Kenia ([ËkʰeËniÌŻa]; Swahili, englisch Kenya [ËkʰÉnjÉ, ËkʰiËnjÉ]; offiziell Republik Kenia) ist ein Staat in Ostafrika. Die Hauptstadt und gröĂte Stadt des Landes ist Nairobi, die zweite Millionenstadt ist Mombasa. Nach Nigeria und SĂŒdafrika besitzt Kenia 2020 die drittgröĂte Wirtschaft in Subsahara-Afrika und die gröĂte in SĂŒdost- und Zentralafrika. Kenia erlangte im Dezember 1963 die UnabhĂ€ngigkeit von GroĂbritannien. Nach der Verabschiedung einer neuen Verfassung im August 2010 ist Kenia in 47 halbautonome Gebietskörperschaften, sogenannte Counties, unterteilt, in denen jeweils ein gewĂ€hlter Gouverneur regiert.
Kenia grenzt im Nordwesten an den SĂŒdsudan, im Norden an Ăthiopien, im Nordosten an Somalia, im SĂŒden an Tansania, im Westen an Uganda und im SĂŒdosten an den Indischen Ozean. Die FlĂ€che Kenias entspricht 1,62-mal Deutschland oder 6,9-mal Ăsterreich. Das Staatsgebiet wird im sĂŒdlichen Landesteil vom Ăquator durchzogen.
Folgende Inseln gehören ebenfalls zum Staatsgebiet Kenias:
Zentral-Mittel-Kenia wird vom Rift Valley durchzogen, einem Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Die höchste Erhebung â der Batian mit 5199 m â befindet sich im Mount-Kenya-Massiv, das Gebirge gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Der tiefste Punkt liegt bei 0 m an der 480 km langen KĂŒste des Indischen Ozeans; dort sind teilweise Korallenriffe vorgelagert. Die lĂ€ngsten FlĂŒsse des Landes sind: Tana, Sabaki und Kerio. Im Osten erstreckt sich das KĂŒstentiefland als ein schmaler Saum. Die KĂŒstenlinie wird dabei von Buchten und Lagunen gegliedert. SĂŒdlich sind Korallenriffe vorgelagert. Nach Westen schlieĂen sich HĂŒgel- und TafellĂ€nder an.
Kenia liegt in der subtropischen und tropischen Klimazone. Im Hochland kommt es ĂŒber 1800 m von April bis Juni und von Oktober bis November zu Regenperioden. Der Niederschlag fĂ€llt meist nachmittags, abends und nachts. Die NĂ€chte sind relativ kĂŒhl. Die kĂ€lteste Zeit in dieser Region liegt im Juli und August mit etwa 10 °C tĂ€glichem Minimum. Die warme Periode liegt im Januar und Februar mit etwa 25 bis 26 °C tĂ€glichem Maximum. Die Luftfeuchtigkeit betrĂ€gt etwa 65 Prozent. In Nairobi liegen die Temperaturen im Juli bei 11 bis 21 °C und im Februar bei 13 bis 26 °C. Die jĂ€hrliche durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt in Nairobi bei 958 mm. Am Victoriasee sind die Temperaturen viel höher, hier gibt es zum Teil starke RegenfĂ€lle.
An der KĂŒste liegen die Temperaturen zwischen 22 und 32 °C, und die mittlere Luftfeuchtigkeit betrĂ€gt etwa 75 Prozent. Der meiste Niederschlag fĂ€llt von April bis Juni. Die trockensten Monate sind Januar und Februar. Die wĂ€rmsten Monate sind Oktober bis Mai.
Die Hydrogeographie des Landes ist von unterschiedlichem Charakter. Bedingt durch die unterschiedlichen Klimazonen ergibt sich, dass das kleinste Einzugsgebiet, das des Viktoriasees mit knapp 10 % der LandesflĂ€che, mit der HĂ€lfte der Gesamtwassermenge den höchsten Abfluss hat. Das gröĂte Einzugsgebiet hingegen, das des Ewaso Ngâiro, der in den Juba entwĂ€ssert, hat mit mehr als einem Drittel der LandesflĂ€che nur einen Anteil des Abflusses von weniger als 2 %. Neben dem regenreichen SĂŒdwesten stellt das Massiv des Mount Kenya das âWasserschlossâ des Landes dar. Knapp ein Viertel des Landes entwĂ€ssern in abflusslose Becken wie das des Turkana-Sees.
Es gibt eine Vielzahl an Nationalparks in Kenia, die ein wichtiges Standbein fĂŒr den Tourismus darstellen. Der gröĂte Nationalpark ist der Tsavo-Nationalpark, der in Tsavo-Ost und Tsavo-West gegliedert ist. Die bekannte Masai Mara, der nördliche AuslĂ€ufer der Serengeti, ist formell kein Nationalpark, sondern ein Naturschutzgebiet. Bedingt durch die Herdenwanderungen von Gnus, Zebras, Antilopen, BĂŒffeln und Impalas, findet man hier besonders in den Monaten Juli und August einen groĂen Tierreichtum. Weitere bedeutende Nationalparks sind Amboseli, Lake Nakuru und Meru. Ebenso sehenswert ist der Nationalpark in Nairobi, ein kleineres tierreiches Reservat inmitten der Hauptstadt. Wohl nirgends sonst kann man Giraffen und Zebras so dicht vor einer GroĂstadtskyline beobachten. An der KĂŒste von Kenia liegt der Watamu Marine Nationalpark, ca. 120 Kilometer nördlich von Mombasa. Der Nationalpark besteht aus einem Korallenriff mit vielen verschiedenen Fischarten.
Im Jahr 2023 lebten 30 Prozent der Einwohner Kenias in StĂ€dten. Die gröĂten StĂ€dte sind (Stand Zensus 2019):
Kenia hatte 2023 55,1 Millionen Einwohner. Das jĂ€hrliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,0 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein GeburtenĂŒberschuss (Geburtenziffer: 27,5 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 7,8 pro 1000 Einwohner) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 3,3, die der Region Ost- und SĂŒd-Afrika betrug 4,3. Die Lebenserwartung der Einwohner Kenias ab der Geburt lag 2022 bei 62,1 Jahren. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 19,2 Jahren. Im Jahr 2023 waren 37,2 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre, wĂ€hrend der Anteil der ĂŒber 64-JĂ€hrigen 2,9 Prozent der Bevölkerung betrug. Das Kenya National Bureau of Statistics ist die staatliche Statistikbehörde.
Insgesamt leben in Kenia mehr als 40 verschiedene Volksgruppen, die mehr als 50 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen.
Die meisten Einwohner Kenias gehören bantusprachigen Volksgruppen an. Zu diesen zĂ€hlen die Kikuyu (mit rund 22 % Bevölkerungsanteil die gröĂte Volksgruppe Kenias), die Luhya (14 %), die Kamba (11 %), die Kisii (6 %), die Mijikenda (5,1 %) und die Meru (4,3 %).
Des Weiteren leben im Nordwesten Kenias nilotische Volksgruppen wie die Kalendjin (mit 12,9 % die drittgröĂte Gruppe), die Luo (mit 10,5 %), die Turkana (2,6 %), die Massai (2,2 %) und die Samburu (0,6 %).
Zu den kuschitischsprachigen Völkern im Nordosten des Landes gehören die kenianischen Somali (6,2 %) und die Oromo sowie kleinere Gruppen wie die Rendille (0,2 %) und die El Molo.
Nicht-afrikanische Bevölkerungsgruppen (EuropÀer vorwiegend britischer Herkunft, Asiaten, Araber) machen etwa 1 % der Bevölkerung aus.
Die kenianische Regierung erkennt aktuell (Stand: 2017) 43 Völker als zur StaatsbĂŒrgerschaft berechtigt an. Daneben gibt es eine Reihe von Völkern und Communitys, die vermutlich bereits vor der UnabhĂ€ngigkeit in Kenia lebten, aber als staatenlos gelten â insgesamt rund 18.500 Personen. Zu ihnen zĂ€hlen die Shona, die Shirazi, die Galjaâel sowie die Pemba.
Im Jahre 2017 waren 2,2 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Die meisten AuslĂ€nder sind FlĂŒchtlinge aus Somalia, Uganda und dem SĂŒdsudan.
