Guinea [giËneËa] (französisch La GuinĂ©e [giËne]) ist ein Staat in Westafrika, der (von Nordwesten aus im Uhrzeigersinn) an Guinea-Bissau, Senegal, Mali, die ElfenbeinkĂŒste, Liberia, Sierra Leone und den Atlantik grenzt. Die Hauptstadt von Guinea ist Conakry.
Die ehemalige französische Kolonie Guinea wurde am 2. Oktober 1958 unabhĂ€ngig. In seiner wechselhaften Geschichte erlitt Guinea viele MilitĂ€rputsche, zuletzt 2021. Die dadurch hervorgegangene aktuelle Regierung unter Mamady Doumbouya regiert wie auch die vorherigen Regierungen autoritĂ€r. Es kommt weiterhin regelmĂ€Ăig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte.
Neben dem benachbarten Guinea-Bissau gibt es noch einen weiteren Staat in Afrika mit dem Namen Guinea: Das weiter östlich zwischen Kamerun und Gabun gelegene Ăquatorialguinea. Jeweils nicht zu verwechseln mit den sĂŒdamerikanischen Guyanas (Guyana, Französisch-Guayana und NiederlĂ€ndisch-Guayana / Suriname).
Guinea befindet sich in Westafrika zwischen 7° und 12° nördlicher Breite und 8° und 15° westlicher LĂ€nge. Der Staat lĂ€sst sich in vier LandschaftsrĂ€ume einteilen (von Westen nach Osten): die KĂŒstenregion Niederguineas, das bergige Fouta Djallon oder Mittelguinea, das bis 1537 Meter hinaufreicht, das flachere Oberguinea und das hĂŒgelige Waldguinea. Insbesondere der Mittel- und SĂŒdostteil des Landes befindet sich auf der Oberguineaschwelle. Der Mont Nimba, der sich in Waldguinea, im Ă€uĂersten SĂŒdosten des Landes an der Grenze zur ElfenbeinkĂŒste befindet, ist mit 1752 Metern der höchste Berg beider Staaten. Das Naturschutzgebiet rund um den Mont Nimba steht seit 1982 auf der Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO. Die LandesflĂ€che von Guinea betrĂ€gt mit 245.857 kmÂČ ungefĂ€hr die FlĂ€che des Vereinigten Königreichs.
In Guinea herrscht tropisches Wechselklima mit regional unterschiedlich langen Regen- und Trockenzeiten. An der KĂŒste ist es feuchtheiĂ mit hohen NiederschlĂ€gen, östlich des Fouta-Djalon-Plateaus gehen die NiederschlĂ€ge zurĂŒck. Die NiederschlĂ€ge des westafrikanischen Monsuns fallen zwischen April und November mit tropischen Gewittern und heftigen StĂŒrmen; in den sĂŒdlichen Regenwaldgebieten beginnen sie meist schon im Februar. Der Höhepunkt des Monsuns wird im Juli und August erreicht. Von November bis April herrscht Trockenzeit. In dieser Zeit steht das Land unter dem Einfluss des Nord-Ost-Passats Harmattan aus der Sahara.
Die Temperaturen in Guinea betragen durchschnittlich 22 °C bis 32 °C, die Höchsttemperaturen liegen zwischen 28 und 35 °C. Im Fouta-Djalon-Plateau liegen die Tiefsttemperaturen im Winter bei 6 °C. In der Hauptstadt Conakry an der AtlantikkĂŒste herrscht unabhĂ€ngig von Regen- oder Trockenzeit Tag und Nacht eine fast gleichbleibende Temperatur zwischen 24 und 32 °C, der jĂ€hrliche Niederschlag in Conakry liegt bei mehr als 4.000 mm. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit (bis zu 98 Prozent) wird das Klima von Besuchern als schwĂŒl und sehr ermĂŒdend empfunden. Besonders ungĂŒnstig sind die Monate am Beginn und Ende der Regenzeit (Mai/Juni und Oktober/November) mit tropischen Gewittern, orkanartigen StĂŒrmen und RegengĂŒssen.
In Guinea entspringen einige bedeutende westafrikanische Ströme. Der Niger, sein Einzugsgebiet nimmt mit 97.780 kmÂČ knapp 40 % der LandesflĂ€che ein, und mehrere seiner ZuflĂŒsse vorwiegend in Waldguinea. Des Weiteren der Gambia und der Bafing, ein Quellfluss des Senegal im Fouta Djallon. Der SĂŒden des Landes entwĂ€ssert ĂŒber die Nachbarstaaten Sierra Leone, Liberia und ElfenbeinkĂŒste in dortige Flusssysteme in den Atlantik, der Westen ĂŒber entsprechende KĂŒstenflĂŒsse und Guinea-Bissau.
Die LebensrĂ€ume variieren von Mangroven an der AtlantikkĂŒste, den HochflĂ€chen des Tafellandes in Mittelguinea, dem Savannen-Grasland in Oberguinea und dem Regenwald im SĂŒdosten, in Waldguinea.
Im Jahr 2023 lebten 38 Prozent der Einwohner Guineas in StĂ€dten. Die gröĂten StĂ€dte sind (Stand Zensus 2014):
Guinea hatte 2022 13,9 Millionen Einwohner. Das jĂ€hrliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,4 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein GeburtenĂŒberschuss (Geburtenziffer: 33,9 pro 1000 Einwohner vs. Sterbeziffer: 9,9 pro 1000 Einwohner) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,3, die der Region West- und Zentral-Afrika betrug 4,9. Die Lebenserwartung der Einwohner Guineas ab der Geburt lag 2022 bei 59 Jahren. Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 17,7 Jahren. Im Jahr 2023 waren 41,2 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre, wĂ€hrend der Anteil der ĂŒber 64-JĂ€hrigen 3,3 Prozent der Bevölkerung betrug.
