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Staat Informationen : Kamerun

Informationen:


Kamerun ([ˈkʰaməʁuːn] oder [kʰaməˈʁuːn]; französisch Cameroun [kamˈʁun]; englisch Cameroon [ˈkÊ°ĂŠməˌÉčuːn, ˌkÊ°ĂŠməˈÉčuːn]) ist ein Land in Zentralafrika. Es grenzt an Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun und Äquatorialguinea. Im SĂŒdwesten hat das Land eine KĂŒste am Atlantik. Die grĂ¶ĂŸten StĂ€dte sind die Hauptstadt YaoundĂ© und die Hafenstadt Douala.

Kamerun wird autoritĂ€r regiert, die Meinungsfreiheit ist stark eingeschrĂ€nkt. Korruption und Verletzungen der Menschenrechte sind weit verbreitet, so kommt es beispielsweise regelmĂ€ĂŸig zu Folter und willkĂŒrlichen Festnahmen.

Landesname

Die portugiesischen Seefahrer, die als erste EuropĂ€er die Region erreichten, gaben dem heutigen Fluss Wouri den Namen Rio dos CamarĂ”es (Fluss der Garnelen) nach einem Schwarm der Garnele Lepidophthalmus turneranus, den sie dort vorfanden. SpĂ€ter wurde der Name fĂŒr die umliegenden Berge und von der deutschen Kolonialverwaltung zunĂ€chst fĂŒr die heutige Stadt Douala und spĂ€ter fĂŒr das ganze Land ĂŒbernommen.

Geographie

Landschaftscharakter

Der Naturraum Kameruns kann als „Afrika im Kleinen“ beschrieben werden, da er alle wesentlichen Klimazonen und Vegetationen des Kontinents beherbergt: MeereskĂŒste an der Bucht von Bonny, Gebirge, tropischer Regenwald, Savanne und im Ă€ußersten Norden WĂŒste. Das Landesinnere besteht vorwiegend aus flachen Plateaus, die sich nach Norden bis zum Adamaua-Hochland und dem Mandara-Gebirge erheben, um dann allmĂ€hlich zur Niederung des Tschadsees im Ă€ußersten Norden abzufallen, an dem Kamerun noch kleinere Anteile hĂ€lt.

Der Westen und Nordwesten Kameruns ist von vulkanischem Gebirge entlang der Kamerunlinie bestimmt, das in KĂŒstennĂ€he von einem aktiven Vulkan ĂŒberragt wird: Der 4095 m hohe Kamerunberg ist die höchste Erhebung Westafrikas. Entlang der Kamerunlinie erhebt sich das bis zu 3011 m hohe Vulkanfeld Oku, in dem der Nyos- und Manoun-See liegen. Das Vulkanfeld Oku liegt im Bamenda-Hochland, in dem die höchsten GebirgsregenwĂ€lder Westafrikas liegen. Die dritthöchste Erhebung Kameruns ist das Bambouto-Massiv (2740 m). Weitere bedeutende Berge des Kamerungebirges sind die heiligen Berge der Bakossi, der Manengouba und der Kupe. Die sĂŒdlichen Plateaus sind mit tropischem Regenwald bedeckt und senken sich zu breiten Ebenen in der KĂŒstengegend ab.

Bei den in Kameruns SĂŒden und Mitte vorkommenden Böden handelt es sich um ferrallitische Böden, also um Böden der Ă€quatorialen Braunlehme der immerfeuchten Tropen. Im Norden, dem Bereich der Trocken- und Dornensavanne, liegen typische rotbraune und rote Böden der Trockensavanne vor.

Klima

Das Klima ist tropisch mit hohen Temperaturen, die in den Höhenlagen gemildert sind. Die Regenperioden sind ĂŒberwiegend niederschlagsreich, jedoch mit großen regionalen Unterschieden. Insgesamt lassen sich fĂŒnf regionale Klimazonen unterscheiden (siehe Karte).

Im Norden des Landes ist es wechselfeucht mit einer Trockenzeit von Oktober bis April und einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von rund 700 mm im Jahr. Die Zeit, in der nur geringer Niederschlag fĂ€llt, erstreckt sich von Juli bis September. Die mittlere Temperatur liegt bei 32,2 °C. Aufgrund der hohen Temperaturen und der im VerhĂ€ltnis dazu geringen NiederschlĂ€ge liegt in diesem Raum eine mittlere DĂŒrrewahrscheinlichkeit (alle zwei bis fĂŒnf Jahre) vor. Ganz im Norden, beim Tschadsee, ist das Klima trocken. Hier liegen Kameruns Anteile am Tschadbecken mit den Überflutungsgebieten des Logone im Osten der Waza-Ebene. Ab November erhĂ€lt der Fluss El Beid, der im Westen die Grenze zu Nigeria bildet, das Wasser fĂŒr seine Hauptflutsaison.

Im sich nach SĂŒden anschließenden inneren Hochland (1000 bis 1500 m ĂŒber dem Meer) erreicht die Temperatur durchschnittlich 22 °C im Jahr und es fallen NiederschlĂ€ge von 1500 bis 1600 mm jĂ€hrlich. Hier vollzieht sich der Wechsel von den Savannen des Nordens zum Regenwald des SĂŒdens. Das folgende Westkameruner Bergland weist konstante NiederschlĂ€ge zwischen 2000 und 11.000 mm auf. Die Gegend an den sĂŒdlichen AuslĂ€ufen des Kamerunbergs hat durchschnittliche Niederschlagsmengen von 11.000 mm und gehört damit zu den regenreichsten Gebieten der Welt. In diesen beiden Regionen kommt es zu einer „Trockenzeit“ zwischen Dezember und Februar, wobei auch diese Zeit nicht vollstĂ€ndig ohne NiederschlĂ€ge bleibt.

Die KĂŒstenebene im SĂŒden hat Ă€quatoriales Klima mit NiederschlĂ€gen zwischen 1500 und 2000 mm und einer Durchschnittstemperatur von 25 °C. Hier gibt es dichten tropischen Regenwald. Die trockeneren Monate sind Dezember und Januar.

Hydrologie

GrundsĂ€tzlich ist Kamerun in vier große Einzugsgebiete (neben diversen KĂŒstenflĂŒssen) aufgeteilt. Die Wasserscheide dieser vier großen Einzugsgebiete befindet sich im Hochland von Adamaua. In nordöstlicher Richtung entwĂ€ssern der „nördliche“ Vina und der MbĂ©rĂ© in das Tschadbecken. In sĂŒdliche Richtung fließen der „sĂŒdliche“ Vina und der Lom, die in den Sanaga entwĂ€ssern. Im Norden des Hochlandes hat der Benue und im Nordwesten der Faro, ein Nebenfluss des Benue, seine QuellflĂŒsse, die in das Nigersystem abfließen. Hinzu kommen die FlĂŒsse Kadéï und MambĂ©rĂ©, die ĂŒber den Sangha in sĂŒdöstlicher Richtung in den Kongo entwĂ€ssern.

Flora und Fauna

Laut einer Studie von Bernard Foahom aus dem Jahre 2001 leben in Kamerun mindestens 542 verschiedene Fischarten, von denen 96 Endemiten sind. Außerdem wurden ĂŒber 15.000 Schmetterlingsarten, 281 SĂ€ugetierspezies, 165 der 275 in Afrika existierenden Reptilien, drei Krokodilarten und 190 bis 200 Froschlurche gezĂ€hlt. Unter den 885 Vogelarten befinden sich 223 Zugvogelarten und sieben endemische Arten (Stand 2017). Im westlichen Bergland bilden die Bakossi-Berge und der Manengouba einen BiodiversitĂ€tshotspot.

Der mittlere Teil des Landes befinden sich in der so genannten Ökoregion Wald-Savannen-Mosaik des nördlichen Kongo.

BodenschÀtze

Zu den natĂŒrlichen Ressourcen des Landes gehören unter anderem Erdöl, Bauxit, Eisenerz, Gold und Diamanten. Diese BodenschĂ€tze werden bisher nicht intensiv genutzt. In den 1980er Jahren gab es erste AnstĂ¶ĂŸe durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.