Nach der geltenden Verfassung gilt seit 1992 Swahili mit Englisch als eine der offiziellen Sprachen des Parlamentes, jeder Kandidat muss Kenntnisse der Sprache nachweisen. Alle BeschlĂŒsse des Parlamentes sind aber auf Englisch zu fassen. Auf der unteren Ebene der Gerichte ist Swahili als Verhandlungssprache zugelassen, Niederschriften und Urteile sind hingegen auf Englisch auszufertigen. Die öffentlichen Verwaltungen dĂŒrfen im Verkehr mit dem BĂŒrger Englisch und Swahili verwenden. Im Entwurf der neuen Verfassung sind Englisch und Swahili als die beiden offiziellen Sprachen des Staates vorgesehen, Swahili auĂerdem als nationale Sprache. Die wichtigsten Sprachen von insgesamt 52 Volksgruppen (die Linguisten fĂŒhren ganz genau 61 Sprachvarianten inkl. indischer Sprachen und Dialekte auf) sind:
Bei der letzten VolkszÀhlung im Jahr 2019 gaben 40.379.079 Personen oder 85,52 % der Gesamtbevölkerung an, sie seien Christen. Die Christen zerfallen in zahlreiche Gruppierungen, von denen die Anglikaner (2019 insgesamt 15.777.473 Protestanten) und Katholiken (2019 9.726.169 GlÀubige) die meisten AnhÀnger haben. Stark wachsend ist die Gruppe der Evangelikalen (2019 9.648.690 GlÀubige), die meist zur Pfingstbewegung gehören. Es gibt zudem Millionen von AnhÀngern von zahlreichen afrikanischen Kirchen (2019 total 3.292.573 GlÀubige) und Orthodoxe (2019 201.263 GlÀubige). Hinzu kommen christliche Sondergemeinschaften wie die Zeugen Jehovas, Neuapostolischen, Siebenten-Tags-Adventisten und Mormonen (2019 insgesamt 1.732.911 GlÀubige).
Nur noch 318.727 Menschen oder 0,68Â % der Kenianer rechneten sich 2019 den traditionellen afrikanischen Religionen zu. Doch sind wahrscheinlich auch zahlreiche Menschen aus dem Personenkreis der ĂŒbrigen Religionen den traditionellen Religionen zuzurechnen (2019 467.083 Personen). Auch unter den in den letzten 200 Jahren zum Christentum oder Islam ĂŒbergetretenen Kenianern und unter deren Nachfahren werden teilweise noch Elemente aus der ehemaligen Stammesreligion beibehalten.
Weiterhin gibt es insbesondere an der KĂŒste Muslime der sunnitischen Richtung, die 5.152.194 Personen oder 10,91 % der Gesamtbevölkerung ausmachen und vor allem in den sĂŒdöstlichen KĂŒstengebieten leben. Im östlichen Viertel des Landes dominieren muslimische Somali, die etwa die HĂ€lfte aller Muslime Kenias ausmachen. Genauere Zahlen sind umstritten, da eine Unterscheidung zwischen kenianischen Somali und zwischen einer halben und einer Million FlĂŒchtlingen aus Somalia schwierig ist. Daher könnten sie inzwischen bis zu 20 % der Bevölkerung ausmachen.
Vor allem unter Menschen sĂŒdasiatischer Herkunft verbreitet ist der Hinduismus (2019 60.287 GlĂ€ubige). Als konfessionslos oder als Atheisten bezeichneten sich 2019 755.750 Menschen. Die zwei ĂŒbrigen Bezeichnungen (Donât know und Not stated) mit 2019 73.253 beziehungsweise 6909 Personen fallen unter die Rubrik Religionszugehörigkeit unbekannt.
Der Lehrplan orientiert sich am sogenannten 8-4-4-System, welches das koloniale Schulsystem mit seinen eurozentristischen Inhalten ablöste, das heiĂt acht Jahre Grundschule, vier Jahre Gymnasium und vier Jahre Hochschule. Jedes Jahr findet zwischen den Schulen ein Wettkampf um die höchsten Punktzahlen im nationalen Wettbewerb statt. Die Medien berichten ausfĂŒhrlich und mit Homestorys ĂŒber die Sieger, die besten SchĂŒler des Landes erhalten vom PrĂ€sidenten Preise, etwa einen Ochsen oder ein UniversitĂ€tsstipendium. Die Alphabetisierungsrate in Kenia betrug 2015 78,0 %. Im Jahr 2021 lag die erwartete Dauer des Schulbesuchs bei 10,7 Jahren.
KindergĂ€rten und Vorschulerziehung (preschool education) sind ĂŒberwiegend auf die StĂ€dte beschrĂ€nkt und kostenpflichtig. Sie werden meist von bildungsstarken und wohlhabenderen ElternhĂ€usern genutzt. Einige der KindergĂ€rten arbeiten z. B. nach der MontessoripĂ€dagogik. Das US-amerikanisch-britische Unternehmen Bridge International Academies (BIA) betreibt einige Vorschulen.
Besonders auf dem Land wurden viele Grundschulen nach dem Harambee-Prinzip unterhalten, das heiĂt die Eltern finanzierten sie durch Spenden selbst. Diese Schulen waren in jeder Hinsicht arm. Diese Situation verbesserte sich erst, als 2003 die Regierung Kibaki ihr Wahlversprechen einlöste und das Schulgeld fĂŒr die âPrimary Schoolsâ abschaffte. Damit ermöglichte sie zum ersten Mal den Zugang zur Bildung fĂŒr Kinder aus Ă€rmeren Familien. Es gingen innerhalb eines Jahres 1,7 Millionen Kinder mehr zur Schule. Jedoch blieben Investitionen im Bildungssektor aus, und das Schulsystem ist kaum im Stande, der steigenden Anzahl von SchĂŒlern gerecht zu werden.
Das Lehrer-SchĂŒler-VerhĂ€ltnis hat sich auf 1:100 verschlechtert. Zudem nimmt die Zahl der Lehrer kontinuierlich ab. Wer eine bessere Lehrer-SchĂŒler-Relation fĂŒr seine Kinder wĂŒnscht, ist weiterhin gezwungen, seine Kinder gegen entsprechendes Schulgeld auf eine der vielen Privatschulen zu schicken. Zu ihnen gehören zahlreiche Schulen von BIA. Der Betrieb dieser Schulen ist umstritten.
WeiterfĂŒhrende Schulen (Klasse 9â12) sind kostenpflichtige Gesamtschulen. Ihre TrĂ€ger sind der Staat, groĂe Organisationen wie z. B. die Kirchen oder private Unternehmer. Die beiden letzteren werden allgemein als Privatschulen bezeichnet. Aufgrund der Kosten sind diese Schulen fĂŒr groĂe Teile der Bevölkerung unzugĂ€nglich, auch wenn die Privatschulen Stipendien vergeben. Einige Schulen nehmen kostenlos nur begabte Kinder aus den Slums auf.
Eine Berufsausbildung, wie sie in Deutschland etwa nach dem Dualen System oder in Berufsfachschulen flĂ€chendeckend bekannt ist, existiert in Kenia nicht. Eine Art Ausbildung gibt es in Betrieben (in-service-training) oder an einem der in den StĂ€dten zahlreichen Privatinstitute. Dort werden etwa Kfz-Mechaniker, Frisöre oder Computerfachleute ausgebildet. Alle diese Ausbildungen kosten Geld. Ein Hardware-Fachmann wird zum Beispiel in Nairobi fĂŒr 2000 Euro in 18 Monaten ausgebildet. Eine solche Ausbildung erhöht die Chancen auf dem freien Markt enorm.
Der kenianische Hochschulsektor wurde im letzten Jahrzehnt stark ausgebaut. Im Jahr 2005 gab es lediglich fĂŒnf staatliche UniversitĂ€ten im Land. Im Jahr 2020 lag die Anzahl der staatlichen Hochschulen bei 31, die der privaten UniversitĂ€ten bei 32, davon 14 mit staatlicher Lizenz. Im Zeitraum von 2013 bis 2017 verdoppelte sich die Anzahl der Studierenden in Kenia und lag zuletzt bei ĂŒber 560.000.
Nur die besten SchĂŒler erhalten an den staatlichen UniversitĂ€ten kostenlose StudienplĂ€tze. Wer weniger schulisch erfolgreich ist, ist auf die kostenpflichtigen (internationalen) PrivatuniversitĂ€ten angewiesen. An den UniversitĂ€ten fehlt es öfter an nötigen Geldern, daher sind Streiks der Dozenten oder Studenten hĂ€ufig.
Noch immer ziehen es die Eliten des Landes oder Gemeinschaften, die ĂŒber Harambee das Geld aufbringen können, vor, ihre Kinder im Vereinigten Königreich, den USA oder anderen wohlhabenderen Staaten studieren zu lassen.
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 4,5 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 2018 praktizierten in Kenia 1,6 Ărztinnen und Ărzte je 10.000 Einwohner. Die Sterblichkeit bei unter 5-jĂ€hrigen betrug 2022 41,1 pro 1000 Lebendgeburten. Die Lebenserwartung der Einwohner Kenias ab der Geburt lag 2022 bei 62,1 Jahren (Frauen: 64,7, MĂ€nner: 59,6). Die Lebenserwartung stieg von 54,4 Jahren im Jahr 2000 bis 2022 um 14 %.
Nach Angaben von UNAIDS sind 5,2 bis 6,7 % der erwachsenen Bevölkerung (15â49 Jahre) HIV-positiv. Jugendliche sind besonders hĂ€ufig betroffen. AIDS hat in Kenia zu einem Absinken der Lebenserwartung beigetragen. In den letzten Jahren konnten jedoch Fortschritte im Kampf gegen die Epidemie erzielt werden und die durchschnittliche Lebenserwartung stieg wieder an. 2018 gehörte sie laut Angaben der Weltbank mit 66,6 Jahren zu den höchsten in Subsahara-Afrika.