Die drei gröĂten ethnischen Gruppen â unter insgesamt mehr als 40 Völkern â sind inzwischen gröĂtenteils muslimisch:
Bei den kleineren Volksgruppen sind die Kpelle mit 7,8 %, die Kissi mit 6,2 %, die Loma mit 1,6 % die bekanntesten, sie wohnen mehrheitlich in Waldguinea und sind meistens AnhĂ€nger von traditionellen Religionen. AuĂerdem gibt es vor allem in den StĂ€dten libanesische Einwanderer, die ersten kamen schon vor mehr als 100 Jahren ins Land; sie beherrschen einen GroĂteil des Handels und des Hotelgewerbes. Im Jahre 2017 war 1 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Als in den NachbarlĂ€ndern Sierra Leone und Liberia BĂŒrgerkrieg herrschte, kamen aus diesen LĂ€ndern zahlreiche FlĂŒchtlinge nach Guinea. Noch heute sind es etwa 40.000 (Stand 2007).
UrsprĂŒnglich herrschten in Guinea verschiedene afrikanische Religionen vor, die von animistischen Vorstellungen geprĂ€gt waren und die auch heute noch vielfach praktiziert werden. Seit Jahrhunderten dominiert ein sunnitischer Islam, der vom Gelehrten al-GhazÄlÄ«, der Richtung der Malikiten und der Sufiorden der Qadiriya, SchÄdhilÄ«ya und TidschÄnÄ«ya geprĂ€gt ist. Von Arabien und Nordafrika her kamen muslimische HĂ€ndler, die dann das mittelalterliche Mali-Reich beherrschten, wozu auch ein Teil von Guinea gehörte. Das Bergland des Fouta Djallon wurde zum Zentrum und zur Hochburg dieses Glaubens und 1725 ein muslimischer theokratischer Staat. Von Pakistan her kam zudem im 19. Jahrhundert die Ahmadiyya-Bewegung ins Land. Sekou TourĂ©, der erste PrĂ€sident Guineas, versuchte, den Einfluss des Islams zu reduzieren. Als aber seine PopularitĂ€t abnahm, war er gezwungen, vermehrt muslimische Institutionen einzubeziehen, was sich auch im Bau der GroĂen Moschee in Conakry ausdrĂŒckte. Sie haben bis ins 21. Jahrhundert wesentlichen Einfluss auf Schulbildung, medizinische und soziale Einrichtungen und bestimmen Lebensweise und Kultur weitgehend mit.
1797 gab es erste BemĂŒhungen von evangelischen Missionaren der Scottish Missionary Society, einer schottischen Missionsgesellschaft, um den christlichen Glauben zu verkĂŒnden, die jedoch weitgehend fehlschlugen. 1804 bis 1818 war die anglikanische Church Missionary Society (CMS) tĂ€tig, wobei etwa dreiĂig Personen von ihnen an Gelbfieber erlagen. Reverend Leopold Butcher arbeitete am Rio Pongo. 1855 folgten die Missionare der SociĂ©tĂ© pour la Propagation de lâEvangile (SPL), die auch auf den Ăles de Los nachhaltig wirkten. Bis 1901 konnten neun anglikanische Kirchen errichtet werden, wobei diejenigen in Fotoba und in Kaloum noch im 21. Jahrhundert bestehen. 1877 wurde die erste katholische Gemeinschaft St. Joseph in Boffa ins Leben gerufen, die sich in den nĂ€chsten Jahrzehnten vor allem in der KĂŒstenregion ausbreiten konnte. Ab 1917 kam die amerikanische evangelische Missionsgesellschaft Christian and Missionary Alliance (CMA) ins Land und grĂŒndete erste Stationen in Oberguinea und 1919 eine evangelische Kirche in Baro. Von 1926 bis 1939 nahmen die KirchengrĂŒndungen in Waldguinea zu, danach wurden auch vermehrt Schulen ins Leben gerufen.
Verteilung der Religionszugehörigkeit: Muslime 85 %, ethnische Religionen 7 %, Christen 8 %.
Die christlichen Minderheiten (meist römisch-katholisch) haben ihre AnhÀnger vorwiegend in Conakry und in Waldguinea, davon:
Guinea und der Heilige Stuhl unterhalten diplomatische Beziehungen. Apostolischer Nuntius ist seit MĂ€rz 2019 Erzbischof Tymon Tytus Chmielecki.
In Guinea liegt die Analphabetenquote 2020 bei 58,8 %. ZurĂŒckzufĂŒhren ist dieser hohe Wert auf die durchschnittliche Schulbesuchsdauer der ĂŒber 25-JĂ€hrigen von gerade einmal 1,6 Jahren, die zu den niedrigsten weltweit zĂ€hlt. Die erwartete Schulbesuchsdauer der nachwachsenden Generation liegt dagegen bei 9,3 Jahren. Die Einschulungsrate liegt im Primarschulbereich bei etwa 50 %, im Sekundarbereich bei 10 % und im Hochschulbereich bei 1 %.
In Guinea gibt es fĂŒnf UniversitĂ€ten, drei in der Hauptstadt Conakry, eine in Kankan (mit einer AuĂenstelle in Faranah) und eine bei LabĂ©, an denen insgesamt etwa 35.000 Studenten eingeschrieben sind.
Neben der Amtssprache Französisch werden Fulfulde (Peulh, Fula), Malinke und Susu sowie weitere einheimische Sprachen gesprochen. Insgesamt sind acht offizielle Sprachen anerkannt, sechs davon sind auch Unterrichtssprachen. Die in Waldguinea und auch in Liberia ansĂ€ssigen Loma verfĂŒgen ĂŒber ein eigenes Schriftsystem.
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts. Dementsprechend schlecht ist die medizinische Versorgung. Im Jahr 2018 praktizierten in Guinea 2,2 Ărztinnen und Ărzte je 10.000 Einwohner. Die Sterblichkeit bei unter 5-jĂ€hrigen betrug 2022 96,0 pro 1000 Lebendgeburten. Die Lebenserwartung der Einwohner Guineas ab der Geburt lag 2022 bei 59 Jahren (Frauen: 60,2, MĂ€nner: 57,6).
Nach Angaben von UNICEF waren zwischen 2010 und 2018 97 % der Frauen und 45 % der MĂ€dchen an den Genitalien verstĂŒmmelt. Das ist eine der höchsten Raten der Welt.
Um das Jahr 900 wanderten aus Nordosten die Mandingue nach Guinea ein. Der Stamm der Soussou lieà sich in Niederguinea nieder, die weniger zahlreichen Malinké siedelten in Oberguinea. Die aus PygmÀenvölkern bestehende Urbevölkerung wurde vertrieben. 1726 entstand im Fouta Djallon, im heutigen Mittelguinea, die Fulbe-Theokratie. Sie endete 1905 mit der Deportation des letzten Königs von Labé, Alpha Yaya, nach Dahomey.
Ab 1850 begannen systematische Kolonisierungsversuche durch Frankreich, die auf zum Teil heftigen Widerstand stieĂen, vor allem im heutigen Oberguinea unter der FĂŒhrung von Samory TourĂ©. Nachdem Deutschland 1885 seine AnsprĂŒche auf KapitaĂŻ und Koba aufgegeben hatte, wurde das heutige Guinea 1892/93 als Teil Französisch-Westafrikas französische Kolonie. Noch wĂ€hrend der Kolonialzeit wurde das Frauenwahlrecht Gesetz: Entsprechend der Loi Lamine GuĂšye von 1946 hatten alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger bei Wahlen zum französischen Parlament und auch bei lokalen Wahlen ein Wahlrecht. Das passive Wahlrecht wurde in dem Gesetz nicht ausdrĂŒcklich erwĂ€hnt, war aber auch nicht ausgeschlossen. Bei den Wahlen zum Pariser Parlament gab es in Französisch-Westafrika, wozu Guinea gehörte, kein Zweiklassenwahlrecht wie in anderen französischen Kolonien, fĂŒr alle örtlichen Wahlen jedoch schon. 1956, noch unter französischer Verwaltung, wurde die loi-cadre Defferre eingefĂŒhrt, die das allgemeine Wahlrecht garantierte.
Am 28. September 1958 entschied Guinea sich in einer Volksabstimmung als einzige französische Kolonie in Afrika fĂŒr die vollstĂ€ndige UnabhĂ€ngigkeit. Am 2. Oktober 1958 folgte die Ausrufung der Ersten Republik mit Ahmed SĂ©kou TourĂ© als StaatsprĂ€sidenten; es kam zum Bruch mit Frankreich. Das Frauenwahlrecht wurde bestĂ€tigt. Im November 1958 nahm Guinea diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland auf. Im November 1970 erfolgten die portugiesische Landung in Guinea und ein Umsturzversuch von Exilguineern. Die Operação Mar Verde (âOperation GrĂŒnes Meerâ) scheiterte jedoch. Nach dem Tod Sekou TourĂ©s am 26. MĂ€rz 1984 ĂŒbernahm am 3. April 1984 der Oberst Lansana ContĂ© die Macht, gestĂŒtzt auf ein MilitĂ€rkomitee. Es kam zur Proklamation der Zweiten Republik.
Nach Ausbruch des BĂŒrgerkriegs 1990 in den NachbarlĂ€ndern Liberia und Sierra Leone kamen Tausende von FlĂŒchtlingen nach Guinea; zeitweise bis zu 700.000. Am 19. Dezember 1993 wurde in der ersten demokratischen PrĂ€sidentschaftswahl General Lansana ContĂ© als PrĂ€sident bestĂ€tigt. Es folgte die Ausrufung der 3. Republik im Januar 1994. In den darauf folgenden Jahren kam es zu AufstĂ€nden, die im Februar 1996 mit der Niederschlagung einer MilitĂ€rrevolte ihren Höhepunkt erreichten. Am 18. Dezember 1998 wurde PrĂ€sident Lansana ContĂ© mit 54 % der abgegebenen Stimmen fĂŒr weitere fĂŒnf Jahre im Amt bestĂ€tigt, wobei die Oppositionsparteien allerdings von massivem Wahlbetrug sprechen. Schon tags darauf wurden mehrere Oppositionspolitiker verhaftet. ContĂ© ernannte am 8. MĂ€rz 1999 den PrĂ€sidenten des Obersten Gerichtshofes, Lamine SidimĂ© vom âParti de lâunitĂ© et du progrĂšsâ (PUP), zum neuen Regierungschef.
Von September 2000 bis MĂ€rz 2001 wehrte Guinea Angriffe sierra-leonischer und liberianischer Rebellen auf das guineische Staatsgebiet ab. Infolge des BĂŒrgerkriegs in Sierra Leone hielten sich zeitweise bis zu 500.000 FlĂŒchtlinge aus Liberia und Sierra Leone in Guinea auf. Bei einem Gipfeltreffen der StaatsprĂ€sidenten von Guinea, Liberia und Sierra Leone in Rabat im Februar 2002 wurden Wege zur Beilegung des Regionalkonflikts erörtert. Im November 2001 wurden durch ein umstrittenes Referendum zur VerfassungsĂ€nderung u. a. die rechtlichen Voraussetzungen fĂŒr einen Verbleib von StaatsprĂ€sident Lansana ContĂ© im Amt ĂŒber 2003 hinaus geschaffen. Im Juni 2002 endeten die von wichtigen Oppositionsparteien boykottierten, nicht demokratisch verlaufenen Parlamentswahlen mit einem klaren Sieg der PrĂ€sidentenpartei PUP.
