochen verschoben. Nach massiver WahlfĂ€lschung und EinschĂŒchterung verkĂŒndete das MilitĂ€r schlieĂlich eine 92,48-prozentige Zustimmung der wahlberechtigten Bevölkerung zur neuen Verfassung.
Am 7. November 2010 fanden die ersten Wahlen seit 1990 statt, woraufhin am 4. Februar 2011 der vorherige Premierminister Thein Sein zum ersten PrĂ€sidenten Myanmars seit 1988 ernannt wurde; dieser ist ein Than Shwe nahestehender General. WĂ€hrend die Parlamentswahlen von 2010 noch von der Sozialistischen NLD boykottiert wurden, beteiligte sich die fĂŒhrende Oppositionspartei am 1. April 2012 erstmals seit 1990 wieder bei Parlamentswahlen. Bei den Nachwahlen wurden 45 der 664 Sitze in der Volksversammlung neu vergeben. 43 dieser 45 Sitze erhielt die Opposition mit der FriedensnobelpreistrĂ€gerin Aung San Suu Kyi.
2016 ĂŒbernahm die Partei von Aung San Suu Kyi die Regierung. Nach einem Jahr stellte der Spiegel fest, sie sei vor allem still und interpretierte es als Hoffnung Kyis auf eine VerfassungsĂ€nderung, welche das MilitĂ€r bei zu forschem Vorgehen mit seinen Vertretern verhindern könne. Es gab zwar etwas mehr Geld fĂŒr Bildung und Gesundheit, seit Oktober 2016 ging jedoch das MilitĂ€r im Staat Rakhine gegen die Bevölkerung vor.
Im Herbst 2017 sprach die NZZ davon, dass das VerhĂ€ltnis zwischen dem mĂ€chtigen MilitĂ€r und der Regierung schon fast einem getroffenen Pakt Ă€hnle und Anfang 2018 formulierte die SRF-Korrespondentin, dass es den Anschein machte, als wĂŒrde die angekĂŒndigte Versöhnung weniger das Volk betreffen, sondern es hĂ€tte âsich Aung San Suu Kyi mit dem MilitĂ€r versöhntâ.
Bei der Parlamentswahl im November 2020 erreichte Suu Kyis Partei NLD offiziellen Angaben zufolge die absolute Mehrheit, wobei die Wahlbeteiligung bei ĂŒber 70 Prozent gelegen haben soll. Die EuropĂ€ische Union sah die Wahl als frei und fair an, trotz der strukturellen demokratischen Defizite. Die Armee, fĂŒr die automatisch ein Viertel der Sitze in den Parlamentskammern reserviert ist, sprach dagegen von Wahlbetrug. Am Morgen des 1. Februar 2021 begann das MilitĂ€r unter Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing nach anhaltender Kritik an dem Wahlergebnis einen Putsch. Suu Kyi, PrĂ€sident Win Myint und weitere hochrangige NLD-Mitglieder wurden festgenommen. Auch rief das MilitĂ€r den Notstand aus. Das MilitĂ€rfernsehen gab bekannt, fĂŒr ein Jahr die Kontrolle ĂŒbernehmen zu wollen. Das Vorgehen wurde mit Wahlbetrug begrĂŒndet.
Es kam daraufhin zu Massenprotesten und politischer Repression. Im Juli 2022 wurden erstmals seit den 1980er Jahren wieder Personen hingerichtet. Bei den Hingerichteten handelte es sich um Zayar Thaw, Kyaw Min Yu und Hla Myo Aung und Aung Thura Zaw.
Die MachtĂŒbernahme des MilitĂ€rs fĂŒhrte umgehend zum Widerstand der bewaffneten Einheiten der Exilregierung âPeopleâs Defence Forceâ und verschiedener ethnischer Milizen, welche die StreitkrĂ€fte Myanmars angriffen und die Kontrolle ĂŒber groĂe Teile des Landes gewinnen konnte. Der BĂŒrgerkrieg fĂŒhrte zu einer humanitĂ€ren und wirtschaftlichen Krise im Land. Bei der AufstandsbekĂ€mpfung verĂŒbte die MilitĂ€rjunta Kriegsverbrechen wie bei dem Massaker von Pazigyi im April 2023. Am 27. November 2024 beantragte ChefanklĂ€ger Karim Ahmad Khan im Rahmen des Völkermord-Falls Rohingya vor dem Internationalen Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen den Machthaber und militĂ€rischen Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Deportation und Verfolgung der Rohingya im Jahr 2017.
Am 18. September 1988 war die bisherige Verfassung der Sozialistischen Republik von 1974 auĂer Kraft gesetzt worden. Bis 2010 galt dieses Regierungssystem:
Seit 1993 wurde ĂŒber eine neue Verfassung beraten. Mit Verweis auf die fehlende Verfassung hatte die MilitĂ€rregierung jahrelang freie Wahlen verhindert. Im Regierungsentwurf fĂŒr eine neue Verfassung wurde als neuer offizieller Name Pyidaungsu Thamada Myanmar Naing-Ngan Daw (Republik der Union von Myanmar) vorgeschlagen. AuĂerdem wurde eine Ănderung von Staatsflagge und Staatssiegel geplant. Die Diskussionen hierĂŒber verzögerten die Fertigstellung der Verfassung bis zum 3. September 2007. Die Verfassung wurde im Mai 2008 zur Abstimmung vorgelegt. Diese schreibt immer noch Vorrechte des MilitĂ€rs fest, etwa, dass ein Viertel der Parlamentsmandate an MilitĂ€rangehörige vergeben werden mĂŒssen. Nach offizieller Lesart wurde diese Verfassung mit 92,48 Prozent Jastimmen angenommen. Erst am 22. Oktober 2010, rund zwei Wochen vor den fĂŒr den 7. November 2010 angesetzten Wahlen, wurde der o. a. Namensvorschlag umgesetzt, zusĂ€tzlich wurden Flagge und Wappen geĂ€ndert.
Durch ein im MĂ€rz 2010 von der MilitĂ€rregierung veröffentlichtes Wahlgesetz war die fĂŒhrende NLD-Politikerin und FriedensnobelpreistrĂ€gerin Aung San Suu Kyi von den Parlamentswahlen am 7. November 2010 ausgeschlossen worden. Das Gesetz besagt, dass Strafgefangene, zu denen in Myanmar faktisch auch politische Gefangene gezĂ€hlt werden, nicht Mitglieder einer politischen Partei sein dĂŒrfen. Gleichzeitig wurde die NLD dazu gezwungen, Aung San Suu Kyi aus der Partei auszuschlieĂen, sollte sie an den Wahlen teilnehmen wollen. Obwohl das neue Gesetz auf internationale Kritik stieĂ, annullierte die MilitĂ€rregierung gleichzeitig das Ergebnis der Parlamentswahl aus dem Jahr 1990, da es nicht mehr mit der neuen Verfassung ĂŒbereinstimme. Die NLD hatte die Wahl im Jahr 1990 mit groĂer Mehrheit fĂŒr sich entscheiden können. Erst auf internationalen Druck entlieĂ die MilitĂ€rregierung Myanmars Aung San Suu Kyi am 13. November 2010 aus ihrem insgesamt 15 Jahre wĂ€hrenden Hausarrest.
Am 7. November 2010 wurden erstmals auf Grundlage der Verfassung von 2010 Allgemeine Wahlen 2010 in Myanmar durchgefĂŒhrt. Die Union Solidarity and Development Party stellte vom 4. Februar 2011 bis zum 15. MĂ€rz 2016 den StaatsprĂ€sidenten Thein Sein. Das Amt des MinisterprĂ€sidenten ist bislang unbesetzt, Than Shwe hat somit kein politisches Amt mehr inne. In der Verfassung von 2008 ist das Amt des MinisterprĂ€sidenten nicht mehr vorgesehen. Der StaatsprĂ€sident wird durch ein spezielles Wahlkollegium bestimmt, das aus drei verschiedenen Parlamentariergruppen besteht. Es handelt sich somit im weitesten Sinne um ein System parlamentsgebundener Exekutivgewalt.
Am 15. MÀrz 2016 wurde Htin Kyaw zum StaatsprÀsidenten gewÀhlt.
Im Jahr 2011 waren in Myanmar AnfĂ€nge eines Demokratisierungsprozesses zu verzeichnen. Anlass und Nahziel dieser neuen Politik waren die Lockerung der internationalen Handelsblockaden, die das Land in der Vergangenheit stark isoliert hatten. Unter anderem wurden nach Informationen des EuropĂ€ischen AuswĂ€rtigen Diensts die groĂe Mehrzahl politischer Gefangener freigelassen, neue Vorschriften im Arbeits- und Investitionsrecht erlassen, die Kontrolle der Medien gelockert und mehr als 120 Gewerkschaften genehmigt. Im Juli 2013 kĂŒndigte Thein Sein die Freilassung aller politischen Gefangenen bis zum Jahresende an, die ersten der etwa 150 Gefangenen kamen daraufhin eine Woche spĂ€ter frei. TatsĂ€chlich aber gibt es in dem Land kein Minderheitenwahlrecht da Minderheiten, wie bspw. die Rohingya in dem Land nicht als StaatsbĂŒrger anerkannt, sondern im Gegenteil verfolgt und misshandelt werden.
Am 1. April 2012 fanden Nachwahlen statt, nachdem zahlreiche Abgeordnete RegierungsĂ€mter ĂŒbernommen und insgesamt 157 Kandidaten von 17 Parteien sich fĂŒr die Nachbesetzung der freigewordenen 45 Parlamentssitze beworben hatten. AnteilmĂ€Ăig waren lediglich sechs Millionen WĂ€hler des 54-Millionen-Volks zu diesen Nachwahlen wahlberechtigt. An der Zusammensetzung des Parlaments hat die Nachwahl kaum etwas geĂ€ndert, da die neu gewĂ€hlten Abgeordneten mit 45 von insgesamt 664 Abgeordneten nur sieben Prozent aller Mandate innehaben. Die vom MilitĂ€r dominierte Union Solidarity and Development Party hat rechnerisch nach wie vor eine klare Mehrheit. Allerdings zog Aung San Suu Kyi als Spitzenkandidatin der Partei NLD im Ergebnis der Nachwahlen erstmals in das Parlament ein â nicht ohne sehr kritisch darauf hinzuweisen, dass die neue Verfassung immer noch Vorrechte des MilitĂ€rs festschreibt, etwa dass ein Viertel der Parlamentsmandate an MilitĂ€rangehörige vergeben werden mĂŒssen. Suu Kyi wurde auch Vorsitzende des Unterausschusses fĂŒr Rechtsstaatlichkeit. Die NLD gewann laut Medienberichten in 112 von 129 Wahllokalen die meisten Stimmen. Dies wurde vielerorts als Zeichen fĂŒr eine weitere Demokratisierung gewertet.
Bei der folgenden Wahl am 8. November 2015 gewann die NLD 77 % der Sitze im Parlament. Aung San Suu Kyi konnte jedoch nicht selbst PrĂ€sidentin werden, da ihre beiden Söhne britische PĂ€sse haben. Im MĂ€rz 2016 wurde Htin Kyaw, ein enger Vertrauter von Aung San Suu Kyi, zum neuen PrĂ€sidenten gewĂ€hlt. Aung San Suu Kyi wurde in der Folge zur AuĂenministerin ernannt.
Menschenrechtsorganisationen werfen Regierung und MilitĂ€r MenschenrechtsverstöĂe wie Zwangsarbeit, ZwangsrĂ€umung von Dörfern, Folter, Vergewaltigungen und Einsatz von Kindersoldaten in den bis heute andauernden KĂ€mpfen gegen AufstĂ€ndische vor. Auch manche Rebellengruppen sollen Kinder rekrutiert und Zivilisten zur Zwangsarbeit verpflichtet haben.
Vor allem christliche Minderheiten wie die Karen und Chin sind in den zurĂŒckliegenden Jahrzehnten Opfer von massiver Verfolgung geworden. Im Weltverfolgungsindex 2020 von Open Doors rangiert Myanmar auf Platz 19 der LĂ€nder mit der schwersten Christenverfolgung. Als Ergebnis leben heute mehrere Hunderttausende von ihnen unter menschenunwĂŒrdigen VerhĂ€ltnissen ohne Obdach oder in FlĂŒchtlingslagern im Grenzgebiet zu Thailand. Ende Juni 2007 hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) öffentlich der Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Normalerweise Ă€uĂert das IKRK seine Kritik vertraulich, doch da die Machthaber Myanmars nicht auf die VorwĂŒrfe reagierten, habe man die VorwĂŒrfe publik gemacht. Neben der Misshandlung von Gefangenen wurde vor allem die Verfolgung der Karen kritisiert.
In der jĂŒngeren Vergangenheit geriet vor allem die ĂŒberwiegend muslimische Minderheit der Rohingya in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Ihnen wird in Myanmar die Staatsangehörigkeit verwehrt und ihre BĂŒrgerrechte werden stark eingeschrĂ€nkt. Von den Vereinten Nationen werden die Rohingya als eine der am stĂ€rksten verfolgten Minderheiten der Welt bezeichnet. Im Mai 2013 ordnete die Regierung âzum Abbau von ethnischen Spannungenâ an, dass die Rohingya im Rakhaing-Staat nicht mehr als zwei Kinder haben dĂŒrfen, da ihre nach Angaben der Regierung zehnmal so hohe Geburtenrate angeblich die buddhistische Mehrheit in eine Minderheit verwandeln könne. Dem gleichen Ziel diente das Verbot der Vielehe fĂŒr die Muslime in den an Bangladesch angrenzenden Ortschaften Buthidaung und Maundaw.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete auch 2017 ĂŒber schwere Menschenrechtsverletzungen durch die SicherheitskrĂ€fte. Das MilitĂ€r fĂŒhre ausgedehnte und systematische Angriffe gegen Rohingya und gehe dabei mit Zwangsabschiebungen, Mord und Vergewaltigung gegen die Zivilbevölkerung vor. Im Zuge von MilitĂ€roperationen gegen Rohingya-Dörfer kam es zu hunderten Tötungen und Vergewaltigungen. Brad Adams, Direktor der Asien-Abteilung von Human Rights Watch sprach von einem systematischen Massaker. Aung San Suu Kyi hingegen machte Terroristen fĂŒr die Gewalt verantwortlich und beklagte einen âEisberg an Falschinformationenâ.
Der MilitĂ€raktion gingen Attentate von im Ausland geschulten, islamischen Terroristen voraus. Mitglieder der Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA), einer radikalen Rohingya-Gruppe, hatten im August 2017 Dutzende Polizeiposten und SicherheitskrĂ€fte angegriffen. Im Oktober forderten Attacken von Muslimen auf Polizisten mehrere Tote. Rohingya-Rebellen haben laut Amnesty International allein im Jahr 2017 ĂŒber 100 Hinduisten getötet, einige Hindus entfĂŒhrt und sie gezwungen zum Islam zu konvertieren. Des Weiteren zwangen die Rohingya die konvertierten Hindus die Buddhisten und die Regierung Myanmars zu beschuldigen. Somit gestaltet sich die EinschĂ€tzung der Menschenrechtslage als schwierig, da keine unabhĂ€ngigen oder neutralen Berichte vorhanden sind.
Im Dezember 2017 wurden die Reuters-Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo verhaftet, die an einem Bericht ĂŒber die Ermordung von zehn Angehörigen der Rohingya-Minderheit gearbeitet hatten. Die Behörden werfen ihnen âillegale Informationsbeschaffung mit dem Ziel der Weitergabe an auslĂ€ndische Medienâ vor. 2018 wurden sie wegen Verrats von Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Reuters-Chefredakteur Stephen J. Adler erklĂ€rte, das Urteil diene dazu, die Berichterstattung zum Schweigen zu bringen und die Presse einzuschĂŒchtern.
In Myanmar sitzen fĂŒnf Journalisten in Haft. Im August 2012 wurden die strengen Zensurregelungen gelockert. Veröffentlichungen mĂŒssen demnach nicht mehr vorab von der staatlichen PrĂŒfbehörde genehmigt werden, die Zensurbehörde wurde allerdings nicht aufgelöst und publizierte Texte mĂŒssen nachtrĂ€glich auch weiterhin bei der PrĂŒfstelle eingereicht werden. Am 1. April 2013 erschienen erstmals seit 1962 wieder private Zeitungen in Myanmar, zuvor hatte das Informationsministerium acht von 14 Bewerbungen um eine Lizenz stattgegeben.
Aufgrund seiner Lage befindet sich Myanmar seit seiner UnabhĂ€ngigkeit in einer besonderen Beziehung zu seinen groĂen Nachbarn Indien und China.
Myanmar unterhĂ€lt seit 1988 eine besondere Beziehung zur Volksrepublik China, es besteht jedoch keine formelle Allianz. Die Volksrepublik China hat ĂberlandstraĂen zwischen der chinesischen Grenze und dem Zentrum Myanmars in der Mandalay-Ebene finanziert und deren Ausbau logistisch unterstĂŒtzt. Diese StraĂen sind panzertauglich konstruiert und sichern den Chinesen den strategischen Zugang zum Indischen Ozean. Lange Zeit war auch in offiziellen Stellungnahmen die Auffassung verbreitet, China betreibe seit 1994 auf den GroĂen und Kleinen Kokosinseln nördlich der indischen Andamanen und Nikobaren einen StĂŒtzpunkt fĂŒr Fernmelde- und Elektronische AufklĂ€rung (SIGINT) und einen Flugplatz.
Die StreitkrĂ€fte von Myanmar, Tatmadaw (birmanisch: áááșááá±áŹáș) genannt, spielen seit der StaatsgrĂŒndung eine entscheidende politische Rolle. Sie umfassen rund 428.000 Soldaten und 72.000 paramilitĂ€rische KrĂ€fte wie die Grenztruppen und SpezialpolizeikrĂ€fte. Der Verteidigungsetat belief sich 2017 auf etwa 1,9 Milliarden US-Dollar und entsprach 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes.
Nach dem Dritten Britisch-Birmanischen Krieg im Jahre 1885 wurde Birma vollstĂ€ndig von GroĂbritannien unterworfen und am 1. Januar 1886 Teil von Britisch-Indien. Der letzte König von Birma, Thibaw Min, wurde mit seiner Familie durch die britische Besatzung ins Exil nach Indien geschickt. Ende der 1930er Jahre wurde die britische Kolonialstreitmacht in Birma, die bisher Teil der British Indian Army gewesen war, in einer einzigen Einheit, der Birma-Armee, die aus britischen, indischen und nur einer geringeren Zahl burmesischen Soldaten bestand, zusammengefasst. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde von birmesischen Nationalisten als Gelegenheit gesehen, ZugestĂ€ndnisse von der britischen Kolonialmacht im Gegenzug fĂŒr die UnterstĂŒtzung der KriegsbemĂŒhungen zu erzwingen. Andere, darunter die antikolonialistische Thakin-Bewegung unter Kodaw Hmaing, lehnten jegliche UnterstĂŒtzung fĂŒr den Krieg ab und warteten bereits auf eine bevorstehende japanische Invasion, welche Birma von der britischen Herrschaft befreien sollte. Januar 1942 bis Juli 1942 wurde Birma tatsĂ€chlich von Japan erobert und der Marionettenstaat des Ba Maw errichtet. Die Burma Independence Army (BIA) war eine paramilitĂ€rische Widerstandsorganisation, die im Laufe des Feldzuges gegen die britischen Truppen an der Seite der Japaner gekĂ€mpft hatte. Unter der japanischen Besatzung wurde sie nun als Burma Defence Army (BDA) neu organisiert, ihr wurde der Status einer nationalen Armee zugewiesen. Die VerbĂ€nde der BDA, die im August 1942 bis zu 18.000 Mann stark geworden war, standen unter dem Befehl der Thirty Comrades, einer Elite der birmesischen WiderstandsfĂŒhrer, die von den japanischen Truppen ausgebildet worden waren. Der wichtigste der Thirty Comrades war Aung San, der den militĂ€rischen Befehl ĂŒber die Truppen der BDA ĂŒbernahm. Er verhandelte Anfang 1945 mit den Alliierten und wechselte daraufhin die Seiten. Dennoch versuchten nach Kriegsende die Briten, ihre Kolonialherrschaft wiederherzustellen.
Bereits 1948 wurde Birma aber in die UnabhĂ€ngigkeit entlassen. Seither halten bewaffnete Konflikte in verschiedenen Landesteilen an, wo ethnische Minderheiten gegen das MilitĂ€r gewaltsam fĂŒr mehr Autonomie oder UnabhĂ€ngigkeit kĂ€mpfen. Nach einer kurzen demokratischen Phase bis 1962 wurde Birma von verschiedenen MilitĂ€rregimen kontrolliert. General Ne Win war von 1962 bis 1974 als Vorsitzender des Revolutionsrates der Union Staatsoberhaupt, auĂerdem Premierminister; nach der EinfĂŒhrung einer neuen Verfassung wurde er von 1974 bis 1981 PrĂ€sident. General Saw Maung putschte sich am 18. September 1988 mit der UnterstĂŒtzung Ne Wins an die Macht, entmachtete den wenige Wochen vorher vom Parlament gewĂ€hlten zivilen StaatsprĂ€sidenten Maung Maung und lieĂ am gleichen Tag die Demonstrationen der Demokratiebewegung niederschlagen und somit die MilitĂ€rherrschaft wiederherstellen. Seit April 2011 waren in Myanmar die AnfĂ€nge eines Demokratisierungsprozesses zu verzeichnen, die Macht des MilitĂ€rs wurde zurĂŒckgedrĂ€ngt. Im MĂ€rz 2016 wurde Htin Kyaw, ein enger Vertrauter der bisherigen OppositionsfĂŒhrerin Aung San Suu Kyi, zum neuen PrĂ€sidenten gewĂ€hlt. Aung San Suu Kyi wurde in der Folge zur AuĂenministerin ernannt. Im Hintergrund hat das MilitĂ€r aber weiter groĂen Einfluss. Wer das harte Vorgehen der Armee gegen die muslimische Rohingya-Minderheit steuert, ist unklar. Die Vereinten Nationen verurteilten die Vertreibungen im September 2017 als systematisch und damit als ethnische SĂ€uberung.
Die US-Regierung hat am 17. August 2018 vier Befehlshaber der StreitkrĂ€fte und der Grenzpolizei von Myanmar mit Sanktionen belegt. Die drei Armeekommandeure Generalleutnant Aung Kyaw Zaw, Generalmajor Maung Maung Soe und Generaloberst Min Aung Hlaing sowie der Kommandeur der Grenzpolizei San Lwin seien fĂŒr âethnische SĂ€uberungen, Massaker, sexuelle Attacken und auĂergerichtliche Tötungenâ verantwortlich, die sich gegen die muslimischen Rohingya und andere Minderheiten richteten. Bereits am 26. Juni 2018 hatte auch der Rat fĂŒr AuswĂ€rtige Angelegenheiten der EuropĂ€ischen Union (EU) Sanktionen gegen sieben verantwortliche GenerĂ€le erlassen.
Das Heer Myanmars ist in 13 Regionalkommandos gegliedert und umfasst 30 Infanteriedivisionen, zehn Panzerbrigaden und sieben Artilleriebrigaden. Zu ihrer AusrĂŒstung zĂ€hlen rund 50 Kampfpanzer vom Typ T-72 und 10 Typ 90II, rund 145 Kampfpanzer Typ 59 und Typ 69, rund 150 leichte Panzer und Radpanzer wie vom Typ EE-9 Cascavel. Die Artillerie verfĂŒgt ĂŒber 324 Ă€ltere GeschĂŒtze und 36 Mehrfachraketenwerfer, ĂŒberwiegend aus der Sowjetunion und China. Daneben befinden sich 30 moderne Nora B-52 aus Serbien sowie 12 SH-1-Selbstfahrlafetten aus China im Bestand. Die Luftverteidigung verwendet Ă€ltere Systeme sowjetischer Herkunft, wie etwa 2K12 Kub, S-125 Newa, 2K22 Tunguska, 9K310 Igla-1 sowie 12 KS-1 aus China.
Der Luftwaffe Myanmars gehören 15.000 Soldaten an, gegliedert auf acht LuftwaffenstĂŒtzpunkte und sechs Luftverteidigungssektoren. Sie ist ausgerĂŒstet mit 31 Jagdflugzeugen des chinesischen Typs Chengdu J-7, 16 Kampfflugzeugen vom Typ MiG-29, 21 NAMC Q-5 (Nanchang A-5), 16 JF-17 und weiteren Flugzeugen.
Die Marine Myanmars hat einen Bestand von rund 16.000 Soldaten. Sie verfĂŒgt ĂŒber ein U-Boot Typ 035B (Ming-Klasse) aus China sowie ein Projekt 877EKM (Kilo-Klasse) welches von Indien erworben wurde. Dazu kommen fĂŒnf Fregatten, drei Korvetten, elf Flugkörperschnellboote sowie rund 40 Patrouillenboote. Die Ăberwasserschiffe stammen ĂŒberwiegend aus China.
Formal gehört auch die nationale Polizei The People's Police Force seit ihrer Reorganisation 1995 zu den StreitkrÀften.
Myanmar gliedert sich in sieben Staaten, sieben Regionen und ein Unionsterritorium. Die Landesteile, die ĂŒberwiegend von der gröĂten Volksgruppe Myanmars, den Bamar, besiedelt sind, heiĂen Regionen (bis 2008 Divisionen), die Bereiche, die ĂŒberwiegend von Minderheiten bewohnt werden, Staaten. Das Unionsterritorium umgibt die Hauptstadt des Landes.
Die Minderheiten-Staaten bilden zum ĂŒberwiegenden Teil die AuĂengrenzen Myanmars; im Uhrzeigersinn beginnend im SĂŒdwesten:
Von den sieben Regionen verfĂŒgen zwei ĂŒber AuĂengrenzen auf dem Festland (eine davon liegt zusĂ€tzlich am Meer), von den ĂŒbrigen fĂŒnf liegen zwei im Binnenland und drei am Meer:
Das 2010 eingerichtete Unionsterritorium liegt zentral in Myanmar um die Hauptstadt des Landes:
Die Staaten und Regionen sind weiter untergliedert in Distrikte und Gemeinden.
Hauptstadt war bis November 2005 Rangun, die gröĂte Stadt des Landes. Ab Dezember 2005 wurden die Regierungsbehörden in eine neue Hauptstadt westlich der Kleinstadt Pyinmana verlegt, ungefĂ€hr 320 km nördlich von Rangun gelegen. Am 6. Februar 2006 war der Umzug sĂ€mtlicher Ministerien offiziell abgeschlossen. Die neue Hauptstadt bekam am 22. MĂ€rz 2006 den Namen Naypyidaw (âHeimstatt der Königeâ). Es wird behauptet, dass die Regierung die Hauptstadt vor allem aus Angst vor AufstĂ€nden in der GroĂstadt Rangun erbauen lieĂ. Mehr als zehn Jahre nach der Ernennung zur Hauptstadt Myanmars gleicht Naypyidaw in weiten Teilen immer noch einer Geisterstadt.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1.527 USD (2020) pro Einwohner gehört Myanmar zu den Ă€rmeren LĂ€ndern der Welt, wĂ€chst allerdings seit der wirtschaftlichen Ăffnung des Landes schnell. 70 % der BeschĂ€ftigten arbeiten in der Landwirtschaft; in ihr werden 43 % des BIP erzeugt, wĂ€hrend die Industrie 20 % und der Dienstleistungssektor 37 % beitragen. Vor der Diktatur stand das Land wirtschaftlich sehr gut da und wurde auch âKornkammer SĂŒdostasiensâ genannt, bekannt auch als Kupfer- und Edelsteinlieferant.
Durch die politische Ăffnung Myanmars werden auslĂ€ndische Firmen wie Nissan oder Coca-Cola angezogen. Zuvor war Myanmar stark isoliert.
Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegte Myanmar 2017 Platz 146 von 180 LĂ€ndern.
Myanmar kĂ€mpfte lange Zeit mit einer starken Inflation; die einheimische WĂ€hrung Kyat verlor im Zeitraum von 1990 bis 2001 durchschnittlich 34,6 % pro Jahr an Wert; in den Jahren 2002/03 beschleunigte sich die Inflationsrate auf durchschnittlich 46,9 %. Durch die wirtschaftliche Ăffnung des Landes durch die Regierung konnte die Inflation drastisch gesenkt werden. Im Jahr 2009 betrug sie nur circa 1,5 %, fĂŒr 2010 wuchs sie jedoch erneut auf 9,6 % an. 2014 betrug die Inflation etwa 5,9 %, im Jahr 2015 etwa 11,5 %. Der inoffizielle Wechselkurs zum US-Dollar spiegelt dies eindrĂŒcklich wider: Bis 2007 stieg der Preis fĂŒr 1 US-Dollar auf 1.300 Kyat, wĂ€hrend er 2010 im Mittel unter 1000 Kyat sank. Ende Juli 2011 lag er gar bei 785 Kyat/US-Dollar.
Ein groĂes Problem des Staates ist der hohe Grad an Korruption. Ein anderes groĂes Problem sind die exorbitanten Ausgaben fĂŒr MilitĂ€r, Polizei und Geheimdienste, die seit Jahren ĂŒber 50 % des Staatsbudgets ausmachen.
Steigende Lebensmittel- und Treibstoffpreise und die WillkĂŒrherrschaft des Regimes sorgen bei den Einwohnern fĂŒr groĂe Unzufriedenheit, die sich zumeist hinter vorgehaltener Hand, aber auch öffentlich Ă€uĂert. StromausfĂ€lle sind recht hĂ€ufig.
Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (KaufkraftparitÀt) angegeben. In der folgenden Tabelle kennzeichnen die Farben:
Die Handelsbilanz war fĂŒr das Jahr 2010 mit Importen im Wert von 4,532 Milliarden US$ und Exporten im Wert von 7,841 Milliarden Euro stark positiv. Beide Werte sind tatsĂ€chlich weitaus höher, da ĂŒber die Grenzen zu Thailand, China, Indien und Bangladesch im groĂen Stil geschmuggelt wird. Wichtigste ExportgĂŒter sind Erdgas sowie land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, wĂ€hrend die Importe zu einem groĂen Teil aus KonsumgĂŒtern, Halbfertigwaren und InvestitionsgĂŒtern bestehen. Aus dem Land geschmuggelt werden vor allem Drogen, Edelsteine, Holz und Reis, wĂ€hrend ins Land vornehmlich KonsumgĂŒter und Treibstoff gelangen. Eine ganze Reihe europĂ€ischer und amerikanischer Firmen haben sich wegen zu schlechter wirtschaftlicher Aussichten, wegen ĂŒbertriebener BĂŒrokratie oder der Menschenrechtslage aus Myanmar wieder zurĂŒckgezogen; dagegen expandieren besonders Firmen aus Japan, Korea, Singapur und China im Land.
Fast die HĂ€lfte der Exporte geht nach Thailand (46,6 %); nĂ€chstkleinere Handelspartner sind Indien (12,9 %), China (9 %) und Japan (5,6 %). GröĂte ImportlĂ€nder dagegen sind China (33,1 %), Thailand (26,3 %) und Singapur (15,2 %). Der gröĂte Importeur myanmarischer Waren in Europa ist Deutschland (Stand 2006: 102 Millionen Euro). Der Export nach Birma lag bei 32 Millionen Euro, was nach Meinung des AuswĂ€rtigen Amtes mit den schlechten wirtschaftlichen und politischen Bedingungen im Land zusammenhĂ€ngt. Der Ostasiatische Verein, eine deutsche Unternehmerorganisation, ist seit 1997 in Rangun vertreten und plant eine Steigerung der unternehmerischen AktivitĂ€ten.
Myanmar dient China als Transferroute fĂŒr den Erdöl- und Erdgastransport aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie als Lieferant von Strom. Dabei besitzt das Land eine gehobene Relevanz fĂŒr die chinesische Energiesicherheit, da ĂŒber den Landweg die verwundbare Malakka-StraĂe zumindest zu einem Teil umgangen werden kann. Allein seit MĂ€rz 2010 wurden Investitionen der Volksrepublik China von knapp 8,2 Mrd. US-$ beschlossen, wovon rund 3,6 Mrd. US-$ auf den Bau des Myitsone-Wasserkraftprojekts im Kachin-Staat entfallen. Letzterer wurde 2011 unilateral von der Regierung Myanmars ausgesetzt, was zu einer deutlichen AbkĂŒhlung der bilateralen Beziehungen fĂŒhrte.
In der Bevölkerung Myanmars wird das chinesische Engagement als bedrohlich und ausbeuterisch angesehen. Es kursieren Berichte ĂŒber Ausbeutung, Enteignungen, Zerstörung der lokalen Infrastruktur sowie Missachtung des Umweltschutzes, so dass in vielen Gegenden des Landes eine anti-chinesische Stimmung herrscht. Viele der reichsten Unternehmer in Myanmar sind chinesischer Abstammung, was bei den einheimischen Unternehmern auf Missfallen stöĂt.
An der Grenze zu Laos und Thailand hat Myanmar Anteil am sogenannten Goldenen Dreieck, in dem Schlafmohn angebaut wird, um aus ihm Opium zur Heroinproduktion zu gewinnen. Die Bedeutung Myanmars als Lieferant fĂŒr den weltweiten Heroinmarkt ist zuletzt (2010) durch groĂe ErnteausfĂ€lle und den dadurch bedingten RĂŒckgang der Drogenproduktion in Afghanistan und eine VergröĂerung der AnbauflĂ€chen wieder gestiegen. Myanmar nimmt in der Welt eine Spitzenposition bei der Produktion von Amphetaminen ein, die auf chemischem Weg leichter, billiger und von der Witterung unabhĂ€ngiger als Mohn produziert werden können. Sie werden in schwer auffindbaren Dschungel-Fabriken tonnenweise hergestellt und vor allem ĂŒber Thailand und China in die ganze Welt exportiert. Teilweise sollen die Regierungsvertreter daran mitverdienen, indem mit den involvierten aufstĂ€ndischen Ethnien WaffenstillstĂ€nde gegen Beteiligungen an den Einnahmen aus dem Drogenhandel ausgehandelt wurden.
Im MĂ€rz 2011 kam es im Grenzgebiet zu Thailand zu einem schweren Erdbeben (â Erdbeben in Myanmar 2011). Das MilitĂ€r hinderte auslĂ€ndische HilfskrĂ€fte daran, bis an den Ort des Epizentrums zu gelangen, was offensichtlich deswegen geschah, um AuslĂ€ndern keinen Einblick in die DrogengeschĂ€fte der Armee zu gewĂ€hren. Viele Bauern werden zum Opium-Anbau gezwungen. Es gibt andere Gegenden, in denen nicht das MilitĂ€r das Sagen hat, sondern einzelne Rebellengruppen. Dort kontrollieren diese den Drogenanbau.
Auf WildtiermÀrkten in Myanmar wird mit Elfenbein-, Nashorn- und Tigerprodukten gehandelt. Myanmar ist Transit- und Herkunftsland illegaler Wildereiprodukte bedrohter Tierarten.
Illegale Arbeit im benachbarten Thailand ist eine weitere inoffizielle Einkommensquelle. Insbesondere finden Menschen aus Myanmar im Grenzgebiet zu Thailand niedrig entlohnte Arbeit.
Der Staatshaushalt umfasste 2015 Ausgaben von umgerechnet 4,47 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 2,68 Mrd. US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,7 % des BIP. FĂŒr das Gesundheitssystem gab der Staat 2,3 % des BIP aus (2014).
Die Staatsverschuldung betrug 2016 23,7 Mrd. US-Dollar und damit noch 35,8Â % des BIP. GegenĂŒber dem Jahr 2004 (63,2Â %) konnte sie damit stark abgebaut werden.
2020 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Laut Weltbank verfĂŒgte im Jahr 2018 nur jeder dritte Einwohner Myanmars ĂŒber einen Stromanschluss.
Die installierte Leistung der Kraftwerke in Myanmar lag im Jahre 2010 bei 3045 MW und 2013 bei 3735 MW, davon entfielen auf Wasserkraftwerke 2780 MW (74 %). Es gibt SchĂ€tzungen, dass das Wasserkraftpotential der vier gröĂten FlĂŒsse in Myanmar â Irrawaddy, Thanlwin, Chindwin und Sittaung â bei 100.000 MW liegt. Die Regierung Myanmars hat daher ehrgeizige PlĂ€ne, dieses Potential auch auszuschöpfen. Allerdings ist der aktuelle Status bei verschiedenen Projekten unklar, wie z. B. bei der Myitsone-Talsperre oder der Tasang-Talsperre.
In Myanmar werden hochwertige Jade und Edelsteine gefördert. BerĂŒhmt sind die Taubenblut-Rubine aus den Minen in der NĂ€he der Stadt Mogok. Dort kommen auch Spinell, Saphir und einige andere Minerale und Edelsteine in hervorragender QualitĂ€t vor. Einzigartig ist das Vorkommen von Painit. Gold wird ebenfalls gewaschen, wobei eine betrĂ€chtliche Menge davon von Pilgern in Form von hauchdĂŒnnen BlĂ€ttchen auf Zedis (Stupas), Buddha-Statuen und den Goldenen Felsen geklebt wird.
Zudem fördert Myanmar tĂ€glich etwa 20.000 Barrel Erdöl (Stand 2014) sowie jĂ€hrlich 13,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas (2013). 25.000 Barrel Erdölprodukte wurden tĂ€glich verbraucht (2013) und rund 8.500 Barrel Erdölprodukte tĂ€glich importiert (2012). Die Ausbeutung und Weiterverarbeitung wird einerseits von der staatlichen Ălgesellschaft MOGE (Myanmar Oil and Gas Enterprise) vorgenommen und andererseits von auslĂ€ndischen Ălkonzernen wie den französischen Konzernen Total und Elf sowie Texaco, Unocal, Amoco, British Premier of UK, Nippon Oil. Total baut mit Unocal eine Gaspipeline von Myanmar nach Thailand. Zwei Milliarden Dollar sollen dafĂŒr veranschlagt sein.
In den zwei Jahren seit dem Putsch der Junta im Februar 2021 sollen einige der weltgröĂten Ăl- und Gasdienstleistungsunternehmen weiterhin Millionen von Dollar mit GeschĂ€ften verdient haben, die das MilitĂ€rregime stĂŒtzten. Dies hĂ€tten Steuerunterlagen ergeben, die der Guardian einsehen konnte. Nach Angaben des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen fĂŒr Myanmar begehe das Regime tĂ€glich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Myanmar bietet ein groĂes Angebot an SehenswĂŒrdigkeiten. Der Shwedagon-Stupa in der frĂŒheren Hauptstadt Rangun ist der gröĂte und vermutlich wertvollste Stupa der Welt. Er ist vom Sockel bis zur Turmspitze mit Gold bedeckt.
Weitere Hauptattraktionen des Landes sind die weitlĂ€ufigen Anlagen der alten Hauptstadt Bagan im Distrikt Nyaung U mit ĂŒber 2000 Sakralbauten aus vier Jahrhunderten, der Goldene Fels bei Kyaikto im Mon-Staat, der Inle-See mit den schwimmenden GĂ€rten, die Stadt Mandalay als kulturelles Zentrum mit vielen SehenswĂŒrdigkeiten auch in ihrer Umgebung. Eine davon ist die zweitschwerste freihĂ€ngende lĂ€utbare Glocke der Welt, die Mingun-Glocke. Sie wurde 1808 auf Veranlassung König Bodawpayas angefertigt. Der im Westen gelegene Rakhaing-Staat besitzt den Strand von Ngapali, der fĂŒr Urlauber eines der beliebtesten Reiseziele ist.