Der Name Kenia geht auf den Mount Kenya zurĂŒck. Die Ă€lteste Aufzeichnung datiert auf die Mitte des 19. Jahrhunderts und stammt vom deutschen Afrikaforscher Johann Ludwig Krapf. Auf einer Reise mit einer Kamba-Karawane unter der FĂŒhrung von Chief Kivoi kamen sie auch am Berg vorbei und Krapf fragte nach dessen Namen. Kivoi erklĂ€rte, der Name sei âKÄ©-Nyaaâ oder âKĩĩma-Kĩĩnyaaâ, möglicherweise weil das Muster aus schwarzem Gestein und weiĂem Schnee an die Federn des mĂ€nnlichen StrauĂenvogels erinnerte. Dieselbe Bedeutung haben auch die lokalen Namen âKÄ©rÄ©ma KÄ©rÄ©nyagaâ in Kikuyu (Agikuyu) und âKirenyaaâ (Embu). Krapf zeichnete den Namen in der Folge als Kenia bzw. Kegnia auf. Manche nehmen an, dass es sich dabei um eine genaue Wiedergabe der afrikanischen Aussprache handelt. Eine Karte des schottischen Geologen Joseph Thompson von 1882 beinhaltet den Berg als Mt. Kenia. Der Name wurde schlieĂlich pars pro toto als Landesname akzeptiert, war aber in der frĂŒhkolonialen Zeit nur wenig in Gebrauch, als die Region offiziell als âProtektorat Ostafrikaâ oder âBritisch-Ostafrikaâ bezeichnet wurde. Offiziell wurde der Name von der britischen Kolonialverwaltung erst 1920 in âKronkolonie Keniaâ geĂ€ndert.
Aus den Farben der Flagge Kenias wird im deutschsprachigen Raum der Name Kenia-Koalition fĂŒr eine schwarz-rot-grĂŒne Koalition abgeleitet.
Das Gebiet des heutigen Staates Kenia war bereits vor mehr als vier Millionen Jahren von frĂŒhen Vormenschen wie Australopithecus und Kenyanthropus besiedelt und gehört zu jenen Regionen Afrikas, in denen sich die Gattung Homo entwickelte. PrĂ€historische StĂ€tten, die besucht werden können, sind z. B. die Olorgesailie Prehistoric Site oder Kariandusi bei Gilgil. Viele GrabungsstĂ€tten der PalĂ€oanthropologen, wie etwa von Orrorin, können jedoch nicht besucht werden. Die anthropologische Forschung Kenias ist untrennbar mit dem Namen der Familie Leakey verbunden.
Die Geschichte Kenias als Kolonie beginnt 1885 mit einem deutschen Protektorat ĂŒber die Besitzung Witu an der KĂŒste des Sultanats von Sansibar. 1888 kam die Imperial British East Africa Company nach Kenia und verwaltete bis 1895 Britisch-Ostafrika. Deutschland ĂŒbergab Witu gemÀà dem sogenannten Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890 an die Briten. 1895 rief die britische Regierung Britisch-Ostafrika als Protektorat aus und gab 1902 das fruchtbare Bergland als Siedlungskolonie fĂŒr WeiĂe frei. 1920 wurde Kenia offiziell zur Kronkolonie. Kenia durchlebte Kolonialgeschichte und war lange Zeit in der Hand der Briten.
Am 20. Oktober 1952 verhĂ€ngte der damalige britische Gouverneur den Ausnahmezustand in Kenia, nachdem der oberste afrikanische ReprĂ€sentant der Kolonialadministration ermordet worden war. Dann begannen AufstĂ€nde (auch Mau-Mau-Krieg genannt). Im MĂ€rz 1957 fand die erste allgemeine Wahl statt. Die Kenya African National Union (KANU) bildete die erste Regierung. Am 1. Juni 1963 wurde Jomo Kenyatta MinisterprĂ€sident. Am 12. Dezember 1963 wurde Kenia unabhĂ€ngig, verblieb aber als Commonwealth Realm im Commonwealth of Nations. Nachdem im November 1964 die beiden gröĂten Parteien KANU und KADU fusionierten und sich somit ein Einparteiensystem etabliert hatte, wurde Kenia am 12. Dezember 1964 zur Republik mit Kenyatta als StaatsprĂ€sident.
Wegen KorruptionsvorwĂŒrfen wurden 2005/06 zehn Minister entlassen oder traten wegen gröĂerer Finanzskandale (Anglo-Leasing-Skandal und Goldenberg-Skandal) selbst zurĂŒck. Zu den aus mangelnder LoyalitĂ€t zur Regierung von PrĂ€sident Kibaki 2006 entlassenen Ministern gehörten unter anderem Bauminister Raila Odinga und AuĂenminister Kalonzo Musyoka.
Am 22. MĂ€rz 2006 trat das (nach der fĂŒr die Regierung gescheiterten Volksabstimmung ĂŒber die neue Verfassung) von PrĂ€sident Kibaki beurlaubte Parlament zur neunten Periode zusammen. Kibaki Ă€uĂerte sich zur neuen Verfassung und positiv zum Kampf gegen die Korruption. Er bejahte die Pressefreiheit (hier bezog er sich auf den âSturm auf den Standardâ), mahnte die Presse aber gleichzeitig zur Verantwortung.
Am 28. November 2006 gelang in der KANU ein interner Parteicoup, indem durch eine nicht durch die FĂŒhrung der Partei einberufene Delegiertenkonferenz in Mombasa eine neue ParteifĂŒhrung gewĂ€hlt und wohl mit Hilfe der Regierung und Ex-PrĂ€sident Moi registriert wurde. Damit wurde trotz lautstarker Proteste mit Uhuru Kenyatta fast die gesamte alte ParteifĂŒhrung entmachtet und Nicholas Biwott neuer Parteichef. Gleichzeitig wurde er damit auch der mit zahlreichen Privilegien versehene offizielle FĂŒhrer der Opposition im Parlament.
Der Oberste Gerichtshof (High Court) hob diese Entscheidung am 29. Dezember 2006 wieder auf, bis in der Hauptsache am 11. Februar 2007 entschieden wĂŒrde. Damit war Uhuru wieder Partei- und OppositionsfĂŒhrer â auf Zeit.
PrĂ€sident Mwai Kibaki (vom Stamm der Kikuyu), Raila Odinga (vom Stamm der Luo) und Kalonzo Musyoka (vom Stamm der Kamba) traten in der PrĂ€sidentenwahl im Dezember 2007 als Kandidaten an. Die Wahlen fanden am 27. Dezember statt. Kibaki wurde hierbei mit einer knappen Mehrheit von 300.000 Stimmen im Amt bestĂ€tigt. Die Opposition und internationale Wahlbeobachter sprechen von massiven WahlfĂ€lschungen. Nach der Bekanntgabe der Vereidigung von Mwai Kibaki zum PrĂ€sidenten kam es in ganz Kenia zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den SicherheitskrĂ€ften und Demonstranten. Schwerpunkte der gewalttĂ€tigen Auseinandersetzungen waren die Hauptstadt Nairobi, Kisumu, und die StĂ€dte Nakuru, Naivasha und Eldoret in der Provinz Rift Valley. Es wurden bis zu 1.500 Menschen getötet und mehr als 600.000 Menschen vertrieben. Angeheizt wurde die Situation durch ethnisch motivierte Gewaltakte in mehreren Landesteilen, die fĂŒr einen Wechsel an der Spitze des politischen Systems stimmten. Diese richteten sich vor allem gegen Kikuyu, Angehörige der Ethnie von PrĂ€sident Kibaki.
Am 4. August 2010 wurde ĂŒber eine neue Verfassung in einem Referendum abgestimmt, die mehrheitlich von der Bevölkerung angenommen wurde.
Kenia ist nach der Verfassung von 2010 eine PrĂ€sidialrepublik. Der StaatsprĂ€sident verfĂŒgt ĂŒber weitreichende Exekutivvollmachten. Ihm unterstehen sowohl die Regierung als auch die StreitkrĂ€fte. Nach friedlicher Annahme der neuen Verfassung mit groĂer Mehrheit im Referendum vom August 2010 fanden mit der Umsetzung des Grundrechtekatalogs, den Reformen in den Feldern Sicherheit und Justiz sowie der Dezentralisierung politischer Verantwortungen wichtige Ănderungen statt. Kenia ist seit den allgemeinen Wahlen vom 4. MĂ€rz 2013 ein dezentral aufgebautes und verwaltetes Land, das in 47 âcountiesâ gegliedert ist. Neben dem PrĂ€sidenten und VizeprĂ€sidenten wurden erstmals Gouverneure und Parlamente auf Bezirksebene gewĂ€hlt.
Bei den allgemeinen Wahlen am 4. MÀrz 2013 wurden der PrÀsident, die Nationalversammlung, der Senat sowie Gouverneure und ReprÀsentanten der Landkreise (Counties) neu gewÀhlt.