Der politische Stillstand unter ContĂ© zeigte seine Folgen. Nach einem Bericht von Transparency International vom November 2006 ist Guinea das korrupteste Land Afrikas. Horrende Preissteigerungen trieben die Bevölkerung unter FĂŒhrung der traditionell starken Gewerkschaften allein 2006 in drei gröĂere Generalstreiks. Schien bis dahin jeder auf das natĂŒrliche Ende der Regierung des greisen ContĂ© zu warten, welches sich durch seine von Diabetes und ĂŒbersteigertem Zigarettenkonsum stark angegriffene Gesundheit bereits lange abzeichnete, hatten sich die Gewerkschaften im Generalstreik im Januar und Februar 2007 die Absetzung ContĂ©s zum Ziel gesetzt. Proteste wurden von den SicherheitskrĂ€ften massiv unterdrĂŒckt, wobei mindestens 200 Menschen in den Auseinandersetzungen erschossen wurden. Zwischenzeitlich wurde auch das Kriegsrecht ausgerufen. Mitte Februar schlieĂlich stimmte der PrĂ€sident zu, einen Premierminister zu ernennen, mit dem auch die Gewerkschaften einverstanden waren.
Dem von Lansana KouyatĂ© gefĂŒhrten neuen Kabinett gehörte kein Minister der vorherigen Regierung von PrĂ€sident Lansana ContĂ© an. Die Opposition reagierte auf die Ernennung der Regierung vorsichtig optimistisch. Die Gesamtlage blieb jedoch weiterhin angespannt. FĂŒr Januar 2008 wurde die Fortsetzung des 2007 unterbrochenen Generalstreiks angekĂŒndigt â es wurde wieder gefordert, dass PrĂ€sident ContĂ© zurĂŒcktritt, da er entgegen einem im Februar 2007 geschlossenen Abkommen Entscheidungen traf, die nicht in seiner Befugnis lagen.
KouyatĂ© wurde im Mai 2008 abgesetzt. Im gleichen Monat kam es in Teilen der Armee zu Unruhen, die mit ausstehendem Sold begrĂŒndet wurden. Mitte Juni 2008 streikte die Polizei, woraufhin das MilitĂ€r zeitweise den Verkehr in Conakry regelte. Es kam zu Verhaftungen von Polizisten durch die Armee, in Medien war die Rede von toten Polizisten; wenige Tage spĂ€ter traten auch Lehrer und Ărzte in einen Streik. Am 20. Juni 2008 stellte PrĂ€sident ContĂ© die Liste des neuen Kabinetts vor. Unter den 34 Ministern und zwei GeneralsekretĂ€ren befanden sich erstmals Vertreter der Opposition.
Am 22. Dezember 2008 starb Guineas PrĂ€sident Lansana ContĂ© nach langer Krankheit. Unmittelbar danach verĂŒbte das MilitĂ€r einen Putsch. Der damalige Hauptmann Moussa Dadis Camara erklĂ€rte im staatlichen Rundfunk, die Regierung sowie andere Institutionen der Republik seien aufgelöst, die AktivitĂ€ten der Gewerkschaften wĂŒrden unterbunden und die Verfassung auĂer Kraft gesetzt; ein âKonsultativratâ bestehend aus Zivilisten und Armeeangehörigen werde demnĂ€chst eingesetzt. Guineas Verfassung sah vor, dass der ParlamentsprĂ€sident Aboubacar SomparĂ© die AmtsgeschĂ€fte als Nachfolger vom verstorbenen PrĂ€sidenten ĂŒbernehmen und innerhalb von 60 Tagen Parlamentswahlen organisieren sollte. Am 24. Dezember 2008 wurde ein Nationalrat fĂŒr Demokratie und Entwicklung gebildet, an dessen Spitze als Staatsoberhaupt Camara stand. Dieser Nationalrat sollte Guinea bis zu Neuwahlen regieren.
Am 3. Dezember 2009 wurde Camara bei einem Attentat schwer verletzt. Sein Stellvertreter SĂ©kouba KonatĂ© ĂŒbernahm die AmtsgeschĂ€fte, womit Camara faktisch entmachtet wurde. KonatĂ© setzte am 19. Januar 2010 den Oppositionspolitiker Jean-Marie DorĂ© als neuen Premierminister ein. Dieser sollte eine Ăbergangsregierung bilden und freie Wahlen innerhalb von sechs Monaten vorbereiten. Am 27. Juni 2010 wurde die erste Runde der PrĂ€sidentenwahlen durchgefĂŒhrt. Der Wahlgang verlief friedlich und wurde ersten Berichten zufolge als erste demokratische Wahl seit der UnabhĂ€ngigkeit des Landes eingestuft. Die Stichwahl zwischen dem ehemaligen Premierminister Cellou Dalein Diallo und dem langjĂ€hrigen OppositionsfĂŒhrer Alpha CondĂ© wurde allerdings mehrmals verschoben, zuletzt musste der fĂŒr den 19. September 2010 geplante Wahlgang aus organisatorischen GrĂŒnden abgesagt werden. Nachdem die Wahlkommission Guineas den Wahltermin fĂŒr den 10. Oktober 2010 festgelegt hatte, konnten die WĂ€hler erst am 7. November 2010 zu den Urnen gehen. Erst eine Woche nach den Wahlen und weiteren Unruhen in der Hauptstadt Conakry gab die Wahlkommission das Ergebnis bekannt. Alpha CondĂ© gewann mit 52,5 % der Stimmen gegen Diallo.
Am 5. September 2021 erklĂ€rte der Oberst Mamadi Doumbouya die Regierung fĂŒr abgelöst und die ihm unterstellten Soldaten nahmen Berichten zufolge den PrĂ€sidenten CondĂ© in Gewahrsam.
Nach der Verfassung von 1991 ist Guinea eine PrĂ€sidialrepublik. Der PrĂ€sident wurde nach einer VerfassungsĂ€nderung vom November 2001 fĂŒr eine Amtszeit von sieben Jahren (vorher fĂŒnf Jahre) direkt vom Volk gewĂ€hlt. Seit 2010 kann er bis zu zehn Jahren amtieren; eine Amtsperiode umfasst wieder fĂŒnf Jahre. 2020 wurde in einem Referendum eine VerfassungsĂ€nderung angenommen, die PrĂ€sident CondĂ© zwei weitere jeweils sechsjĂ€hrige Amtszeiten ermöglicht.
Das aus einer Kammer bestehende Parlament, die Nationalversammlung, setzt sich aus 114 Abgeordneten zusammen. Wichtigste Parteien sind Rassemblement du Peuple de Guinée (RPG), die Union des forces démocratiques de Guinée (UFDG) und die Union des forces républicaines (UFR).
Nach dem Tod von PrĂ€sident Lansana ContĂ© im Dezember 2008 wurde die Verfassung vom MilitĂ€r ausgesetzt und die Regierung abgelöst. 2010 ĂŒbernahm Alpha CondĂ© die PrĂ€sidentschaft. Die 2018 fĂ€llige Wahl wurde mehrfach verschoben und fand erst am 22. MĂ€rz 2020 statt. 2019 hatte CondĂ© eine VerfassungsĂ€nderung durchgesetzt, die es ihm erlaubte, zum dritten Mal bei der PrĂ€sidentschaftswahl zu kandidieren. CondĂ©s Partei RPG gewann 79 der 114 Mandate. Vier Mandate erhielt die Union dĂ©mocratique de GuinĂ©e, je drei das Mouvement populaire dĂ©mocratique de GuinĂ©e und die Nouvelles forces dĂ©mocratiques. 25 Sitze gingen an kleinere Parteien. Am 5. September 2021 putschte das MilitĂ€r und Alpha CondĂ© wurde gestĂŒrzt. Als neuer InterimsprĂ€sident wurde am 1. Oktober 2021 Mamady Doumbouya vereidigt. Neuer MinisterprĂ€sident wurde der ehemalige UNO-Beamte Mohamed Beavoguis. Doumbouya versprach, das Land zu stabilisieren und so bald als möglich Neuwahlen durchzufĂŒhren.
Guinea ist schon wenige Jahre nach der StaatsgrĂŒndung 1958 zu einer MilitĂ€rdiktatur geworden. Die heutige Verfassung bekennt sich formal zur Gewaltenteilung und fixiert allgemeine BĂŒrger- und Grundrechte, welche in der Praxis bisher allerdings kaum oder nur in AnsĂ€tzen realisiert sind.
Am 28. September 2009 kam es in Conakry zu einem Blutbad durch die MilitĂ€rregierung unter dem an der Offizierschule des Heeres in Dresden ausgebildeten MilitĂ€rdiktator Moussa Dadis Camara. UngefĂ€hr 50.000 Menschen demonstrierten an diesem Tag in einem Stadion der Hauptstadt gegen die MilitĂ€rfĂŒhrung des Landes. SicherheitskrĂ€fte schossen nach Augenzeugenberichten auf die Menschen. Bei der brutalen Niederschlagung der Demonstration sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen und örtlichen KrankenhĂ€usern mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen. Des Weiteren kam es im Laufe des Tages zu Massenvergewaltigungen an mindestens 100 Frauen durch Soldaten.
Am 22. Februar 2010 berichtete die ARD in der Sendung Fakt ĂŒber von Regierungssoldaten begangene GrĂ€ueltaten. Diese Soldaten seien in Deutschland bei der Bundeswehr ausgebildet worden, darunter auch die Hauptverantwortlichen. Nach Angaben von Fakt wurden zum damaligen Zeitpunkt immer noch Offiziere fĂŒr die Armee von Guinea in Deutschland ausgebildet. Die Ausbildung durch die Bundeswehr fĂŒr Guinea hatte 1965 begonnen. Laut Bundesverteidigungsministerium kooperierte die Bundeswehr auch noch im Jahre 2017 mit Guinea.
Das Land ist Mitglied der Afrikanischen Union und der Bewegung der Blockfreien Staaten, was die beiden GrundsĂ€tze der AuĂenpolitik, Blockfreiheit und panafrikanische Zusammenarbeit verdeutlichen. 2017 hatte Guinea durch seinen PrĂ€sidenten Alpha CondĂ© den Vorsitz der Afrikanischen Union inne. Im Vordergrund stehen fĂŒr Guinea die Beziehungen zu den NachbarlĂ€ndern in der westafrikanischen ECOWAS wegen der gemeinsamen Politik zum Beispiel bei Zoll- und Wirtschaftsfragen oder bezĂŒglich der Reise- und Bewegungsfreiheit der BĂŒrger. WĂ€hrend der BĂŒrgerkriege in den benachbarten Staaten Liberia, Sierra Leone und der ElfenbeinkĂŒste nahm Guinea ĂŒber eine Million FlĂŒchtlinge aus diesen Staaten auf, trotz der hohen wirtschaftlichen Kosten und der prekĂ€ren Situation im eigenen Land. Inzwischen sind die meisten dieser Personen wieder in ihre HeimatlĂ€nder zurĂŒckgekehrt. Um der im regionalen Umfeld weit verbreiteten InstabilitĂ€t entgegenzuwirken, beteiligt sich das Land an Aktionen zur politischen Stabilisierung der Nachbarstaaten. So stellte Guinea fĂŒr die Mission der Vereinten Nationen MINUSMA in Mali ein Bataillon Soldaten zur VerfĂŒgung, welches bereits mehrfach das Ziel von terroristischen AnschlĂ€gen war.
