Uttarakhand (Hindi à€à€€à„à€€à€°à€Ÿà€à€Łà„à€Ą UttarÄkhanáž [ÊttÊrÉËkʰÊÉłÉ]), bis 31. Dezember 2006 Uttaranchal (Hindi à€à€€à„à€€à€°à€Ÿà€à€à€Č UttarÄncal [ÊttÊrÉËnʧÊl]), ist ein indischer Bundesstaat mit einer FlĂ€che von 53.483 Quadratkilometern und etwa 10,1 Millionen Einwohnern (VolkszĂ€hlung 2011). Er wurde im Jahr 2000 nach einer vorangegangenen Massenbewegung (Uttarakhand-Bewegung), die in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt erlebte, durch Abspaltung von Uttar Pradesh gegrĂŒndet. Die Interims-Hauptstadt Uttarakhands ist Dehradun, die Amtssprache ist Hindi. Der Name Uttarakhand stammt aus dem Sanskrit und bedeutet ebenso wie der alte Name Uttaranchal ânördliche Gegendâ.
Uttarakhand liegt im Himalaya im Norden Indiens. Nachbarbundesstaaten sind Uttar Pradesh im SĂŒden und Himachal Pradesh im Nordwesten. Im Nordosten liegt die Grenze zu Tibet (Volksrepublik China), im Osten die zu Nepal. Mit einer FlĂ€che von 53.484 Quadratkilometern ist Uttaranchal etwas gröĂer als das deutsche Bundesland Niedersachsen.
Das Terrain Uttarakhands erstreckt sich von der Gangesebene im SĂŒden ĂŒber die AuslĂ€ufer des Himalaya bis ins Hochgebirge mit dem Nanda Devi (7816 m), dem höchsten vollstĂ€ndig auf seinem Territorium liegenden Berg Indiens. Der Bundesstaat Uttarakhand besteht aus den beiden Bergregionen Garhwal im Westen und Kumaon im Osten sowie aus einem schmalen Streifen der Gangesebene im SĂŒden. In den Bergen Garhwals befinden sich die als heilig verehrten Quellen der beiden FlĂŒsse Ganges und Yamuna.
Nach der indischen VolkszĂ€hlung 2011 hat Uttarakhand 10.086.292 Einwohner. Gemessen an der Einwohnerzahl steht Uttarakhand an 20. Stelle unter den 29 Bundesstaaten Indiens. Zwischen 2001 und 2011 wuchs die Einwohnerzahl um 19 Prozent und damit wenig schneller als im Landesmittel (18 Prozent). Wegen des gebirgigen Terrains ist Uttarakhand recht dĂŒnn besiedelt: Die Bevölkerungsdichte betrĂ€gt mit 189 Einwohnern pro Quadratkilometer nur die HĂ€lfte des gesamtindischen Durchschnitts von 382 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Bevölkerung ist dabei sehr ungleich verteilt: WĂ€hrend in dem in der Gangesebene gelegenen Distrikt Haridwar 801 Menschen auf einem Quadratkilometer leben, sind es im Hochgebirge im Distrikt Uttarkashi nur 41. Der gröĂte Teil der Bevölkerung Uttarakhands lebt auf dem Land: Der Urbanisierungsgrad betrĂ€gt 30 Prozent und entspricht damit fast genau dem Landesdurchschnitt von 31 Prozent. Das GeschlechterverhĂ€ltnis ist etwas weniger unausgeglichen als im Landesdurchschnitt: Auf 1000 MĂ€nner kommen in Uttarakhand 963 Frauen, wĂ€hrend der entsprechende Wert fĂŒr Gesamtindien 943 betrĂ€gt. Unter den 0- bis 6-jĂ€hrigen liegt das GeschlechterverhĂ€ltnis mit 890 aber unter dem indischen Durchschnitt von 919.
79 Prozent der Einwohner Uttarakhands können lesen und schreiben (MĂ€nner: 87 Prozent, Frauen: 70 Prozent). Die Alphabetisierungsrate liegt damit ĂŒber dem indischen Durchschnitt von 73 Prozent.