Bei der PrĂ€sidentschaftswahl traten acht Kandidaten an. Am 9. MĂ€rz wurde Uhuru Kenyatta, Ă€ltester Sohn von Kenias erstem PrĂ€sidenten Jomo Kenyatta, von der Wahlkommission zum Sieger erklĂ€rt. In der Folge wurde das Wahlergebnis von mehreren unterlegenen Parteien, vor allem Raila Odinga, vor dem Höchstgericht beeinsprucht. Am 30. MĂ€rz wurden alle EinsprĂŒche abgewiesen. Laut dem am 18. Juli veröffentlichten offiziellen Endergebnis wurden fĂŒr Uhuru Kenyatta 50,5 % aller gĂŒltigen Stimmen abgegeben. Raila Odinga erreichte 43,70 % der Stimmen.
Bei den Wahlen zur Nationalversammlung entfielen von 349 Sitzen 167 Sitze auf die Jubilee-Koalition, 141 auf die CORD-Koalition, 24 auf die Amani-Koalition sowie weitere 17 Sitze auf sonstige Kleinparteien.
Im August 2017 gewann Kenyatta erneut die PrĂ€sidentschaftswahl gegen Odinga, sie musste aber aufgrund von UnregelmĂ€Ăigkeiten wiederholt werden. Der Oberste Gerichtshof erklĂ€rte die PrĂ€sidentschaftswahl vom 8. August 2017 wegen eines Hackerangriffs fĂŒr ungĂŒltig. Odinga rief zum Boykott der Neuwahl auf. Kenyatta gewann mit rund 98 % der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von rund 39 %.
Die jĂŒngsten PrĂ€sidentschafts-, Parlaments- und Regionalwahlen fanden am 9. August 2022 statt. Der amtierende PrĂ€sident durfte nach zwei Amtszeiten nicht zur Wiederwahl antreten. Insgesamt wurden vier Kandidaten fĂŒr die Wahl zur Nachfolge zugelassen, darunter auch Vize-PrĂ€sident William Ruto. Sein stĂ€rkster Konkurrent war Raila Odinga, der bereits bei den vergangenen Wahlen angetreten ist. Laut Medienberichterstattung wurden Menschen bezahlt, den PrĂ€sidentschaftskandidaten bei Wahlkampfauftritten zuzujubeln. Ruto entschied die Wahl mit 50,5 % knapp fĂŒr sich, wĂ€hrend Odinga auf 48,9 % der Stimmen kam. Die AuszĂ€hlung der Stimmen dauerte mehrere Tage. Einige Mitglieder der Wahlkommission kritisierten die Undurchsichtigkeit der AuszĂ€hlung. Wie bereits bei den vergangenen Wahlen kam es auch 2022 wieder zu gewaltsamen Ausschreitungen nach VerkĂŒndung des Ergebnisses.
Menschenrechtsverteidiger sahen sich Bedrohungen und groĂen persönlichen Risiken ausgesetzt. Bei pogromartigen ZusammenstöĂen zwischen einzelnen Ethnien kam es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen. Tausende von Menschen wurden gewaltsam aus ihren HĂ€usern vertrieben. Sexualverbrechen wie Vergewaltigungen und Zwangsbeschneidungen von Frauen und MĂ€dchen sind nach wie vor verbreitet. Im MĂ€rz 2010 erschien eine Studie der International Federation of Women Lawyers (FIDA), der zufolge in Kenia fĂŒr Frauen und MĂ€dchen mit Behinderungen das Risiko, Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt zu werden, dreimal so hoch ist wie fĂŒr nicht behinderte Frauen. Die Studie stellte auĂerdem fest, dass entsprechende VorfĂ€lle praktisch nie zur Anzeige gelangen.
Die Kinderprostitution in dem ostafrikanischen Land hat gemÀà einem UNICEF-Bericht dramatische AusmaĂe angenommen. Fast ein Drittel aller MĂ€dchen zwischen 12 und 18 Jahren hĂ€tten bereits Sex gegen Geld oder Geschenke gehabt. Bei rund 36 % aller Geschlechtsakte mit Kinderprostituierten seien keine Kondome verwendet worden. Laut dem Bericht bieten bis zu 15.000 MĂ€dchen im Alter von 12 bis 18 Jahren an den kenianischen KĂŒsten gelegentlich Sex gegen Geld oder SachgĂŒter an. Das seien bis zu 30 % dieser Altersgruppe in der Region. RegelmĂ€Ăig prostituierten sich dort 2000 bis 3000 Jungen und MĂ€dchen. Im Human Rights Report 2009 der Vereinigten Staaten von Amerika wird zur Situation der Menschenrechte in Kenia zusĂ€tzlich der Menschenhandel und die Rekrutierung von Kindersoldaten erwĂ€hnt.
In Kenia herrscht ein Klima der gesellschaftlichen Ablehnung, Diskriminierung und Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder GeschlechtsidentitÀt. 2007 hat der Rat der Imame und Prediger von Kenia HomosexualitÀt öffentlich verurteilt und sich gegen die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen ausgesprochen.
Das Strafgesetzbuch kriminalisiert und verbietet homosexuelle Handlungen im Allgemeinen und sieht ein HöchststrafmaĂ von 14 Jahren vor. Eine spezielle Klausel nennt explizit homosexuelle Handlungen unter MĂ€nnern und sieht hier eine Höchststrafe von 21 Jahren vor. Im Februar 2010 wurden drei homosexuelle MĂ€nner im KĂŒstenort Mtwapa von einer durch einen Bischof aufgehetzten Menge gejagt, misshandelt und beinahe umgebracht.
HomosexualitĂ€t in Kenia ist in Teilen der Gesellschaft tabuisiert und homosexuelle Handlungen zwischen MĂ€nnern sind strafbar. Allerdings gab es seit einigen Jahren keine strafrechtlichen Verurteilungen auf dieser Grundlage. DarĂŒber hinaus gibt es in Kenia weder ein Antidiskriminierungsgesetz noch eine Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare.
2002 trat in Kenia mit dem Childrens Act eine neue Kinderschutzgesetzgebung in Kraft. Hiernach ist die Genitalbeschneidung an MĂ€dchen unter 17 Jahren gesetzlich verboten und wird in Artikel 14 unter Strafe gestellt. Es ist nicht bekannt, ob dieser Artikel vor Gericht schon einmal zur Anwendung kam.
Die kenianische Regierung hat einen âNationalen Aktionsplan zur Abschaffung der Genitalbeschneidung von 1999 bis 2019â (also ein Programm gegen die weibliche Genitalbeschneidung) aufgestellt. Dieser Plan deutet darauf hin, dass die Beschneidung von Frauen und MĂ€dchen â wie sie z. B. wieder von Mungiki praktiziert wird â noch nicht ĂŒberall erfolgreich verhindert werden kann.
Im Turbi-Massaker, bei dem es um Viehdiebstahl, Weideland und Wasserrechte ging, waren 2005 bei KĂ€mpfen zwischen verfeindeten Ethnien 90 Menschen ums Leben gekommen.
Am 10. April 2006 ereignete sich in der NĂ€he von Marsabit ein Flugunfall, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen. Drei Insassen ĂŒberlebten den Absturz einer Harbin Yunshuji Y 12 II Turbo Panda (chinesische Weiterentwicklung der ukrainischen Antonow An-26), die bei stĂŒrmischem Wetter und Nebel in einen HĂŒgel raste. Das Flugzeug brannte sofort völlig aus. Unter den 14 Personen befanden sich hochrangige Politiker. Es handelte sich hierbei um vier (Assistant) Minister, sechs Parlamentarier, einen anglikanischen Bischof und weitere Regierungsangestellte. Die Gruppe war auf dem Weg, um FriedensgesprĂ€che mit verfeindeten nomadischen Clans zu fĂŒhren. Drei der verunglĂŒckten Politiker reprĂ€sentierten die dort angesiedelten und seit langem verfeindeten Clans. MP Bonaya Godana war ein Gabbra, MP Abdi Sasura ein Borana und Vize-Minister Titus Ngoyoni ein Rendille. Erst kurz zuvor waren sie ĂŒbereingekommen, fĂŒr den Frieden in der Region zusammenzuarbeiten. Da fast alle Toten im Flugzeug aus dieser Gegend stammten, verlor die Provinz mit einem Schlag einen GroĂteil ihrer politischen Elite.
PrĂ€sident Kibaki ordnete drei Tage Staatstrauer an; das Parlament unterbrach seine Arbeit fĂŒr eine Woche. Die durch den Tod notwendigen fĂŒnf Nachwahlen brachten am 24. Juli 2006 in drei FĂ€llen Verwandte der Getöteten ins Parlament. In Nakuru gewann William Kariuki Mirugi, der 28-jĂ€hrige Sohn des verstorbenen Mirugi Kariuki. Er gehörte der damals neuen â vom ehemaligen PrĂ€sidenten Kibaki favorisierten â Partei NARC-K an.
Korruption kann in Kenia in allen Regierungsperioden der drei bisherigen PrĂ€sidenten Kenyatta, Moi und Kibaki beobachtet werden. Eine SchĂ€tzung besagt, dass der durchschnittliche kenianische Stadtbewohner 16 Mal pro Monat besticht, z. B. Polizisten an StraĂensperren. Sicherlich sind die meisten dieser Bestechungsgelder klein und nicht immer im politischen Raum zu suchen. In die groĂen KorruptionsfĂ€lle, seien es Bestechungen, Verschwendungen oder das Abzweigen von Geldern bei völlig ĂŒberteuerten GeschĂ€ften, waren nicht nur GeschĂ€ftsleute, sondern immer auch Regierungsstellen, teils in groĂem AusmaĂ, verwickelt.
Zwei der bedeutendsten Korruptionsskandale waren der Goldenberg-Skandal, in dem Kenia Anfang der 1990er-Jahre 700 Millionen Euro durch gefÀlschte Gold- und Diamantenexporte verlor, sowie der Anglo-Leasing-Skandal.
Die aktuelle Politik ist stark mit der Auseinandersetzung um die Korruption beschÀftigt. Zwei Körperschaften bekÀmpfen neben der Presse und den gesellschaftlichen Gruppierungen offiziell die Korruption:
Die Bezugspunkte der kenianischen AuĂenpolitik liegen traditionell innerhalb Afrikas, zunehmend auch im Rahmen der Vereinten Nationen und von Regionalorganisationen. Die Republik Kenia ist seit der UnabhĂ€ngigkeit im Jahr 1963 von politischer StabilitĂ€t geprĂ€gt und bemĂŒht sich daher auch um regionale Stabilisierung im ostafrikanischen Raum.
In Ostafrika nimmt Kenia eine regionale FĂŒhrungsrolle fĂŒr sich in Anspruch. Das Land tritt als Vermittler in regionalen Konflikten auf. Beleg dafĂŒr sind kenianische FriedensbemĂŒhungen etwa in Burundi, in SĂŒdsudan und in Somalia sowie die Teilnahme an allen fĂŒr die Region wichtigen Initiativen. So ist Kenia eine treibende Kraft in der East-African Community (EAC), der regionalen wirtschaftlichen Kooperationsgemeinschaft mit dem Fernziel, eine politische Union nach dem Vorbild der EU zu werden. Des Weiteren arbeitet Kenia in der Inter-Governmental Authority on Development (IGAD) mit.
Im IGAD-Rahmen hatte Kenia zu Fortschritten beim Friedensprozess fĂŒr Sudan beigetragen und war wichtige StĂŒtze der UnabhĂ€ngigkeit SĂŒdsudans. Dies gilt auch fĂŒr die Stabilisierung des fragilen Nachbarlands Somalia. FlĂŒchtlingsbewegungen aus Somalia sowie die kritische Sicherheitslage vor allem an der kenianisch-somalischen Grenze bleiben GrĂŒnde fĂŒr das aktive Engagement Kenias in diesem Bereich. Kenia bemĂŒht sich darum, das weltgröĂte FlĂŒchtlingslager Dadaab in absehbarer Zeit zu schlieĂen und ermutigt dessen Bewohner zur freiwilligen RĂŒckkehr nach Somalia. Ein dreiseitiges Abkommen mit UNHCR und der somalischen Regierung bildet hierfĂŒr die Grundlage.
Kenia unterhĂ€lt insbesondere im Sicherheitsbereich enge Beziehungen zu den USA und der ehemaligen Kolonialmacht GroĂbritannien und beteiligt sich an der Zusammenarbeit gegen den internationalen Terrorismus. Durch seinen militĂ€rischen Einsatz in SĂŒdsomalia im Rahmen von AMISOM (African Union Mission in Somalia) trĂ€gt Kenia zur BekĂ€mpfung der dortigen islamistischen Al-Shabaab bei. Mit den AnschlĂ€gen gegen die US-Botschaft in Nairobi im Jahr 1998, gegen ein Ferienhotel in Mombasa 2002, im September 2013 mit dem Ăberfall von Al-Shabaab auf die Westgate-Mall, und dem Anschlag auf die Garissa University im April 2015 wurde Kenia selbst mehrfach Ziel von massiven Terrorakten.
Kenia ist auĂerdem ein wichtiger Partner bei den internationalen BemĂŒhungen zur BekĂ€mpfung der Piraterie im Indischen Ozean und kooperiert durch die Strafverfolgung mutmaĂlicher Piraten vor kenianischen Gerichten mit der EU-Mission Atalanta zur BekĂ€mpfung der Piraterie vor der somalischen KĂŒste.
Die Kenya Defence Forces (KDF) sind die StreitkrĂ€fte der Republik Kenia. Sie wurden im Jahre 1963, nach der UnabhĂ€ngigkeit Kenias, aus den Teilen der Kingâs African Rifles gebildet. GegenwĂ€rtig hat die KDF eine PersonalstĂ€rke von 24.120 Mann, wobei mit 20.000 Soldaten der gröĂte Anteil auf die LandstreitkrĂ€fte (Kenya Army) entfĂ€llt. Die Hauptaufgabe der KDF ist die Grenzsicherung zum Nachbarland Somalia, wo sie seit 2007 ein Kontingent fĂŒr AMISOM stellt. Kenia gab 2017 knapp 1,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 964 Millionen US-Dollar fĂŒr seine StreitkrĂ€fte aus.
Der Staat Kenia gliedert sich seit der Verfassungsreform 2010 in 47 Countys:
Bis dahin war Kenia in sieben Provinzen und einen Hauptstadt-Distrikt aufgeteilt:
Kenias Bruttosozialprodukt ist in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten ĂŒberdurchschnittlich gewachsen. Da auch das Bevölkerungswachstum ĂŒberdurchschnittlich war, hat sich dies nicht in einer wesentlichen Verbesserung der LebensverhĂ€ltnisse der meisten Kenianer niedergeschlagen. Die Arbeitslosenquote wurde 2008 mit etwa 40 % angegeben, die Inflationsrate lag bei etwa 26 %. 2019 lag die Arbeitslosenquote hingegen bei 9,3 %. Kenias BIP pro Kopf betrug 2016 1512 US-Dollar, womit es weltweit auf Rang 147 von 188 LĂ€ndern lag. Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegt Kenia Platz 95 von 141 LĂ€ndern (Stand 2019). Nach Nigeria und SĂŒdafrika besitzt Kenia 2020 die drittgröĂte Wirtschaft in Subsahara-Afrika und die gröĂte in SĂŒdost- und Zentralafrika. Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegte es 2022 Platz 138 von 177 LĂ€ndern.
2015 waren 19,1 % der Bevölkerung unterernÀhrt. Im Jahr 2000 betrug die Rate noch 32,2 %.
Weit mehr als die HĂ€lfte der Kenianer lebt von der Landwirtschaft, doch sind nur etwa 20 Prozent der FlĂ€che des Landes nutzbar. Der Rest ist wegen karger Böden oder zu geringer NiederschlĂ€ge meist Brach- oder Bergland. Angebaut werden neben Kaffee und Tee auch Sisal und Pyrethrum, das als Basis vieler InsektenbekĂ€mpfungsmittel dient. Daneben erzeugen die Menschen hauptsĂ€chlich fĂŒr den Eigenbedarf Mais, Weizen, Gerste, Zuckerrohr, Bohnen, Bananen, Reis, Ananas und Baumwolle. AuĂerdem werden Rosen angebaut. Dies geschieht rund um den Naivashasee in groĂen Plantagen.
In der Viehwirtschaft sind die Mast- und Milchrinder vorherrschend. Die gröĂeren Betriebe im Hochland Kenias haben einen guten Entwicklungsstand erreicht. Umfangreiche Rinder-, Schaf-, Ziegen- und sogar Kamel-Herden mĂŒssen mit den kargen Mitteln des Landes ernĂ€hrt werden.
Viele WĂ€lder stehen unter Naturschutz. DemgemÀà sind die BambuswĂ€lder fĂŒr die Papierindustrie und die Rinde der Akazien (als Gerbstoff genutzt) im Freiland von eher untergeordneter Bedeutung. Der besonders artenreiche Dakatcha-Tropenwald im SĂŒdosten des Landes wurde 2011 durch den geplanten Bau einer Jatropha-Plantage durch die Firma Kenya Jatropha Energy zur Gewinnung von Agrarenergie bedroht. Die groĂflĂ€chige Plantage hĂ€tte auch Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft der mehr als 20.000 in dem Gebiet lebenden indigenen Kleinbauern gehabt, weshalb das Vorhaben allgemein umstritten war und schlieĂlich gestoppt wurde.
Kenia galt lange als ein Land mit nur wenigen wirtschaftlich bedeutsamen Vorkommen mineralischer Rohstoffe. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Gewinnung von Natriumcarbonat (Soda, z. B. im Magadisee) und Salz an diesem See. Kleinere Anlagen zur Meersalzgewinnung entstanden an der KĂŒste den Indischen Ozeans. Ferner werden verschiedene Kalksteine zur Zementproduktion, Flussspat und seit 1972 zunehmend Quarzsand gewonnen. Am Elmenteitasee gibt es einen Abbau von Kieselgur. Die kenianischen VorrĂ€te von Diatomeenerde sind wesentlich gröĂer und ihre LagerstĂ€tten finden sich als limnische Bildungen an verschiedenen LokalitĂ€ten des Ostafrikanischen Grabens. Bei Gilgil haben sich umfĂ€ngliche AbbauaktivitĂ€ten entwickelt, wo der Rohstoff im Kontakt mit vulkanischen Tuffen und Bimsstein vorkommt.
Weitere ErzlagerstĂ€tten ermöglichen die Gewinnung von Blei, Kupfer und Zink. Magnetit wird in Kenia seit 1971 abgebaut. Die Förderung von Edelmetallen und Schmucksteinen hat nur einen geringen Anteil am kenianischen Bergbausektor erlangt. In kĂŒstennahen DĂŒnenzonen des Kwale County erkundete man wirtschaftlich verwertbare Gehalte von Eisen-Titan-Mineralen (Rutil, Ilmenit) und Zirkon in deren Mineralsanden. Die vor Ort durch das australische Unternehmen Base Titanium Limited aufbereiteten Erzkonzentrate werden als MassenschĂŒttgut per LKW-Transport zur Verladestation (Likoni Port Facility) im Hafen von Mombasa verbracht. UrsprĂŒnglich wurde dieses Bergbauprojekt durch die Kenya Limited & Kenya Titanium Limited vorangetrieben, eine 100-prozentige Tochter der kanadischen Firma Tiomin Resources Inc.
Im Land existieren mehrere Karbonatit-Vorkommen. Am bekanntesten ist das Vorkommen sĂŒdlich von Mombasa im Umfeld des Mrima Hill, wo ein Kontakt mit hochgradig alkalischen Gesteinen wie Nephelinsyeniten, Foyaiten und Ijolith besteht. Hier sind signifikante Niob-Gehalte festgestellt worden.
Kenia lebt vom Tee- und Kaffee-Export, von der Industrie (Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil und Bekleidung, ErnÀhrung und Genussmittel) und vom Tourismus (Nationalparks und Wildreservate).
Im Jahr 2018 exportierte Kenia Tee im Wert von 1,2 Mrd. âŹ, vor allem in die Arabische Welt, was 22 % der Exporte Kenias ausmachte. Kaffee wurde im Wert von 200 Mio. ⏠exportiert, vor allem nach Europa und in die USA.
Gegen Ende der 1990er-Jahre konnte im gleichen MaĂe, wie der Kaffee an Bedeutung verlor, die Blumen-Industrie gewinnen. Im Jahr 2018 exportierte Kenia Schnittblumen im Wert von 520 Mio. âŹ. Kenia ist der gröĂte Blumenexporteur Afrikas, ĂŒber die HĂ€lfte der aus Afrika importierten Schnittblumen stammen aus Kenia.
Andere wichtige Exportprodukte sind Titanerz, TropenfrĂŒchte, Kleidung und tierische Erzeugnisse.
Kenia hat ein hohes Handelsbilanzdefizit. 2018 waren die Importe beinahe dreimal so hoch wie die Exporte. Wichtigste Handelspartner sind inzwischen Indien und China (auf der Exportseite machen sie jedoch nur etwa 3Â % aus).
Am 1. Januar 2021 startete die innerafrikanische Freihandelszone â mit 54 LĂ€ndern die gröĂte der Welt.
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 17,85 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 12,89 Mrd. US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 7,2 % des BIP.
Die Staatsverschuldung betrug 2016 37,4 Mrd. US-Dollar oder 54,4Â % des BIP.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Der Sektor der Mikrofinanz und Genossenschaftsbanken ist in Kenia stark segmentiert und unzusammenhÀngend. Laut einem Bericht der Weltbank von 2007 besteht er aus mehr als 5000 Institutionen. Viele davon, wie zum Beispiel der Kenya Women Finance Trust (KWFT) und die National Association of Self-Employed Women of Kenya, sind speziell auf Frauen fokussiert. Den meisten dieser Institute fehlt das Kapital, um ihr Angebot zu diversifizieren, so dass sie sich auf einzelne Marktnischen beschrÀnken.
In Kenia findet sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Landschaften, die alle charakteristisch fĂŒr den afrikanischen Kontinent sind. Schöne KĂŒstengebiete und ein langes Korallenriff, weite Savannen mit GroĂwildtieren, schneebedeckte Gipfel, WĂŒste und im Ă€uĂersten Westen im Kakamega Forest National Reserve ein kleiner AuslĂ€ufer des zentralafrikanischen Tieflandregenwaldes. Dies alles ist im Wesentlichen fĂŒr den Tourismus erschlossen, sowohl was den Massentourismus â meist an der KĂŒste â aber auch den Individualtourismus â eher im Landesinneren, z. B. bei der Besteigung des Mount Kenya â angeht. Tragendes Element des Tourismus sind neben den weiĂen StrĂ€nden an der KĂŒste die groĂen Nationalparks (siehe oben).
2015 besuchten knapp 1.114.000 Touristen das Land. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich 2016 auf 824 Mio. US-Dollar und sind ein wichtiger Devisenbringer.
Durch seine ĂquatornĂ€he liegt Kenia gĂŒnstig fĂŒr Orbit-Raketenstarts. Mit der San-Marco-Plattform (San Marco Equatorial Range â SMER, Centro Spaziale Luigi Broglio) wurde ein Raketenstartplatz vor der KĂŒste Kenias zum Start von Feststoffraketen aus zwei ehemaligen Bohrplattformen und zwei Versorgungsschiffen vor der KĂŒste Malindis errichtet. Von 1964 bis 1988 wurden insgesamt 18 Höhenforschungsraketen und neun Scout-TrĂ€gerraketen gestartet. Z. B. wurde von der San-Marco-Plattform 1972 der Röntgensatellit Uhuru (âFreiheitâ auf Swahili) mit einer Scout-Rakete in den Orbit gebracht. Am 16. Februar 1980 wurden von dieser Plattform zur Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis einige Höhenforschungsraketen gestartet. Die Zulassung der Plattformen lief 2014 aus.
In Kenia kreuzen sich zwei transafrikanische StraĂenrouten:
Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird und die QualitĂ€t der Infrastruktur misst, belegte Kenia 2018 den 68. Platz unter 160 LĂ€ndern. Von allen LĂ€ndern in Afrika belegt Kenia damit den drittbesten Platz hinter SĂŒdafrika und Ruanda.
Zu den in Kenia verbreiteten Verkehrsmitteln zÀhlen Matatus (Sammeltaxis) und Busse (z. B. Akamba, Easy Coach).
Es gibt im Land insgesamt 3000 Kilometer Eisenbahnstrecken, der gröĂte Teil davon ist in Meterspur.
Seit Mai 2017 verkehren ZĂŒge auf der normalspurigen Neubaustrecke MombasaâNairobi, sie verkĂŒrzen die Fahrzeit von der Hafenstadt in die Hauptstadt von einst zwölf auf nurmehr vier Stunden. Diese Strecke wurde fast komplett von China finanziert.
Die GroĂstĂ€dte sind durch Fernbuslinien verbunden, welche in dichten Intervallen verkehren und westliche Standards aufweisen, groĂe Terminals sind unter anderem in Mombasa und Nairobi.
Die Fluggesellschaft Kenya Airways beschĂ€ftigt fast 3000 Angestellte und unterhĂ€lt ein internationales Liniennetz. In Kenia gibt es die zwei internationalen FlughĂ€fen Nairobi und Mombasa neben vielen kleinen FlugplĂ€tzen. Ăber 30 Fluglinien fliegen Nairobi an.
Das StraĂennetz Kenias umfasst etwa 65.000 Kilometer klassifizierte StraĂen; dort herrscht Linksverkehr. Der StraĂenverkehr gilt als sehr unsicher: 2019 kamen im Land insgesamt 28,3 StraĂenverkehrstote auf 100.000 Einwohner, in Deutschland waren es im selben Jahr 3,8 Tote. Insgesamt kamen ca. 13.500 Personen im StraĂenverkehr ums Leben. Die Rate an Verkehrstoten ist noch weitaus höher, wenn sie der niedrigen Motorisierungsrate des Landes gegenĂŒbergestellt wird. 2019 kamen in Kenia lediglich 69 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner, wĂ€hrend es in Deutschland 628 Motorfahrzeuge waren.
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts hat die Zahl der MobilfunkanschlĂŒsse stark zugenommen. Es gibt etwa 19,4 Millionen MobilfunkanschlĂŒsse sowie etwa 664.000 FestnetzanschlĂŒsse (Stand 2009). Durch die zunehmende Verbreitung von InternetcafĂ©s und der Nutzung des Mobilfunknetzes steht vielerorts Internet zur VerfĂŒgung. Im Jahr 2020 nutzten 29,5 Prozent der Einwohner Kenias das Internet. Kenia verfĂŒgt ĂŒber eine der am weitesten entwickelten digitalen Infrastrukturen des afrikanischen Kontinents. Zahlungen werden in Kenia inzwischen hĂ€ufig ĂŒber das Bezahlsystem M-Pesa abgewickelt.