Die Erschließung von Erdölvorkommen ist seit 1986 zurĂŒckgegangen.

StÀdte

Im Jahr 2023 lebten 59 Prozent der Einwohner Kameruns in StĂ€dten. Die beiden grĂ¶ĂŸten StĂ€dte in Kamerun sind die Hauptstadt YaoundĂ© mit ca. 2,4 Millionen Einwohnern (SchĂ€tzung 2017) und die Hafenstadt Douala mit ca. 3,4 Millionen Einwohnern.

Regionen

Der Staat gliedert sich in zehn Regionen. Die ursprĂŒngliche Bezeichnung Provinz (englisch/französisch province) wurde am 12. November 2008 durch Region (englisch region, französisch rĂ©gion) ersetzt. Die Regionen gliedern sich in 58 Bezirke (departments/dĂ©partements) und mehr als 300 Gemeinden:

Bevölkerung

Demografie

Kamerun hatte 2022 27,9 Millionen Einwohner. Das jĂ€hrliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,6 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein GeburtenĂŒberschuss (Geburtenziffer: 34,4 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 8,2 pro 1000 Einwohner) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,4, die der Region West- und Zentral-Afrika betrug 4,9. Ausgehend von einem Höchststand von etwa 6,5 Kindern pro Frau Anfang der 1980er Jahre sinkt die Rate stetig. BegĂŒnstigt wird der Trend dadurch, dass immer mehr verheirateten Frauen moderne VerhĂŒtungsmittel zur VerfĂŒgung stehen. Dennoch liegt ihr Anteil 2020 bei nur 36 %. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 17,5 Jahren. Im Jahr 2023 waren 42,0 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre, wĂ€hrend der Anteil der ĂŒber 64-JĂ€hrigen 2,7 Prozent der Bevölkerung betrug.

Am dichtesten besiedelt sind das Grasland in der West- und Nordwest-Region, die KĂŒstenprovinz um die Hafenstadt Douala und das Gebiet um die Hauptstadt YaoundĂ©. DemgegenĂŒber sind die Mitte und der SĂŒdosten des Landes nur dĂŒnn besiedelt.

Bevölkerungsstruktur

Angaben zur Zahl der in Kamerun lebenden Ethnien unterscheiden sich stark und sind teilweise von Ideen kolonialer Herrschaftspraxis durchdrungen (Divide et impera). Grob können vier geographische RÀume mit kulturellen Clustern unterschieden werden:

  • Die Gesellschaften der KĂŒstenregion, unter anderem geprĂ€gt durch den im 15. Jahrhundert eintretenden Kontakt mit europĂ€ischen HĂ€ndlern (zum Beispiel Duala, Kpe/Bakwiri und Batanga-Gruppen)
  • Die Gesellschaften des SĂŒdlichen Waldlandes, grĂ¶ĂŸtenteils geprĂ€gt durch Migrationsbewegungen aus den benachbarten Savannengebieten, welche teilweise bereits vor einigen Jahrhunderten einsetzten. Die geringe Bevölkerungsdichte und das nur schwer zu durchdringende GelĂ€nde begĂŒnstigten die Bildung von segmentĂ€ren Gesellschaften mit besonderen Austauschformen (zum Beispiel Ewondo, Basaa, Ngumba, Eton, Bulu, Makaa, Njem, Ndzimu und Fang).
  • Die Gesellschaften des Berglandes im Westen, vor allem geprĂ€gt durch eine gĂŒnstige geographische Lage, welche bereits in vorkolonialer Zeit zu einer hohen Bevölkerungsdichte und damit einhergehend zu PhĂ€nomenen der sozialen Stratifikation gefĂŒhrt haben, unter anderem in Form einer Vielzahl kleinerer Königreiche (zum Beispiel Bamun, Bamileke-Gruppen).
  • Die Gesellschaften nördlich des Sanaga-Beckens, vor allem geprĂ€gt durch den Kontakt mit den Gesellschaften im Sahel sowie insbesondere durch die Fulbe-Invasion im 19. Jahrhundert beziehungsweise durch die Auseinandersetzung mit dieser (zum Beispiel Fulbe, Kanuri, Mandara, Musgum, Kotoko, Massa, Mundang, Gbaya, Kirdi).

Migration

Vor allem aus den NachbarlĂ€ndern Nigeria, Zentralafrikanische Republik und dem Tschad migrieren Menschen nach Kamerun. Der UNHCR zĂ€hlte im Juni 2015 insgesamt rund 400.000 FlĂŒchtlinge im Land. Im Jahre 2017 waren 2,2 % der Bevölkerung im Ausland geboren.

Sprachen

Die Zahlen zu den verschiedenen Sprachgruppen unterscheiden sich ebenfalls stark. Die Ethnologue-Datenbank listet aktuell 285 Sprachen auf, die im Land gesprochen werden. Jedoch ist auch diese Einteilung im Detail widersprĂŒchlich. Amtssprachen sind Französisch (circa 80 % der Bevölkerung) und Englisch (circa 20 % der Bevölkerung), entsprechend der Zuordnung der Verwaltungsdistrikte nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg (Völkerbundsmandate/UNO-Treuhandschaft). Kameruner Pidginenglisch dient als Lingua franca in den anglophonen Regionen; Camfranglais, eine Mischung aus Französisch, Pidgin und mehreren kamerunischen Sprachen, gewinnt in den frankophonen StĂ€dten und unter Jugendlichen an Bedeutung.

Die Hauptsprachen des Nordens sind Fulfulde, Kanuri, die Kotoko-Sprachen und Shuwa, im SĂŒden (etwa 40 % der Gesamtbevölkerung) vor allem Sprachen aus dem Nordwestzweig der Benue-Kongo-Familie (Duala, Basaa, Kpe-Mboko, Malimba-Yasa, Makaa, Njyem, Ndsimu, Ngumba und Kunabembe) und verschiedene Beti-Fang-Sprachen, darunter Ewondo, Bulu und Fang. Über 20 % sprechen sudanische und Az-Sande-Sprachen. Wichtige Sprachen im Westen sind GhomĂĄlĂĄ, Fe’fe’, Medumba und Yemba. Im Grenzgebiet zu Äquatorialguinea wird immer hĂ€ufiger Spanisch gesprochen. Rund 230.000 Menschen in Kamerun lernen Deutsch.

Religion

In Kamerun sind rund 69,2 Prozent der Bevölkerung Christen, detaillierter: etwa 38,4 Prozent AnhÀnger der katholischen Kirche Kameruns, 26,3 Prozent Protestanten, ca. 0,5 Prozent orthodoxe Christen und 4 Prozent AnhÀnger anderer christlicher Konfessionen. 20,9 Prozent der Einwohner sind Muslime und 5,6 Prozent sind AnhÀnger traditioneller west- und zentralafrikanischer Religionen. 1 Prozent bezeichnen sich als AnhÀnger anderer Religionen und 3,2 Prozent als religionsfrei.

Ein großer Teil der Bevölkerung praktiziert außerdem ĂŒberlieferte lokale Glaubensvorstellungen.

Als erste Missionare betraten befreite Sklaven afrikanischen Ursprungs der Jamaican Baptist Missionary Society 1841 das Land, 1845 folgte der englische Missionar und Ingenieur Alfred Saker. Die Kameruner Baptisten unterhalten seit ĂŒber 100 Jahren enge Beziehungen zum deutschen Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Im Zuge der deutschen Kolonialisierung wĂ€hrend des 19. Jahrhunderts kam 1886 die Basler Mission nach Kamerun. Aus ihren AktivitĂ€ten sind zwei reformierte Kirchen entstanden: Die Presbyterian Church in Camerun (PCC) und die Eglise Ă©vangelique du Cameroun (EEC). Die Basler Mission Deutscher Zweig und die ihr verbundene Schweizer mission21 sind heute mit zahlreichen sozialen Projekten dort aktiv.

Acht Pallottinerpatres erreichten am 25. Oktober 1890 unter der FĂŒhrung des Paters Heinrich Vieter Duala. Heute ist die katholische Pallottiner-Mission in Kamerun im SĂŒden (Kribi und Doume) von Bedeutung.

Bildungswesen

Staatliche UniversitĂ€ten gibt es in YaoundĂ©, Douala, Buea, Dschang, NgaunderĂ©, Bamenda, Maroua und Bertoua. Neben den konfessionell geprĂ€gten Hochschulen (katholische zentralafrikanische UniversitĂ€t in YaoundĂ©, protestantische zentralafrikanische UniversitĂ€t in YaoundĂ©, die adventistische UniversitĂ€t in Nanga Ebogo), gibt es eine wachsende Zahl an privaten Hochschulen (zum Beispiel UniversitĂ€t des Montagnes in BangantĂ© und die Bamenda-UniversitĂ€t der Technologie und Wissenschaften, Douala Institute of Technology). DarĂŒber hinaus gibt es in SangmĂ©lima (SĂŒd-Kamerun) die 2015 eröffnete Cameroon-Congo Inter-State University mit einem Schwerpunkt in technischen FĂ€chern (Informations- und Kommunikationstechnologie). Der zweite Standort liegt in Ouesso (Republik Kongo).

Die Einschulungsquote betrĂ€gt 79 Prozent und ist fĂŒr afrikanische VerhĂ€ltnisse hoch, jedoch besteht ein starkes SĂŒd-Nord-GefĂ€lle. Der Schulbesuch an staatlichen Grundschulen ist kostenlos. Schulmaterial, Uniformen und Pausenverpflegung mĂŒssen von den Eltern getragen werden, was in den sĂŒdlichen Provinzen die Einschulungsrate senkt. In den nördlichen Provinzen ist die Einschulungsrate auch aus kulturellen GrĂŒnden niedriger. Trotz der Schulpflicht betrĂ€gt der Anteil der Analphabeten ĂŒber 25 Prozent. Die erwartete Dauer des Schulbesuchs betrug im Jahr 2021 10,3 Jahre.

Eine Auswertung der Daten des 2001 Cameroon Household Survey ergibt eine Chancengleichheit fĂŒr Jungen und MĂ€dchen bei der Einschulung; bei MĂ€dchen zeigt sich jedoch eine höhere Schulabbruchquote, sobald ihre Schulkarriere UnregelmĂ€ĂŸigkeiten aufweist.

Gesundheitswesen

Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 2018 praktizierten in Kamerun 1,3 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner. Die Lebenserwartung der Einwohner Kameruns ab der Geburt lag 2022 bei 61 Jahren (Frauen: 62,6, MĂ€nner: 59,4). Die Lebenserwartung stieg von 2000 nach 2022 um 15 %. Die Sterblichkeit bei unter 5-jĂ€hrigen betrug 2022 69,8 pro 1000 Lebendgeburten. Weit verbreitete Krankheiten sind Malaria, Tuberkulose und aufgrund des unzureichenden Zugangs zu sauberem Wasser auch Cholera. Je nach Quelle sind zwischen 1,8 Prozent und 3,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert.

Geschichte

Das Gebiet bis zum 19. Jahrhundert

Bis 1884 wurde das Gebiet des heutigen Staates Kamerun von einer Vielzahl unterschiedlich organisierter Gesellschaften besiedelt.

Der europĂ€ische Einfluss begann im Jahr 1472, als portugiesische Seeleute an der KĂŒste Kameruns landeten. Kamerun erhielt seinen Namen aufgrund der vielen Krabben im Fluss Wouri (damals Rio dos CamarĂ”es, Krabbenfluss). Um 1520 begann ein Handel mit den Portugiesen insbesondere mit Elfenbein und Zuckerrohr. Der Sklavenhandel erlangte an der Kameruner KĂŒste nie eine besondere Bedeutung; schon 1820 wurde der Sklavenhandel aufgehoben und die SklavenhĂ€ndler wurden verfolgt. Schließlich unterzeichneten am 10. Juli 1840 die Douala-Könige mit Großbritannien die völkerrechtlichen VertrĂ€ge fĂŒr das weltweite Verbot des Menschenhandels bzw. der Sklaverei. (Zum Vergleich: In den USA wurde die Sklaverei 1865, in Brasilien 1888 und in Saudi-Arabien 1963 abgeschafft.) Der Sklavenhandel wurde im 19. Jahrhundert durch den Handel mit Palmöl und Palmkernen abgelöst. Die starke Nachfrage war ein Ergebnis der industriellen Revolutionen in Teilen Europas.

Deutsche Kolonie Kamerun

1868 wurde durch die Errichtung von Handelsniederlassungen des Hamburger Handelshauses Woermann an der MĂŒndung des Wouri der deutsche Einfluss auf Kamerun immer stĂ€rker. Am 14. Juli 1884 schloss der deutsche Generalkonsul Gustav Nachtigal als Kaiserlicher Kommissar mit mehreren Headmen der Duala und anderen regionalen Herrschern SchutzvertrĂ€ge ab und proklamierte damit das Schutzgebiet Kamerun als Deutsche Kolonie. Dabei bezog sich die Namensgebung zunĂ€chst auf den Schutz deutscher Wirtschaftsinteressen. Die faktische Inbesitznahme des Hinterlandes und die gewaltsame oder kooperative Integration der dortigen Gesellschaften vollzog sich im Laufe der folgenden 30 Jahre und war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch nicht endgĂŒltig abgeschlossen.

Im Jahr 1911 erfolgte im Marokko-Kongo-Abkommen auf Kosten der französischen Kolonien in Zentralafrika eine bedeutende VergrĂ¶ĂŸerung der Kolonie (Neukamerun). Im Versailler Vertrag (Artikel 125) wurden diese Territorien wieder Frankreich zugeordnet.

Im Ersten Weltkrieg konnte sich die zahlenmĂ€ĂŸig und materiell unterlegene deutsche Schutztruppe zwei Jahre in Kamerun halten. 1916 ergab sich die letzte Garnison in Mora (Nordkamerun) der britischen Kolonialarmee.

In der deutschen Kolonialzeit zwischen 1884 und 1919 verlor Kamerun Zehntausende von kulturellen und kĂŒnstlerischen Objekten, von denen sich heute etwa 40.000 in deutschen Museen befinden.

Französisch-Britisches Mandat

Durch den Versailler Vertrag von 1919 ging Kamerun offiziell in den Besitz des Völkerbundes ĂŒber, der wiederum ein Mandat zur Verwaltung an Großbritannien und Frankreich gab. Es kam zur Aufteilung des Landes, bei der Frankreich vier FĂŒnftel erhielt.

Frankreich betrieb eine massive Assimilationspolitik. Der Gebrauch lokaler Sprachen in Schulen wurde verboten. Auch wurden nach 1929 infolge der Weltwirtschaftskrise die MobilitÀt eingeschrÀnkt und ein Zwangsarbeitsstatut verhÀngt, das an das deutsche Zwangsarbeitssystem vor dem Ersten Weltkrieg erinnerte.

Die Bananen- und Kakaoplantagen am Kamerunberg lagen nach 1919 im britischen Mandatsgebiet. Sie wurden enteignet, aber 1924 konnten die deutschen Unternehmen die Pflanzungen auf einer Londoner Auktion zurĂŒckkaufen. Nach 1933 wurden die Kameruner Plantagen zum Versuchsfeld einer zukĂŒnftigen nationalsozialistischen Kolonialwirtschaft („Deutsche Kamerun-Bananen“).

1940 trat der Hochkommissar der Vichy-Regierung fĂŒr das französische Mandatsgebiet auf die Seite der Bewegung France Libre ĂŒber.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) wurden beide Völkerbundmandate durch die UNO in Treuhandmandate umgewandelt. Ziel der UNO war es, eine allmÀhliche Selbstverwaltung oder die UnabhÀngigkeit des Gebietes zu erreichen.

Der Weg zum Frauenwahlrecht verlief in den beiden Mandatsgebieten unterschiedlich: Das französische Gebiet folgte dem Muster anderer französischer Kolonien in Westafrika: Mit der GrĂŒndung der Französischen Union und der Vierten Republik erhielten Frauen am 27. Oktober 1946 das Wahlrecht. Das passive Wahlrecht wurde in dem Gesetz nicht ausdrĂŒcklich erwĂ€hnt, war aber auch nicht ausgeschlossen. Entsprechend der Loi Lamine GuĂšye hatten alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zwar bei Wahlen zum französischen Parlament und auch bei lokalen Wahlen ein Wahlrecht, doch wurde in zwei Klassen gewĂ€hlt, was der französischstĂ€mmigen Bevölkerung einen Vorteil verschaffte. Dieses Zweiklassenwahlrecht wurde erst am 23. Juni 1956 durch die loi-cadre Defferre abgeschafft und bei der UnabhĂ€ngigkeit bestĂ€tigt. Das britische Gebiet wurde bis 1954 von Nigeria verwaltet. 1954 wurde das House of Assembly SĂŒdkameruns geschaffen, das 1959 das uneingeschrĂ€nkte allgemeine Wahlrecht garantierte. 1961 trat der sĂŒdliche Teil des britischen Gebiets der gerade unabhĂ€ngig gewordenen Bundesrepublik Kamerun bei, der Nordteil dem ĂŒberwiegend muslimischen Nordteil Nigerias. Dies hatte zur Folge, dass Frauen dort erst 1976 das Wahlrecht erhielten.

1947 wurde durch Frankreich die AssemblĂ©e reprĂ©sentative du Cameroun geschaffen, deren Mitglieder durch ein duales Wahlkollegium (24 Sitze fĂŒr die „Kameruner“ und 16 Sitze fĂŒr die „Siedler“) bestimmt wurden.

1956 wurde durch das Rahmengesetz Defferre (loi-cadre Defferre) den französischen Kolonien und Mandatsgebieten (Togo und Kamerun) eine interne und begrenzte Autonomie zugestanden.

1957 wurde durch allgemeine Wahlen die AssemblĂ©e lĂ©gislative du Cameroun (deutsch etwa „Kamerunische verfassungsgebende Versammlung“) bestimmt. Am 10. Mai 1957 wurde durch den französischen Hochkommissar (Pierre Messmer) AndrĂ© Marie Mbida als MinisterprĂ€sident der ersten kamerunischen Regierung ernannt, die begrenzte Kompetenzen hatte (insbesondere die Bereiche Sicherheit, Außenpolitik und WĂ€hrungspolitik verblieben bei Frankreich). Nach dem Sturz der Regierung Mbida 1958 wurde er von Pierre Messmer durch Ahmadou Ahidjo ersetzt. Im Oktober 1959 wurde der Notstand (Ă©tat d’urgence) ausgerufen, der ihm weitreichende Vollmachten verschaffte. Am 13. MĂ€rz 1959 entschied, auch nach Pressionen der Mandatsmacht Frankreich, die Vollversammlung der Vereinten Nationen in der Resolution 1349, dass vor der UnabhĂ€ngigkeit keine Volksbefragung zur Wahl des ersten PrĂ€sidenten nach der UnabhĂ€ngigkeit durchgefĂŒhrt werden mĂŒsste.

UnabhÀngigkeitskrieg

Ab 1945 kam es wiederholt zu AufstĂ€nden gegen die französischen SicherheitskrĂ€fte und zum Kampf um die UnabhĂ€ngigkeit des französischen Treuhandgebietes. 1948 entstand aus dem Umfeld der gewerkschaftlichen Bewegung die Union des Populations du Cameroun (UPC), welche sich bis zu ihrem Verbot durch den Hochkommissar Roland PrĂ© am 13. Juli 1955 mit politischen Mitteln fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit des Mandatsgebiets einsetzte. Der bewaffnete Kampf der UPC respektive genauer ihres militĂ€rischen Armes der ANLK (ArmĂ©e nationale de Liberation du Kamerun, man beachte die deutsche Schreibweise) zunĂ€chst gegen die Mandatsmacht Frankreich und spĂ€ter gegen die Regierung Ahidjo begann Mitte 1955 und endete 1971 mit der Hinrichtung von Ernest OuandiĂ© im Januar 1971 in Bafoussam.

Am 1. Januar 1960 erhielt das französische Kamerun nach einer Volksabstimmung und nach dem Auslaufen des UN-Mandats die UnabhĂ€ngigkeit und nannte sich Republik Kamerun. In der 15. Generalversammlung der Vereinten Nationen wurde im Dezember 1960 festgelegt, dass auch die Treuhandgebiete in die UnabhĂ€ngigkeit zu entlassen sind. Dies konnte erfolgen durch vollstĂ€ndige UnabhĂ€ngigkeit, freie Assoziierung mit einem bereits unabhĂ€ngigen Staat oder Integration in einen unabhĂ€ngigen Staat. Die britischen TreuhĂ€nder verweigerten ihren Treuhandgebieten die erste Option, die vollstĂ€ndige UnabhĂ€ngigkeit. Der Norden des britischen Mandats-Treuhandgebietes stimmte deswegen in einer entsprechenden Volksabstimmung fĂŒr den Anschluss an Nigeria, der sĂŒdliche Teil entschied sich fĂŒr einen Anschluss an die Republik Kamerun in Form einer Föderation. Die UnabhĂ€ngigkeit und der gleichzeitige Anschluss erfolgte am 1. Oktober 1961. Der so gebildete Staat nannte sich Föderative Republik Kamerun. Das ist der Hintergrund dafĂŒr, dass inzwischen mit Französisch und Englisch zwei Amtssprachen in Kamerun anerkannt sind.

Zeit der UnabhÀngigkeit

Der vom MinisterprĂ€sidenten zum kamerunischen StaatsprĂ€sidenten aufgestiegene Fulbe Ahmadou Ahidjo errichtete eine Diktatur. Außenpolitisch lehnte sich die FĂŒhrung des Landes eng an Frankreich an. Mit Hilfe verdeckter und offener französischer UnterstĂŒtzung und brutaler Repression gelang es Ahidjo, sein Regime zu festigen. Am 1. September 1966 wurde die Einheitspartei Union Nationale Camerounaise (UNC) gegrĂŒndet, die seit 1985 Rassemblement dĂ©mocratique du Peuple Camerounais bzw. Cameroon People’s Democratic Movement (RDPC) genannt wird.

1972 wurde ein Referendum ĂŒber die kĂŒnftige Staatsform durchgefĂŒhrt. In der Folge wurde die Bundesrepublik Kamerun in einen Einheitsstaat umgewandelt, die Vereinigte Republik Kamerun. Nach dem RĂŒcktritt des StaatsprĂ€sidenten Ahidjo am 6. November 1982 wurde sein Premierminister Paul Biya zum Staatsoberhaupt und Vorsitzenden der Einheitspartei UNC. Er gewann 1984 die Wahlen und konnte einen Putschversuch vereiteln. Mit der neugegrĂŒndeten Einheitspartei RDPC versprach Biya die Demokratisierung des Landes und mehr soziale Gerechtigkeit. Die Wahlen im Jahr 1988 gewann Biya, weil es keinen Gegenkandidaten gegeben hatte. Die wirtschaftliche und soziale Krise des Landes wĂ€hrend der 1980er Jahre wurde ihm und seinem Kabinett angelastet; sie belastete die Regierung. Die Forderungen nach Pressefreiheit und Beendigung des Einparteiensystems wurden immer lauter. Mit der Zulassung der Pressefreiheit erschienen viele kritische Zeitungen, und die Opposition im Land wurde immer stĂ€rker. Anfang der 1990er Jahre kam es vermehrt zu Unruhen und Generalstreiks mit der Forderung nach dem Ende der Monopolstellung der RDPC. Biya gab dem Druck der Straße zögerlich nach und ließ die Bildung von Oppositionsparteien zu, so dass 1992 die ersten freien Wahlen stattfanden, bei denen Biya erneut gewann. Die Opposition vermutete Wahlbetrug, da auslĂ€ndische Wahlbeobachter behindert wurden. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Oppositionsparteien zu sehr zersplittert waren (bei der Wahl traten 32 Parteien an), um ihre Stimmen zu bĂŒndeln. Trotzdem hatte das Wahlergebnis zur Folge, dass die RDPC (89 Sitze) mit der grĂ¶ĂŸten Oppositionspartei Nationale Union fĂŒr Demokratie und Fortschritt (UNDP) (65 Sitze) koalieren musste. Durch französische UnterstĂŒtzung und geschicktes Ausspielen seiner politischen Gegner konnte Biya bis 1997 seine Mehrheit im Parlament halten und wurde bei den Wahlen im gleichen Jahr bestĂ€tigt. Die geĂ€nderte Verfassung von 1996 sah die Dezentralisierung des Staates vor, unter anderem die EinfĂŒhrung einer zweiten Abgeordnetenkammer, des Senats.

Seit der UnabhĂ€ngigkeit, insbesondere der Schaffung eines Einheitsstaates sowie der Umbenennung der „Vereinigten Republik Kamerun“ in Republik Kamerun im Jahr 1984 gibt es im englischsprachigen Teil Southern Cameroons immer wieder Autonomiebestrebungen. Das South Cameroons National Council und die South Cameroons Ambazonia Consortium United Front (SCACUP) kĂ€mpfen fĂŒr einen Staat Ambazonia, dessen Name sich vom lokalen Namen Ambas Bay des KamerunĂ€stuars ableitet. 1984 wurde erstmals die Republic of Ambazonia ausgerufen. 2016 bis 2018 gab es Proteste; im Jahr 2017 wurden sie durch die Armee blutig niedergeschlagen. Bis Juni 2018 wurden laut Amnesty International 20 AnhĂ€nger Ambazonias von der Armee getötet, auf Seiten der Armee gab es 44 Tote.

Politik

Politisches System

Seit 1960 ist Kamerun eine PrĂ€sidialrepublik mit einer neuen Verfassung. Kamerun ist nach dieser Verfassung ein Einheitsstaat, wobei im Vergleich zu frĂŒher weiter dezentralisiert wurde. Der PrĂ€sident wird fĂŒr die Dauer von sieben Jahren gewĂ€hlt und kann nach einer VerfassungsĂ€nderung vom 10. April 2008 unbegrenzt zur Wiederwahl antreten. Die Nationalversammlung mit 180 Mitgliedern wird fĂŒr fĂŒnf Jahre gewĂ€hlt; die zweite Parlamentskammer, der Senat, wird indirekt gewĂ€hlt. Es herrscht ein Mehrparteiensystem.

Staatsoberhaupt ist seit 1982 Paul Biya. Bei den Wahlen 1997, 2004 und 2011 wurde er bestÀtigt. Die letzten Wahlen fanden am 7. Oktober 2018 statt. Paul Biya, damals 85-jÀhrig, trat erneut an und wurde mit 71 Prozent der Stimmen wiedergewÀhlt. Regierungschef des Landes ist seit dem 4. Januar 2019 Joseph Dion Ngute, der Philémon Yang nach zehnjÀhriger Amtszeit ablöste.

Paul Biya hat die Mehrparteiendemokratie eingefĂŒhrt. Die aktuelle Regierungspartei ist der RDPC, die frĂŒhere Einheitspartei. Sie wurde seit dem Machtantritt Amadou Ahidjos und zuletzt bei der 2020 abgehaltenen Parlamentswahl in die Nationalversammlung in ihrer Mehrheit bestĂ€tigt. Die letzten Wahlen haben die Oppositionsparteien weiter geschwĂ€cht. Zu den Oppositionsparteien gehört die Front Social DĂ©mocrate (SDF, sozialdemokratisch) unter dem Parteichef John Fru Ndi. Sie hat ihre AnhĂ€nger vor allem im englischsprachigen Teil Kameruns. Die Opposition beklagt regelmĂ€ĂŸig Wahlmanipulationen, was z. B. von der Friedrich-Ebert-Stiftung bestĂ€tigt wird.

Recht

Das kamerunische Rechtssystem ist hybrid aufgebaut: Einerseits gilt fĂŒr Nachbarschaftsstreitigkeiten, KleinkriminalitĂ€t und Landstreitigkeiten lokales traditionelles, mĂŒndlich ĂŒberliefertes Recht. FĂŒr StrafrechtsfĂ€lle andererseits gilt geschriebenes, nach französischem Vorbild aufgebautes Recht. Nach „traditionellem Recht“ gesprochene Urteile können im „französischen“ Recht an das Gericht Großer Instanz (Tribunal of Grand Instance/Tribunal de Grande Instance) und schließlich an den Obersten Gerichtshof (Supreme Court/Court SuprĂšme) ĂŒbertragen werden. Das Gericht erster Instanz (Tribunal of First Instance/Tribunal de PremiĂšre Instance) nach französischem Recht steht auf der gleichen Stufe wie das traditionelle Recht, das damit also gleichbehandelt wird.

Seit 2007 gilt das Neue Strafprozessrecht (New Code of Penal Procedure/Nouveau code de procĂ©dure pĂ©nale), welche als wichtigste Neuigkeit das Prinzip des Habeas Corpus gebracht hat, d. h. das Recht auf Schutz vor willkĂŒrlicher Inhaftierung. Die Fristen fĂŒr Anklagen, Inhaftierung ohne Anklage und das Recht auf einen Anwalt werden nunmehr garantiert. Die Polizei wurde seitdem in mehreren Wellen entsprechend ausgebildet. Das neue Gesetz hat klare Fortschritte auf dem Weg hin zu einem Rechtsstaat gebracht.

Kamerun hat im Zuge der Dekolonisation in der Rechtsprechung Urteile wegen „Hexerei“ zugelassen. Seitdem können Menschen durch das Hinzuziehen eines witch doctors als Zeugen der Hexerei fĂŒr schuldig erklĂ€rt werden – die Bestrafung beinhaltet hohe Geldstrafen bis hin zu langjĂ€hriger Haft oder Zwangsarbeit. Der Glaube an Hexerei ist in Kamerun weit verbreitet.

Ebenfalls mit Haft bedroht ist HomosexualitĂ€t. Die Haftstrafe betrĂ€gt sechs Monate bis zu fĂŒnf Jahren, zudem wird ein Bußgeld von (umgerechnet) bis zu 305 Euro auferlegt.

Politische Indizes

Außenpolitik

Kamerun ist Mitglied des Commonwealth of Nations. Es ist das erste Land, das dem Bund beigetreten ist, ohne vorher vollstĂ€ndig eine Kolonie Großbritanniens gewesen zu sein. Das Land hat zudem traditionell gute Beziehungen zur zweiten ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Kamerun ist UN-Mitglied. Es ist auch ein Mitglied der Organisation fĂŒr Islamische Zusammenarbeit (OIC), obwohl nur etwa 20 Prozent der Einwohner Muslime sind.

Kamerun ist bestrebt, gute Beziehungen zu den Nachbarstaaten zu haben. Der frĂŒher teils gewaltsame Grenzstreit um die Bakassi-Halbinsel mit dem mĂ€chtigen Nachbarstaat Nigeria ist durch ZugestĂ€ndnisse Nigerias 2008 friedlich beigelegt worden. Seitdem haben sich die Beziehungen zu Nigeria verbessert. Des Weiteren engagiert sich Kamerun in der Zentralafrikanischen Republik mit einer 120 Mann starken Friedenstruppe und nahm zahlreiche FlĂŒchtlinge aus dem Tschad auf. Auch wenn Kamerun als ein StabilitĂ€tsanker in der Region angesehen wird, mehren sich die Warnungen vor zukĂŒnftigen GewaltausbrĂŒchen im Land, insbesondere im Zusammenhang mit der allgemein als ungeklĂ€rt angesehenen Nachfolgeregelung fĂŒr das Amt des StaatsprĂ€sidenten.

Kamerun unterhÀlt besonders freundliche Beziehungen zu Frankreich, gehört deshalb zu den SchwerpunktlÀndern der französischen Entwicklungszusammenarbeit und ist Mitglied der Francophonie.

Nach 2006 entwickelten sich die Beziehungen zu China sprunghaft. China weitete seinen Einfluss auf Kamerun und andere afrikanische LÀnder seit dem China-Afrika-Gipfel aus. Zahlreiche chinesische Unternehmen sind in Kamerun tÀtig und der Handel mit der Volksrepublik China ist stark gewachsen.

Kamerun ist Mitglied der Internationalen Kakao-Organisation.

Menschenrechte

Ein im Jahr 2014 erlassenes Antiterrorgesetz schrÀnkt die Meinungsfreiheit und politische Opposition in dem Land stark ein.

Das Land verfolgt HomosexualitĂ€t strafrechtlich, „aggressiver als fast jedes andere Land auf der Welt.“

MilitÀr

Das Kamerunische MilitĂ€r verfĂŒgt ĂŒber eine Territorialarmee, eine Marine, LuftstreitkrĂ€fte und eine paramilitĂ€rische Gendarmerie und hat zurzeit rund 25.400 aktive und 9.000 paramilitĂ€rische Soldaten im Dienst. Eine Wehrpflicht besteht nicht. Kamerun gab 2020 knapp 1,0 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 408 Millionen US-Dollar fĂŒr seine StreitkrĂ€fte aus.

Wirtschaft und Verkehr

Die Wirtschaft Kameruns konnte im Gegensatz zu denen der meisten anderen afrikanischen Staaten lange Zeit von einer liberalen Wirtschaftspolitik profitieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes betrug im Jahre 2023 rund 49,3 Milliarden Dollar (2002: 8,9 Milliarden Euro).Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegt Kamerun Platz 116 von 137 LĂ€ndern (Stand 2017–2018). Der Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit 2024 des Landes war der 120 höchste von 176 LĂ€ndern.

Das BIP des Landes setzt sich zusammen aus 23 Prozent Landwirtschaft, 28 Prozent Industrie und 49 Prozent Dienstleistungen. Obwohl die Landwirtschaft nur 23 Prozent des BIPs ausmacht, sind rund 50 Prozent der ErwerbstĂ€tigen in der Landwirtschaft tĂ€tig. Jedoch ist diese Zahl in den letzten Jahren leicht rĂŒcklĂ€ufig.

Douala ist das wirtschaftliche Zentrum der CEMAC-Zone.

2010 besuchten knapp 569.000 Touristen das Land. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich 2015 auf 450 Mio. US-Dollar.

Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosigkeit lag im Jahre 1992 wohl bei etwa 25 Prozent, wurde aber offiziell mit 7,6 % beziffert. 2021 lag sie nach offizieller SchĂ€tzung bei 3,9 %. Ein großer Anteil der Bevölkerung ist im informellen Sektor ohne Sozialversicherung und ohne Schutz durch das Arbeitsrecht beschĂ€ftigt. Der grĂ¶ĂŸte Arbeitgeber, der Angestellte nach geltendem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht anstellt, ist der Staat.

Das geltende Arbeitsrecht ist nach französischem Vorbild ausgestaltet und bewirkt einen großzĂŒgigen Schutz der Arbeitnehmer (Mindestlohn nach category of employment/catĂ©gorie d’emploi, basierend auf erreichter Ausbildungsstufe, gesetzliche AbgangsentschĂ€digungen nach Dienstjahren, wenige mögliche EntlassungsgrĂŒnde, großzĂŒgige KĂŒndigungsfristen). In der RealitĂ€t werden die meisten Angestellten außerhalb des staatlichen Sektors schwarz angestellt und das Arbeitsrecht nur beschrĂ€nkt beachtet (siehe Kapitel Korruption).

Die staatliche Arbeitsverwaltung, der Fonds National de l’Emploi oder National Employment Fund mit Hauptsitz in YaoundĂ© und 16 ArbeitsĂ€mtern landesweit (drei davon in Douala), versucht aktiv, die Arbeitslosigkeit zu bekĂ€mpfen.

Außenhandel

Das Land importiert Waren im Wert von 1,205 Billionen CFA-Francs. Importwaren sind vor allem Alkohol und Rohstoffe zur Produktion alkoholischer GetrĂ€nke, mineralische und andere Rohstoffe, Halbfertigwaren, industrielle VerbrauchsgĂŒter, Nahrungsmittel, Tabak und TransportausrĂŒstungen. Etwas mehr wird in andere LĂ€nder exportiert: 1,363 Billionen CFA-Francs, darunter vor allem Erdöl, Holzprodukte, Kakao, Kaffee und im Inland produzierte Lebensmittel. Kamerun hat den höchsten Holzeinschlag aller Staaten Afrikas, der meist unzertifiziert und zu einem großen Teil illegal exportiert wird. Die wichtigsten Handelspartner waren 2015 China, Indien und Frankreich.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft Kameruns ist stark diversifiziert. Landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Erzeugnisse sind wichtige ExportgĂŒter. Dazu gehören Kakao, Kaffee, Bananen, Kautschuk, Baumwolle, Zuckerrohr, Mais und Reis. Abholzung und das Vordringen der Landwirtschaft in die Waldgebiete bedrohen Kameruns WĂ€lder zunehmend.

Rohstoffförderung

Kamerun verfĂŒgt ĂŒber Vorkommen an Rohöl (Hauptexportgut), Eisenerz, Bauxit, Mangan, Kobalt, Nickel, Rutil und Gold. In der Vergangenheit haben verschiedene auslĂ€ndische Unternehmen Konzessionen erhalten, die Erschließung der Rohstoffvorkommen ist jedoch schwierig und kostenintensiv. Die Rohölproduktion erreichte in den frĂŒhen 1990er Jahren seinen bisherigen Höhepunkt mit rund 140.000 Barrel/Tag. Im April 2023 wurden nur noch etwa 55.000 Barrel/Tag gefördert, wobei die Produktion zwischen 1990 und 2023 durch wiederholte starke AbfĂ€lle gefolgt von grĂ¶ĂŸeren Anstiegen gekennzeichnet gewesen ist. Daher könnte die Produktion durch entsprechende Investitionen wieder deutlich steigen. Im Jahr 2019 lag der Verbrauch an Rohölprodukten bei 37.900 Barrel/Tag. Damit ist Kamerun ein Netto-Ölexporteur und Erdöl sowie Erdölprodukte waren 2021 gemessen am Wert das wichtigste Exportgut, gefolgt von Erdgas, Kakao, Holz, Gold und Bananen. Die Förderung von Erdgas dĂŒrfte weiter ansteigen und angesichts eines geringen Eigenverbrauchs wĂŒrden die Exporte weiter zulegen und könnten zum wichtigsten Rohstoff fĂŒr die Wirtschaft Kameruns werden. 2019 lag die Produktion bei ~2,678 Milliarden Kubikmetern, der Verbrauch bei ~986,19 Millionen Kubikmetern, womit die Exporte bei rund 1,603 Milliarden Kubikmetern lagen.

Energieversorgung

Etwas mehr als die HĂ€lfte der Bevölkerung hat Zugang zu einer elektrischen Energieversorgung. In den lĂ€ndlichen Gebieten ist die Versorgung mit nur etwa 14 Prozent sehr gering. Die Wasserkraft macht mit 77 Prozent den grĂ¶ĂŸten Anteil an der Energieversorgung aus. Die Gesamtleistung der Wasserkraftwerke betrĂ€gt 721 MW, die grĂ¶ĂŸten befinden sich am Fluss Sanaga, wovon allerdings 60 Prozent fĂŒr die Aluminiumindustrie genutzt werden. Das Kraftwerk in EdĂ©a, am ÉdĂ©a Reservoir, hat eine Leistung von 264 MW, das in Song Loulou 384 MW.

Korruption

Die Korruption ist ein weit verbreitetes Problem. Kamerun nimmt seit Jahren einen Rang im hinteren Drittel der Weltrangliste der Korruption (Corruption Perceptions Index – CPI) von Transparency International ein. Die Begriffe, die in Kamerun fĂŒr Korruption benutzt werden, sind vielfĂ€ltig: Gombo, biĂšre, taxi, carburant, motivation, le tchoko und andere.

Seit den massiven Lohnsenkungen in der Folge der AusteritĂ€tsmaßnahmen des Internationalen WĂ€hrungsfonds IMF zu Beginn der 1990er Jahre hat sich das PhĂ€nomen vervielfacht. Die ĂŒberbordende BĂŒrokratie und Intransparenz der administrativen Prozeduren fördert das PhĂ€nomen. Die Justiz gilt als vollstĂ€ndig korrupt. Lynchjustiz gegenĂŒber auf frischer Tat ertappten StraftĂ€tern ist weit verbreitet und wird in der Regel durch das mangelnde Vertrauen in die IntegritĂ€t der SicherheitskrĂ€fte begrĂŒndet.

Der Hafen von Douala gilt als eines der Zentren der Korruption. Die Zollabfertigung ist von Intransparenz, WillkĂŒr und BĂŒrokratie gekennzeichnet. Die AbfertigungsgebĂŒhren sind sehr hoch. Zölle werden in drei Tarifstufen (10 Prozent, 20 Prozent und 30 Prozent) erhoben. Wegen der hohen Transportkosten, welche in die Zollberechnung gemĂ€ĂŸ internationalem Standard eingehen und der darauf erhobenen Mehrwertsteuer von 19,25 Prozent ergeben sich sehr hohe Beschaffungsnebenkosten, welche große Korruptionsanreize generieren und in der Volkswirtschaft erhebliche SchĂ€den verursachen (SteuerausfĂ€lle, hohe Kosten fĂŒr Importwaren generell und InvestitionsgĂŒter im Besonderen, Rechtsunsicherheit, Wettbewerbsverzerrungen).

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 6,5 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 4,7 Milliarden US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6,1 Prozent des BIP. Die Staatsverschuldung betrug 2016 32,8 Prozent des BIP.

Umwelt- und Naturschutz

Kamerun zĂ€hlt weltweit zu den LĂ€ndern, dessen SĂ€ugetier-Populationen am stĂ€rksten durch Jagd bedroht sind. Es wird erwartet, dass die BestĂ€nde von mehr als der HĂ€lfte aller Arten um 70 bis 100 Prozent durch JagdaktivitĂ€ten zurĂŒckgehen.

Im Jahr 2008 wurde entlang der Grenze zu Nigeria der Takamanda-Nationalpark eingerichtet, um die vom Aussterben bedrohten Cross-River-Gorillas zu schĂŒtzen. Jagd und Entwaldung hatten zu einem RĂŒckgang der Population auf unter 300 Tiere weltweit gefĂŒhrt. Eine weitere Schutzzone ist das Banyang-Mbo-Naturschutzreservat, in dem der Waldelefant (Loxodonta cyclotis) lebt.

Zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört seit 1987 das Wildtierreservat Dja.

Auf der UNESCO-Welterbe-Vorschlagsliste stehen seit dem Jahr 2006 folgende Nationalparks:

  • Boumba-Bek-Nationalpark
  • Campo-Ma’an-Nationalpark
  • Korup-Nationalpark
  • LobĂ©-Wasserfall nahe Kribi
  • LobĂ©kĂ©-Nationalpark
  • Nki-Nationalpark
  • kamerunischer Teil des Tschadsees
  • Waza-Nationalpark

Verkehr

Der Schienenverkehr in Kamerun wird von Camrail betrieben, besitzt aber nur ein sehr rudimentĂ€res Streckennetz, das nicht das gesamte Land erschließt.

Das gesamte Straßennetz umfasste 2016 etwa 51.350 km, wovon jedoch nur 4108 km asphaltiert sind.

Kultur

Der Nationalfeiertag wird am 20. Mai mit Paraden der Uniformierten Staatsdienste und der Organisationen der Zivilgesellschaft (Schulen, Parteien, Firmen etc.) gefeiert. Die wichtigste Parade findet in Yaoundé am Boulevard of 20th May / Boulevard du 20 mai statt.

Bildende Kunst

Das Kameruner Grasland, das Übergangsgebiet zwischen der Savannenzone im Norden und den sĂŒdwĂ€rts anschließenden WĂ€ldern, ist als eines der produktivsten Zentren westafrikanischer Kunst renommiert. Der Wiener Ethnologe Walter Hirschberg verglich die Region mit einer KĂŒnstlerstraße. In der Geschichte kĂŒnstlerisch herausragende Volksgruppen sind die von Nordosten zugewanderten Tikar, das große Volk der Bamileke sowie die Bamun um Foumban, die wegen ihrer hoch entwickelten Hofkunst berĂŒhmt wurden. In Sultan Njoya fanden sie einen eifrigen Förderer der Kunst.

Wichtige kĂŒnstlerische Fertigungen sind verschiedene Arten von Masken – auch in Tierform, reich beschnitzte TĂŒrpfosten, Trommeln und Hocker sowie Glasperlenapplikationen an Stoffmasken, Kalebassen, Figuren und thronartigen Sesseln.

Namhafte Vertreter der bildenden Kunst in der Gegenwart sind u. a. Pascale Marthine Tayou, Hervé Yamguen und Joseph-Francis Sumégné. Als zentrales Treffen hat sich in den vergangenen Jahren der vom Kunstzentrum Doual'art organisierte Salon Urbain de Douala (SUD) etabliert.

Medien

GrĂ¶ĂŸte Tageszeitung ist die staatliche Cameroon Tribune mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren, gefolgt von den VerlagsblĂ€ttern Le Messager und La Nouvelle Expression (je ca. 15.000) sowie Le Jour Quotidien und Mutations (je ca. 5000 StĂŒck). Hörfunk und Fernsehen werden hauptsĂ€chlich vom staatlichen Cameroun Radio TĂ©lĂ©vision/Cameroon Radio Television (CRTV) betrieben. Daneben gibt es Relais-Ausstrahlungen der Auslandsdienste BBC World Service und Radio France Internationale auf UKW. Daneben bestehen kleinere regionale und kommerzielle Stationen. Im Jahr 2020 nutzten 37,8 Prozent der Einwohner Kameruns das Internet.

Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen sieht in Kamerun eine schwierige Lage fĂŒr die Pressefreiheit.

Literatur

Zu den bekannten kamerunischen Schriftstellern französischer Sprache zĂ€hlen Francis Bebey, Mongo Beti, Calixthe Beyala, PapĂ© Mongo, Ferdinand Oyono und RenĂ© PhilombĂ©. Mongo Beti sorgte schon in seinem 1956 erschienenen Roman Le pauvre Christ de Bomba (Der arme Christ von Bomba) mit seiner kritischen Darstellung der Missionare fĂŒr Aufsehen. Jean IkellĂ©-Matiba (1936–1984), der zeitweise in Frankreich und Deutschland lebte, verarbeitete in seinem mit dem Großen Literaturpreis von Schwarzafrika ausgezeichneten Buch Cette Afrique-lĂ  (1963) die Kolonialperiode. In deutscher Sprache erschien Adler und Lilie in Kamerun: Lebensbericht eines Afrikaners. Es erzĂ€hlt die Geschichte eines Kameruners, der – preußisch-protestantisch sozialisiert – fĂŒr die deutschen Eroberer arbeitete und unter der französischen Kolonialverwaltung in sein Dorf zurĂŒckkehrte. Patrice Nganang (* 1970) in Yaounde, studierte u. a. in Frankfurt und Berlin Literaturwissenschaft und lebt seit 2000 in den USA, wo er an der Shippensburg University / Pennsylvania arbeitet. 2001 erhielt er fĂŒr Temps de chien den Prix Litteraire Marguerite Yourcenar und 2002 den Großen Literaturpreis fĂŒr Schwarzafrika.

Zu den englischsprachigen, stark durch die Literatur Nigerias beeinflussten, Schriftstellern Kameruns zĂ€hlen Sankie Maimo (mit I am Vindicated von 1959, der ersten literarische Veröffentlichung eines englischsprachigen Kameruners ĂŒberhaupt, und A Few Nights and Days, 1966), der Theaterautor Bole Butake, Mbella Sonne Dipoko, Jedida Asheri (Promise, 1969), Kenjo Jumbam (The White Man of God, 1980) und Nsanda Eba (The Good Foot, 1977).