In den BergtĂ€lern des Nordens finden sich zahlreiche Mikrozivilisationen mit eigenen Sprachen und Kulturen. Die Religion der Hochgebirgsbewohner, die bis zur SchlieĂung der Grenze mehr nach Tibet als nach SĂŒden ausgerichtet waren, ist stark vom Buddhismus geprĂ€gt, enthĂ€lt aber auch hinduistische Elemente. Im Mittelgebirge leben vor allem Angehörige der höheren Kasten der Brahmanen und Rajputen. In der Ebene haben sich nach der UnabhĂ€ngigkeit Indiens 1947 Zuwanderer aus Bengalen und dem Panjab niedergelassen, denen es gelang, sich im Laufe der Jahre einiges an Grundbesitz anzueignen.
Die Hauptsprache Uttarakhands ist Hindi, die gröĂte Sprache Indiens. Die Bevölkerung des Bundesstaats ist sprachlich recht einheitlich. Es sprechen 8.992.114 Personen (89,15 % der Bevölkerung) Hindi-Sprachen und -Dialekte. Die meistgesprochene Hindi-VarietĂ€t ist Khari-Boli mit 4.373.951 Sprechern (43,37 % der Bevölkerung). Unter den Begriff Hindi fallen auch die Sprecher des Kumaoni (2011 2.011.286 Personen) und Garhwali (2011 2.322.406 Personen). Diese Regionalsprachen gehören zu einer Gruppe von im Himalaya-Gebiet verbreiteten Dialekten, die unter dem Begriff Pahari zusammengefasst werden. Sprachlich unterscheiden sich die Pahari-Dialekte hinreichend vom Standard-Hindi, um als eigene Sprachen klassifiziert werden zu können. Gleichwohl ist das Standard-Hindi Amts- und Bildungssprache in Uttarakhand und dient als Dachsprache fĂŒr die Pahari-Dialekte. In offiziellen Statistiken werden die Pahari-Dialekte zum Hindi gezĂ€hlt. Mit Jaunpuri gibt es eine weitere Hindi-Sprache mit mehr als 100.000 Muttersprachlern (135.698 Personen). Unter den Muslimen Uttarakhands ist teilweise Urdu, die muslimische Variante des Hindi mit knapp 4,22 Prozent (425.752 Personen) verbreitet. All diese Sprachen und Dialekte zusammen stammen von der Ursprache Hindustani ab.
Zuwanderungsbedingt gibt es kleinere Zahlen von Sprechern anderer Sprachen wie Panjabi (263.310 Personen), Bengali (150.933 Personen) und Nepali (106.399 Personen). Englisch mit nur 1385 Muttersprachlern in Uttarakhand ist wie in ganz Indien als Verkehrs- und Bildungssprache verbreitet.
Unter den Einwohnern Uttarakhands stellen Hindus nach der VolkszĂ€hlung 2011 mit 83 Prozent die groĂe Mehrheit. Insbesondere die Bergregionen Uttarakhands sind fast rein hinduistisch. Im Flachland lebt daneben eine gröĂere muslimische Minderheit. Insgesamt machen Muslime 14 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates aus. Daneben gibt es eine kleinere Minderheit von Sikhs (etwas ĂŒber 2 Prozent), die sich vor allem auf den Distrikt Udham Singh Nagar konzentriert.
Anglisierte, veraltete oder nichtoffizielle Bezeichnungen stehen in Klammern. Die Einwohnerzahlen sind auf dem Stand der VolkszÀhlung 2011.
Die Legislative des Bundesstaates Uttarakhand besteht aus einem Einkammernparlament, der Uttarakhand Legislative Assembly (à€à€€à„à€€à€°à€Ÿà€à€Łà„à€Ą à€”à€żà€§à€Ÿà€šà€žà€à€Ÿ UttarÄkhand VidhÄnasabha). 70 Abgeordnete des Parlaments werden alle fĂŒnf Jahre durch Direktwahl bestimmt. Ein weiterer Abgeordneter wird als Vertreter der anglo-indischen Minderheit vom Gouverneur ernannt. Das Parlament hat seinen Sitz in Dehradun. Uttarakhand stellt fĂŒnf Abgeordnete in der Lok Sabha, dem Unterhaus des indischen Parlaments, und drei in der Rajya Sabha, dem indischen Oberhaus.
Der Chief Minister (Regierungschef) Uttarakhands, wird vom Parlament gewÀhlt. An der Spitze des Bundesstaats steht jedoch der vom indischen PrÀsidenten ernannte Gouverneur (Governor). Seine Hauptaufgaben sind die Ernennung des Chief Ministers und dessen Beauftragung mit der Regierungsbildung.