Im Jahr 2019 hatten 84,5 % der Menschen Zugang zu elektrischem Strom. Im Jahr 2013 waren es erst 20 %, und durch dieses Wachstum liegt Kenia inzwischen auch weit vor seinen NachbarlÀndern. Dennoch blieben 8,1 Mio. Menschen ohne Strom, vor allem in lÀndlichen Gebieten.
2018 wurden in Kenia 11.800 GWh ElektrizitÀt erzeugt. Davon stammen 18 % aus Wasserkraft, 44 % aus Geothermie und 34 % aus Erdöl.
Kenia ist zu etwa 65 % auf Wasserkraft angewiesen. Lang anhaltende Trockenperioden seit 2009 und groĂflĂ€chige Abholzung der WĂ€lder reduzierten jedoch die VerfĂŒgbarkeit der Wasserkraftwerke auf etwa 30 %, was den vermehrten Einsatz von Ălkraftwerken erforderlich macht und damit zu einer verstĂ€rkten AbhĂ€ngigkeit von Importen fĂŒhrt.
Wegen der geringen Versorgungssicherheit der Wasserkraftwerke setzt Kenia verstÀrkt auf andere erneuerbare EnergietrÀger.
Kenia errichtete 1981 als erstes afrikanisches Land ein Geothermiekraftwerk. Die im Besitz des staatlichen Energieerzeugers KenGen befindlichen Kraftwerke Olkaria IâIII sowie das in Privatbesitz befindliche Kraftwerk Olkaria IV in der Rift-Valley-Provinz deckten im September 2011 mit einer Gesamtleistung von 198 MW rund 14 % des kenianischen Strombedarfs â damit liegt Kenia im internationalen Spitzenfeld. Geologische Untersuchungen ergaben ein Potential fĂŒr Geothermie zwischen 7000 und 10.000 MW verteilt auf 14 LagerstĂ€tten, vor allem im GroĂen Afrikanischen Grabenbruch, wo die Ausbeutung geothermaler Quellen besonders effizient ist.
Kenia plant die Ausweitung seiner ErdwÀrmekraftwerkskapazitÀten auf 750 Megawatt.
In der Lake-Turkana-Region entstand mit dem Windpark Lake Turkana der gröĂte Windpark im subsaharischen Afrika mit einer Gesamtleistung von 310 MW. Die Bauarbeiten an dem 617 Millionen Euro teuren Projekt, in dem insgesamt 365 Windkraftanlagen zum Einsatz kommen, begannen 2015 und liefen bis 2017. Mit dem Betrieb sollen durch den Wegfall von Ălkraftwerken jĂ€hrlich bis zu 700.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden.
Im September 2010 kĂŒndigte Energieminister Patrick Nyoike an, dass bis 2017 ein Atomkraftwerk mit einer Leistung von 1000 MW errichtet werde. Das Kraftwerk sollte mit sĂŒdkoreanischer Technologie errichtet werden und etwa 2,6 Milliarden Euro (3,5 Mrd. US-Dollar) kosten. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahre 2011 kam es immer wieder zum Verschieben des Baubeginns, an der generellen Entscheidung fĂŒr den Atomstrom Ă€nderte sich aber nichts.
Im Januar 2014 berichtete die britische Tageszeitung The Guardian, dass Kenia bis zum Jahr 2016 mehr als die HĂ€lfte seiner Energieproduktion aus Solarenergie beziehen wolle. Das Investitionsvolumen bemisst sich auf knapp 885 Millionen Euro (1,2 Milliarden Dollar). Bis Ende des Jahres 2013 wurden in Kenia etwa 370 Millionen Euro (500 Millionen US-Dollar) in Solarprojekte investiert. Vom Ausbau der Solarenergie verspricht sich das Land um bis zu 80Â % niedrigere Strompreise.
Es ist geplant, die Netze von Kenia und Ăthiopien durch eine 1.070 km lange Stromtrasse, die Kenya-Ethiopia Electricity Highway, zu verbinden. Es handelt sich um eine Hochspannungs-Gleichstrom-Leitung. 2019 befand sich die Leitung bereits in der Testphase.
In Kenia sind lediglich etwa 70 % der stĂ€dtischen und nur 48 % der lĂ€ndlichen Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser versorgt. Die kenianischen StĂ€dte Mombasa und Nairobi werden mit Wasser aus den Mzima Springs versorgt. Aus der Quelle von Mzima Springs im gröĂten Nationalpark Kenias sprudeln tĂ€glich 200 Millionen Liter Trinkwasser. Das Quellwasser stammt aus unterirdischen GĂ€ngen und wird durch das Lavagestein der Umgebung gefiltert.
Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen sieht in Kenia eine schwierige Lage fĂŒr die Pressefreiheit. Immer wieder gebe es Drohungen und Angriffe von Lokalpolitikern und Polizei auf investigativ arbeitende Journalisten. Somalische Exiljournalisten wĂŒrden von kenianischen Islamisten wie auch von offiziellen Sicherheitsbehörden drangsaliert. Ein weiteres Problem ist eine umstrittene Gesetzesreform aus dem Jahr 2013. Bei VerstöĂen gegen den Medienkodex drohen Journalisten seither ruinöse Geldstrafen und andere drastische Sanktionen, was zu Selbstzensur fĂŒhren kann.
Das Media Council of Kenya (MCK) grĂŒndete daraufhin am 2. Juni 2006 unter der Leitung des altgedienten Journalisten Mitch Odero einen Presserat (Ethics Team), um alle VorwĂŒrfe gegen die Presse selbst regeln zu können.
Mehrere kenianische Autoren sind weltweit bekannt, insbesondere NgĆ©gÄ© wa Thiongâo (* 1938), der 1964 mit Weep not Child bekannt wurde und als Literaturnobelpreiskandidat gilt. Zu den weiteren bekannten Schriftstellern zĂ€hlen Grace Ogot (1930â2015), Meja Mwangi (* 1948) und Binyavanga Wainaina (1971â2019).
Die meisten der kenianischen Museen, die ĂŒber das ganze Land verteilt liegen, werden von den National Museums of Kenya (NMK) verwaltet.
Weitere Museen werden von anderen Organisationen unterhalten, so das Railway Museum oder die National Archives.
Besonders Nairobi bietet hĂ€ufig nationale oder internationale Musik-, Tanz- und Akrobatik-Shows, sei es in groĂen Hotels, TheaterspielstĂ€tten, Schulen oder Kulturzentren. Dort treten unter anderem die Gonda Traditional Entertainers und die Original Zengala Band auf. Die bekanntesten Bands aus Kenia sind die Safari Sound Band und Them Mushrooms, die beide traditionelle Lieder auf Swahili in modernen Fassungen aufgenommen haben. Sie gehören zu den Vertretern des âHotelpopsâ, Bands, die in Hotels fĂŒr auslĂ€ndische Touristen musizieren.
Kenia hat eine reiche Chormusikszene mit einer starken Betonung auf religiösen Gesang. Einer der bekanntesten Chöre ist der Muungano National Choir unter der Leitung von Boniface Mganga, der unter anderem auch die bekannte kongolesische Missa Luba singt.
Bekannte kenianische SĂ€nger sind: Susan Awiyo, Merry Johnson, Alex und Merry Ominde, Kim4Love, Necessary Noize (SĂ€ngerin: Nazizi), Longombaz und Redsan, Juacali.
Ein landestypisches Musikgenre ist Gengetone, das sich aus dem Hip Hop entwickelt hat.
Das Theaterleben wird stark vom Schultheater geprĂ€gt. Jedes Jahr finden in den Distrikten, Provinzen und auf nationaler Ebene Wettbewerbe und Festivals statt. Die StĂŒcke, die sich um das Genre des Volkstheaters bewegen â und thematisch z. B. hĂ€ufig AIDS oder frĂŒhe Schwangerschaft aufgreifen â werden hĂ€ufig im Fernsehen gezeigt.
Klassische TheaterspielstÀtten gibt es wenige, so das Kenya National Theater, welches jedoch kein festes Ensemble hat, sondern nationalen und internationalen Truppen und Show-Events Raum bietet.
Bekanntere Theatergruppen sind Heartstrings Ensemble, Mbalamwezi Players, Tufani, Hearts Ablaze und Winds of Change. Bekannte Schauspieler sind Winnifred Gitao, Angel Waruinge, Antony Kinuthia und Benta Stephanie Ochieng. Mumbi Kaugwa ist zudem StĂŒckeschreiber und Regisseurin.
Die einzige feste Truppe mit eigener SpielstĂ€tte, meist Laien mit guter schauspielerischer QualitĂ€t, haben die Phoenix Players Theatre Company. Der Theaterraum befindet sich im Professional Centre in der Innenstadt Nairobis. Die Truppe ist unter seinem GrĂŒnder James Falkland 1984 aus dem kolonialen und von der Familie Maule betriebenen Donovan Maule Theater hervorgegangen, das im modernen Kenia nicht mehr lebensfĂ€hig war. Die Phoenix Players haben sich mit einem speziellen Programm dem Thema Anti-HIV gewidmet. Sie leben von ihren Mitgliedern und Spendern, kĂ€mpfen aber trotzdem stĂ€ndig um ihre Existenz.
Ansonsten bieten die Kulturzentren groĂer Nationen in Nairobi Theatergruppen und SĂ€le, in denen periodisch Theater gespielt wird, so im French Cultural Centre, dem Alliance française oder im Goethe-Institut.
Aufgrund dieser Bedingungen hat sich eine kleine, aber lebhafte Theaterszene entwickelt. Autoren wie Cajetan Boy oder Jimmy Makotsi schreiben moderne authentische StĂŒcke in Englisch oder Swahili.
Das Filmleben wird in den groĂen StĂ€dten vom US-amerikanischen Mainstream und von Bollywood (aufgrund der starken indischen Minderheit im Land) beherrscht. Gemeinsam organisieren das Alliance Française und das Goethe-Institut in Nairobi z. B. Kinderfilm-Festivals.
In Kenia wurden viele international ausgezeichnete Filme gedreht, z. B. Jenseits von Afrika (1986), Nirgendwo in Afrika (2001), Die weiĂe Massai (2004), Der ewige GĂ€rtner (2005) oder Afrika, mon amour (2007).
FĂŒr das Fernsehen, die Kenya Broadcasting Corporation (KBC), werden auch Filme im Land produziert, so z. B. Reflections oder Naliaka von Brutus Serucho.
Die öffentlichen Feiertage wurden in der Verfassung von 2010 neu festgelegt. Darin wurden Feiertage wie der 10. Oktober (Moi Day, zu Ehren des frĂŒheren PrĂ€sidenten Daniel arap Moi) gestrichen. Der 20. Oktober (Kenyatta Day, zu Ehren des ersten PrĂ€sidenten Jomo Kenyatta) wurde umbenannt in Mashujaa Day â ein Gedenktag fĂŒr alle Helden in der kenianischen Geschichte. Idd ul-Azha und Diwali gelten nur fĂŒr Angehörige der jeweiligen Glaubensrichtung als öffentliche Feiertage. Sollte ein öffentlicher Feiertag auf einen Sonntag fallen, wird der nĂ€chste darauf folgende Werktag zum Feiertag.
Zu bestimmten AnlÀssen werden immer wieder einzelne Tage zu Feiertagen erklÀrt; diese gelten jedoch nur in dem entsprechenden Jahr. Zum Beispiel wurde anlÀsslich des Wahlsieges von US-PrÀsident Barack Obama der 6. November 2008 als Obama Day zum Feiertag erklÀrt.
In Kenia werden mehrere Sportarten wie Cricket, Rallye, FuĂball, Rugby Union und Boxen ausgeĂŒbt, von denen einige ihren Ursprung im Vereinigten Königreich haben. Gemeinsam mit den afrikanischen Staaten Ăthiopien und Marokko stellt Kenia regelmĂ€Ăig die besten LangstreckenlĂ€ufer der Welt, insbesondere in den olympischen Disziplinen 5000-Meter-Lauf, 10.000-Meter-Lauf, dem Hindernislauf und dem Marathonlauf. Bei den olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro konnten kenianische Sportler zudem auch bei kĂŒrzeren Laufdistanzen (1500 m, 800 m und 400 m HĂŒrden) sowie im Speerwurf der MĂ€nner Medaillen gewinnen. WĂ€hrend die Grundlage fĂŒr den Langstreckenlauf meist schon in der Grundschule gelegt werden, weil die weiten Wege zur Schule gehend/laufend zurĂŒckgelegt werden, werden die besten Talente in gemeinsamen Trainingslagern entdeckt. Da die EinkommensverhĂ€ltnisse in Kenia begrenzt sind, dient vor allem der Langstreckenlauf als eine Einkommensgelegenheit. Seit der Initiierung von Title IX haben sich auch amerikanische Hochschulsportprogramme darauf spezialisiert, weiblichen LĂ€ufernachwuchs in Kenia zu rekrutieren. Im Vergleich zum europĂ€ischen Trainingssystem wird in Kenia hĂ€ufiger in groĂen Gruppen trainiert, wobei an Ort und Stelle eine Auswahl der besten erfolgt, weil (fast) jedes Training ein Ausscheidungsrennen ist. In der Laufkultur trifft sich die traditionelle Stammeskultur der Hirten der Savanne mit dem post-kolonialem LebensgefĂŒhl der unbegrenzten Möglichkeiten. Genetik, Tradition, Höhentraining und ein internationaler Markt fĂŒr Rennen im Dauerlauf begĂŒnstigen vor allem die LĂ€uferinnen und LĂ€ufer aus dem Rift Valley. Zu den bekanntesten Athleten gehören u. a. Kipchoge Keino, Ben Jipcho, Abel Kirui, Catherine Ndereba, Samuel Kamau Wanjiru, Wilson Kipsang und Eliud Kipchoge. Iten bietet ganzjĂ€hrig die Möglichkeit des Höhentrainings und gilt als âWelthauptstadt des Laufensâ.
FuĂball ist in Kenia die beliebteste Mannschaftssportart und die kenianische FuĂballnationalmannschaft trĂ€gt den Spitznamen Harambee Stars (Swahili fĂŒr: âLasst uns zusammenarbeitenâ). Die Mannschaft qualifizierte sich noch nicht fĂŒr eine FuĂball-Weltmeisterschaft. Man nahm bisher an sechs Afrika-Cups teil (1972, 1988, 1990, 1992, 2004 und 2019), erreichte jedoch noch nicht die K.O.-Phase.
Cricket ist in Kenia ebenfalls beliebt und die erfolgreichste Mannschaftssportart des Landes. Kenianische Spieler wurden in der Vergangenheit zusammen mit Spielern aus Tansania, Uganda und Sambia fĂŒr die Ostafrikanische Cricket-Nationalmannschaft berufen, die am ersten Cricket World Cup 1975 in England teilnahm. Die kenianische Cricket-Nationalmannschaft nahm zwischen 1996 und 2011 an jedem Cricket World Cup teil, seitdem scheiterte man jedoch in den Qualifikationen. Kenia war zusammen mit SĂŒdafrika und Simbabwe Co-Gastgeber des Cricket World Cups 2003, bei dem man das Halbfinale erreichte, dort jedoch gegen den spĂ€teren Vizeweltmeister Indien unterlag. Trotz den Erfolgen des Landes blieb Kenia weiterhin ein Associate Member des International Cricket Council und der Teststatus blieb ihnen verwehrt. Zuvor wurde bereits die ICC KnockOut 2000 in der Hauptstadt Nairobi ausgetragen.
Rugby erfreut sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit, vor allem dank der Erfolge der kenianischen Siebener-Rugby-Nationalmannschaft der letzten Jahre. Man nimmt regelmĂ€Ăig an der World Rugby Sevens Series teil; 2009 erreichte man den dritten Platz. Im Gegensatz dazu gelang es der kenianischen Rugby-Union-Nationalmannschaft (mit dem Spitznamen Simbas â Swahili fĂŒr: âLöwenâ) noch nicht, sich fĂŒr eine Rugby-Union-Weltmeisterschaft zu qualifizieren; bei der Rugby-Union-Afrikameisterschaft ist man dagegen regelmĂ€Ăiger Teilnehmer und gewann bisher zwei Turniere (2011 und 2013) und wurde viermal Vizeafrikameister. Wie im Cricket bestand im Rugby von 1950 bis 1982 mit der Ostafrikanischen Rugby-Union-Nationalmannschaft eine multinationale Mannschaft, fĂŒr die Spieler aus Kenia, Tansania und Uganda aufliefen.
Bekannte kenianische FuĂballspieler sind Victor Wanyama, der bei Tottenham Hotspur spielte, und McDonald Mariga.
Special Olympics Kenia wurde 1978 gegrĂŒndet und nahm mehrmals an Special Olympics Weltspielen teil.
Abk | Name | Lat N | Lat S | Lng W | Lng E | B | O |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Central | 0.121846 | -1.317215 | 36.198547 | 37.546597 | |||
Coast | 0.009223 | -4.678047 | 37.589832 | 41.526087 | |||
Eastern | 4.460594 | -3.075363 | 36.055489 | 39.489937 | |||
Nairobi | -1.139 | -1.417 | 36.676 | 37.132 | |||
North-Eastern | 4.285 | -2.078 | 38.665 | 41.885 | |||
Nyanza | 0.307 | -1.412 | 33.895 | 35.327 | |||
Rift Valley | 5.492 | -3.192 | 33.977 | 38.057 | |||
Western | 1.103 | -0.072 | 33.89 | 35.171 |