Bei den auĂerafrikanischen Beziehungen versucht das Land vor allem auslĂ€ndische Direktinvestitionen anzulocken und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit zu vertiefen. Das Land verfĂŒgt ĂŒber bedeutende Rohstoffvorkommen, was ihm trotz seiner Unterentwicklung wirtschaftliche AttraktivitĂ€t verschafft. LĂ€nder, mit denen traditionell eine enge Zusammenarbeit bei der Ausbeutung der Rohstoffe besteht, sind Kanada, Russland und die USA. In den letzten Jahren kam die Volksrepublik China hinzu, die stark in die Infrastruktur des Landes investiert und im Gegenzug Zugang zu den Ressourcen des Landes erhĂ€lt. Zudem dĂŒrften Chinesen inzwischen die gröĂte nicht-afrikanische auslĂ€ndische Gruppe in Guinea stellen. Wichtigster Partner sind allerdings weiterhin die Staaten der EuropĂ€ischen Union, die fĂŒr das Land der wichtigste Handelspartner und der wichtigste Geber von Entwicklungs- und Wirtschaftshilfen sind. Besonders hervorzuheben sind dabei die Beziehungen zu der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, mit der das Land seit der Wiederaufnahme der Beziehungen 1975 eine enge Partnerschaft eingegangen ist. Weitere europĂ€ische LĂ€nder mit einer eigenen Botschaft in Conakry sind Deutschland, das Vereinigte Königreich, Spanien, Italien und Belgien. Als Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung ist es Mitglied in der Organisation fĂŒr Islamische Zusammenarbeit und hat dementsprechend enge Beziehungen zu den LĂ€ndern der islamischen Welt. Besonders weit entwickelt wurden die diplomatischen Kontakte mit Marokko, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der TĂŒrkei.
Die regulĂ€ren StreitkrĂ€fte Guineas, die Forces armĂ©es guinĂ©ennes, sind etwa 9700 Mann stark. Dazu kommen 7500 Rekruten eines zweijĂ€hrigen Wehrdiensts. Trotz des Status als MilitĂ€rdiktatur sind weder die GröĂe noch das Budget der StreitkrĂ€fte im Vergleich mit anderen Staaten ĂŒberdurchschnittlich. Guinea gab 2017 knapp 2,3 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 127 Millionen US-Dollar fĂŒr seine StreitkrĂ€fte aus.
Geschichte Zwischen 1958 und 1984 wurde ein GroĂteil der Soldaten fĂŒr Entwicklungsaufgaben im Lande eingesetzt. Pioniere setzten StraĂen instand und bauten BrĂŒcken, das MilitĂ€r betrieb Fabriken, die auch fĂŒr den zivilen Bedarf produzierten. Neben der Armee bestand eine starke, nur mit Handfeuerwaffen ausgerĂŒstete Miliz. Nach dem Tode Sekou TourĂ©s wurde die Miliz in das Heer integriert. 1960 entsandte Guinea ein Bataillon zur Teilnahme an der ONUC-Mission in den Kongo. Die guineische Armee unterstĂŒtzte in den 1970er Jahren Befreiungsbewegungen in Afrika (ANC, PAIGC) durch Ausbildung, Logistik und direkte Kampfteilnahme. Im Rahmen der ECOMOG-Mission war Guinea nach Nigeria und Ghana der gröĂte Truppensteller, guineische Stabsoffiziere dienten dort in hohen FĂŒhrungsverwendungen. Seit 2000 erhĂ€lt Guinea US-MilitĂ€rhilfe, vor allem bei Ausbildung und Modernisierung der StreitkrĂ€fte. Die EuropĂ€ische Union verhĂ€ngte 2009 infolge eines Massakers an Oppositionellen ein Waffenembargo gegen Guinea.
LandstreitkrĂ€fte Guinea ist in vier MilitĂ€rregionen unterteilt â die 1. mit Stab in Kindia; die 2. mit Stab in LabĂ©; die 3. mit Stab in Kankan; die 4. mit Stab in NzĂ©rĂ©korĂ© sowie die Sonderzone Conakry mit Stab in der Alpha-Yaya-Kaserne. Das Heer Guineas ist in acht selbstĂ€ndigen Infanteriebataillonen im Land verteilt, in Conakry sind ein Panzerbataillon, der Stab eines Pionierbataillons und eine Artillerie-Abteilung mit Fla-Batterie stationiert, ebenso wie das Stabs- und Sicherstellungsbataillon. Vier Infanteriebataillone verfĂŒgen ĂŒber eine zusĂ€tzliche Kommando-Ausbildung, die restlichen sind Infanteriebataillone. Die vier Kompanien des Pionier-Bataillons sind den MilitĂ€rzonen zugeordnet. Das Heer verfĂŒgt ĂŒber Panzer der sowjetischen Typen T-34, T-54 und PT-76, SPz BMP-1, Geschosswerfer BM-27 und Fla-Raketenkomplexe 9K35 Strela-10.
LuftstreitkrĂ€fte und Marine Die 800 Mann starken LuftstreitkrĂ€fte des Landes verfĂŒgen ĂŒber drei MiG 21-Jagdflugzeuge, drei Mil Mi-24-Kampfhubschrauber, zwei Mil Mi-17-Mehrzweckhubschrauber und ĂŒber drei SA 330 Puma-Transporthubschrauber.
Die 400 Mann starke Marine (ArmĂ©e de Mer) verfĂŒgt ĂŒber Patrouillenboote, Torpedoschnellboote und Landungsschiffe.
Guinea ist in 8 Regionen und diese in 33 PrÀfekturen gegliedert, die Hauptstadt Conakry bildet dabei eine eigene Region ohne weitere Untergliederung. Unterhalb der PrÀfekturebene gliedert sich Guinea weiter in 341 UnterprÀfekturen.
Guinea gliedert sich zudem inoffiziell in vier geographisch definierte, so genannte Supraregionen, 30 Regionen und den Hauptstadtdistrikt. Hierbei besteht eine Unterteilung in die Regionen Niederguinea, Oberguinea, Fouta Djallon (Mittelguinea) und Waldguinea.
Die Wirtschaft Guineas ist noch heute durch die Misswirtschaft von TourĂ©, die bis in die 1980er andauerte, geschĂ€digt. Sie fĂŒhrte zum völligen Erliegen der Infrastruktur, auĂerdem waren die meisten Betriebe in Staatsbesitz. 1984 wurde damit begonnen, ein marktorientiertes Wechselkurssystem zu errichten und sĂ€mtliche Staatsbetriebe entweder zu privatisieren oder aufzulösen. Seit 2010 wird verstĂ€rkt in die Infrastruktur investiert. Als WĂ€hrung löste der Franc GuinĂ©en den von 1971 bis 1986 gĂŒltigen Syli ab. Der Ausbruch der Ebolafieber-Epidemie 2014 schadete jedoch der Wirtschaft des Landes erheblich. Dennoch wuchs die Wirtschaft 2015 um 0,4 %. Guinea nimmt allerdings auf dem Global Innovation Index, der 2016 die InnovationsfĂ€higkeit von insgesamt 128 Staaten bewertet hat, den vorletzten Platz ein. Im Index fĂŒr wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 169 von 180 LĂ€ndern.
Die wichtigsten Handelspartner Guineas sind die Volksrepublik China, die EuropĂ€ische Union, die USA und Russland. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fĂŒr 2017 wird auf 9,7 Milliarden US-Dollar geschĂ€tzt. In KaufkraftparitĂ€t betrĂ€gt das BIP 26,5 Milliarden US-Dollar oder 2040 US-Dollar je Einwohner. Das reale Wachstum betrug 9,7 %. Im gleichen Zeitraum betrug die Inflation rund 9 %.
Die Arbeitslosenquote wird 2017 mit nur 2,8 % angegeben, allerdings sind nahezu alle BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnisse informeller Natur und UnterbeschĂ€ftigung ist weit verbreitet. 2006 arbeiteten 76 % aller ArbeitskrĂ€fte in der Landwirtschaft. Die Gesamtzahl der BeschĂ€ftigten wird fĂŒr 2017 auf 5,6 Millionen geschĂ€tzt, davon 49,1 % Frauen, was einem der höchsten Anteile in der islamischen Welt entspricht.
Im Global Competitiveness Index, der die WettbewerbsfĂ€higkeit eines Landes misst, belegt Guinea Platz 119 von 137 LĂ€ndern (Stand 2017â2018). Im Ease of Doing Business Index 2018 der Weltbank belegt das Land Platz 153 von 190 LĂ€ndern.
Der Staatshaushalt umfasste 2017 Ausgaben von umgerechnet 1,748 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar gegenĂŒber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 0,5 % des BIP. Die Staatsverschuldung betrug 2023 knapp 38 % des BIP.
Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegte Guinea Platz 145 von 160 LÀndern. Das Land belegt damit im internationalen Vergleich einen der hintersten PlÀtze.
95 % des Personen- und Warentransports findet auf der StraĂe statt. Andere VerkehrstrĂ€ger spielen nur eine untergeordnete Rolle. Der StraĂenverkehr im Land gilt als Ă€uĂerst unsicher. 2013 kamen in Guinea insgesamt 27,3 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Wenn man die relativ niedrige Anzahl an motorisierten Fahrzeugen im Land bedenkt, gehört die Rate der Verkehrstoten zu den höchsten der Welt.
Das Wegenetz in Guinea umfasste 2003 ungefĂ€hr 44.350 Kilometer, wovon etwa zehn Prozent asphaltiert waren. Eine staatliche Quelle aus dem Jahr 2001 gibt eine GesamtlĂ€nge der StraĂen mit rund 35.000 Kilometern an, davon sollen knapp 10.000 Kilometer asphaltiert sein. Vielerorts hört der Asphalt abrupt auf, und viele StraĂen weisen zusĂ€tzlich Löcher, Risse und Auswaschungen auf, weil sie zu wenig stabil gebaut wurden oder ungenĂŒgend unterhalten werden. Zudem sind nicht alle Siedlungen mit Motorfahrzeugen erreichbar. WĂ€hrend der Regenzeit, die etwa von Mai bis Oktober dauert, sind nicht alle StraĂen und BrĂŒcken passierbar. Tankstellen gibt es nur in StĂ€dten, vor Ort wird Benzin ĂŒblicherweise in einlitrigen Glasflaschen angeboten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden von den Franzosen mehrere Bahnlinien zur ErschlieĂung des Landes geplant und gebaut. HauptstĂŒck war die so genannte Niger-Bahn, die auf einer mehr als 600 Kilometer langen Strecke Conakry mit Kankan verband. Von dort bestand eine Schiffsverbindung nach Bamako. Heute ist der Bahnverkehr fast vollstĂ€ndig eingestellt und nicht mehr befahrbar. Die Linie wird nur noch fĂŒr Treibstofftransporte bis Mamou verwendet.
Mit dem Bau der Trans-Guinea-Bahn soll der Transport von Eisenerz der 2002 entdeckten mutmaĂlich weltgröĂten LagerstĂ€tten am Simandou-HĂŒgel bei Moribadou in Waldguinea, im SĂŒden des Landes, zu einem (ebenfalls noch zu bauenden) Ăberseehafen ermöglicht werden. SchĂ€tzungsweise 2,4 Milliarden Tonnen des hochreinen Eisenerzes sollen in dem Gebiet abbaubar sein. Im Dezember 2023 gab die Firma Rio Tinto bekannt, ca. 6,2 Milliarden Dollar in den Ausbau der Mine, der Eisenbahn und Hafeninfrastruktur zu investieren. Die Bauarbeiten sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein; die Förderung 2025 beginnen.
Der Bau der mehr als 650 Kilometer langen Strecke sollte im Jahr 2007 beginnen. Es wurde eine Bauzeit von sechs bis sieben Jahren veranschlagt. Die Kosten wurden auf bis zu 17 Milliarden US-Dollar geschĂ€tzt. Der Bahnbau wurde vor allem durch den Preisverfall beim Eisen, die Ebolaepidemie und den Weiterverkauf der SchĂŒrfrechte der britischen Bergbaugesellschaft Rio Tinto Group 2016 verhindert.