Höchster Gerichtshof Uttarakhands ist der Uttarakhand High Court mit Sitz in Nainital.
Die stĂ€rksten Parteien in Uttarakhand sind der Indische Nationalkongress und die hindunationalistische Bharatiya Janata Party (BJP). Bei der Parlamentswahl 2012 gewann die Kongresspartei 32, die BJP 31 Wahlkreise. Ebenfalls im Parlament vertreten sind drei Abgeordnete der Bahujan Samaj Party (BSP), die ihre AnhĂ€ngerschaft vor allem unter den Dalits (Kastenlosen) hat, ein Abgeordneter der Regionalpartei Uttarakhand Kranti Dal (UKD) und drei UnabhĂ€ngige. Der Kongresspartei gelang es nach der Wahl, sich durch die UnterstĂŒtzung der drei unabhĂ€ngigen Abgeordneten und des Abgeordneten der Uttarakhand Kranti Dal eine Parlamentsmehrheit zu sichern. Chief Minister wurde danach Harish Rawat von der Kongresspartei. Die Parlamentswahl am 15. Februar 2017 wurde dagegen deutlich von der BJP gewonnen. Seit 18. MĂ€rz 2017 ist Trivendra Singh Rawat (BJP) Chief Minister von Uttarakhand.
Uttarakhand ist in zwei Divisionen und 13 Distrikte unterteilt. Die Division Garhwal umfasst die Distrikte Dehradun, Haridwar, Tehri Garhwal, Uttarkashi, Chamoli, Pauri Garhwal und Rudraprayag, wÀhrend zur Division Kumaon die Distrikte Almora, Bageshwar, Champawat, Nainital, Pithoragarh und Udham Singh Nagar gehören.
Distrikte Uttarakhands (Daten nach der VolkszÀhlung 2011):
Die Bevölkerung von Uttarakhand lebt hauptsĂ€chlich von der Landwirtschaft. Vor allem in höheren Regionen reichen die ErtrĂ€ge nur fĂŒr die Deckung des eigenen Bedarfs. Es werden Hirse, GemĂŒse, Kartoffeln, Ăpfel und in niedrigeren Lagen auch Reis angebaut. Eine wichtige Einnahmequelle stellt der Tourismus dar. Vor allem indische Pilger, aber auch westliche Touristen besuchen die heiligen Orte Rishikesh und Haridwar, sowie die als Chota Char Dham bekannten Tempel in Badrinath, Kedarnath, Yamunotri und Gangotri. Von den Briten gegrĂŒndete Bergorte wie Masuri (Mussoorie) oder Nainital bieten im Sommer reicheren Indern Zuflucht vor der Hitze der Ebene.
Mit einem Wert von 0,662 erreicht Uttarakhand 2015 den 13. Platz unter den 29 Bundesstaaten Indiens im Index der menschlichen Entwicklung.
Anders als im ĂŒbrigen Indien bilden in Uttarakhand Brahmanen und Rajputen die oberen Hauptkasten. Der Name der Rajputen-Kaste, die ansonsten Kshatriya genannt werden, verweist auf die historische Verbindung der zu ihr gehörenden Gruppen mit dem westlichen Indien (Rajputana). Nur etwa ein Zehntel so groĂ wie diese beiden Kasten zusammen ist nach einer SchĂ€tzung die Mitgliederzahl der niedrigkastigen Shilpkars, die auch ökonomisch am unteren Rand stehen. Die Shilpkars setzen sich aus mehreren Berufskasten zusammen, die durch ihre TĂ€tigkeiten klar abgegrenzt sind. WĂ€hrend alle gesellschaftlichen Schichten anlĂ€sslich von Festveranstaltungen TĂ€nze â meist innerhalb verwandter Kastengruppen â auffĂŒhren, gehören die professionellen Instrumentalisten der traditionellen Volksmusik festgelegten Musikerkasten an. Unter ihnen bilden die Bajgis (auch Auji) die gröĂte Gruppe. Die Bajgis sind fĂŒr die bei zeremoniellen Veranstaltungen im Freien wie private Hochzeiten und öffentliche religiöse Jahresfeste gespielten Musikinstrumente zustĂ€ndig. FĂŒr den Ablauf solcher Veranstaltungen ist stets ein Trommelpaar erforderlich, das aus der groĂen Fasstrommel dhol und der kleinen Kesseltrommel damau besteht. Als Melodieinstrumente kommen bei dörflichen Hochzeiten ĂŒblicherweise zwei Sackpfeifen mashak hinzu. An deren Stelle oder ergĂ€nzend werden gelegentlich eher zur stĂ€dtischen Unterhaltungsmusik gehörende Blechmusikkapellen engagiert. Eine zeremonielle Funktion, auch bei religiösen Ritualen, haben die gebogene Naturtrompete ranshringa und manchmal die gerade Langtrompete bhankora.
