Kansas [ËkĂŠnzÉs] ist ein im Mittleren Westen gelegener Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Sein Name leitet sich ab von dem Wort Kansa und bedeutet in der Sprache der Sioux âVolk des SĂŒdwindsâ. Kansas hat den Beinamen Sunflower State (Sonnenblumenstaat). Die Hauptstadt des landwirtschaftlich geprĂ€gten Bundesstaates ist Topeka.
Kansas grenzt im Norden an Nebraska, im Westen an Colorado, im SĂŒden an Oklahoma, im Osten an Missouri und nimmt in der Liste der flĂ€chenmĂ€Ăig gröĂten Bundesstaaten Platz 15 ein. Die Ost-West-Ausdehnung betrĂ€gt 640 Kilometer, die Nord-SĂŒd-Ausdehnung 336 Kilometer. Als geographisches Zentrum der 48 zusammenhĂ€ngenden Bundesstaaten (âcontiguous statesâ, ohne Alaska und Hawaii) der USA (genau in Osborne County) ist Kansas vom Pazifik wie vom Atlantik gleichermaĂen weit entfernt.
Die gröĂten FlĂŒsse sind Kansas River, Arkansas River, Republican River, Smoky Hill River und Missouri River, der die Nordostgrenze des Staates darstellt.
Die westlichen zwei Drittel von Kansas sind Teil der Central Great Plains, einer groĂen Ebene, die meist PrĂ€riegebiet ist und einst von groĂen BĂŒffelherden bewohnt war. Heute werden dort vor allem Rinder gezĂŒchtet und Weizen angebaut. Wegen der mĂ€Ăigen Niederschlagsmenge wird in der Landwirtschaft in der Regel kĂŒnstlich bewĂ€ssert. Das östliche Drittel des Staates ist hĂŒgelig, teils bewaldet und hat mehr Niederschlag. Höchster Punkt in Kansas ist der Mount Sunflower im Wallace County (1231 m). Die Hauptstadt von Kansas ist Topeka, die gröĂte Stadt ist Wichita.
Kansas gliedert sich in 105 Countys.
Kansas hat Kontinentalklima mit kalten Wintern, heiĂen Sommern und wenig Niederschlag. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge betrĂ€gt im Osten des Staates teilweise mehr als 1000 Millimeter, durchschnittlich pendelt sie sich jedoch bei ca. 750â1000 mm/Jahr ein. Der Westen des Bundesstaates ist wesentlich trockener. Dort liegt die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge bei ca. 400â500 mm. Die Temperaturen in Kansas können schnell wechseln, im Westen gibt es im Winter Blizzards, und der Staat ist Teil der Tornado Alley, dem Gebiet der USA, in dem es die meisten Tornados gibt. Kansas ist nach Florida und Oklahoma der Staat mit den meisten Tornados pro Jahr und FlĂ€che, die immer wieder schwere SchĂ€den anrichten und Todesopfer fordern. Im Jahre 1966 verwĂŒstete ein Tornado der höchsten Stufe F5 auf der Fujita-Skala Teile Topekas und tötete 17 Menschen, ein anderer F5-Tornado tötete 1955 in Udall sogar 83 Menschen. Im Jahre 2007 verwĂŒstete ein F5-Tornado in der Kleinstadt Greensburg (1500 Einwohner) ca. 95 % aller HĂ€user, trotz rechtzeitiger Vorwarnungen gab es elf Tote.
In Kansas leben 2.853.118 Einwohner (Stand: Census 1. April 2010), davon 83,8 % WeiĂe, 5,9 % Afroamerikaner, 2,4 % asiatische Amerikaner und 1,0 % Indianer. Hispanics oder Latinos machten unabhĂ€ngig von der Rasse 10,5 % aus. Laut American Community Survey von 2014 haben 786.373 Einwohner deutschstĂ€mmige Vorfahren. Mit etwa 27 % Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen die DeutschstĂ€mmigen somit die mit Abstand stĂ€rkste Bevölkerungsgruppe des Bundesstaates dar.
Die mitgliederstÀrksten Religionsgemeinschaften waren im Jahre 2000 die Katholische Kirche mit 405.844, die Evangelisch-methodistische Kirche mit 206.187 und die Southern Baptist Convention mit 101.696 AnhÀngern.
Die Hauptstadt des Bundesstaates ist Topeka, gröĂte Stadt jedoch Wichita.
Die in Kansas gelegene Stadt Kansas City ist von ihrer gleichnamigen Schwesterstadt im benachbarten Bundesstaat Missouri, die mit etwa 480.000 Einwohnern etwa die dreifache Einwohnerzahl hat, durch den Missouri River und die in Nord-SĂŒd-Richtung verlaufende State Line Road getrennt.
Der Anteil deutschstĂ€mmiger Einwohner liegt in Kansas mit 27 Prozent deutlich ĂŒber dem US-Durchschnitt von 14,4 Prozent. Der Anteil derjenigen Einwohner, deren Vorfahren eine VarietĂ€t des Deutschen sprachen, liegt noch höher, da auch Deutschsprecher aus Regionen einwanderten, die in den Statistiken nicht als âdeutschâ erfasst wurden. Dazu gehören Einwanderer aus Ăsterreich und dem Kaisertum Ăsterreich, der Schweiz, dem Elsass, aus Sprachinseln in Osteuropa, vor allem aus dem Wolga-Gebiet und der Bukowina, des Weiteren Pennsylvania German-Sprecher, die zuvor bereits in anderen Gegenden der USA gelebt hatten.
Deutschsprecher waren schon mit den ersten nicht-indianischen Siedlern nach Kansas gekommen. 115 in Deutschland geborene Siedler erscheinen in der VolkszĂ€hlung von 1855. Die gröĂte Zahl von Deutschsprechern wanderte zwischen 1870 und 1930 nach Kansas ein, als die Einwanderung von Deutschsprechern in die USA schon stark rĂŒcklĂ€ufig war. Mehrere tausend Mennoniten und die ersten Amische kamen in den 1870er Jahren an, als die Eisenbahnrouten nach Westen ausgebaut wurden und die Eisenbahngesellschaften Land verkauften. Besonders die Verladebahnhöfe fĂŒr Rinder am Chisholm Trail zogen Siedler an. So entstanden z. B. Abilene, in dessen NĂ€he Pennsylvania Dutch sprechende German Baptists siedelten, und Newton, um das sich die gröĂte Konzentration von Mennoniten westlich des Mississippi niederlieĂ. Die Mennoniten sprechen meist Plautdietsch, eine Variante des Niederdeutschen. Ebenfalls durch die Westerweiterung der Eisenbahnlinien erreichten Wolga- und Bukovinadeutsche die Gegend um Hays, die meist Varianten bayrischer oder PfĂ€lzische Dialekte sprechen. In den 1990er Jahren erlebte Kansas noch einmal eine kleinere Einwanderungswelle von Deutschsprechern. UngefĂ€hr 5000 Plautdietsch-sprechende Mennoniten aus Mexiko siedelten sich in SĂŒdwest-Kansas an (in der Gegend um Dodge City), da neu entstehende Schlachthöfe und fleischverarbeitende Betriebe ArbeitsplĂ€tze boten.
Zahlreiche Orte in Kansas wurden von deutschsprachigen Einwanderern gegrĂŒndet oder spĂ€ter mehrheitlich von ihnen bewohnt. Dazu gehören z. B. Eudora (Ost-Kansas), das vom Deutschen-Neusiedlungsverein gegrĂŒndet wurde, oder auch Hays (West-Kansas), das nach dem Zuzug vieler Russlanddeutscher wĂ€hrend des Eisenbahnbaus in den 1870er Jahren mehrheitlich Einwohner deutschsprachiger Herkunft hat und sich heute âHauptstadt der Deutschen in Kansasâ (German Capital of Kansas) nennt. Bei vielen Orten (siehe Liste der StĂ€dte in Kansas) kann man am Namen die deutschsprachige Herkunft der Siedler ablesen, so z. B.: Bern (berndeutsch), Hanover und Bremen (niederdeutsch) in Nordost-Kansas, Dresden (sĂ€chsisch) und Stuttgart (schwĂ€bisch) in Nordzentral-Kansas, Elbing (ostniederdeutsch) in SĂŒdwest-Kansas, oder Strassburg (alemannisch), von dem nur noch der Friedhof existiert. Auch andere Namen verraten einen deutschsprachigen Hintergrund, so die Russlanddeutschen-Siedlungen Liebenthal, Pfeifer und Schoenchen sĂŒdwestlich von Hays in West-Kansas, Humboldt in SĂŒdost-Kansas, das nach Alexander von Humboldt benannt wurde, und Windthorst in SĂŒdwest-Kansas, benannt nach dem römisch-katholischen Zentrums-Politiker Ludwig Windthorst (ein mittlerweile verlassener Ort, dessen katholische Kirche noch besteht). Der Ort Hollenberg am Oregon Trail in Nordost-Kansas wurde nach dem Niederdeutschen Gerat Hollenberg benannt, der die nahegelegene Stadt Hanover und eine Station des Pony Express grĂŒndete.
Fast ĂŒberall in den USA, wo sich viele Deutschsprecher ansiedelten, entstanden deutschsprachige Zeitungen, die meistens mit zunehmender Assimilation der Einwanderer verschwanden. In Kansas wurden ĂŒber 120 deutschsprachige Zeitungen ins Leben gerufen, wovon zwischen 1885 und 1910 mehr als fĂŒnfzehn im ganzen Bundesstaat erhĂ€ltlich waren. Eine der gröĂten und einflussreichsten war die in Atchison erscheinende Kansas Zeitung (laut Titel âEin Organ fĂŒr freies Wort, freien Boden und freie MĂ€nnerâ), die sich wĂ€hrend der Territorialzeit gegen die Sklaverei einsetzte und von dem Mitglied der New England Emigrant Aid Company Karl Friedrich Kob (auch: Charles Kob) herausgegeben wurde. Kob veröffentlichte auch einen Ratgeber fĂŒr Siedler in Kansas in deutscher Sprache (im Jahre 1857 unter dem Titel Wegweiser fĂŒr Ansiedler im Territorium Kansas).
Viele Siedler, die bereits in anderen Bundesstaaten gelebt hatten (z. B. Pennsylvania Dutch), hatten schon Englisch gelernt, bevor sie in Kansas siedelten und gaben dann ihren deutschen Dialekt bald auf, mit Ausnahme sich absondernder religiöser Gruppen wie konservative Amische und Mennoniten. Als generelle Tendenz lĂ€sst sich festhalten, dass Immigranten, die keiner dieser Gruppen angehörten, ihre deutschen Dialekte meist um die Zeit des Ersten Weltkrieges nicht mehr als Alltagssprache benutzten. Heute beherrschen keine oder nur noch Ă€ltere Sprecher diese Kategorie deutscher Dialekte. In Gruppen, in denen die deutschen Dialekte mit der religiösen IdentitĂ€t verknĂŒpft sind, wird die Sprache erhalten. Die konservativen Amische (Old Order Amish) und Mennoniten sprechen noch heute Pennsylvania Dutch oder Plautdietsch als Muttersprache und die Zahl der Amische in Kansas steigt an.
Nach der letzten Eiszeit entstanden die heutigen Graslandschaften und die WĂ€lder zogen sich in die FlusstĂ€ler zurĂŒck. Zwischen 10.000 und 9000 v. Chr. lassen sich die ersten palĂ€oindianischen Bewohner von Kansas nachweisen. Es war zu dieser Zeit kĂŒhler, auch wenn hier keine Gletscher bestanden, Mammuts und Mastodons verschwanden erst um 8000 v. Chr.
Dieser palĂ€oindianischen Periode folgte die Archaische Periode (7000 v. Chr. bis Christi Geburt). Um 5000 v. Chr. war die ErwĂ€rmung am stĂ€rksten, und die groĂen SĂ€ugetiere verschwanden. Die Bewohner stellten sich auf kleinere Tiere und einen höheren Anteil pflanzlicher Nahrung um. Zugleich wurden die Siedlungen dauerhafter, die Lebensweise ortsfester. Die wachsende Bevölkerung bediente sich neuer Mahltechniken, und um 3500 v. Chr. entstanden Tonobjekte. Auch der Atlatl, die Speerschleuder, verbreitete sich.
In der anschlieĂenden Woodland-Periode (bis etwa 1000) entwickelten sich weiter wachsende Gesellschaften mit höherer sozialer Differenzierung. Nun entstanden Tonwaren, wie Töpfe und KrĂŒge. Pfeil und Bogen verdrĂ€ngten den Atlatl. Aus dem SĂŒden wurde vor 1000 n. Chr. Maisanbau ĂŒbernommen. Besonders prĂ€gend wurde der Bau von Mounds, insbesondere im Osten und Norden von Kansas, zur Beisetzung von Angehörigen der Oberschichten. Dabei war vor allem die Hopewell-Kultur entlang des Missouri von groĂem Einfluss.
Zwischen 1000 und 1500 lebten die meisten Bewohner einerseits von der Bisonjagd, andererseits kultivierten sie Mais, KĂŒrbis und Bohnen, sammelten aber auch weiterhin WildfrĂŒchte und Wurzeln. Der Atlatl war immer weniger in Gebrauch. Die Tonverarbeitung wurde deutlich verbessert. Im Norden verbreiteten sich rechteckige ErdhĂ€user, wĂ€hrend im SĂŒden eher HĂ€user aus Gras und Lehm vorherrschten. Dabei wurden die Dörfer fast dauerhaft bewohnt, gleichzeitig wuchs die Bevölkerung weiter. Der Handel mit den Pueblo-Völkern im SĂŒdwesten nahm stark zu.
WĂ€hrend der protohistorischen Periode zwischen 1500 und 1800 erschienen europĂ€ische Artefakte. Die archĂ€ologischen FundstĂ€tten können nun mit heutigen StĂ€mmen, wie den Pawnee, Kansa, Wichita und Apachen in Verbindung gebracht werden. Weiterhin lebten die meisten Gruppen von Bisonjagd und Landwirtschaft, einige Gruppen neigten dabei allerdings stĂ€rker zum Nomadismus, wie etwa die Apachen im Westen. Die FundstĂ€tte El Cuartelejo geht vermutlich auf flĂŒchtige Pueblo-Indianer zurĂŒck, die aus New Mexico stammten. Sie ist die nordöstlichste FundstĂ€tte dieser Kultur. Auch spanische Artefakte, wie Kettenhemden, wurden in Kansas gefunden, wie etwa in den sogenannten Wichita grass lodge villages.
Der spanische Konquistador Francisco VĂĄsquez de Coronado erreichte 1541 als erster EuropĂ€er die Gegend. Die EuropĂ€er fĂŒhrten Pferde ein, was zur Zuwanderung nomadischer Indianer fĂŒhrte (u. a. Kansa, Wichita, Osage, Kiowa, Apachen, Comanche), die alteingesessene StĂ€mme verdrĂ€ngten.
Französische Entdecker und einige amerikanische Expeditionen besuchten das spÀtere Kansas, z. B. der französische Missionar Jacques Marquette und der Kartograph Louis Joliet um 1673. Franzosen bauten 1744 einen Handelsposten in Kansas, nahe Fort Leavenworth. 1803 wurde das Gebiet durch den Louisiana Purchase Eigentum der USA und die Lewis-und-Clark-Expedition reiste durch das Gebiet, 1806 auch die Pike-Expedition. Seit dieser Zeit versuchte die US-Regierung, Indianer in Land westlich des Mississippi, also auch nach Kansas umzusiedeln, was manche freiwillig taten, aber besonders ab dem Indian Removal Act von 1830 auch mit Druck und Gewalt durchgesetzt wurde. In dieser Zeit wurden StÀmme wie die Kickapoo, Sauk, Meskwaki, Shawnee, Ottawa, Iowa und Peoria nach Kansas verdrÀngt. Bis 1854 war Kansas nicht zur Besiedlung durch EuropÀer freigegeben, und einige Reservate existieren noch heute.
Die Zeit bis zur StaatsgrĂŒndung wurde als Bleeding Kansas (blutendes Kansas) bekannt. Am 30. Mai 1854 wurde der âKansas-Nebraska Actâ gesetzlich beschlossen. Damit wurden Nebraska und Kansas den Vereinigten Staaten als âTerritorienâ angeschlossen. Die Territorien gehörten zwar zu den USA, waren aber noch keine Bundesstaaten mit entsprechenden Rechten. Siedler erschlossen das Kansas Territory schnell, teils auf eigene Faust, teils mit Hilfe von Ansiedlungsgesellschaften (z. B. die New England Emigrant Aid Company, die mehrere StĂ€dte grĂŒndete). Die nicht-indianische Bevölkerung wuchs schnell, auf 140.000 im Jahre 1865 und auf eine Million im Jahre 1880. Das Leben im Kansas Territory war unsicher, da BefĂŒrworter und Gegner der Sklaverei (Abolitionisten) um die Mehrheit im zukĂŒnftigen Bundesstaat stritten und Guerillas ihr Unwesen trieben (vgl. Jayhawkers). Am 30. MĂ€rz 1855 fielen die âBorder Ruffiansâ (dt. ungefĂ€hr: âGrenz-Grobianeâ) von Missouri kommend in Kansas ein und erzwangen die Wahl einer sklavereifreundlichen Regierung. In der Folgezeit kam es immer wieder zu gewaltsamen ZusammenstöĂen, z. B. dem Ăberfall des Abolitionisten John Brown auf BefĂŒrworter der Sklaverei im Jahre 1856, bei dem er und seine Söhne mehrere Personen ermordeten. In der intensiven politischen Auseinandersetzung zwischen KrĂ€ften fĂŒr und gegen die Sklaverei wurden insgesamt vier VerfassungsentwĂŒrfe fĂŒr den zukĂŒnftigen Bundesstaat abgestimmt. Am 29. Januar 1861 wurde Kansas als 34. Staat in die Union aufgenommen, mit dem Verbot der Sklaverei in der Verfassung (als âFreestateâ).
Die Bevölkerung Kansas war u. a. wegen der Sklavenfrage im BĂŒrgerkrieg gespalten. Die UnionsbefĂŒrworter dominierten jedoch die Institutionen, sodass der Staat am Krieg auf Unionsseite teilnahm. WĂ€hrend des BĂŒrgerkrieges (1861â1865) kam es in Kansas nicht zu groĂen Schlachten, aber immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppen aus Kansas und Missouri. Der gröĂte Zwischenfall war das von dem SklavereibefĂŒrworter und GuerillafĂŒhrer William Clark Quantrill geleitete Massaker von Lawrence im Jahre 1863. MilitĂ€rische Aktionen gab es auch gegen Indianer, die bis wenige Jahre nach dem BĂŒrgerkrieg als Vergeltung gegen ihre Vertreibung und UnterdrĂŒckung Siedlungen und MilitĂ€rposten ĂŒberfielen. Anfang der 1870er Jahre hatte sich die Lage in Kansas stabilisiert, und der Ausbau der Eisenbahnlinien nach Westen begann. ZunĂ€chst wurden zahlreiche kleinere Eisenbahngesellschaften gegrĂŒndet (z. B. die Leavenworth, Pawnee, and Western), die kurze Bahnlinien im Osten bauten. Bald trieben aber auch gröĂere Gesellschaften die Bahnlinien durch den ganzen Bundesstaat nach Osten voran. Die Union Pacific Railroad baute zahlreiche Linien aus und kaufte 1880 auch die Kansas Pacific Railway auf. Die Atchison, Topeka and Santa Fe Railway baute eine Linie nach Colorado zwischen 1868 und 1873, die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad vollendete ihre Hauptlinie nach Osten 1880, die Missouri Pacific Railroad im Jahre 1890. Auch Verbindungen nach SĂŒden Richtung Golf von Mexiko wurden begonnen (z. B. durch die Missouri River, Fort Scott and Gulf). Ein wichtiges GeschĂ€ft fĂŒr die Anrainer der Eisenbahnlinien war das Verladen von Rindern, die aus Texas entlang des Chisholm Trails zum nĂ€chstgelegenen Bahnhof in Kansas getrieben wurden, um sie zu den MĂ€rkten im Norden und Osten zu transportieren. Der Bahnhof, der jeweils das nĂ€chstgelegene Ende der Eisenbahnstrecke bildete, entwickelte sich zur Boomtown, bis der Ausbau der Eisenbahnlinie eine gĂŒnstiger gelegene Stadt erreichte. Vor 1871 war Abilene der Haupt-Verladebahnhof, dann fĂŒr ein Jahr Newton weiter im Westen, spĂ€ter Ellsworth, aber auch Wichita und schlieĂlich Dodge City im SĂŒdwesten des Staates (1875 und 1885). Zu dieser Zeit wurde Dodge City die prototypische Cowboy-Stadt, die u. a. von den Revolverhelden Wyatt Earp, Doc Holliday, Bill Tilghman, Luke Short und Bat Masterson besucht wurde. Die Boom-Zeit endete mit dem Verbot der Einfuhr von Rindern nach Kansas im Jahre 1885.
Kansas beschloss im November 1880 als erster Bundesstaat den Ausschank alkoholischer GetrĂ€nke zu verbieten (Prohibition), das Verbot trat im Mai 1881 in Kraft. Offiziell galt das Alkoholverbot bis 1948, mit der Ausnahme von Bier mit niedrigem Alkoholgehalt, das seit 1937 verkauft werden durfte. Damit war Kansas auch einer der letzten Bundesstaaten, der das Ende der Prohibition auf Bundesebene (erfolgt durch den 21. Verfassungszusatz von 1933) in die Gesetze des Bundesstaates ĂŒbernahm. WĂ€hrend der 1880er und 1890er Jahre war in Kansas die Populist Party erfolgreich, die vor allem von Farmern im Mittleren Westen gewĂ€hlt wurde, die sich mehr UnterstĂŒtzung vom Staat wĂŒnschten. 1892 wurde der Kandidat der Populist Party, Lorenzo D. Lewelling (mit UnterstĂŒtzung der Demokraten) zum Gouverneur gewĂ€hlt und die Partei beherrschte den Senat von Kansas. Schon 1899 erlangte aber wieder ein Republikaner den Gouverneursposten.
Im Ersten Weltkrieg spielte Kansas keine besondere militĂ€rische Rolle, bildete aber in Camp Funston Soldaten aus. 2500 Kansans fielen im Ersten Weltkrieg, aber mehr als 5000 starben an der spanischen Grippe. Es wird vermutet, dass Kansas der Herkunftsstaat der spanischen Grippe war, die sich weltweit verbreitete. Soldaten, die aus der MilitĂ€rbasis Fort Riley an verschiedene KriegsschauplĂ€tze verlegt wurden, sollen einen Grippe-Erreger in die Welt getragen haben. Kansas wurde wie alle Bundesstaaten von der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre betroffen, die im Mittleren Westen auch noch mit einer DĂŒrre zusammenfiel. Die Trockenheit verursachte nicht nur Missernten, sondern auch StaubstĂŒrme, weswegen der Mittlere Westen auch Dust Bowl genannt wurde. Viele Farmer mussten zu dieser Zeit ihre Farmen aufgeben und verlieĂen Kansas.
Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche deutsche Kriegsgefangene in Kriegsgefangenenlager in Kansas interniert. Die gröĂten der insgesamt 14 Lager in Kansas zwischen 1943 und 1946 waren Camp Concordia und Camp Phillips. Durch die groĂe Entfernung von KĂŒsten und Landesgrenzen, aber auch aufgrund der guten Behandlung der Gefangenen gab es kaum Fluchtversuche. Die Gefangenen arbeiteten teils auf Farmen mit und manche schlossen Freundschaften mit Amerikanern. In einigen Gegenden mit Kriegsgefangenenlagern lebten deutschsprechende Amerikaner. Wirtschaftlich beeinflusste der Zweite Weltkrieg Kansas stark, da nun die Flugzeugindustrie wichtig wurde, die in der Gegend von Wichita heranwuchs. AuĂerdem wurde in Kansas Munition produziert und verstĂ€rkt Sojabohnen zur Sicherung der Nahrungsversorgung der USA angebaut.
In den 1950er Jahren erhielt Kansas zweimal eher indirekt landesweite Aufmerksamkeit. Der in Kansas aufgewachsene Dwight D. Eisenhower war 1953â1961 PrĂ€sident der Vereinigten Staaten und im Jahre 1955 erschien die Schulbehörde der Hauptstadt von Kansas, Topeka, als Beklagte vor dem Obersten Bundesgericht. Diese Klage gegen Rassentrennung in Schulen war eine Sammelklage, wurde aber unter dem Namen des in der Anklageschrift zuerst aufgefĂŒhrten KlĂ€gers aus Kansas als Brown et al. vs. Board of Education of Topeka bekannt. Nachdem die Klage durch mehrere Instanzen gegangen war, erklĂ€rte der Supreme Court die Rassentrennung in öffentlichen Schulen fĂŒr verfassungswidrig.
An der Wende zum 21. Jahrhundert machte Kansas Schlagzeilen im Rahmen der Debatte um die Rolle von Evolution im Schulunterricht. Nachdem in das staatliche School Board eine konservative Mehrheit gewĂ€hlt worden war, beschloss diese, 1999 alle Hinweise auf die Evolutionslehre aus dem Lehrplan zu streichen. Diese Regelung wurde jedoch schon im Jahr 2000 durch eine neue Mehrheit im School Board wieder abgeschafft. Ăhnliches wiederholte sich wenige Jahre spĂ€ter: 2004 kam es wieder zu einer konservativen Mehrheit im School Board, die eine öffentliche Anhörung zum Thema im nĂ€chsten Jahr ansetzte und 2006 neue Richtlinien fĂŒr den Biologieunterricht einfĂŒhrte, nach denen sowohl die Evolutionstheorie als auch andere ErklĂ€rungsmodelle gelehrt werden sollten. Die Mehrheit im Schoolboard wechselte allerdings wieder, und der Entschluss wurde wieder zurĂŒckgenommen. WĂ€hrend Kansas wegen dieser Debatte international Aufmerksamkeit erhielt, finden vergleichbare Debatten auch in anderen Bundesstaaten statt.
Unter Gouverneur Sam Brownback fĂŒhrte Kansas ab 2010 eine scharfe Sparpolitik ein. SteuersĂ€tze fĂŒr Unternehmen wurden gesenkt, bis auf Null fĂŒr Kleinbetriebe, die Einkommensteuer wurde soweit gesenkt wie nie zuvor. Die staatliche Verwaltung wurde reduziert und schrĂ€nkte ihre Leistungen ein. Im MĂ€rz 2017 erklĂ€rte das oberste Gericht von Kansas die Bildungsausgaben fĂŒr verfassungswidrig, weil zwingende Schulaufgaben nicht erfĂŒllt werden. Im Juni 2017 zwang eine republikanische Mehrheit in beiden HĂ€usern des Parlaments Brownback gegen sein zunĂ€chst eingelegtes Veto zu Steuererhöhungen von 1,2 Mrd. ĂŒber zwei Jahre.
Kansas, in den 1890er Jahren eine Hochburg von teilweise sozialistisch gefĂ€rbtem Agrarpopulismus, ist heute ein zuverlĂ€ssiger Teil der republikanischen Machtbasis zwischen Rocky Mountains und Mittlerem Westen. Das Staatsparlament in Kansas hat zwei Kammern (Senat und ReprĂ€sentantenhaus), die momentan beide stark republikanisch dominiert sind. Die beiden amtierenden Senatoren des Staates im US-Kongress sind die Republikaner Roger Marshall und Jerry Moran, wobei Moran der dienstĂ€ltere Senator ist. Auch drei der vier Abgeordneten im ReprĂ€sentantenhaus des 117. Kongresses gehören den Republikanern an wĂ€hrend der Bezirk von Kansas City den Demokraten gehört. Bis Januar 2011 stellte die Demokratische Partei mit Mark Parkinson den Gouverneur; er bewarb sich aber nicht um die Wiederwahl und wurde vom Republikaner Sam Brownback abgelöst. Nach dessen RĂŒcktritt ĂŒbernahm Jeff Colyer das Amt, dieser wurde im Januar 2019 von der Demokratin Laura Kelly abgelöst.
Bei den Wahlen des US-PrĂ€sidenten stellt Kansas sechs WahlmĂ€nner fĂŒr das Electoral College. Bei den PrĂ€sidentschaftswahlen 2004 dominierten in 103 der 105 Countys die Republikaner (Ausnahme waren Wyandotte County und Douglas County, 2008 zusĂ€tzlich noch Crawford County). 2004 erhielt der republikanische Kandidat George W. Bush 62 % aller Stimmen, der Demokrat John Kerry 36,62 %, der unabhĂ€ngige Kandidat Ralph Nader nur 0,79 %. Bei den PrĂ€sidentschaftswahlen 2008 kam der Republikaner John McCain auf 56,8 % der Stimmen, der Demokrat Barack Obama erzielte 41,4 % aller Stimmen, wobei sich zwei Extremwerte zeigten: im lĂ€ndlichen Westen des Bundesstaates stimmten teils 85 % der WĂ€hler fĂŒr John McCain und in den zwei demokratischen Hochburgen Douglas und Wyandotte County ungefĂ€hr 65 % fĂŒr Barack Obama. Beispiele fĂŒr den groĂen Anteil von WĂ€hlern mit kulturell konservativer Grundhaltung mag die Behandlung des Naturkundeunterrichts geben (siehe Geschichte â 21. Jahrhundert). AuĂerdem hat Kansas wie viele andere Bundesstaaten die gleichgeschlechtliche Ehe durch ein Amendment zur Staatsverfassung 2005 verboten. Die Gouverneurin hat 2008 den Neubau von Kohlekraftwerken unter Hinweis auf den Klimaschutz durch ein Veto blockiert.
Nach dem zeitweiligen Hinrichtungsstopp gab es ab 1976 in Kansas mehrere Versuche, die Todesstrafe wieder einzufĂŒhren. Entsprechende GesetzentwĂŒrfe scheiterten aber 1979, 1980, 1981 und 1985 am Veto des demokratischen Gouverneurs John W. Carlin. Erst ein fĂŒnfter Entwurf wurde 1994 durch die Zustimmung von Carlins Nachfolgerin und Parteikollegin Joan Finney wirksam. Kansas war damit der bislang vorletzte Bundesstaat, der die Todesstrafe wieder einfĂŒhrte. 2010 wurde im Senat von Kansas ein Gesetzentwurf, der die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslange Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung vorsah, mit nur einer Stimme Mehrheit abgelehnt. Im Januar 2016 sind zehn Menschen in Kansas zum Tode verurteilt worden. Bisher wurde kein HĂ€ftling hingerichtet. Der damalige US-Senator und spĂ€tere Gouverneur Sam Brownback sah 2007 die Todesstrafe kritisch. (âI am not a supporter of a death penalty, other than in cases where we cannot protect the society and have other lives at stake.â)
Kansas fĂŒhrte 1994 die Todesstrafe wieder ein. Allerdings fand seitdem (Stand: Februar 2020) keine Hinrichtung statt. Die letzte Hinrichtung war im Jahre 1965. Somit ist Kansas einer von zwei US-Bundesstaaten, die nach 1976 die Todesstrafe wieder einfĂŒhrten, aber seitdem noch keinen Gebrauch von ihr machten. Der andere US-Bundesstaat, New Hampshire, schaffte die Todesstrafe im Jahre 2019 wieder ab.
Die wichtigsten staatlichen Hochschulen sind die Kansas State University, die University of Kansas und die Wichita State University. Weitere UniversitÀten sind in der Liste der UniversitÀten in Kansas verzeichnet.
Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (engl. per capita real GDP) lag im Jahre 2016 bei 52.715 USD (nationaler Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: 57.118 USD; nationaler Rangplatz: 27). Die Arbeitslosenquote lag im November 2017 bei 3,5Â % (Landesdurchschnitt: 4,1Â %).
Wichtige Wirtschaftszweige sind
Kansas ist der gröĂte Weizenproduzent der USA (âBrotkorb der Nationâ), hat das gröĂte natĂŒrliche Erdgasfeld der Welt und ist zweitgröĂter Rindfleischproduzent der USA.
Nach dem Bundesstaat ist der Asteroid des mittleren HauptgĂŒrtels (3124) Kansas benannt.
Der Comicheld Superman (DC Comics), der vom fiktiven Planeten Krypton stammte, landete in den meisten Versionen der Comicgeschichten als SĂ€ugling im Ort Smallville in Kansas.