Bekamen Touristen frĂŒher nur Visa fĂŒr maximal eine Woche, so öffnete sich das Land vor einigen Jahren aus wirtschaftlichem Druck und wirbt zunehmend fĂŒr den Devisen bringenden Tourismus. DafĂŒr wurden FlughĂ€fen und StraĂen mithilfe von Zwangsarbeitern ausgebaut. Viele Menschenrechtsorganisationen und tourismuskritische Vereinigungen (beispielsweise Tourism Concern) riefen Touristen jedoch lange zum Boykott des Landes auf, da diese ihrer Ansicht nach durch Reisen nach Myanmar das MilitĂ€rregime unterstĂŒtzten und ihre Devisen nicht bei der Bevölkerung ankĂ€men. Andere regierungsunabhĂ€ngige Institutionen in Myanmar dagegen warnen vor einem Boykott, da viele ArbeitsplĂ€tze z. B. bei Hotels, Airlines, Restaurants und SouvenirgeschĂ€ften vom Tourismus abhĂ€ngen. Auch sind Touristen eine wichtige Quelle unabhĂ€ngiger Informationen, die sonst kaum den Weg in und aus dem Land finden.
In den vergangenen Jahren verzeichnete das Land einen starken Zuwachs der Besucherzahlen. In den Jahren 2007 und 2008 besuchten insgesamt 220.000 Touristen Myanmar, 2012 waren es bereits eine Million, 2013 zwei Millionen und im Jahr 2014 ĂŒber drei Millionen Reisende. FĂŒr das Jahr 2015 hatten sich die Tourismusverantwortlichen das Ziel von fĂŒnf Millionen Besuchern gesetzt. Dieser Wert wurde mit 4,7 Millionen annĂ€hernd erreicht. 2019 waren es 4,4 Millionen Touristen.
Die Firma Asia World ist der gröĂte Konzern in Myanmar. Er ist in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Bau und Transport sowie Import und Export aktiv. AuĂerdem gehört ihm eine Kette von SupermĂ€rkten. UngefĂ€hr die HĂ€lfte aller Investitionen in Myanmar stammen aus Unternehmen, die zu diesem Konzern gehören. Asia World erhielt den Zuschlag bei vielen sino-burmesischen GroĂprojekten im Land (Tiefseehafen in Kyaukpyu, Erdölpipeline, Dammprojekte).
Asia World gehört Htun Myint Naing, besser bekannt unter dem Namen Steven Law, der aus der Familie eines Drogenbarons stammt und als reichster Mann Myanmars gilt. Steven Law steht, neben verschiedenen anderen, dem MilitÀr nahestehenden Personen, seit 2008 unter US-amerikanischen Sanktionen. Im Mai 2016 wurden die US-Sanktionen gegen Steven Law verschÀrft.
Der Ursprung des fast ausschlieĂlich in der Meterspur errichteten Eisenbahnnetzes geht auf die britische Kolonialzeit zurĂŒck. Die erste Eisenbahnlinie wurde 1869 zwischen Rangun und dem nordwestlich gelegenen Letpadan eröffnet. 1889 folgte die Linie von Rangun nach Mandalay, die spĂ€ter noch weiter nordwĂ€rts bis Myitkyina verlĂ€ngert wurde. Im Zweiten Weltkrieg lieĂen die Japaner von Kriegsgefangenen die sogenannte Todeseisenbahn von Thanbyuzayat nach Thailand errichten. Diese Strecke erlangte durch den Film Die BrĂŒcke am Kwai groĂe BerĂŒhmtheit. Sie wurde aber bereits kurz nach Ende des Krieges demontiert. Heute hat das Streckennetz eine LĂ€nge von 5031 km (Stand 2008). GrenzĂŒberschreitende Linien existieren nicht. RĂŒckgrat des Netzes ist die von Mawlamyaing ĂŒber Rangun und Mandalay nach Myitkyina verlaufende Nord-SĂŒd-Strecke. Innerhalb dieser Strecke kommt dem 622 km langen Abschnitt zwischen Rangun und Mandalay eine besondere Bedeutung zu, die sich unter anderem in seinem teilweise zweigleisigen Ausbau und dem Einsatz moderner und auch nach westlichen Gesichtspunkten komfortabler ExpresszĂŒge ausdrĂŒckt. Von der Nord-SĂŒd-Strecke fĂŒhren Stichstrecken unter anderem nach Lashio, Shwenyaung, Bagan und Pyay.
Fehlende Investitionen haben zum VerschleiĂ der Strecken gefĂŒhrt, so dass diese sich heute weitgehend in einem schlechten Zustand befinden. Der Verkehr wird von der staatlichen Gesellschaft Myanma Railways mit Diesellokomotiven abgewickelt. Dampflokomotiven wurden auĂerordentlich lange, bis etwa 2005 in groĂer Zahl eingesetzt. Die eingesetzten ZĂŒge erreichen oftmals nur Reisegeschwindigkeiten von 30 km/h oder weniger. Selbst die zwischen Rangun und Mandalay verkehrenden ExpresszĂŒge benötigen fĂŒr die 622 km etwa 16 Stunden. FahrplĂ€ne existieren zwar, sie sind aber fĂŒr den tĂ€glichen Betriebsablauf kaum von Bedeutung, da VerspĂ€tungen von bis zu mehreren Stunden aufgrund des mangelhaften Streckenzustandes und wegen UnfĂ€llen an der Tagesordnung sind. Ebenso kommen aber auch Abfahrten mehrere Stunden vor dem Plan vor. Bei groĂen VerspĂ€tungen lĂ€sst die Bahngesellschaft auch schon einmal ZĂŒge ausfallen, um die Wagen- und LokumlĂ€ufe wieder zu ordnen. Angesichts einer NetzlĂ€nge von fast 4000 km ist die Zahl der tĂ€glich eingesetzten Zugpaare mit etwa 100 vergleichsweise gering.
Myanma Railways hat seit 1988 folgende wichtige Strecken gebaut:
Zurzeit sind die Strecken Kyangin (nördl. Irawadi-Region) â Pakokku (515 km) und Kathar â Bhamo (152 km) (Sagaing-Region â Kachin-Staat â Volksrepublik-China-Verbindung) im Bau.
Zum Zustand und Betrieb der Eisenbahn siehe die Reiseberichte.
Der StraĂenverkehr hat sich in Myanmar zum wichtigsten VerkehrstrĂ€ger entwickelt. Das StraĂennetz ist insgesamt 34.377 km lang (Stand 2010), davon sind 358 km Autobahnen. In Myanmar herrscht seit 1970 Rechtsverkehr. Nur ein geringer Anteil des StraĂennetzes ist asphaltiert. Der StraĂenverkehr wird oft durch die schwierigen klimatischen VerhĂ€ltnisse behindert. WĂ€hrend der Regenzeit werden zahlreiche StraĂen unterspĂŒlt, in der Trockenzeit weicht die Hitze den Asphalt auf.
Myanmar verfĂŒgt derzeit ĂŒber zwei internationale und 16 lokale FlughĂ€fen, die von nationalen Fluggesellschaften bedient werden. Der gröĂte Flughafen ist der Internationale Flughafen Rangun. Auch die Stadt Mandalay besitzt einen internationalen Flughafen. Aufgrund des desolaten StraĂennetzes und der GröĂe des Landes ist das Flugzeug das mit Abstand schnellste Verkehrsmittel im Land. Der Sicherheits- und QualitĂ€tsstandard wird teilweise jedoch als rĂŒckstĂ€ndig beschrieben. 2011 wurde ein Kooperationsvertrag mit der deutschen Fritz Werner Werkzeugmaschinen AG geschlossen, einige der wichtigsten Flug- und SeehĂ€fen auszubauen bzw. zu modernisieren.
Myanmar verfĂŒgt ĂŒber eine gemessen an der GröĂe des Landes relativ hohe Anzahl von Fluggesellschaften. Insbesondere seit dem Ende der reinen MilitĂ€rdiktatur 2010 gab es viele private NeugrĂŒndungen.
Mit Stand Juni 2015 betreiben folgende myanmarische Airlines Linien- und CharterflĂŒge:
Ziele auĂerhalb Myanmars werden aktuell nur von Myanmar Airways International angeflogen, die anderen Gesellschaften bedienen die ĂŒber dreiĂig Flugziele innerhalb Myanmars.
Die reiche Kultur Myanmars ist von buddhistischen Traditionen ebenso wie von ethnischer Vielfalt und seit dem 19. Jahrhundert von kolonialen EinflĂŒssen geprĂ€gt.
Die frĂŒhesten schriftlichen Zeugnisse der burmesischen Sprache sind Steininschriften, die Ă€lteste stammt aus dem Jahr 1113. Die klassische Literatur in burmesischer Sprache ist vom Theravada-Buddhismus geprĂ€gt, der seit dem 11. Jahrhundert Staatsreligion des ersten burmesischen Reichs war. Zentren der Gelehrsamkeit waren die Klöster. Dort wurden seit dem 12. Jahrhundert viele Texte aus dem indoarischen Pali, der sĂŒdindisch-ceylonesischen Form des Prakrit, ins Burmesische ĂŒbersetzt, wozu vor allem Jatakas ĂŒber das vorgeburtliche Leben Buddhas gehörten. Diese frĂŒhen anonymen Ăbersetzungen und burmesischen Texte, die in PalmblĂ€tter geritzt oder mit Specksteinstift auf Papier geschrieben wurden, waren anders als die Pali-Texte zunĂ€chst nur in Prosa verfasst. Die Sprache zeigt daher noch das Ringen um den sprachliche Ausdruck, aber wenig persönliche Anteilnahme. Das Pali behielt daher eine gewisse Bedeutung in der formgebundenen religiösen und höfischen Literatur. Daneben wurde lĂ€ngere Zeit das Ă€ltere, aber mit dem Burmesischen verwandte Pyu verwendet.
Das pwe-Theater behandelte die religiösen Themen in verschiedenen Formen, wobei der fromme Zuhörer zum Mitererlebenden der Erlösung wird. Als Marionettentheater ĂŒberlebte das pwe bis ins 20. Jahrhundert, hat aber heute nur noch touristische Bedeutung.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verfasste Shin Aggathammadi moralische Lehrgedichte (gyo) â der Buddhismus verbietet seinen AnhĂ€ngern die BeschĂ€ftigung mit Literatur um ihrer selbst willen. Erstmals schrieb er aber Verse in burmesischer Sprache. Auch die religiösen Werke von Shin Mahasilavamsa stammen aus dieser Zeit. Auf den Jatakas basierten auch religiöse Epen (pyo), so auch zum Teil das Nationalepos Yama Zatdaw, eine burmesisch-buddhistische Version des Ramayana. Seit dem 15. Jahrhundert nahm die Bedeutung der weltlichen Literatur zu, das Burmesische wurde zur Nationalsprache und die Reimdichtung entwickelt sich und musste sich von den indischen Versformen emanzipieren, die sich angesichts der gĂ€nzlich andersartigen Sprachstruktur des Burmesischen als âProkrustesbettâ erwiesen. So entwickelten sich ĂŒber 50 Gedichtformen, darunter das yadu, ein lyrisches Gedicht mit festem Reimschem, das die Natur oder die Liebe zum Thema hat, jedoch stets sinnbildhaften oder magischen Charakter trĂ€gt.
Seit dem 16. Jahrhundert stieg trotz der kriegerischen Konflikte zwischen beiden Staaten zeitweise der Einfluss der Thai-Literatur und des Thai-Theaters. Unter der Konbaung-Dynastie im 18. und 19. Jahrhundert blĂŒhte die höfische Dichtung, in der die regierenden FĂŒrsten in Preisgedichten verherrlicht wurden, immer mit der EinschrĂ€nkung, dass Macht und Prunk als moralisch verwerflich galten. Auch wurden historische Texte in der Glaspalast-Chronik (hmanman yasazwindawgyi) 1829â32 aus frĂŒheren Quellen zusammengestellt. DemgegenĂŒber trat die Prosaliteratur in den Hintergrund, obwohl das mĂŒndliche ErzĂ€hlen eine groĂe Kunstfertigkeit erreichte. Das von Europa beeinflusste Theater, insbesondere die Dramen von U Ku, wurde in den 1870er Jahren populĂ€r.
Unter der britischen Kolonialherrschaft (1885â1948) entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Genres wie Romane, Fortsetzungsromane in Zeitschriften, Novellen und Kurzgeschichten. Ein Grund fĂŒr das spĂ€te Aufkommen der Romanliteratur war die kritische Haltung des buddhistischen Klerus zur profanen Literatur allgemein und die damit verbundene EinschrĂ€nkung der geistigen Freiheit. James Hla Kyaw (1866â1919) schrieb den ersten burmesischen Roman Meinma Thamee (1914). Theippan Maung Wa (1899â1942) begrĂŒndete die burmesische Kurzgeschichte. In den 1930 Jahren verbreiteten sich Zeitungen und Zeitschriften wie Ganda Lawka, in denen sozialkritische Themen aufgegriffen und eine egalitĂ€re Gesellschaft gefordert wurden. 1937 wurde der Buchclub Naga gegrĂŒndet, der sozialistische Literatur publizierte.
Als gröĂter burmesischer Schriftsteller und Dichter gilt der nationalistische FĂŒhrer Thakin Kodaw Hmaing (1876â1964), der die klassische buddhistische Literatur gut kannte und selbst noch in Pali schrieb. Mit neun Jahren erlebte er die Absetzung des burmesischen Königspaares durch die EnglĂ€nder, was ihn sein Leben lang prĂ€gte. Mit seiner kunstvollen Poesie und mit geistreichen Satiren in Form gelehrter religiöser Kommentare (âĂber Pfauenâ, âĂber Hundeâ, âĂber den roten Drachenâ) polemisierte er 30 Jahre lang gegen die Kolonialherrschaft. Auch der Marxist Thein Pe Myint (1914â1978) kritisierte in seinen Werken sowohl die Kolonialherrschaft als auch das Mönchtum. Als einer der wenigen nationalistischen Aktivisten weigerte er sich, in den 1940er Jahren mit den japanischen Okkupanten zusammenzuarbeiten.
Nach dem Ender der britischen Kolonialherrschaft dominierte ein sozialrealistisch-gesellschaftskritischer Stil, der sich an die Umgangssprache anpasste. Die Autoren waren stets von der Zensur bedroht, bis unter der MilitĂ€rherrschaft seit 1962 regimekritische Werke ganz verboten wurden und der Stil des Sozialistischen Realismus gefördert wurde. Viele Autoren gingen ins Exil oder benutzten einen verschleiernd-metaphorischen Stil. In Letters from Birma (1997) entwarf Aung San Suu Kyi ein Bild der Gesellschaft und Kultur dieser Zeit und skizziert ihre politischen Vorstellungen. Mit den Demokratisierungstendenzen ab 2011 wurden auch ethnische Konflikte, Menschenrechtsfragen und die MilitĂ€rherrschaft thematisiert. Im Ausland bekannt wurden in jĂŒngerer Zeit vor allem engagierte Autorinnen aus Myanmar: Zwe Thandar Aung ist eine feministische Autorin, Nu Nu Yi (* 1967) portrĂ€tiert das Leben von Unterprivilegierten und von LGBTQs in buddhistischen PilgerstĂ€tten. Ma Thida (* 1966) schreibt politische BĂŒcher und berichtet ĂŒber ihre Haftzeit. Der drĂŒckenden Zensur entgehen junge Autoren vor allem dadurch, dass sie digital veröffentlichen.
In jĂŒngster Zeit werden VolkserzĂ€hlungen auch der Minderheiten gesammelt, wobei die sprachliche Vielfalt ein Problem darstellt. Viele Werke werden nicht ins Burmesische ĂŒbersetzt. Um kulturelle EigenstĂ€ndigkeit bemĂŒhen sich insbesondere die im Norden an der Grenze zu China lebenden Kachin, deren Untergruppen BĂŒcher in mehreren Sprachen veröffentlichen, u. a. in Jinghpaw (Jingpo), das in Myanmar von etwa einer Million Menschen gesprochen wird, sowie in Zaiwa und Rawang. Wegen ihrer Autonomiebestrebungen gerieten sie immer wieder in bewaffnete Konflikte mit dem burmesischen Staat. Die Mon im SĂŒdosten des Landes verfĂŒgen ĂŒber eine reiche Volksliteratur sowie ĂŒber mittelalterliche Chroniken. Ihre Schrift wurde zur Grundlage der burmesischen Schrift.
Die klassische burmesische Musik unterscheidet sich trotz der frĂŒhen EinflĂŒsse aus Indien und China und ab dem 18. Jahrhundert aus Thailand in Melodie und Rhythmus deutlich von der Musik der NachbarlĂ€nder. Zu den ersten Instrumenten, die mit der Ausbreitung des Buddhismus im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. aus Indien kamen, gehörten vina genannte Stabzithern und Bogenharfen. Die alte Bogenharfe saung gauk hat als einzige dieser einst ĂŒber Asien verbreiteten Instrumentengattung in Myanmar ĂŒberlebt und genieĂt bis heute als Nationalinstrument höchste WertschĂ€tzung. Die saung gauk ist ein Instrument fĂŒr die Gesangsbegleitung in der feinen höfischen Kammermusik in geschlossenen RĂ€umen, deren Tradition in der Liedsammlung Mahagita zusammengefasst ist. Ein groĂer Teil dieser Sammlung von etwa 500 heute bekannten Liedern geht auf Myawaddy Mingyi U Sa (1766â1853), den bedeutendsten Komponisten und saung-gauk-Spieler der Konbaung-Zeit zurĂŒck. Zur Kammermusik zĂ€hlen auch kleine Instrumentalensembles, in denen auĂerdem das Bambusxylophon patala (verwandt mit dem thailĂ€ndischen ranat und dem kambodschanischen roneat), die LĂ€ngsflöte palwei und das Hackbrett don-mĂŹn eingesetzt werden.
Die klassische laute Musik fĂŒr drauĂen, fĂŒr Festveranstaltungen, TĂ€nze und Geisteranbetungsrituale (Nat Pwe) bieten die hsaing-waing-Ensembles. Sie bestehen aus dem namensgebenden Melodieinstrument, einem Kreis von 21 gestimmten Trommeln; einem Kreis mit 21 Buckelgongs (kyi waing oder kyi naung); ein weiteres Gongspiel (maung zaing), ebenfalls in einem Holzgestell; der Kegeloboe hne (abgeleitet von persisch surnai) und diverse Trommeln als Rhythmusinstrumente. Bei zwei weiteren, in lĂ€ndlichen Regionen bei Festen und religiösen Prozessionen gespielten Ensembles stehen groĂe Trommeln im Vordergrund: das Ensemble der bis zu drei Meter langen Bechertrommel ozi und der Fasstrommel dhopat. Beide Gruppen verwenden auĂerdem Buckelgongs, Paarbecken und Bambusklappern.
Die verschiedenen Volksgruppen haben eigene Instrumente und eine eigene traditionelle Musik. Die Mon verwenden ein aus alter Zeit stammendes Zupfinstrument, die dreisaitige Stabzither mĂ-gyaĂčng saung, die sich von hier weiter in SĂŒdostasien verbreitet hat. Nach dem Aussehen wird sie Krokodilzither genannt.
Als erstes westliches Musikinstrument wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Klavier (burmesisch sandaya) eingefĂŒhrt, bis 1920 hatte es zu einem groĂen Teil die Liedbegleitung von der saung gauk ĂŒbernommen. Ăhnlich erfolgreich war die Violine (tayaw), spĂ€ter kam die Hawaii-Gitarre hinzu. Alle musikalischen Ăbernahmen aus dem Ausland, ob es sich um Melodien, Tonskalen (die pentatonische Stimmung stammt aus Thailand) oder Instrumente handelte, wurden grundsĂ€tzlich den einheimischen Hörgewohnheiten angeglichen und trugen zur Erweiterung der eigenen Musik bei.
Westliche klassische Musik konnte sich nicht durchsetzen. Einer RĂŒckbesinnung auf die eigene Tradition seit Beginn der nationalen UnabhĂ€ngigkeitsbewegung in den 1920er Jahren steht die Begeisterung fĂŒr westliche Popmusik bei der jĂŒngeren Generation gegenĂŒber. Deren weit verbreitete, lautstarke und teilweise auch gelungene Nachahmung mit auf Burmesisch verfassten bzw. ĂŒbersetzten Texten lĂ€sst sich als Ausdruck eines Freiheitswillens verstehen. Die Popmusik wird von der Regierung politisch kritisiert und von der Ă€lteren Generation moralisch verurteilt.
Seit 1993 findet das staatlich finanzierte Sokayeti-Festival der darstellenden KĂŒnste jĂ€hrlich im Oktober/November statt. In zweieinhalb Wochen werden Wettbewerbe in den Sparten Gesang, Instrumentalmusik, Gesangskomposition, Tanz und Marionettentheater yoke thĂ© durchgefĂŒhrt. Seit 2007 findet die Veranstaltung nicht mehr wie zuvor in Yangoon, sondern am neuen Regierungssitz in Naypyidaw statt.
Das Nationalorchester von Myanmar besteht seit 2001.
Das gröĂte und wichtigste Fest in Burma ist das burmesische Neujahrsfest Thingyan, das dem thailĂ€ndischen Songkran entspricht. Im Volksmund auch als Wasserfest bezeichnet, wird es an drei hintereinanderfolgenden Tagen im April â dem heiĂesten Monat â mit viel Wasser gefeiert. Mit Wasserpistolen, Wassereimern und sonstigen mit Wasser gefĂŒllten BehĂ€ltern ziehen die Burmesen auf LadeflĂ€chen von LKW oder zu FuĂ durch die Stadt und machen jeden nass. Es gibt auch UmzĂŒge, bei denen zu krĂ€ftigen Rhythmen getanzt wird. Im Jahr 2024 wurde âMyanmars traditionelles Neujahrsfest AtÄ Thingyanâ von der UNESCO in die ReprĂ€sentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Das farbenfrohe Phaungdaw U-Fest wird zu Ehren Buddhas im Herbst auf dem Inle-See gefeiert. Dabei wird eine Buddha-Statue auf einer geschmĂŒckten Barke ĂŒber den See gefahren.
Die Festivaldaten sind hÀufig vom Mondkalender bestimmt und Àndern sich daher von Jahr zu Jahr.
Liste weiterer wichtiger Feste in Myanmar:
Die traditionellen Kalagas sind kunstvoll bestickte Wandteppiche aus Seide, Flanell, Wolle, Filz und Spitze auf Baumwolle und Samt.
Special Olympics Myanmar wurde 2004 gegrĂŒndet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.
Allgemein
Politik
Abk | Name | Lat N | Lat S | Lng W | Lng E | B | O |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ayeyarwady | 18.471 | 14.065 | 93.375 | 96.068 | |||
Bago | 19.485 | 16.89 | 95.063 | 97.234 | |||
Chin | 24.089 | 20.652 | 92.575 | 94.17 | |||
Kachin | 28.539 | 23.644 | 95.84 | 98.755 | |||
Kayah | 19.989 | 18.488 | 96.836 | 97.869 | |||
Kayin | 19.496 | 15.219 | 96.399 | 98.903 | |||
Magway | 22.712 | 18.358 | 93.904 | 95.857 | |||
Mandalay | 23.632 | 19.416 | 94.8 | 96.889 | |||
Mon | 17.71 | 14.88 | 96.883 | 98.209 | |||
Rakhine | 21.462 | 17.367 | 92.175 | 94.903 | |||
Sagaing | 27.362 | 21.609 | 93.993 | 97.059 | |||
Shan | 24.146 | 19.29 | 96.158 | 101.174 | |||
Tanintharyi | 15.099 | 9.791 | 97.444 | 99.63 | |||
Yangon | 17.761 | 16.322 | 95.691 | 96.849 |