Eine zweite, kleinere und in ihrer Bedeutung zurĂŒckgehende Musikerkaste bilden die Beda (auch Baddi). Ihre Mitglieder haben sich auf die traditionelle Unterhaltungsmusik spezialisiert, die hauptsĂ€chlich auf den kleineren Fasstrommeln dholak (oder dholki) und dem indischen Harmonium gespielt wird. Beda betĂ€tigen sich darĂŒber hinaus als Akrobaten und sonstige Unterhalter. Bei einem auf ein religiöses Opferritual zurĂŒckgehenden dramatischen Ereignis zu Ehren der Göttin Devi lĂ€sst sich ein Beda an einem langen Seil von einem HĂŒgel in eine Schlucht gleiten.
Daneben gibt es professionelle Musiker, die keiner bestimmten Musikerkaste angehören, aber bei Zeremonien in geschlossenen RĂ€umen (PrivathĂ€usern) auftreten. Typisch fĂŒr die Region sind Besessenheitszeremonien (jagar), bei denen eine Gottheit angerufen wird, um vorĂŒbergehend von einer in der Mitte der Anwesenden tanzenden Person Besitz zu ergreifen. Der Leiter der Zeremonie rezitiert heilige Texte und spielt zugleich die Sanduhrtrommel daunr oder die Ă€hnliche Trommel hurka, sein Begleiter schlĂ€gt dazu den Messingteller thali.
Weitere Musikinstrumente, die in der nordindischen Volksmusik verbreitet sind und in den Regionalstilen von Uttarakhand verwendet werden, sind die Rahmentrommel mit Schellenkranz khanjari, die groĂe Kesseltrommel nagara (nageri, vgl. nagra), das Schneckenhorn, die Doppelblasinstrumente pungi und algoja, die Saiteninstrumente ektara und sarangi sowie als Schlagidiophone kartal und chimta.
Zur reichen, mĂŒndlich und schriftlich ĂŒberlieferten Volksliteratur gehören vor allem Adaptionen des auf Sanskrit verfassten Epos Mahabharata und ErzĂ€hlungen ĂŒber hinduistische Götter wie Nirankar, eine regionale Erscheinungsform von Shiva. Pandavalila ist ein Theaterspiel, das an groĂen Jahresfesten auf einem freien Platz (mandap) stattfindet, bei dem eine Episode aus dem im Mahabharata geschilderten Kampf zwischen den fĂŒnf Pandava-BrĂŒdern und den gegnerischen Kauravas inszeniert wird. Andere VolkstheaterstĂŒcke sind Ramlila, Krishnalila (ĂŒber den jugendlichen Krishna), Satya Harishchandra (ĂŒber den mythischen König Harishchandra), Bhakta Prahalad (ĂŒber den DĂ€mon Prahlada), die hĂ€ufig in den Genres Nautanki und Swang dargeboten werden. Pattar ist ein Spiel mit TĂ€nzen, Liedern, Musik und maskierten Darstellern.
Die traditionellen Gesangsformen werden in lange epische Balladen (gatha) und kĂŒrzere Volkslieder (lok-git) eingeteilt. Pawada (in Maharashtra powada) sind Heldenlieder, die von der Tapferkeit und dem Kampfesmut frĂŒherer Könige handeln.
Der bekannteste PopularmusiksĂ€nger aus der Region Garhwal ist Narendra Singh Negi (* 1949). Als Theaterleiter, Komponist und VolksliedsĂ€nger war Mohan Upreti (1928â1997) aus Kumaon bekannt. Weitere populĂ€re SĂ€nger aus Uttarakhand sind Chander Singh Rahi (1942â2016), die jagar-SĂ€ngerin Basanti Devi Bisht (* 1953) und Heera Singh Rana.
Einige der Traditionen aus Uttarakhand haben internationale WĂŒrdigung in der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit gefunden: