Die Extremadura (spanisch; extremadurisch EstremaĂșra; Fala und portugiesisch Estremadura) ist eine der 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens und liegt, an Portugal grenzend, im SĂŒdwesten des Landes. Extremadura umfasst die Provinzen CĂĄceres und Badajoz.
Der Name Extremadura stammt von extremos del Duero, was âjenseits des [Flusses] Dueroâ bedeutet.
Die Extremadura erstreckt sich ĂŒber 8,3 % der spanischen Landmasse, umfasst jedoch mit einer Bevölkerungsdichte von 25 Einwohnern pro kmÂČ nur 2,6 % der Einwohner Spaniens.
Die Bevölkerung (Einwohnerbezeichnung: extremeño, weiblich extremeña) verteilt sich auf 383 Gemeinden. Die einzige Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern ist Badajoz (150.000 Einwohner). Die nĂ€chstgröĂten StĂ€dte sind CĂĄceres (96.000 Einwohner) und die Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft, MĂ©rida (60.000 Einwohner). Etwa 57 % der Bevölkerung leben in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern.
Die regionale Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren verbessert und hat zwischen 1985 und 1999 schneller als andere Regionen in Spanien aufgeholt. Die Extremadura hat von den EU-KohÀsionsfonds profitiert und damit Projekte in den Bereichen Bildung, Sozialer Schutz und Wirtschaft gefördert.
Extremadura ist in zwei Provinzen mit insgesamt 388 Gemeinden (municipios) unterteilt:
Die Extremadura hat eine FlĂ€che von 41.634 kmÂČ und stellt damit 8,2 % der spanischen Landmasse. Sie ist gröĂer als die Schweiz, Belgien oder die Niederlande und die fĂŒnftgröĂte autonome Gemeinschaft Spaniens. Die Extremadura setzt sich zusammen aus der 19.868 kmÂČ groĂen Provinz CĂĄceres und der 21.766 kmÂČ groĂen Provinz Badajoz.
Der Ă€uĂerste Norden der Region ist bergig. Die westlichen AuslĂ€ufer des Zentralsystems der Iberischen Halbinsel bilden mehrere GebirgszĂŒge und TĂ€ler, die an die kastilische Sierra de Gredos anschlieĂen. Höchster Berg ist der Calvitero mit 2.399 m an der Grenze zur Provinz Salamanca. Diese Gebiete sind wasserreich und fruchtbar; bekannt sind die Kirschen aus dem Valle del Jerte oder Paprika aus der Region La Vera.
SĂŒdlich des Flusses Tajo beginnt trockeneres Land mit weiten Ebenen, das bekannt ist fĂŒr Weinbau (D.O. Ribera del Guadiana), aber vor allem fĂŒr seine Steineichenhaine (spanisch dehesas), in denen das schwarze Iberische Schwein (cerdo ibĂ©rico) gehalten wird, das sich hauptsĂ€chlich von Eicheln ernĂ€hrt. Die besondere Rasse und ErnĂ€hrung â beide unterliegen strengen Regelungen zum Schutz der Produktbezeichnung âibĂ©ricoâ â geben dem berĂŒhmten JamĂłn IbĂ©rico (luftgetrockneter Schinken) seinen besonderen Geschmack und seine hohe QualitĂ€t.
AuĂerdem leben hier noch viele seltene, vom Aussterben bedrohte Tiere wie z. B. der Pardelluchs, die GroĂtrappe, ein groĂer Bodenvogel, der dort auch das Wappentier darstellt, sowie der Kranich, der Schwarzstorch und auch der Wolf.
In der Region sĂŒdlich der FlĂŒsse Tajo und Ebro findet man neben Steineichen auch Korkeichen, deren Rinden in der portugiesischen Provinz Alentejo hauptsĂ€chlich zu Korken fĂŒr die Weinindustrie verarbeitet werden.
Durch die Extremadura flieĂt im Norden der Tajo und im SĂŒden der Guadiana.
Die Extremadura wird geprĂ€gt durch ein mediterranes Klima. Nur im Norden herrschen in der Bergregion kontinentale Wetterbedingungen, die eine klimatische Teilung der Region bewirken. Der Boden im Norden ist wasserreich und fruchtbar. In der Region sĂŒdlich des Tajo ist er trocken, was groĂflĂ€chige Areale mit fast unberĂŒhrter Natur entstehen lieĂ.
Ein derartiges Klima wird von milden, regenreichen Wintern und trockenen Sommern geprĂ€gt. Die Jahresdurchschnittstemperatur der Extremadura liegt bei 16â17 °C. Im Norden wird ein Jahres-Temperaturdurchschnitt von 13 °C erreicht, im SĂŒden hingegen betrĂ€gt er 18 °C.
Der Niederschlag in der Region liegt zwischen 450 und 500 mm im Jahr. Der Sommer bringt durchschnittliche Temperaturen um 26 °C mit sich, die bis auf 46 °C ansteigen können.
Die Extremadura leitet ihren Namen (âJenseits des Dueroâ) von der jahrhundertelangen Grenzlage des Duero wĂ€hrend der Reconquista ab, als der Duero ebenso wie in Portugal hinsichtlich der dortigen Estremadura die muslimische von der christlichen SphĂ€re trennte und mit der Bezeichnung Extremadura die jeweils von den Mauren oft auch nur vorĂŒbergehend zurĂŒckgewonnenen Gebiete bezeichnete.
Das Gebiet der Dolmen von AlcĂĄntara ist mit mehr als 35 Dolmen eine der megalithreichsten Regionen Spaniens. Seit ca. 1000 v. Chr. besiedelten der Stamm der Vettonen die Region. Ihnen folgten die Phönizier und Karthager und danach die Römer. Die Römer machten die Extremadura unter dem Namen Hispana Ulterior Lusitana zu einer wichtigen Handelsregion und grĂŒndeten die StĂ€dte Norba Caesarina, das heutige CĂĄceres, und Emerita Augusta, heute MĂ©rida.
Bis heute sind viele historische Bauwerke, vor allem der Römer, sehr gut erhalten, etwa AquĂ€dukte, Theater und Festungen. Nahe der portugiesischen Grenze befindet sich mit der BrĂŒcke von AlcĂĄntara ein herausragendes Zeugnis römischer Ingenieurskunst. Unter Ibn Marwan, der im 9. Jahrhundert Badajoz grĂŒndete, und unter den Aftasiden des 11. Jahrhunderts war die Extremadura ein maurisches Emirat.
Im Zuge der Reconquista (Beendigung der maurischen Herrschaft) nahm im Jahr 1230 König Alfons IX. von LeĂłn die Region fĂŒr Spanien in Besitz. Da die Extremadura wĂ€hrend der Reconquista gegen die Muslime sehr umkĂ€mpft und zudem relativ arm war, etablierte sich eine teils fanatische, christliche SöldnermentalitĂ€t einiger Bevölkerungsschichten. Das fĂŒhrte dazu, dass ein GroĂteil der Konquistadoren der Neuen Welt wie HernĂĄn CortĂ©s oder Francisco Pizarro aus der Extremadura-Provinz (insbesondere aus Trujillo und Jerez de los Caballeros) stammten, die die neue Welt fĂŒr das christliche Spanien in Besitz nehmen wollten. Der Titel der Extremadura, tierra de conquistadores y lusitanos rĂŒhrt daher.
Die GrĂŒndung der Autonomen Region Extremadura fĂ€llt in die Zeit der Demokratisierung Spaniens nach dem Tod Francos 1975. Nach den zweiten freien Parlamentswahlen von 1979 war es das bedeutendste Vorhaben der Regierung unter Adolfo SuĂĄrez als MinisterprĂ€sident, die Regionalisierung des bislang zentralistisch geprĂ€gten Staates voranzutreiben und in Gesetze zu gieĂen. Doch interne Streitigkeiten schwĂ€chten SuĂĄrezâ Partei UCD, die sich erst 1977 durch einen Zusammenschluss verschiedener kleiner Parteien gegrĂŒndet hatte und mit Adolfo SuĂĄrez den ersten MinisterprĂ€sidenten Spaniens nach dem Tod Francos gestellt hatte.
Die Autonomiefrage blieb zunĂ€chst ungelöst. Die internen Konflikte fĂŒhrten letztlich zum Auseinanderfallen der Regierungspartei UCD. Es wurden Neuwahlen anberaumt. Erst nach dem ĂŒberwĂ€ltigenden Sieg der sozialistischen Partei PSOE unter dem jungen Felipe GonzĂĄlez bei den vorgezogenen dritten Parlamentswahlen von 1982 erfuhr die Dezentralisierung und Regionalisierung Spaniens ihren entscheidenden Schub, der in die GrĂŒndung von 17 Autonomen Regionen zwischen 1979 und 1983 mĂŒndete. Die Extremadura wurde auf Grundlage des entsprechenden Gesetzes ley orgĂĄnica als eine der letzten Regionen am 26. Februar 1983 zur Autonomen Region erklĂ€rt.
Seitdem verfĂŒgt die Extremadura ĂŒber weitreichende politische Kompetenzen und bestimmt eigenverantwortlich etwa den StĂ€dtebau, den Umweltschutz, die Wirtschaftsförderung sowie Teile der Energiepolitik. Am 8. Mai 1983 fanden die ersten Parlamentswahlen statt, bei denen sich der gesamtspanische Erfolg der PSOE fortsetzte. Zum ersten MinisterprĂ€sident wĂ€hlte das Parlament am 8. Juni 1983 den Sozialisten und GonzĂĄlez-Freund Juan Carlos RodrĂguez Ibarra, der bis 2007 und damit 24 Jahre lang der Regierung der Extremadura vorstand. Ibarra war bereits Regierungschef der noch weitgehend von Madrid regierten Extremadura vor der ersten Parlamentswahl. Zum PrĂ€sidenten dieser Regierung, welche die erste freie Parlamentswahl der Extremadura vorzubereiten hatte, wurde er 1982 nur durch die Stimmen von zwei Mitgliedern der konkurrierenden UCD-Partei.
Die Extremadura ist wirtschaftlich vergleichsweise wenig entwickelt. Im Vergleich mit dem BIP der EU â ausgedrĂŒckt in Kaufkraftstandards â erreichte die Extremadura einen Index von 71 (EU-27:100) (2006). Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei 15.054 Euro, das sind nur 68Â % des spanischen Durchschnittes (ĂÂ =Â 22.152). Mit einem Wert von 0,847 belegt die Extremadura den letzten Platz unter den 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens im Index der menschlichen Entwicklung.
In den 2000er Jahren erlebte die Extremadura allerdings ein ĂŒberdurchschnittlich hohes wirtschaftliches Wachstum. Deshalb werden vor allem in Tourismus und Handel neue Möglichkeiten entwickelt, den Markt zu stĂ€rken und auszubauen. Besonders im Tourismus wuchs die Nachfrage erheblich an â der Anteil der Bevölkerung im Dienstleistungssektor betrĂ€gt inzwischen 57 % (2007). 2017 betrug die Arbeitslosenquote 26,3 % und gehörte zu den höchsten in der EU.
Neben dem Dienstleistungssektor gibt es in der Extremadura ungefÀhr 8.000 Industriebetriebe, hauptsÀchlich kleine und mittelstÀndische Unternehmen. Die wichtigsten Industriezweige sind Energie, Landwirtschaft, Kork, Stein, Schmuck, Textilien und Maschinenbau.
Des Weiteren wird in der Extremadura noch Landwirtschaft betrieben. Hier wird hauptsÀchlich auf chemiefreien Bioanbau gesetzt.
Ein wichtiger Handelspartner der Extremadura ist das angrenzende Nachbarland Portugal.
Im Energiesektor fĂŒhrte die Entwicklung und der Bau von Stauseen und Talsperren zu einer stabilen Nutzung der WasserelektrizitĂ€t. Es wird sogar mehr Energie produziert als fĂŒr die eigene Region notwendig wĂ€re. An der Nutzung von Biomassen-, Wind- und Sonnenenergie wird geforscht und entwickelt.
Die nördliche Region der Extremadura ist wasserreich und fruchtbar. Dortige landwirtschaftliche Produkte sind Kiwis, Feigen, Sonnenblumen, Kirschen, Paprika und Zitronen. Eine SpezialitÀt aus dem Norden ist Pimentón de la Vera, ein aromatisches Paprikapulver.
SĂŒdlich des Tajo beginnt das trockene Land. Hier, in der Dehesa, stehen viel Kork- und Steineichen, aus denen hauptsĂ€chlich Korken fĂŒr Weinflaschen hergestellt werden. Hier lebt das schwarze Iberische Schwein (cerdo ibĂ©rico), das sich hauptsĂ€chlich von Eicheln ernĂ€hrt. Es liefert den berĂŒhmten JamĂłn IbĂ©rico (luftgetrockneter Schinken). Auf den flachgrĂŒndigen, nĂ€hrstoffarmen Böden wird zudem Wein angebaut.
Die Autonome Gemeinschaft Extremadura besteht seit dem 26. Februar 1983. Sie verfĂŒgt ĂŒber folgende politische Organe: die gesetzgebende Versammlung, die Regierung und den PrĂ€sidenten der Autonomen Gemeinschaft, der dieser vorsteht:
Unidas por Extremadura: gemeinsame Liste von Podemos, IU, der grĂŒnen Partei Equo und der Regionalpartei Extremeños.
Im April 2002 hatte die Regierung beschlossen, die Software in Schulen und Behörden auf Linux und freie Software umzustellen, um durch Investitionen in die regionale Wirtschaft speziell den IT-Sektor zu stĂ€rken. Zu diesem Zweck wurde die eigene Distribution LinEx ins Leben gerufen, die seither geholfen hatte, Millionen einzusparen. Diese wurde aber im Januar 2012 nach der Ăbergabe an die Regierung in Madrid aufgegeben.
Im Jahr 2007 lebten in der Extremadura 1.088.728 Einwohner; das waren 2,6 % der spanischen Bevölkerung. Aufgrund ihrer GröĂe zĂ€hlt die Extremadura damit zu einem der am dĂŒnnsten besiedelten Gebiete Europas.
In der Extremadura leben 29.068 AuslĂ€nder. Damit hat die Extremadura einen AuslĂ€nderanteil von 2,67 %, der sich hauptsĂ€chlich aus BĂŒrgern kolumbianischer, brasilianischer, portugiesischer, marokkanischer, rumĂ€nischer und asiatischer Herkunft zusammensetzt.
Der Anteil der Bevölkerung ĂŒber 65 Jahre liegt in Badajoz bei 17â19 %, in CĂĄceres sogar zwischen 19 und 23 %. Der spanische Durchschnitt betrĂ€gt 16,62 %. (Zahlen von 2005)
Zwischen 1900 und 2000 verzeichnete die Extremadura ein Wachstum der Bevölkerung von 0 bis 50 %. Im Gegensatz dazu hatten Regionen wie Madrid oder Barcelona ein Bevölkerungswachstum von ĂŒber 300 %. Zwischen 1950 und 1981 ging die Bevölkerung der Region zwischen 0 und 20 % zurĂŒck. Erst ab 1981 stiegen die Zahlen wieder, mit Ausnahme von CĂĄceres. In Badajoz hingegen nahm die Bevölkerung zwischen 0 und 10 % zu.