2019 wurde der Bau einer 125 Kilometer langen Strecke zur Abfuhr von Bauxit beschlossen. Die Bahnlinie, die mehrere Bauxitminen mit dem Flusshafen Dapilon verbindet und die die Regionen Boké und Boffa durchquert, wurde im Juni 2021 eröffnet. Sie wird vom SMB-Winning Consortium betrieben, das aus vier Gesellschaften aus Guinea, Singapur und China besteht.
Der Seehafen von Conakry besitzt einen Containerumschlagplatz, mit einer GesamtspeicherkapazitĂ€t von etwa 8.000 TEU, eine Anlegestelle fĂŒr Erdöltanker und eine Verladestelle fĂŒr die mineralischen Rohstoffe. In Kamsar gibt es einen weiteren Hafen fĂŒr die Verschiffung von Bauxit.
Warenaustausch auf dem Wasserweg ist mit dem Nachbarland Mali nur etwa vier Monate lang pro Jahr möglich, die Boote fahren auf dem Niger ab Kouroussa und auf dem Milo ab Kankan. Exportiert werden auf diese Weise jĂ€hrlich rund 500 t (Getreide, NĂŒsse, Palmöl, Orangen, Erbsen). Die Importe aus Mali betragen etwa 1000 t jĂ€hrlich (Datteln, Mais, Hirse, frische Zwiebeln, ErdnĂŒsse, gerĂ€ucherter Fisch, handwerkliche Produkte).
Guinea besitzt 15 FlugplĂ€tze, vier weitere werden von den Bergbaugesellschaften betrieben. Die gröĂte Bedeutung hat der internationale Flughafen Conakry, von den anderen FlugplĂ€tzen gehen nur InlandsflĂŒge aus. In den Jahren 1994 bis 1998 wurden im Flughafen Conakry im Jahresdurchschnitt jeweils 250.000 Flugpassagiere gezĂ€hlt. Die benachbarten FlughĂ€fen Dakar und Abidjan hatten jeweils ein vierfach gröĂeres Passagieraufkommen. Die Luftfracht betrug im gleichen Zeitraum in Conakry durchschnittlich 4.700 Tonnen pro Jahr. Im Inlandsflugverkehr sank die Zahl der Passagiere im Jahr 1998 auf 12.500 Passagiere (nach einem Durchschnitt von 25.000 Passagieren in den Vorjahren). Inzwischen ist der regelmĂ€Ăige Inlandsverkehr, nachdem keine nationale Fluggesellschaft mehr existiert, komplett eingestellt.
Unter der Regierung von Sekou Touré wurde vor allem die traditionelle Musik gefördert und ist auch heute noch sehr populÀr. Die bekanntesten Tanzgruppen sind das Ballet Africain und das Ballet Djoliba, die beide auch in Europa auftreten. Nur weibliche Mitglieder (Musikerinnen und TÀnzerinnen) hat die Gruppe Les Amazones de Guinée. Internationale Bekanntheit erreichte unter anderem auch der guineische Griot-Musiker Mory Kanté.
Die Nationalfarben Guineas wurden nach dem Vorbild Frankreich als Trikolore angeordnet: Rot symbolisiert die Opfer, die das Volk in seinem Kampf fĂŒr die Freiheit gebracht hat, Gelb stellt die Sonne und die BodenschĂ€tze dar, GrĂŒn erinnert an die ĂŒppige Vegetation des Landes.
Wegen des hohen Anteils an Analphabeten spielt der Rundfunk, vor allem der Hörfunk, in Guinea eine wichtige Rolle bei der Information der Bevölkerung. Neben dem staatlichen Rundfunk Radio Télévision Guinéenne (RTG) gibt es auch private Anbieter sowie die Auslandsdienste der internationalen Sender.
Neben der staatlichen Tageszeitung Horoya (âFreiheitâ) gibt es mehrere privat betriebene WochenblĂ€tter und eine gröĂere Zahl an Online-Magazinen.
Die digitale Infrastruktur befindet sich im Aufbau. Ein Zugang zum Internet ist vor allem in den StÀdten und in deren nÀherem Umkreis gegeben. Das Festnetz wird von der Société des Télécommunications de Guinée (SOTELGUI) betrieben, wÀhrend das mobile Netz und der Internetzugang von mehreren Providern angeboten wird. Im Jahr 2020 nutzten 26 Prozent der Einwohner Guineas das Internet.
FuĂball ist der beliebteste Sport in Guinea. Viele junge Nachwuchstalente trainieren hart und hoffen darauf, entdeckt und gefördert zu werden, um in einem europĂ€ischen Club spielen zu können und so der Armut Guineas entfliehen zu können. Trotz fehlender internationaler Erfolge erfreut sich die Nationalmannschaft Guineas, âLe Sylli Nationalâ genannt, groĂer Beliebtheit. Die bekanntesten Spieler sind Kaba Diawara (frĂŒher bei Girondins Bordeaux und Olympique Marseille aktiv), Pascal Feindouno (AS Saint-Ătienne), Pablo Thiam (ehem. FC Bayern MĂŒnchen, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, 1. FC Köln), Ibrahima Yattara, Daouda Jabi von Trabzonspor und Naby Keita vom SV Werder Bremen sowie Titi Camara, frĂŒherer Publikumsliebling und Spieler beim Champions-League-Sieger FC Liverpool. Paul Labile Pogba (* 15. MĂ€rz 1993 in Lagny-sur-Marne) ist guineischer Abstammung und FuĂballspieler der Nationalmannschaft Frankreichs.
Special Olympics Guinea wurde 2018 gegrĂŒndet und nahm bereits an Special Olympics Weltspielen teil.
Abk | Name | O |
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Boke | ||
Conakry | ||
Faranah | ||
Kankan | ||
Kindia | ||
Labe | ||
Mamou | ||
Nzerekore |