Film

Bekannt wurden insbesondere die Regisseure Jean-Marie Teno und Jean-Pierre Bekolo. Auch der Schauspieler Emile Abossolo M’bo ist in den letzten Jahren als Charakterdarsteller vieler afrikanischer Filme bekannt geworden (unter anderem Ezra von Newton I. Aduaka, Les Saignantes von Jean-Pierre Bekolo, Als der Wind den Sand berĂŒhrte von Marion HĂ€nsel, Africa Paradis von Sylvestre Amoussou). Er spielt auch in Night on Earth von Jim Jarmusch mit.

Musik

Einer der berĂŒhmtesten Musiker des Landes ist der Dichter, SĂ€nger, Komponist und Liedermacher Francis Bebey. Er verfasste 1969 das musikethnologische Werk Musique de L’Afrique, das in der englischen Übersetzung von 1975, African Music: A People’s Art, weit verbreitet wurde. Ebenfalls ist Manu Dibango, der mit seinem Album Soul Makossa bekannt wurde, zu erwĂ€hnen. Makossa ist die Musikrichtung bzw. der Rhythmus, die/der in der Littoralprovinz rund um die Stadt Douala zu Hause ist. Die Musik wurde von Nelle Eyoum entwickelt. Weitere Vertreter sind Albert Premier, Ange Bagnia, Ben Decca, Efilingue Hiroshima und Grace Decca. Der Tanz- und Musikstil Bikutsi stammt aus der Gegend um YaoundĂ©. Moderne PopsĂ€nger sind Dora Decca aus Douala, Petit Pays, SĂ©rgio Polo und Longue Longue. Im musikalischen Segment der Gospels und Spirituals hat sich die SĂ€ngerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum aus Bafang in Deutschland, Frankreich und Kamerun einen Namen gemacht. Im Bereich Jazz/Weltmusik ist der aus Kamerun stammende Multiinstrumentalist Richard Bona hervorzuheben und auch Jean FĂ©rouze Darouiche, der mit der aus drei BrĂŒdern bestehenden Formation Voodoo Gang 1986 mit dem Preis fĂŒr die Best Ethno-Jazz Recording ausgezeichnet wurde. Wes Madiko verbindet traditionelle Musik aus Ost-Kamerun mit modernen EinflĂŒssen. Keng Godefroy, Saint Bruno, No T’ack De wo, Tala Jeannot, Takam II und Tapros – alle aus der Bamilike-Region – spielen traditionelle Musik des Graslandes und mischen moderne Elemente in unterschiedlichem Ausmaß bei. Das Zentrum der kamerunischen Musikindustrie ist Douala, wo sich eine bedeutende Anzahl von Musikern, Studios und Video-Produktionsfirmen konzentriert.

Afrikanische Bogenharfen vom Typ der kundi der Azande erstrecken sich in einem zusammenhĂ€ngenden Verbreitungsgebiet von Nordkamerun ĂŒber Zentralafrika bis in den SĂŒdsudan. Die fĂŒr SĂŒdkamerun charakteristischen Musikinstrumente sind die Stegharfe mvet, die zu einer epischen Gesangstradition gehört, und das tragbare Xylophon mendzan, das zusammen mit Schlitztrommeln, einfelligen Standtrommeln und Rasseln das traditionelle Bikutsi-Ensemble prĂ€gt. Die Bamileke im Westen sind fĂŒr zeremonielle MaskentĂ€nze bekannt, die von GeheimbĂŒnden aufgefĂŒhrt werden. Im westlichen Grasland kommen einige besondere Lamellophone vor, etwa das timbrh der Wute.

Kleidung

Diplomatische Vertreter von Kamerun bei den Vereinten Nationen oder in anderen HauptstĂ€dten – so die Ministerin fĂŒr Kultur Ama Tutu Muna in Berlin (im Jahr 2010) – tragen hĂ€ufig die farbenfrohe Kaba-Ngondo-Kleidung. Allgemein gilt in Kamerun bei EmpfĂ€ngen mit formellem Charakter, dass entweder formelle europĂ€ische Kleidung (Anzug, Krawatte fĂŒr Herren und Ensemble fĂŒr Damen) getragen wird oder eben traditionelle Kleidung. Dies ist oft auf der Einladung zum Anlass entsprechend vermerkt.

Sport

Die beliebteste Sportart in Kamerun ist Fußball. Erstmals wurde die Fußballnationalmannschaft The Indomptable Lions/Les Lions Indomptables (dt.: Die unbezĂ€hmbaren Löwen) durch Erfolge (drei Unentschieden) bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien weltbekannt, wo sie nur knapp am spĂ€teren Weltmeister Italien in der Vorrunde scheiterte. Acht Jahre spĂ€ter folgte ein Triumph bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien, wo man als erstes afrikanisches Team in das Viertelfinale einziehen konnte, wo es eine Niederlage gegen England mit 2:3 nach VerlĂ€ngerung gab. Star der Mannschaft war Roger Milla, der zweimal zu Afrikas Fußballer des Jahres gewĂ€hlt wurde. In der Folge konnte sich Kamerun drei Mal fĂŒr die Fußballweltmeisterschaft qualifizieren.

Der Sieg bei den Olympischen Spielen 2000 sowie die gewonnenen Afrikameisterschaften 2000 und 2002 folgten. Kamerun nahm an der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in SĂŒdafrika teil, schied allerdings nach drei verlorenen Spielen in der Vorrunde aus, ebenso wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. 2017 gewann die Mannschaft zum fĂŒnften Mal die Afrikameisterschaft.

1996 wurden im Ahmadou-Ahidjo-Stadion der Hauptstadt die 10. Afrikameisterschaften in der Leichtathletik ausgetragen.

2022 fand der 33. Afrika-Cup in Kamerun statt, bei dem die kamerunische Fußballnationalmannschaft der Herren den dritten Platz erreichte.

Siehe auch

  • SĂŒdkamerun

Literatur

  • Werner Gartung: Kamerun. Reise Know-How, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8317-2479-6. 
  • International Business Publications: Cameroon Country Study Guide. International Business Publications, 2005, ISBN 0-7397-4284-1.
  • Andrea Meyer, BĂ©nĂ©dicte Savoy (Hrsg.): Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland. Reimer, Berlin 2023, ISBN 978-3-496-01700-4 (online).
  • Alexandre Kum’a N’dumbe: Das Deutsche Kaiserreich in Kamerun. Wie Deutschland in Kamerun seine Kolonialmacht aufbauen konnte. 1840–1910. Berlin 2009, ISBN 978-3-939313-09-0.
  • Uwe Schulte-Varendorff: Krieg in Kamerun. Die deutsche Kolonie im Ersten Weltkrieg. Ch. Links-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-655-0.

Weblinks

  • Informationen des AuswĂ€rtigen Amtes
  • Wie Kamerun an einer Feudal-Clique zerbricht aus eigentĂŒmlich frei, 23. Januar 2018
  • Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in Kamerun
  • CIA World Factbook: Kamerun (englisch)
  • Landeskundliche Informationsseiten (Memento vom 2. Oktober 2007 im Internet Archive)
  • PygmĂ€en in Kamerun Kultur, Musik und Riten der ersten Bewohner von Kamerun
  • Histoire du Cameroun – UniversitĂ© de Laval (Canada) (französisch)

Einzelnachweise



Quelle: Wikipedia

 

Region Regionen (0)

Abk Name O
CM.AD Adamaoua  
CM.CE Centre  
CM.ES Est  
CM.EN ExtrĂȘme-Nord  
CM.LT Littoral  
CM.NO Nord  
CM.NW Nord-Ouest  
CM.OU Ouest  
CM.SU Sud  
CM.SW Sud-Ouest  
 

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Flagge: Cameroon

Name englisch: Cameroon
Hauptstadt: Yaounde
Kfz: CAM
ISO: CM
ISO3: CMR
Fläche: 475440 km²
Tld: .cm
Wärung Einheit: XAF
Währung: Franc
Vorwahl: 237

Ausdehnung / Grenzen (nach WGS 84 dezimal):
nördlichster Punkt: 13.083335
südlichster Punkt: 1.6558999
westlichster Punkt: 8.4947635
östlichster Punkt: 16.1944079


 
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